Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] auf die Mahlerey mit Oel- und Gummi-Farben/ auch in Schmelzwerk/ sonst Amaliren genant/ auch auf Silber/ Kupfer und Metall zu ätzen: hat/ durch eine große Mänge seiner zierlichen Inventionen in Historien/Poesien/ Landschaften und Grotesche-Zieraten/ sich sehr benahmet und berühmt gemacht/ und seine sonderbare Erfahrenheit in oberzehlten Wissenschaften bezeiget. Ist erst neulich und in diesem Jahr gestorben. W. Vailliant, Kunst-Mahler/W. Vailliant, nunmehr zu Amsterdam wonhaft/ aber sowol in Teutschland als in Holland berühmt/ übergabe sich erstlich dem Lobgerüchte/ durch seine gute Mahlerey von Historien und modernen Bildern/ auch Contrafäten: deren er/ bey dem letzten Wahl-Tag zu Frankfurt/ soviel gemacht/ daß er endlich genötiget wurde/ zu deren beschleunigung/ solche mit Schwarz und Weiß auf blau Papier in Lebens-Größe zu zeichnen. Auf solche weise/ hat er fast alle hohe anwesende Potentaten/ mit verwunderlicher Geschwindigkeit/ auch großer Zier und erweisnug preiswürdiger Kunst-Wissenschaft/ gecontrafätet. Er sammlete ihm daselbst ein gutes Stuck Geld/ befande sich auch ein Zeitlang bey Chur-Pfaltz.Aber die Kriegs-Unruhe selbiger Landen/ machte ihn nacher Amsterdamund Meister in der so-genannten Schwarzen Kunst/ gleichwie auch sein Bruder. gehen: allwo er noch wonhaft ist. Unter andern seinen Tugend-Werken/ begabe er sich auf das Kupfer-bilden/ das man die Schwarze Kunst nennet: welche Wissenschaft er/ und sein Bruder/ als der fast von gleich-guter Qualitet/ so hoch gebracht/ daß es in warheit nicht höher kan gebracht werden: maßen dergleichen seine Stücke bey Kunst-Liebhabern überallin Büchern zu sehen sind/ und theuer bezahlt werden. Blodeling, Kupferstecher zu Amsterdam.BLodeling, ist in dieser so-genannten Schwarzen Kunst auch sehr berühmt/ und darbey ein fürtrefflicher Kupferstecher/ dessen man billich unter den berühmtesten gedenket. Seine Werke zeigen des Meisters Lob/ mit deme der Zeit auch Amsterdam prangen kan. Melchior Bartel/ aus Sachsen/ Bildhauer.MElchior Bartel/ aus Sachsen bürtig/ beruhmseligte sein Vatterland durch seine Bildhauerey/ darinn er sich so trefflich erwiesen/ daß niemals der Orten seines gleichen/ in Substanz eine perfecte Statue zu bilden/ gesehen worden. Sein zierlicher Geist truge ihn auf den höchsten Grad dieser Kunst/ darinn er zu Rom und Venedig/ durch etliche und zwanzig Jahre/ sich erfahren gemacht.Er hinterließe alda viel Werke/ mit höchstem seinem Ruhm. Endlich begabe er sich wieder in sein Vatterland/ und lebte Tugendhaft/ neben seiner großen Wissenschaft. Wiewol aber an seinem Ort kein Mangel erschiene/ so ware ihm doch das Glück nicht günstig/ nach seinen Würden: deßwegen er schlechte Vergnügung hatte/ endlich erkrankte und starbe A. 1674 zu Dreßden mit Leidwesen aller derer/ die seine große Wissenschaft und Kunstgaben gekannt haben. [Spaltenumbruch]Peter Carl, Baukünstler zu Nürnberg.UNter allen Teutschen Architecten/ deren fürtreffliche Werke ihren Namen berühmt gemacht/ ist insonderheit zu benennen Peter Carl, Baukünstler zu Nürnberg: als welcher/ von Jugend auf/ viel Bauwerke glücklich geführet. Er ware geboren A. 1541 zu Helling/ einem Dorf/ unter Herrn Georg Erkingers von Lendersheim Gebiete. Ein Wol-Edler Magistrat, der Stadt Nürnberg verlangte zu seiner Zeit eine große Brucke/ in mitte der StadtSein Werk/ die Fleisch Brücke zu Nürnberg./ über den Pegnitz-Fluß/ und zwar nur eines Bogens/ und daß sie nicht zu hoch zu steigen wäre: und solches Werk wurde diesem Peter Carl einhellig anvertrauet. Dieses ware nun zwar ein schweres Begehren/ weil kein Platz vorhanden/ den Fluß/ bis das Fundament geleget würde/ beyseit- und abzuleiten/ und der alveus oder das Rinnsel all-schmal/ dannenhero der Fluß in der mitte nicht wol einzufangen ware. Dessen ungeacht/ hat Peter Carl das Werk übernommen/ und durch vernünftiges Nachsinnen zum Fundament gelangend/ ordentliche Pirsten/ theils gerad hineinwarts/ theils zur seite schreg geschlagen/ darauf den Rost gelegt und befestiget/ hernach zwischen den Rost hinein wiederum andere Pfäle eingeschlagen/ daß die Zahl groß und klein in 2123 bestanden/ und also ein sicheres wahres Fundament erhalten. Hierauf hat er den steinernen Boden gelegt/ und folgends zu dem großen Bogen/ um aufzumauren/ den hölzernen Pockstul aufgerichtet und dergestalt vernünftig befestiget/ daß/ wie der Brucken-bau von Quatersteinen darauf gemauert gewesen/ durch ausschlagung der hölzernen Nägel/ plötzlich auf einmal alles Gehölz des Pockstuls ins Wasser gefallen/ der Brucke schwerer Last aber/ mit schreckbarlichem Krachen/ das Werk um etliche Schuh hinunter gedruckt/ und in einander fäst gesetzet. Also ist das Werk glücklich in seine Form und Gewicht gerahten/ daß alles nach wunsch ein- und zugetroffen/ wie nun männiglich vor augen ist. Der damals durch Nürnberg nach Wien reisender Königlicher Spanischer Architectus des Escurials/ hat neben andern das Werk gerühmet/ und bekannt/ daß dieses die allerfürtrefflichste große Brucke eines Bogens in ganz Teutschland sey: in welche/ an kleinen und großen Stucken/ 14628 Steine sind vermanret worden. Auf dieser Fleischbrucke/ fande sich ein unformlicher Winkel gegen der Metzig oder dem Fleischerhaus: zu bezierung dessen/ wurde ein steinernes Portal aufgemauret/ und auf solchen in Lebensgröße ein ligender Ochs in Stein gebildet/ dessen Gewicht 30 Centner weniger 24 Pfünd befunden worden. Seine Arbeit an dem großen Thurn und Saal/ in der Churfürstl. Residenz zu Heidelberg. Ein gleiches Lob hat er erhalten/ an dem grossen runden Thurn der Chur-Pfälzischen Residenz zu Heydelberg/ in welchem die in mitte des Saals gestandene viereckichte Seule den Dachstul nicht mehr ertragen konte/ und/ nach meinung der Churfürstl. Baumeistere/ kein ander Mittel vorhanden war/ als daß dieser schöner Bau solte abgetragen werden. Weil aber S. Churfürstl. Durchl. hierzu sich nicht verstehen wollen/ als haben Sie A. 1616 Peter Carln expresse zu sich beruffen/ und ihn dieserwegen um Raht ersuchet: der dann/ nicht allein [Spaltenumbruch] auf die Mahlerey mit Oel- und Gummi-Farben/ auch in Schmelzwerk/ sonst Amaliren genant/ auch auf Silber/ Kupfer und Metall zu ätzen: hat/ durch eine große Mänge seiner zierlichen Inventionen in Historien/Poësien/ Landschaften und Grotesche-Zieraten/ sich sehr benahmet und berühmt gemacht/ und seine sonderbare Erfahrenheit in oberzehlten Wissenschaften bezeiget. Ist erst neulich und in diesem Jahr gestorben. W. Vailliant, Kunst-Mahler/W. Vailliant, nunmehr zu Amsterdam wonhaft/ aber sowol in Teutschland als in Holland berühmt/ übergabe sich erstlich dem Lobgerüchte/ durch seine gute Mahlerey von Historien und modernen Bildern/ auch Contrafäten: deren er/ bey dem letzten Wahl-Tag zu Frankfurt/ soviel gemacht/ daß er endlich genötiget wurde/ zu deren beschleunigung/ solche mit Schwarz und Weiß auf blau Papier in Lebens-Größe zu zeichnen. Auf solche weise/ hat er fast alle hohe anwesende Potentaten/ mit verwunderlicher Geschwindigkeit/ auch großer Zier und erweisnug preiswürdiger Kunst-Wissenschaft/ gecontrafätet. Er sammlete ihm daselbst ein gutes Stuck Geld/ befande sich auch ein Zeitlang bey Chur-Pfaltz.Aber die Kriegs-Unruhe selbiger Landen/ machte ihn nacher Amsterdamund Meister in der so-genannten Schwarzen Kunst/ gleichwie auch sein Bruder. gehen: allwo er noch wonhaft ist. Unter andern seinen Tugend-Werken/ begabe er sich auf das Kupfer-bilden/ das man die Schwarze Kunst nennet: welche Wissenschaft er/ und sein Bruder/ als der fast von gleich-guter Qualitet/ so hoch gebracht/ daß es in warheit nicht höher kan gebracht werden: maßen dergleichen seine Stücke bey Kunst-Liebhabern überallin Büchern zu sehen sind/ und theuer bezahlt werden. Blodeling, Kupferstecher zu Amsterdam.BLodeling, ist in dieser so-genannten Schwarzen Kunst auch sehr berühmt/ und darbey ein fürtrefflicher Kupferstecher/ dessen man billich unter den berühmtesten gedenket. Seine Werke zeigen des Meisters Lob/ mit deme der Zeit auch Amsterdam prangen kan. Melchior Bartel/ aus Sachsen/ Bildhauer.MElchior Bartel/ aus Sachsen bürtig/ beruhmseligte sein Vatterland durch seine Bildhauerey/ darinn er sich so trefflich erwiesen/ daß niemals der Orten seines gleichen/ in Substanz eine perfecte Statue zu bilden/ gesehen worden. Sein zierlicher Geist truge ihn auf den höchsten Grad dieser Kunst/ darinn er zu Rom und Venedig/ durch etliche und zwanzig Jahre/ sich erfahren gemacht.Er hinterließe alda viel Werke/ mit höchstem seinem Ruhm. Endlich begabe er sich wieder in sein Vatterland/ und lebte Tugendhaft/ neben seiner großen Wissenschaft. Wiewol aber an seinem Ort kein Mangel erschiene/ so ware ihm doch das Glück nicht günstig/ nach seinen Würden: deßwegen er schlechte Vergnügung hatte/ endlich erkrankte und starbe A. 1674 zu Dreßden mit Leidwesen aller derer/ die seine große Wissenschaft und Kunstgaben gekannt haben. [Spaltenumbruch]Peter Carl, Baukünstler zu Nürnberg.UNter allen Teutschen Architecten/ deren fürtreffliche Werke ihren Namen berühmt gemacht/ ist insonderheit zu benennen Peter Carl, Baukünstler zu Nürnberg: als welcher/ von Jugend auf/ viel Bauwerke glücklich geführet. Er ware geboren A. 1541 zu Helling/ einem Dorf/ unter Herrn Georg Erkingers von Lendersheim Gebiete. Ein Wol-Edler Magistrat, der Stadt Nürnberg verlangte zu seiner Zeit eine große Brucke/ in mitte der StadtSein Werk/ die Fleisch Brücke zu Nürnberg./ über den Pegnitz-Fluß/ und zwar nur eines Bogens/ und daß sie nicht zu hoch zu steigen wäre: und solches Werk wurde diesem Peter Carl einhellig anvertrauet. Dieses ware nun zwar ein schweres Begehren/ weil kein Platz vorhanden/ den Fluß/ bis das Fundament geleget würde/ beyseit- und abzuleiten/ und der alveus oder das Rinnsel all-schmal/ dannenhero der Fluß in der mitte nicht wol einzufangen ware. Dessen ungeacht/ hat Peter Carl das Werk übernommen/ und durch vernünftiges Nachsinnen zum Fundament gelangend/ ordentliche Pirsten/ theils gerad hineinwarts/ theils zur seite schreg geschlagen/ darauf den Rost gelegt und befestiget/ hernach zwischen den Rost hinein wiederum andere Pfäle eingeschlagen/ daß die Zahl groß und klein in 2123 bestanden/ und also ein sicheres wahres Fundament erhalten. Hierauf hat er den steinernen Boden gelegt/ und folgends zu dem großen Bogen/ um aufzumauren/ den hölzernen Pockstul aufgerichtet und dergestalt vernünftig befestiget/ daß/ wie der Brucken-bau von Quatersteinen darauf gemauert gewesen/ durch ausschlagung der hölzernen Nägel/ plötzlich auf einmal alles Gehölz des Pockstuls ins Wasser gefallen/ der Brucke schwerer Last aber/ mit schreckbarlichem Krachen/ das Werk um etliche Schuh hinunter gedruckt/ und in einander fäst gesetzet. Also ist das Werk glücklich in seine Form und Gewicht gerahten/ daß alles nach wunsch ein- und zugetroffen/ wie nun männiglich vor augen ist. Der damals durch Nürnberg nach Wien reisender Königlicher Spanischer Architectus des Escurials/ hat neben andern das Werk gerühmet/ und bekannt/ daß dieses die allerfürtrefflichste große Brucke eines Bogens in ganz Teutschland sey: in welche/ an kleinen und großen Stucken/ 14628 Steine sind vermanret worden. Auf dieser Fleischbrucke/ fande sich ein unformlicher Winkel gegen der Metzig oder dem Fleischerhaus: zu bezierung dessen/ wurde ein steinernes Portal aufgemauret/ und auf solchen in Lebensgröße ein ligender Ochs in Stein gebildet/ dessen Gewicht 30 Centner weniger 24 Pfünd befunden worden. Seine Arbeit an dem großen Thurn und Saal/ in der Churfürstl. Residenz zu Heidelberg. Ein gleiches Lob hat er erhalten/ an dem grossen runden Thurn der Chur-Pfälzischen Residenz zu Heydelberg/ in welchem die in mitte des Saals gestandene viereckichte Seule den Dachstul nicht mehr ertragen konte/ und/ nach meinung der Churfürstl. Baumeistere/ kein ander Mittel vorhanden war/ als daß dieser schöner Bau solte abgetragen werden. Weil aber S. Churfürstl. Durchl. hierzu sich nicht verstehen wollen/ als haben Sie A. 1616 Peter Carln expressè zu sich beruffen/ und ihn dieserwegen um Raht ersuchet: der dann/ nicht allein <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p xml:id="p603.3"><pb facs="#f0194" xml:id="pb-604" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 374]"/><cb/> auf die Mahlerey mit Oel- und Gummi-Farben/ auch in Schmelzwerk/ sonst <hi rendition="#aq">Amali</hi>ren genant/ auch auf Silber/ Kupfer und Metall zu ätzen: hat/ durch eine große Mänge seiner zierlichen <hi rendition="#aq">Invention</hi>en in Historien/<hi rendition="#aq">Poësi</hi>en/ Landschaften und <hi rendition="#aq">Grotesche</hi>-Zieraten/ sich sehr benahmet und berühmt gemacht/ und seine sonderbare Erfahrenheit in oberzehlten Wissenschaften bezeiget. 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Hierauf hat er den steinernen Boden gelegt/ und folgends zu dem großen Bogen/ um aufzumauren/ den hölzernen Pockstul aufgerichtet und dergestalt vernünftig befestiget/ daß/ wie der Brucken-bau von Quatersteinen darauf gemauert gewesen/ durch ausschlagung der hölzernen Nägel/ plötzlich auf einmal alles Gehölz des Pockstuls ins Wasser gefallen/ der Brucke schwerer Last aber/ mit schreckbarlichem Krachen/ das Werk um etliche Schuh hinunter gedruckt/ und in einander fäst gesetzet. Also ist das Werk glücklich in seine Form und Gewicht gerahten/ daß alles nach wunsch ein- und zugetroffen/ wie nun männiglich vor augen ist. 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Auf dieser <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-226">Fleischbrucke</placeName>/ fande sich ein unformlicher Winkel gegen der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1201">Metzig</placeName> oder dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1201">Fleischerhaus</placeName>: zu bezierung dessen/ wurde ein <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3899">steinernes Portal</name> aufgemauret/ und auf solchen in Lebensgröße ein ligender Ochs in Stein gebildet/ dessen Gewicht 30 Centner weniger 24 Pfünd befunden worden.</p> <p><note place="right">Seine Arbeit an dem <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1947"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1706">großen Thurn</placeName> und Saal/ in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1065 http://www.geonames.org/6324587/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1100285">Churfürstl. Residenz</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-147 http://www.geonames.org/2907911/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7005177">Heidelberg</placeName></name>.</note> Ein gleiches Lob hat er erhalten/ an dem <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1947">grossen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1706">runden Thurn</placeName> der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1065 http://www.geonames.org/6324587/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1100285">Chur-Pfälzischen Residenz</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-147 http://www.geonames.org/2907911/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7005177">Heydelberg</placeName></name>/ in welchem die in mitte des Saals gestandene viereckichte Seule den Dachstul nicht mehr ertragen konte/ und/ nach meinung der Churfürstl. Baumeistere/ kein ander Mittel vorhanden war/ als daß dieser schöner Bau solte abgetragen werden. Weil aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2536 http://d-nb.info/gnd/118693522 http://viaf.org/viaf/5086720">S. Churfürstl. Durchl.</persName> hierzu sich nicht verstehen wollen/ als haben Sie <date rendition="#aq" when="1616">A. 1616</date> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-872 http://d-nb.info/gnd/129100889 http://viaf.org/viaf/23209625"><hi rendition="#aq">Peter Carl</hi>n</persName> <hi rendition="#aq">expressè</hi> zu sich beruffen/ und ihn dieserwegen um Raht ersuchet: der dann/ nicht allein </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 374]/0194]
auf die Mahlerey mit Oel- und Gummi-Farben/ auch in Schmelzwerk/ sonst Amaliren genant/ auch auf Silber/ Kupfer und Metall zu ätzen: hat/ durch eine große Mänge seiner zierlichen Inventionen in Historien/Poësien/ Landschaften und Grotesche-Zieraten/ sich sehr benahmet und berühmt gemacht/ und seine sonderbare Erfahrenheit in oberzehlten Wissenschaften bezeiget. Ist erst neulich und in diesem Jahr gestorben.
W. Vailliant, nunmehr zu Amsterdam wonhaft/ aber sowol in Teutschland als in Holland berühmt/ übergabe sich erstlich dem Lobgerüchte/ durch seine gute Mahlerey von Historien und modernen Bildern/ auch Contrafäten: deren er/ bey dem letzten Wahl-Tag zu Frankfurt/ soviel gemacht/ daß er endlich genötiget wurde/ zu deren beschleunigung/ solche mit Schwarz und Weiß auf blau Papier in Lebens-Größe zu zeichnen. Auf solche weise/ hat er fast alle hohe anwesende Potentaten/ mit verwunderlicher Geschwindigkeit/ auch großer Zier und erweisnug preiswürdiger Kunst-Wissenschaft/ gecontrafätet. Er sammlete ihm daselbst ein gutes Stuck Geld/ befande sich auch ein Zeitlang bey Chur-Pfaltz.Aber die Kriegs-Unruhe selbiger Landen/ machte ihn nacher Amsterdam gehen: allwo er noch wonhaft ist. Unter andern seinen Tugend-Werken/ begabe er sich auf das Kupfer-bilden/ das man die Schwarze Kunst nennet: welche Wissenschaft er/ und sein Bruder/ als der fast von gleich-guter Qualitet/ so hoch gebracht/ daß es in warheit nicht höher kan gebracht werden: maßen dergleichen seine Stücke bey Kunst-Liebhabern überallin Büchern zu sehen sind/ und theuer bezahlt werden.
W. Vailliant, Kunst-Mahler/
und Meister in der so-genannten Schwarzen Kunst/ gleichwie auch sein Bruder. BLodeling, ist in dieser so-genannten Schwarzen Kunst auch sehr berühmt/ und darbey ein fürtrefflicher Kupferstecher/ dessen man billich unter den berühmtesten gedenket. Seine Werke zeigen des Meisters Lob/ mit deme der Zeit auch Amsterdam prangen kan.
Blodeling, Kupferstecher zu Amsterdam. MElchior Bartel/ aus Sachsen bürtig/ beruhmseligte sein Vatterland durch seine Bildhauerey/ darinn er sich so trefflich erwiesen/ daß niemals der Orten seines gleichen/ in Substanz eine perfecte Statue zu bilden/ gesehen worden. Sein zierlicher Geist truge ihn auf den höchsten Grad dieser Kunst/ darinn er zu Rom und Venedig/ durch etliche und zwanzig Jahre/ sich erfahren gemacht.Er hinterließe alda viel Werke/ mit höchstem seinem Ruhm. Endlich begabe er sich wieder in sein Vatterland/ und lebte Tugendhaft/ neben seiner großen Wissenschaft. Wiewol aber an seinem Ort kein Mangel erschiene/ so ware ihm doch das Glück nicht günstig/ nach seinen Würden: deßwegen er schlechte Vergnügung hatte/ endlich erkrankte und starbe A. 1674 zu Dreßden mit Leidwesen aller derer/ die seine große Wissenschaft und Kunstgaben gekannt haben.
Melchior Bartel/ aus Sachsen/ Bildhauer.
UNter allen Teutschen Architecten/ deren fürtreffliche Werke ihren Namen berühmt gemacht/ ist insonderheit zu benennen Peter Carl, Baukünstler zu Nürnberg: als welcher/ von Jugend auf/ viel Bauwerke glücklich geführet. Er ware geboren A. 1541 zu Helling/ einem Dorf/ unter Herrn Georg Erkingers von Lendersheim Gebiete. Ein Wol-Edler Magistrat, der Stadt Nürnberg verlangte zu seiner Zeit eine große Brucke/ in mitte der Stadt/ über den Pegnitz-Fluß/ und zwar nur eines Bogens/ und daß sie nicht zu hoch zu steigen wäre: und solches Werk wurde diesem Peter Carl einhellig anvertrauet. Dieses ware nun zwar ein schweres Begehren/ weil kein Platz vorhanden/ den Fluß/ bis das Fundament geleget würde/ beyseit- und abzuleiten/ und der alveus oder das Rinnsel all-schmal/ dannenhero der Fluß in der mitte nicht wol einzufangen ware. Dessen ungeacht/ hat Peter Carl das Werk übernommen/ und durch vernünftiges Nachsinnen zum Fundament gelangend/ ordentliche Pirsten/ theils gerad hineinwarts/ theils zur seite schreg geschlagen/ darauf den Rost gelegt und befestiget/ hernach zwischen den Rost hinein wiederum andere Pfäle eingeschlagen/ daß die Zahl groß und klein in 2123 bestanden/ und also ein sicheres wahres Fundament erhalten. Hierauf hat er den steinernen Boden gelegt/ und folgends zu dem großen Bogen/ um aufzumauren/ den hölzernen Pockstul aufgerichtet und dergestalt vernünftig befestiget/ daß/ wie der Brucken-bau von Quatersteinen darauf gemauert gewesen/ durch ausschlagung der hölzernen Nägel/ plötzlich auf einmal alles Gehölz des Pockstuls ins Wasser gefallen/ der Brucke schwerer Last aber/ mit schreckbarlichem Krachen/ das Werk um etliche Schuh hinunter gedruckt/ und in einander fäst gesetzet. Also ist das Werk glücklich in seine Form und Gewicht gerahten/ daß alles nach wunsch ein- und zugetroffen/ wie nun männiglich vor augen ist. Der damals durch Nürnberg nach Wien reisender Königlicher Spanischer Architectus des Escurials/ hat neben andern das Werk gerühmet/ und bekannt/ daß dieses die allerfürtrefflichste große Brucke eines Bogens in ganz Teutschland sey: in welche/ an kleinen und großen Stucken/ 14628 Steine sind vermanret worden. Auf dieser Fleischbrucke/ fande sich ein unformlicher Winkel gegen der Metzig oder dem Fleischerhaus: zu bezierung dessen/ wurde ein steinernes Portal aufgemauret/ und auf solchen in Lebensgröße ein ligender Ochs in Stein gebildet/ dessen Gewicht 30 Centner weniger 24 Pfünd befunden worden.
Peter Carl, Baukünstler zu Nürnberg.
Sein Werk/ die Fleisch Brücke zu Nürnberg. Ein gleiches Lob hat er erhalten/ an dem grossen runden Thurn der Chur-Pfälzischen Residenz zu Heydelberg/ in welchem die in mitte des Saals gestandene viereckichte Seule den Dachstul nicht mehr ertragen konte/ und/ nach meinung der Churfürstl. Baumeistere/ kein ander Mittel vorhanden war/ als daß dieser schöner Bau solte abgetragen werden. Weil aber S. Churfürstl. Durchl. hierzu sich nicht verstehen wollen/ als haben Sie A. 1616 Peter Carln expressè zu sich beruffen/ und ihn dieserwegen um Raht ersuchet: der dann/ nicht allein
Seine Arbeit an dem großen Thurn und Saal/ in der Churfürstl. Residenz zu Heidelberg.
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