Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] wunderliche Zierrahten/ Laubwerken/ Groteschken/ mit der Feder und von unterschiedlichen Farben/ über die massen vernunftig geschraffirt und geistreich gebildet/ das solches für eine der grösten Zierde seiner Hand gehalten wird. Alda in der Chur-Fürstlichen Galerie ist auch obgedachte berühmte große Taffel von unser lieben Frauen Himmelfahrt mit den zwölf Aposteln. So sind auch ferner daselbst von seiner Hand eine Lucretia Lebens groß/ auch vier Evangelisten/ in Form der vier Complexionen/ sehr herrlich/ und aus die allerbäste Manier von Oel-Farb gemahlt. Es sind auch noch überaus viel andere edle Handriß bey des Herrn von Spiring hinterlassenen Erben/ und Herrn Silberkron ins Gravenhaag gleichsam hundert weiß/ und anderwerts durch ganz Nieder- und Teutschland hauffen weiß anzutreffen. In dem Sandrartischen Kunst-Buch. Ich selbst hab in meinem Kunst-Buch von seiner Hand etliche Herren Fugger Lebens groß/ mit schwarzer Kreide sehr natürlich gezeichnet/ neben andern mit der Feder auf roht Papir schraffirt/ auch des Birkheimers/ und imgleichen seines eignen Vatters Contrafät/so/ neben mehr andern/ des angewendten großen Fleißes halben/ verwunderlich zu sehen/ und billich in hohen Ehren zu halten seyn. Sein ganzes Opus von Holzschnitt und Kupferstichen/ Ferner ist bekandt/ daß er in Holzschnit und in Kupfer bey 400. Stuck ausgehen lassen/ ohne die große Ehren-Pforten des Glorwürdigen Käysers Maximiliani; es seyn auch deren Stucken vier in Eysen geäzt/ neben drey/ so auf Zinn gerissen/ und in Kupfer gestochen/ wann das kleine Crucifix, und selbiges große/ und ein S.Jeronimo mit dabey gerechnet werden/ seyn deren in der Zahl 104. Stück in Kupfer/ Zinn und Eysen wissentlich bekandt/allein/ und andere fast unzahlbare seine Werke. wie gemeltes kleine Crucifix, also ist der heilige Hieronymus in der Wüsten rund/ so ich einig und allein bey Hn. Residenten Spiring gesehen/ welche alle sehr sauber/ und frisch von Druk/ in Italien/ Frankreich/ auch Niderland/ besonders zu Amsterdam und Antorff/ wie auch in Teutschland/ nicht ohne Ursach in hoher Acht gehalten werden. Allda Unterschiedliche Contrafäte. in seinem Vatterland Nürnberg hat er das herrliche Contrafe Caroli Magni, und noch eines Erz-Herzogs von dem Hauß Oesterreich hinterlassen. Wiederum sein und seiner Mutter Contrafät/ da er sich selbst klein mit schönen langen Haaren gebildt Anno 1500. da er ungefähr 30. Jahr alt war. So ist sein Contrafät auch zu sehen in einem Kupferstuck/ und ist das Gesicht des verlornen Sohns/ wie er bey den Schweinen sizt: Ferner hat er eine keusche Römische Lucretia gemacht/ die bey dem Kunst-liebenden Herrn Melchior Wintgis zu Mittelburg zu finden. Kurz zu sagen/ Albert ware ein fleißiger/treflicher/ und so wol bey den höchsten Monarchen/ als andern/ in sehr hohen Ansehen/ wegen seines Verstands; Besucht die Künstlere in Niderland. Er hat auch die Niderländische Künstlere besucht/ ihre Werke reiflich betrachtet/ und sich über dieselbe/ als die er zu sehen großes Verlangen truge/ sich herzlich erfreuet; Absonderlich sahe er den Lucas von Leyden mit großer Verwunderung an/ nahme ihn in seine Arme/ und konte sich über so eine kleine Person/ die so einen großen Namen hatte/ nicht genugsam verwundern/ gleichwie auch Lucas[Spaltenumbruch] ihme für ein sonderbare Ehr und Freude rechnete/ diesen so fürtreflichen Mann zu sehen/ der durch seine herrliche Kupfer und Holzschnitte schon längst ihme bekandt worden. Diese zwey hohe Liechter/ eines der Hoch-Teutschen/ das andere der Niderländischen Seine Tugenden. Orten/ haben auch einander gecontrafätet/ und einer des andern Gesellschaft sehr freundlich genossen/ Er ware ein gar bescheidener Mann/ gabe auf jede Frag eine vernünftige Antwort/ dannenhero/ als er die Werke des Geertgen von S. Johann gesehen/ soll er gesagt haben: Warlich/ dieser ist ein Mahler in Mutter-Leib gewesen; und als ihm etlichmal etwas schlechtes und in geheim gezeiget wurde/ um sein Urtheil darüber zu hören/ gab er zur Antwort: Der Meister hat wahrlich sein bästes gethan/ ließe also jedes Ding in seiner Würde/ ohn Verachtung/ damit er sich bey keinem verhast machte/ ganz ungleich jenen/ welche alles tadlen und verwerffen. Oberzehlte Niderländische Reiß entstund aus diesen Ursachen/ weil ihme/ Dürern/ seiner Haußfrauen ungehaltenes Wesen/ Zorn und Geitz/ so wol sehr schädlich/ als höchst-beschwärlich ware/ weßwegen sie auch/ ob sie sich gleich sonst erbar verhalten/ diesen Tugend-begabten/ vernünftigen und höchstfleißigen Mann/ durch ihr unausgeseztes Antreiben/ so Tags/ so Nachts/ zu Geld-Gewinnung/ um ein merkliches verhindert/ ohnangesehen gute Mittel/ geringe Ausgaben/ und keine Kinder vorhanden waren. Ja sie plagte ihn bey seinem Kunst-Fleiß ohn Unterlaß dermassen/ daß endlich alle seine gute Freunde/ unter denen Wilibald Birkheimer wol der fürnehmste ware/ ihme riehten/ weil ja ihr ernstliches Zureden bey der unfreundlichen Frauen nichts verfangen wolle/ so solle er sich/ unwissend ihrer/ auf eine gewisse Zei/tentfernen/ und ihr also seine Gegenwart entziehen/ wordurch sie verhoffentlich am ersten könte zum Creutz kriegend gemacht werden. Dürer folgte hierauf dem Raht seiner guten Freund/ und begabe sich in aller Stille nach Niederland/ worüber sich das Weib ohn Unterlaß bekümmert/ und weil sie nicht wuste/ wohin sich ihr Mann gewendet/ als forschete sie allenthalben auf das sorgfältigste nach/ insonderheit überliese sie zum öftern den besagten Birkheimer/ mit inständiger Bitte/ ihr doch ihren Dürer wieder zu verschaffen/ sie wolte ins künftige ihr höchst-eiferig angelegen seyn lassen/ demselben geziemender massen freundlicher und höflicher/ als vor diesem geschehen/ zu begegnen/ wie sie dann solches zu thun mit Thränen angelobte/ darauf Birkheimer/ nach vorhero gegebnem ernstlichem Verweiß wegen ihres begangenen Fehlers/ sie wieder vertröstete/ ihrem Dürer ihrenthalben zuzuschreiben/ welches er auch so fort werkstellig gemachet/ daß Dürer wieder bey ihr angelanget/ voller Hofnung/ sie würde sich nunmehr bässer und freundlicher gegen ihm erzeigen/ allein solch ihr obig-gethanes Versprechen währte gar kurze Zeit/ darauf sie ihr altes Leben wieder anfienge/ und mit continuirlichem Zanken den guten Mann dermassen abmarterte/ daß sein früh-zeitiger Tod endlich / mit aller Künstler grossem Betrauren/ darauf erfolget. Solcher ereighete sich A. 1528. den 6. April/ in der Char-Wochen/ [Spaltenumbruch] wunderliche Zierrahten/ Laubwerken/ Groteschken/ mit der Feder und von unterschiedlichen Farben/ über die massen vernunftig geschraffirt und geistreich gebildet/ das solches für eine der grösten Zierde seiner Hand gehalten wird. Alda in der Chur-Fürstlichen Galerie ist auch obgedachte berühmte große Taffel von unser lieben Frauen Himmelfahrt mit den zwölf Aposteln. So sind auch ferner daselbst von seiner Hand eine Lucretia Lebens groß/ auch vier Evangelisten/ in Form der vier Complexionen/ sehr herrlich/ und aus die allerbäste Manier von Oel-Farb gemahlt. Es sind auch noch überaus viel andere edle Handriß bey des Herrn von Spiring hinterlassenen Erben/ und Herrn Silberkron ins Gravenhaag gleichsam hundert weiß/ und anderwerts durch ganz Nieder- und Teutschland hauffen weiß anzutreffen. In dem Sandrartischen Kunst-Buch. Ich selbst hab in meinem Kunst-Buch von seiner Hand etliche Herren Fugger Lebens groß/ mit schwarzer Kreide sehr natürlich gezeichnet/ neben andern mit der Feder auf roht Papir schraffirt/ auch des Birkheimers/ und imgleichen seines eignen Vatters Contrafät/so/ neben mehr andern/ des angewendten großen Fleißes halben/ verwunderlich zu sehen/ und billich in hohen Ehren zu halten seyn. Sein ganzes Opus von Holzschnitt und Kupferstichen/ Ferner ist bekandt/ daß er in Holzschnit und in Kupfer bey 400. Stuck ausgehen lassen/ ohne die große Ehren-Pforten des Glorwürdigen Käysers Maximiliani; es seyn auch deren Stucken vier in Eysen geäzt/ neben drey/ so auf Zinn gerissen/ und in Kupfer gestochen/ wann das kleine Crucifix, und selbiges große/ und ein S.Jeronimo mit dabey gerechnet werden/ seyn deren in der Zahl 104. Stück in Kupfer/ Zinn und Eysen wissentlich bekandt/allein/ und andere fast unzahlbare seine Werke. wie gemeltes kleine Crucifix, also ist der heilige Hieronymus in der Wüsten rund/ so ich einig und allein bey Hn. Residenten Spiring gesehen/ welche alle sehr sauber/ und frisch von Druk/ in Italien/ Frankreich/ auch Niderland/ besonders zu Amsterdam und Antorff/ wie auch in Teutschland/ nicht ohne Ursach in hoher Acht gehalten werden. Allda Unterschiedliche Contrafäte. in seinem Vatterland Nürnberg hat er das herrliche Contrafe Caroli Magni, und noch eines Erz-Herzogs von dem Hauß Oesterreich hinterlassen. Wiederum sein und seiner Mutter Contrafät/ da er sich selbst klein mit schönen langen Haaren gebildt Anno 1500. da er ungefähr 30. Jahr alt war. So ist sein Contrafät auch zu sehen in einem Kupferstuck/ und ist das Gesicht des verlornen Sohns/ wie er bey den Schweinen sizt: Ferner hat er eine keusche Römische Lucretia gemacht/ die bey dem Kunst-liebenden Herrn Melchior Wintgis zu Mittelburg zu finden. Kurz zu sagen/ Albert ware ein fleißiger/treflicher/ und so wol bey den höchsten Monarchen/ als andern/ in sehr hohen Ansehen/ wegen seines Verstands; Besucht die Künstlere in Niderland. Er hat auch die Niderländische Künstlere besucht/ ihre Werke reiflich betrachtet/ und sich über dieselbe/ als die er zu sehen großes Verlangen truge/ sich herzlich erfreuet; Absonderlich sahe er den Lucas von Leyden mit großer Verwunderung an/ nahme ihn in seine Arme/ und konte sich über so eine kleine Person/ die so einen großen Namen hatte/ nicht genugsam verwundern/ gleichwie auch Lucas[Spaltenumbruch] ihme für ein sonderbare Ehr und Freude rechnete/ diesen so fürtreflichen Mann zu sehen/ der durch seine herrliche Kupfer und Holzschnitte schon längst ihme bekandt worden. Diese zwey hohe Liechter/ eines der Hoch-Teutschen/ das andere der Niderländischen Seine Tugenden. Orten/ haben auch einander gecontrafätet/ und einer des andern Gesellschaft sehr freundlich genossen/ Er ware ein gar bescheidener Mann/ gabe auf jede Frag eine vernünftige Antwort/ dannenhero/ als er die Werke des Geertgen von S. Johann gesehen/ soll er gesagt haben: Warlich/ dieser ist ein Mahler in Mutter-Leib gewesen; und als ihm etlichmal etwas schlechtes und in geheim gezeiget wurde/ um sein Urtheil darüber zu hören/ gab er zur Antwort: Der Meister hat wahrlich sein bästes gethan/ ließe also jedes Ding in seiner Würde/ ohn Verachtung/ damit er sich bey keinem verhast machte/ ganz ungleich jenen/ welche alles tadlen und verwerffen. Oberzehlte Niderländische Reiß entstund aus diesen Ursachen/ weil ihme/ Dürern/ seiner Haußfrauen ungehaltenes Wesen/ Zorn und Geitz/ so wol sehr schädlich/ als höchst-beschwärlich ware/ weßwegen sie auch/ ob sie sich gleich sonst erbar verhalten/ diesen Tugend-begabten/ vernünftigen und höchstfleißigen Mann/ durch ihr unausgeseztes Antreiben/ so Tags/ so Nachts/ zu Geld-Gewinnung/ um ein merkliches verhindert/ ohnangesehen gute Mittel/ geringe Ausgaben/ und keine Kinder vorhanden waren. 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Dürer folgte hierauf dem Raht seiner guten Freund/ und begabe sich in aller Stille nach Niederland/ worüber sich das Weib ohn Unterlaß bekümmert/ und weil sie nicht wuste/ wohin sich ihr Mann gewendet/ als forschete sie allenthalben auf das sorgfältigste nach/ insonderheit überliese sie zum öftern den besagten Birkheimer/ mit inständiger Bitte/ ihr doch ihren Dürer wieder zu verschaffen/ sie wolte ins künftige ihr höchst-eiferig angelegen seyn lassen/ demselben geziemender massen freundlicher und höflicher/ als vor diesem geschehen/ zu begegnen/ wie sie dann solches zu thun mit Thränen angelobte/ darauf Birkheimer/ nach vorhero gegebnem ernstlichem Verweiß wegen ihres begangenen Fehlers/ sie wieder vertröstete/ ihrem Dürer ihrenthalben zuzuschreiben/ welches er auch so fort werkstellig gemachet/ daß Dürer wieder bey ihr angelanget/ voller Hofnung/ sie würde sich nunmehr bässer und freundlicher gegen ihm erzeigen/ allein solch ihr obig-gethanes Versprechen währte gar kurze Zeit/ darauf sie ihr altes Leben wieder anfienge/ und mit continuirlichem Zanken den guten Mann dermassen abmarterte/ daß sein früh-zeitiger Tod endlich / mit aller Künstler grossem Betrauren/ darauf erfolget. 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Diese zwey hohe Liechter/ eines der Hoch-Teutschen/ das andere der Niderländischen <note place="right">Seine Tugenden.</note> Orten/ haben auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-810">einander ge<hi rendition="#aq">contra</hi>fätet</name>/ und einer des andern Gesellschaft sehr freundlich genossen/ Er ware ein gar bescheidener Mann/ gabe auf jede Frag eine vernünftige Antwort/ dannenhero/ als er die Werke des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-154 http://d-nb.info/gnd/118689940 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115478">Geertgen von S. Johann</persName> gesehen/ soll er gesagt haben: Warlich/ dieser ist ein Mahler in Mutter-Leib gewesen; und als ihm etlichmal etwas schlechtes und in geheim gezeiget wurde/ um sein Urtheil darüber zu hören/ gab er zur Antwort: Der Meister hat wahrlich sein bästes gethan/ ließe also jedes Ding in seiner Würde/ ohn Verachtung/ damit er sich bey keinem verhast machte/ ganz ungleich jenen/ welche alles tadlen und verwerffen.</p> <p>Oberzehlte Niderländische Reiß entstund aus diesen Ursachen/ weil ihme/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Dürern</persName>/ seiner <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-615 http://d-nb.info/gnd/118869051 http://viaf.org/viaf/40176020">Haußfrauen</persName> ungehaltenes Wesen/ Zorn und Geitz/ so wol sehr schädlich/ als höchst-beschwärlich ware/ weßwegen sie auch/ ob sie sich gleich sonst erbar verhalten/ diesen Tugend-begabten/ vernünftigen und höchstfleißigen Mann/ durch ihr unausgeseztes Antreiben/ so Tags/ so Nachts/ zu Geld-Gewinnung/ um ein merkliches verhindert/ ohnangesehen gute Mittel/ geringe Ausgaben/ und keine Kinder vorhanden waren. Ja sie plagte ihn bey seinem Kunst-Fleiß ohn Unterlaß dermassen/ daß endlich alle seine gute Freunde/ unter denen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-559 http://d-nb.info/gnd/118594605 http://viaf.org/viaf/27173507">Wilibald Birkheimer</persName> wol der fürnehmste ware/ ihme riehten/ weil ja ihr ernstliches Zureden bey der unfreundlichen Frauen nichts verfangen wolle/ so solle er sich/ unwissend ihrer/ auf eine gewisse Zei/tentfernen/ und ihr also seine Gegenwart entziehen/ wordurch sie verhoffentlich am ersten könte zum Creutz kriegend gemacht werden. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Dürer</persName> folgte hierauf dem Raht seiner guten Freund/ und begabe sich in aller Stille nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-127 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7016845">Niederland</placeName>/ worüber sich das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-615 http://d-nb.info/gnd/118869051 http://viaf.org/viaf/40176020">Weib</persName> ohn Unterlaß bekümmert/ und weil sie nicht wuste/ wohin sich ihr Mann gewendet/ als forschete sie allenthalben auf das sorgfältigste nach/ insonderheit überliese sie zum öftern den besagten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-559 http://d-nb.info/gnd/118594605 http://viaf.org/viaf/27173507">Birkheimer</persName>/ mit inständiger Bitte/ ihr doch ihren <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Dürer</persName> wieder zu verschaffen/ sie wolte ins künftige ihr höchst-eiferig angelegen seyn lassen/ demselben geziemender massen freundlicher und höflicher/ als vor diesem geschehen/ zu begegnen/ wie sie dann solches zu thun mit Thränen angelobte/ darauf <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-559 http://d-nb.info/gnd/118594605 http://viaf.org/viaf/27173507">Birkheimer</persName>/ nach vorhero gegebnem ernstlichem Verweiß wegen ihres begangenen Fehlers/ sie wieder vertröstete/ ihrem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Dürer</persName> ihrenthalben zuzuschreiben/ welches er auch so fort werkstellig gemachet/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Dürer</persName> wieder bey ihr angelanget/ voller Hofnung/ sie würde sich nunmehr bässer und freundlicher gegen ihm erzeigen/ allein solch ihr obig-gethanes Versprechen währte gar kurze Zeit/ darauf sie ihr altes Leben wieder anfienge/ und mit <hi rendition="#aq">continu</hi>irlichem Zanken den guten Mann dermassen abmarterte/ daß sein früh-zeitiger Tod endlich / mit aller Künstler grossem Betrauren/ darauf erfolget. Solcher ereighete sich <date when="1528-04-06"><hi rendition="#aq">A.</hi> 1528. den 6. April</date>/ in der Char-Wochen/ </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 225 ]/0019]
wunderliche Zierrahten/ Laubwerken/ Groteschken/ mit der Feder und von unterschiedlichen Farben/ über die massen vernunftig geschraffirt und geistreich gebildet/ das solches für eine der grösten Zierde seiner Hand gehalten wird. Alda in der Chur-Fürstlichen Galerie ist auch obgedachte berühmte große Taffel von unser lieben Frauen Himmelfahrt mit den zwölf Aposteln. So sind auch ferner daselbst von seiner Hand eine Lucretia Lebens groß/ auch vier Evangelisten/ in Form der vier Complexionen/ sehr herrlich/ und aus die allerbäste Manier von Oel-Farb gemahlt. Es sind auch noch überaus viel andere edle Handriß bey des Herrn von Spiring hinterlassenen Erben/ und Herrn Silberkron ins Gravenhaag gleichsam hundert weiß/ und anderwerts durch ganz Nieder- und Teutschland hauffen weiß anzutreffen.
Ich selbst hab in meinem Kunst-Buch von seiner Hand etliche Herren Fugger Lebens groß/ mit schwarzer Kreide sehr natürlich gezeichnet/ neben andern mit der Feder auf roht Papir schraffirt/ auch des Birkheimers/ und imgleichen seines eignen Vatters Contrafät/so/ neben mehr andern/ des angewendten großen Fleißes halben/ verwunderlich zu sehen/ und billich in hohen Ehren zu halten seyn. Ferner ist bekandt/ daß er in Holzschnit und in Kupfer bey 400. Stuck ausgehen lassen/ ohne die große Ehren-Pforten des Glorwürdigen Käysers Maximiliani; es seyn auch deren Stucken vier in Eysen geäzt/ neben drey/ so auf Zinn gerissen/ und in Kupfer gestochen/ wann das kleine Crucifix, und selbiges große/ und ein S.Jeronimo mit dabey gerechnet werden/ seyn deren in der Zahl 104. Stück in Kupfer/ Zinn und Eysen wissentlich bekandt/allein/ wie gemeltes kleine Crucifix, also ist der heilige Hieronymus in der Wüsten rund/ so ich einig und allein bey Hn. Residenten Spiring gesehen/ welche alle sehr sauber/ und frisch von Druk/ in Italien/ Frankreich/ auch Niderland/ besonders zu Amsterdam und Antorff/ wie auch in Teutschland/ nicht ohne Ursach in hoher Acht gehalten werden. Allda in seinem Vatterland Nürnberg hat er das herrliche Contrafe Caroli Magni, und noch eines Erz-Herzogs von dem Hauß Oesterreich hinterlassen. Wiederum sein und seiner Mutter Contrafät/ da er sich selbst klein mit schönen langen Haaren gebildt Anno 1500. da er ungefähr 30. Jahr alt war. So ist sein Contrafät auch zu sehen in einem Kupferstuck/ und ist das Gesicht des verlornen Sohns/ wie er bey den Schweinen sizt: Ferner hat er eine keusche Römische Lucretia gemacht/ die bey dem Kunst-liebenden Herrn Melchior Wintgis zu Mittelburg zu finden.
In dem Sandrartischen Kunst-Buch.
Sein ganzes Opus von Holzschnitt und Kupferstichen/
und andere fast unzahlbare seine Werke.
Unterschiedliche Contrafäte. Kurz zu sagen/ Albert ware ein fleißiger/treflicher/ und so wol bey den höchsten Monarchen/ als andern/ in sehr hohen Ansehen/ wegen seines Verstands; Er hat auch die Niderländische Künstlere besucht/ ihre Werke reiflich betrachtet/ und sich über dieselbe/ als die er zu sehen großes Verlangen truge/ sich herzlich erfreuet; Absonderlich sahe er den Lucas von Leyden mit großer Verwunderung an/ nahme ihn in seine Arme/ und konte sich über so eine kleine Person/ die so einen großen Namen hatte/ nicht genugsam verwundern/ gleichwie auch Lucas
ihme für ein sonderbare Ehr und Freude rechnete/ diesen so fürtreflichen Mann zu sehen/ der durch seine herrliche Kupfer und Holzschnitte schon längst ihme bekandt worden. Diese zwey hohe Liechter/ eines der Hoch-Teutschen/ das andere der Niderländischen Orten/ haben auch einander gecontrafätet/ und einer des andern Gesellschaft sehr freundlich genossen/ Er ware ein gar bescheidener Mann/ gabe auf jede Frag eine vernünftige Antwort/ dannenhero/ als er die Werke des Geertgen von S. Johann gesehen/ soll er gesagt haben: Warlich/ dieser ist ein Mahler in Mutter-Leib gewesen; und als ihm etlichmal etwas schlechtes und in geheim gezeiget wurde/ um sein Urtheil darüber zu hören/ gab er zur Antwort: Der Meister hat wahrlich sein bästes gethan/ ließe also jedes Ding in seiner Würde/ ohn Verachtung/ damit er sich bey keinem verhast machte/ ganz ungleich jenen/ welche alles tadlen und verwerffen.
Besucht die Künstlere in Niderland.
Seine Tugenden. Oberzehlte Niderländische Reiß entstund aus diesen Ursachen/ weil ihme/ Dürern/ seiner Haußfrauen ungehaltenes Wesen/ Zorn und Geitz/ so wol sehr schädlich/ als höchst-beschwärlich ware/ weßwegen sie auch/ ob sie sich gleich sonst erbar verhalten/ diesen Tugend-begabten/ vernünftigen und höchstfleißigen Mann/ durch ihr unausgeseztes Antreiben/ so Tags/ so Nachts/ zu Geld-Gewinnung/ um ein merkliches verhindert/ ohnangesehen gute Mittel/ geringe Ausgaben/ und keine Kinder vorhanden waren. Ja sie plagte ihn bey seinem Kunst-Fleiß ohn Unterlaß dermassen/ daß endlich alle seine gute Freunde/ unter denen Wilibald Birkheimer wol der fürnehmste ware/ ihme riehten/ weil ja ihr ernstliches Zureden bey der unfreundlichen Frauen nichts verfangen wolle/ so solle er sich/ unwissend ihrer/ auf eine gewisse Zei/tentfernen/ und ihr also seine Gegenwart entziehen/ wordurch sie verhoffentlich am ersten könte zum Creutz kriegend gemacht werden. Dürer folgte hierauf dem Raht seiner guten Freund/ und begabe sich in aller Stille nach Niederland/ worüber sich das Weib ohn Unterlaß bekümmert/ und weil sie nicht wuste/ wohin sich ihr Mann gewendet/ als forschete sie allenthalben auf das sorgfältigste nach/ insonderheit überliese sie zum öftern den besagten Birkheimer/ mit inständiger Bitte/ ihr doch ihren Dürer wieder zu verschaffen/ sie wolte ins künftige ihr höchst-eiferig angelegen seyn lassen/ demselben geziemender massen freundlicher und höflicher/ als vor diesem geschehen/ zu begegnen/ wie sie dann solches zu thun mit Thränen angelobte/ darauf Birkheimer/ nach vorhero gegebnem ernstlichem Verweiß wegen ihres begangenen Fehlers/ sie wieder vertröstete/ ihrem Dürer ihrenthalben zuzuschreiben/ welches er auch so fort werkstellig gemachet/ daß Dürer wieder bey ihr angelanget/ voller Hofnung/ sie würde sich nunmehr bässer und freundlicher gegen ihm erzeigen/ allein solch ihr obig-gethanes Versprechen währte gar kurze Zeit/ darauf sie ihr altes Leben wieder anfienge/ und mit continuirlichem Zanken den guten Mann dermassen abmarterte/ daß sein früh-zeitiger Tod endlich / mit aller Künstler grossem Betrauren/ darauf erfolget. Solcher ereighete sich A. 1528. den 6. April/ in der Char-Wochen/
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