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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Zeit/ meisterhaft und tiefsinnig ausgebildet/ und deren viel in Kupfer ausgegeben hat. Neben vorgemeldtem Valentin mahlte er auch eine Tafel in S. Peters Kirchen von dem heiligen Erasmo/ wie ihme durch die Henkers-Knechte seine Därme aus dem Leib gehaspelt werden/ welches dann eben damals/ als Valentins schon gemeldtes Kunststuck erhoben worden/ herfür kommen/ worüber/ weil jederman solches zu sehen begierig gewesen/ nachgehends ein großer Disputat entstanden/ sintemalen ihrer viel dieses jenem/ andere aber jenes diesem/ vorziehen wollen/ die Kunstverständige und unpartheyische aber/ beyde hochschätzbar gehalten/ und daß keines dem andern zu weichen oder sich vor dem andern zu erheben Ursach hätte/ geurtheilet; dann wo Pousin in denen Passionen/ Affecten/ und der Invention vorgezogen worden/ da hat Valentin in der wahren Natürlichkeit/ Stärke/ Erhebung des Colorits/Harmonia der Farben es bevor gethan/ daß also beede den Meister gespielet/ und keiner dem andern vor oder nach gegangen. Allein daß Pousin durch Glückseligkeit seines langen Lebens den Vortheil erhalten/ und sich allezeit auf der weitberühmten Römischen Kunst-Schul bäßern können.

Dieser Kunst halber wurden seine Werke von dem König in Frankreich/ Cardinal Richelieu, Wird in Königliche Französische Dienste beruffen.Mazarin, und andern selbiger Nation/ sehr gesucht/ und er selber von dem König nacher Pariß beruffen/ auch von allen Kunstliebenden Anno 1643. ansehlich eingeholet worden/ woselbst er nachmahlen dem König eine Galleria al Louvre in fresco gemahlt/ so hohes Contento gebracht/ hernach aber bey großem Unglück mit vielen andern Raritäten eingeäschert worden. Wie nun für solches der König ihn reichlich belohnt/ also hat er ihm auch eine stattliche Pension, zu Aufrichtung einer Academia in Pariß/ jährlich angebotten/welches/ weil er es nicht wol abschlagen können/ als hat er darein verwilliget/ doch mit dem Beding/ daß er nach empfangener Bezahlung vorhin noch nacher Rom (weil ihm dieses Hofleben so wenig als sein Vatterland gefallen) seine Hausfrau abzuholen/ und alsdann sich völlig zu Paris niederzulaßen/ ziehen dörfte/ auf welches Versprechen hin er reichlich contentirt Reiset wieder nach Rom./ beschenkt/ und wieder stattlich zur Stadt hinaus begleitet worden. Als er aber zu Rom angelanget/ hat er sich durch Schreiben entschuldigt/ daß seine Hausfrau/ als eine gebohrne Romanerin/ dahin nicht zu bewegen wäre/ er wolte aber gleichwolen daselbst in allem Ihro Majest. dem König zu Dienste seyn; Fienge darauf auch an zu mahlen den Kinder-Mord Herodis, für den Prinzen Justinian/ worinnen er verwunderliche fremde Affecten, die schreckbar und zum Mitleiden beweglich/ gebraucht/ nicht weniger auch die sieben Sacramenta/ nach Gebrauch der Römischen Kirchen/ in sieben besondern Stucken/ daran er viel Jahr/ eines nach dem andern/ seinem Gebrauch nach/ gearbeitet/ welche er eben dann in der Größe/ wie die ersten zu Rom/ die andern aber zu Paris zu sehen/ jedoch auch auf ein andere Invention, gemahlt/ auch darbey eines in Kupfer/ in der Größe eines Regalbogens/ geätzt/ so alle noch zu kauffen sind: und aus denenselben/ neben noch andern Kupferstucken/[Spaltenumbruch] sein zeitiger Verstand/ in Ausbildung der Historien/ mit mehrerm wahrzunehmen ist.

So ist auch wunder-fürtreflich von ihm Andere seine Werke. der Römische Obrist Germanicus, als der da im Bett liget/ und Gift bekommen hat/ gemacht worden: deßen Gemahlin und übrige Romanische Feld-Obristen/ seiner Unschuld halben die Raach zu suchen/schwören/ nach Art derselben Zeit üblichen Kleidung sehr wol und nachsinnig gebildet/ desgleichen auch eine Ariadne, und Tauf des heiligen Johannis am Jordan/ Item der Narcissus, die Entzuckung S. Pauli in den dritten Himmel/ die heilige Magdalena in der Wüsten/ Christus im Oelgarten von dem Engel gestärcket/ mehr die in Himmel erhebte heilige Jungfrau Maria/ und die Israeliten/ so das guldene Kalb anbeten/ wie lib. 1. Reg. cap. 5. vermeldet wird/ gleichfals der unerkantliche Abfall und die Verachtung der Bundsladen und Anbetung der Abgötter/ auch wie selbige durch Katzen/ Mäus und Ungeziefer gestraft worden/ wiederum wie eine Mutter und ihr Kind an der Seuch erkranket/ über der ihre eigne Befreundte ein Abscheuen tragen/ auch vor der Pestilenzisch-vergiften und auf Erden mit bloßem Leib ligenden Mutter Brust/ an welcher das lebendige Kind noch begirig trinket/ samt allerley zu diesem Stuck gehörigen Affecten/ die Nasen zu halten; weiters auch des Phaetons Bitt um seines Vatters Apollo Wagen; Item die im Triumph tanzende Flora, Neptunus, über alle Waßer-Flutten gebietend/ die flüchtige Daphne durch Apollo verfolget / mit viel noch mehr andern Sachen/ darvon ganze Bücher zu schreiben/ oder dieses meines völlig von seiner Kunst anzufüllen wäre.

In seiner ersten Zeit hielte er große Kundschaft mit uns Fremden/ kame auch gar oft/ wann er wuste/ daß Francesco du Quesnoy, Bildhauer/ Claudi Loraines, und ich/ beysammen waren/ als die wir im Gebrauch hatten/ unser Vornehmen einander zu communiciren: Er war sonsten auch Seine Art zu mahlen. von gutem Discurß/ und hatte stets ein Büchlein/ worein er alles nöhtige/ so wol mit dem Umriß als auch Buchstaben aufgezeichnet/ bey sich; wann er etwas vorzunehmen im Sinn gehabt/ thäte er den vorhabenden Text fleißig durchlesen/ und deme nachsinnen/ alsdann machte er zwey schlechte Scitz der Ordinanzien auf Papier/ und so fern es einige Historien betroffen/ stellte er auf ein glattes mit Pflasterstein ausgetheiltes Brett/ seinem Vornehmen gemäß/ die von Wachs darzu gemachte nackende Bildlein in gebührender Action, nach der ganzen Historie geartet/ denenselben aber legte er von naßem Papyr oder subtilem Taffet die Gewand nach seinem Verlangen um/ mit durchgezogenen Fäden/ daß sie nämlichen gegen dem Horizont in gebührender Distanz stünden/ und deme nach er seine Werk auf Tuch mit Farben untermahlen könte/ worzu er dann oft im Ausmachen sich des Lebens bedienet/ und sich Zeit genug darzu gelaßen/ dann er bald zu arbeiten angefangen/ bald aber wieder darvon und spatzieren gegangen/ doch allezeit in guten und zu seinem Werk tauglichen Gedanken/ massen er sein Leben also lobwürdig angestellt/ wie er/ daß es ihme zur Kunst nöhtig und tauglich seyn

[Spaltenumbruch] Zeit/ meisterhaft und tiefsinnig ausgebildet/ und deren viel in Kupfer ausgegeben hat. Neben vorgemeldtem Valentin mahlte er auch eine Tafel in S. Peters Kirchen von dem heiligen Erasmo/ wie ihme durch die Henkers-Knechte seine Därme aus dem Leib gehaspelt werden/ welches dann eben damals/ als Valentins schon gemeldtes Kunststuck erhoben worden/ herfür kommen/ worüber/ weil jederman solches zu sehen begierig gewesen/ nachgehends ein großer Disputat entstanden/ sintemalen ihrer viel dieses jenem/ andere aber jenes diesem/ vorziehen wollen/ die Kunstverständige und unpartheyische aber/ beyde hochschätzbar gehalten/ und daß keines dem andern zu weichen oder sich vor dem andern zu erheben Ursach hätte/ geurtheilet; dann wo Pousin in denen Passionen/ Affecten/ und der Invention vorgezogen worden/ da hat Valentin in der wahren Natürlichkeit/ Stärke/ Erhebung des Colorits/Harmonia der Farben es bevor gethan/ daß also beede den Meister gespielet/ und keiner dem andern vor oder nach gegangen. Allein daß Pousin durch Glückseligkeit seines langen Lebens den Vortheil erhalten/ und sich allezeit auf der weitberühmten Römischen Kunst-Schul bäßern können.

Dieser Kunst halber wurden seine Werke von dem König in Frankreich/ Cardinal Richelieu, Wird in Königliche Französische Dienste beruffen.Mazarin, und andern selbiger Nation/ sehr gesucht/ und er selber von dem König nacher Pariß beruffen/ auch von allen Kunstliebenden Anno 1643. ansehlich eingeholet worden/ woselbst er nachmahlen dem König eine Galleria al Louvre in fresco gemahlt/ so hohes Contento gebracht/ hernach aber bey großem Unglück mit vielen andern Raritäten eingeäschert worden. Wie nun für solches der König ihn reichlich belohnt/ also hat er ihm auch eine stattliche Pension, zu Aufrichtung einer Academia in Pariß/ jährlich angebotten/welches/ weil er es nicht wol abschlagen können/ als hat er darein verwilliget/ doch mit dem Beding/ daß er nach empfangener Bezahlung vorhin noch nacher Rom (weil ihm dieses Hofleben so wenig als sein Vatterland gefallen) seine Hausfrau abzuholen/ und alsdann sich völlig zu Paris niederzulaßen/ ziehen dörfte/ auf welches Versprechen hin er reichlich contentirt Reiset wieder nach Rom./ beschenkt/ und wieder stattlich zur Stadt hinaus begleitet worden. Als er aber zu Rom angelanget/ hat er sich durch Schreiben entschuldigt/ daß seine Hausfrau/ als eine gebohrne Romanerin/ dahin nicht zu bewegen wäre/ er wolte aber gleichwolen daselbst in allem Ihro Majest. dem König zu Dienste seyn; Fienge darauf auch an zu mahlen den Kinder-Mord Herodis, für den Prinzen Justinian/ worinnen er verwunderliche fremde Affecten, die schreckbar und zum Mitleiden beweglich/ gebraucht/ nicht weniger auch die sieben Sacramenta/ nach Gebrauch der Römischen Kirchen/ in sieben besondern Stucken/ daran er viel Jahr/ eines nach dem andern/ seinem Gebrauch nach/ gearbeitet/ welche er eben dann in der Größe/ wie die ersten zu Rom/ die andern aber zu Paris zu sehen/ jedoch auch auf ein andere Invention, gemahlt/ auch darbey eines in Kupfer/ in der Größe eines Regalbogens/ geätzt/ so alle noch zu kauffen sind: und aus denenselben/ neben noch andern Kupferstucken/[Spaltenumbruch] sein zeitiger Verstand/ in Ausbildung der Historien/ mit mehrerm wahrzunehmen ist.

So ist auch wunder-fürtreflich von ihm Andere seine Werke. der Römische Obrist Germanicus, als der da im Bett liget/ und Gift bekommen hat/ gemacht worden: deßen Gemahlin und übrige Romanische Feld-Obristen/ seiner Unschuld halben die Raach zu suchen/schwören/ nach Art derselben Zeit üblichen Kleidung sehr wol und nachsinnig gebildet/ desgleichen auch eine Ariadne, und Tauf des heiligen Johannis am Jordan/ Item der Narcissus, die Entzuckung S. Pauli in den dritten Himmel/ die heilige Magdalena in der Wüsten/ Christus im Oelgarten von dem Engel gestärcket/ mehr die in Himmel erhebte heilige Jungfrau Maria/ und die Israeliten/ so das guldene Kalb anbeten/ wie lib. 1. Reg. cap. 5. vermeldet wird/ gleichfals der unerkantliche Abfall und die Verachtung der Bundsladen und Anbetung der Abgötter/ auch wie selbige durch Katzen/ Mäus und Ungeziefer gestraft worden/ wiederum wie eine Mutter und ihr Kind an der Seuch erkranket/ über der ihre eigne Befreundte ein Abscheuen tragen/ auch vor der Pestilenzisch-vergiften und auf Erden mit bloßem Leib ligenden Mutter Brust/ an welcher das lebendige Kind noch begirig trinket/ samt allerley zu diesem Stuck gehörigen Affecten/ die Nasen zu halten; weiters auch des Phaetons Bitt um seines Vatters Apollo Wagen; Item die im Triumph tanzende Flora, Neptunus, über alle Waßer-Flutten gebietend/ die flüchtige Daphne durch Apollo verfolget / mit viel noch mehr andern Sachen/ darvon ganze Bücher zu schreiben/ oder dieses meines völlig von seiner Kunst anzufüllen wäre.

In seiner ersten Zeit hielte er große Kundschaft mit uns Fremden/ kame auch gar oft/ wann er wuste/ daß Francesco du Quesnoy, Bildhauer/ Claudi Loraines, und ich/ beysammen waren/ als die wir im Gebrauch hatten/ unser Vornehmen einander zu communiciren: Er war sonsten auch Seine Art zu mahlen. von gutem Discurß/ und hatte stets ein Büchlein/ worein er alles nöhtige/ so wol mit dem Umriß als auch Buchstaben aufgezeichnet/ bey sich; wann er etwas vorzunehmen im Sinn gehabt/ thäte er den vorhabenden Text fleißig durchlesen/ und deme nachsinnen/ alsdann machte er zwey schlechte Scitz der Ordinanzien auf Papier/ und so fern es einige Historien betroffen/ stellte er auf ein glattes mit Pflasterstein ausgetheiltes Brett/ seinem Vornehmen gemäß/ die von Wachs darzu gemachte nackende Bildlein in gebührender Action, nach der ganzen Historie geartet/ denenselben aber legte er von naßem Papyr oder subtilem Taffet die Gewand nach seinem Verlangen um/ mit durchgezogenen Fäden/ daß sie nämlichen gegen dem Horizont in gebührender Distanz stünden/ und deme nach er seine Werk auf Tuch mit Farben untermahlen könte/ worzu er dann oft im Ausmachen sich des Lebens bedienet/ und sich Zeit genug darzu gelaßen/ dann er bald zu arbeiten angefangen/ bald aber wieder darvon und spatzieren gegangen/ doch allezeit in guten und zu seinem Werk tauglichen Gedanken/ massen er sein Leben also lobwürdig angestellt/ wie er/ daß es ihme zur Kunst nöhtig und tauglich seyn

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            <p xml:id="p598.2">So ist auch wunder-fürtreflich von ihm <note place="right">Andere seine Werke.</note> <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2878">der Römische Obrist <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1200 http://d-nb.info/gnd/118538748 http://viaf.org/viaf/56580498">Germanicus</persName>,</hi> als der da im Bett liget/ und Gift bekommen hat</name>/ gemacht worden: deßen Gemahlin und übrige Romanische Feld-Obristen/ seiner Unschuld halben die Raach zu suchen/schwören/ nach Art derselben Zeit üblichen Kleidung sehr wol und nachsinnig gebildet/ desgleichen auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3043">eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-496 http://d-nb.info/gnd/118645676 http://viaf.org/viaf/50609974">Ariadne</persName></hi></name>, und <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2929">Tauf des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">heiligen Johannis</persName> am <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-427 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1125225">Jordan</placeName></name>/ Item <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2931">der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-572 http://d-nb.info/gnd/118586467 http://viaf.org/viaf/67257842">Narcissus</persName></hi></name>, <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3005">die Entzuckung <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-256 http://d-nb.info/gnd/118641549 http://viaf.org/viaf/100178828">S. Pauli</persName> in den dritten Himmel</name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2934">die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-386 http://d-nb.info/gnd/118577840 http://viaf.org/viaf/25394709">heilige Magdalena</persName> in der Wüsten</name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5524"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> im Oelgarten von dem Engel gestärcket</name>/ mehr <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2933">die in Himmel erhebte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">heilige Jungfrau Maria</persName></name>/ und <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2879 http://www.nationalgallery.org.uk/search?filter=paintings&amp;q=NG5597">die Israeliten/ so das guldene Kalb anbeten</name>/ wie <hi rendition="#aq">lib. 1. Reg. cap. 5.</hi> vermeldet wird/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-53">gleichfals der unerkantliche Abfall und die Verachtung der Bundsladen und Anbetung der Abgötter</name>/ auch wie selbige durch Katzen/ Mäus und Ungeziefer gestraft worden/ wiederum wie eine Mutter und ihr Kind an der Seuch erkranket/ über der ihre eigne Befreundte ein Abscheuen tragen/ auch vor der Pestilenzisch-vergiften und auf Erden mit bloßem Leib ligenden Mutter Brust/ an welcher das lebendige Kind noch begirig trinket/ samt allerley zu diesem Stuck gehörigen Affecten/ die Nasen zu halten; weiters auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1026">des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-357 http://d-nb.info/gnd/119243113 http://viaf.org/viaf/817398">Phaetons</persName> Bitt um seines Vatters <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName></hi> Wagen</name>; Item <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1025">die im Triumph tanzende <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1048 http://d-nb.info/gnd/118691880 http://viaf.org/viaf/77110125">Flora</persName></hi></name>, <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2983"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName>,</hi> über alle Waßer-Flutten gebietend</name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4114">die flüchtige <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2199 http://d-nb.info/gnd/118823310 http://viaf.org/viaf/30333730">Daphne</persName></hi> durch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName></hi> verfolget</name> / mit viel noch mehr andern Sachen/ darvon ganze Bücher zu schreiben/ oder dieses meines völlig von seiner Kunst anzufüllen wäre.</p>
            <p xml:id="p598.3">In seiner ersten Zeit hielte er große Kundschaft mit uns Fremden/ kame auch gar oft/ wann er wuste/ daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-419 http://d-nb.info/gnd/122968840 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115495 http://viaf.org/viaf/71667283">Francesco du Quesnoy</persName>,</hi> Bildhauer/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3 http://d-nb.info/gnd/118574450 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115366 http://viaf.org/viaf/96538019">Claudi Loraines</persName>,</hi> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName>/ beysammen waren/ als die wir im Gebrauch hatten/ unser Vornehmen einander zu <hi rendition="#aq">communici</hi>ren: Er war sonsten auch <note place="right">Seine Art zu mahlen.</note> von gutem Discurß/ und hatte stets ein Büchlein/ worein er alles nöhtige/ so wol mit dem Umriß als auch Buchstaben aufgezeichnet/ bey sich; wann er etwas vorzunehmen im Sinn gehabt/ thäte er den vorhabenden Text fleißig durchlesen/ und deme nachsinnen/ alsdann machte er zwey schlechte Scitz der Ordinanzien auf Papier/ und so fern es einige Historien betroffen/ stellte er auf ein glattes mit Pflasterstein ausgetheiltes Brett/ seinem Vornehmen gemäß/ die von Wachs darzu gemachte nackende Bildlein in gebührender <hi rendition="#aq">Action,</hi> nach der ganzen Historie geartet/ denenselben aber legte er von naßem Papyr oder subtilem Taffet die Gewand nach seinem Verlangen um/ mit durchgezogenen Fäden/ daß sie nämlichen gegen dem Horizont in gebührender Distanz stünden/ und deme nach er seine Werk auf Tuch mit Farben untermahlen könte/ worzu er dann oft im Ausmachen sich des Lebens bedienet/ und sich Zeit genug darzu gelaßen/ dann er bald zu arbeiten angefangen/ bald aber wieder darvon und spatzieren gegangen/ doch allezeit in guten und zu seinem Werk tauglichen Gedanken/ massen er sein Leben also lobwürdig angestellt/ wie er/ daß es ihme zur Kunst nöhtig und tauglich seyn
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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 368]/0188] Zeit/ meisterhaft und tiefsinnig ausgebildet/ und deren viel in Kupfer ausgegeben hat. Neben vorgemeldtem Valentin mahlte er auch eine Tafel in S. Peters Kirchen von dem heiligen Erasmo/ wie ihme durch die Henkers-Knechte seine Därme aus dem Leib gehaspelt werden/ welches dann eben damals/ als Valentins schon gemeldtes Kunststuck erhoben worden/ herfür kommen/ worüber/ weil jederman solches zu sehen begierig gewesen/ nachgehends ein großer Disputat entstanden/ sintemalen ihrer viel dieses jenem/ andere aber jenes diesem/ vorziehen wollen/ die Kunstverständige und unpartheyische aber/ beyde hochschätzbar gehalten/ und daß keines dem andern zu weichen oder sich vor dem andern zu erheben Ursach hätte/ geurtheilet; dann wo Pousin in denen Passionen/ Affecten/ und der Invention vorgezogen worden/ da hat Valentin in der wahren Natürlichkeit/ Stärke/ Erhebung des Colorits/Harmonia der Farben es bevor gethan/ daß also beede den Meister gespielet/ und keiner dem andern vor oder nach gegangen. Allein daß Pousin durch Glückseligkeit seines langen Lebens den Vortheil erhalten/ und sich allezeit auf der weitberühmten Römischen Kunst-Schul bäßern können. Dieser Kunst halber wurden seine Werke von dem König in Frankreich/ Cardinal Richelieu, Mazarin, und andern selbiger Nation/ sehr gesucht/ und er selber von dem König nacher Pariß beruffen/ auch von allen Kunstliebenden Anno 1643. ansehlich eingeholet worden/ woselbst er nachmahlen dem König eine Galleria al Louvre in fresco gemahlt/ so hohes Contento gebracht/ hernach aber bey großem Unglück mit vielen andern Raritäten eingeäschert worden. Wie nun für solches der König ihn reichlich belohnt/ also hat er ihm auch eine stattliche Pension, zu Aufrichtung einer Academia in Pariß/ jährlich angebotten/welches/ weil er es nicht wol abschlagen können/ als hat er darein verwilliget/ doch mit dem Beding/ daß er nach empfangener Bezahlung vorhin noch nacher Rom (weil ihm dieses Hofleben so wenig als sein Vatterland gefallen) seine Hausfrau abzuholen/ und alsdann sich völlig zu Paris niederzulaßen/ ziehen dörfte/ auf welches Versprechen hin er reichlich contentirt / beschenkt/ und wieder stattlich zur Stadt hinaus begleitet worden. Als er aber zu Rom angelanget/ hat er sich durch Schreiben entschuldigt/ daß seine Hausfrau/ als eine gebohrne Romanerin/ dahin nicht zu bewegen wäre/ er wolte aber gleichwolen daselbst in allem Ihro Majest. dem König zu Dienste seyn; Fienge darauf auch an zu mahlen den Kinder-Mord Herodis, für den Prinzen Justinian/ worinnen er verwunderliche fremde Affecten, die schreckbar und zum Mitleiden beweglich/ gebraucht/ nicht weniger auch die sieben Sacramenta/ nach Gebrauch der Römischen Kirchen/ in sieben besondern Stucken/ daran er viel Jahr/ eines nach dem andern/ seinem Gebrauch nach/ gearbeitet/ welche er eben dann in der Größe/ wie die ersten zu Rom/ die andern aber zu Paris zu sehen/ jedoch auch auf ein andere Invention, gemahlt/ auch darbey eines in Kupfer/ in der Größe eines Regalbogens/ geätzt/ so alle noch zu kauffen sind: und aus denenselben/ neben noch andern Kupferstucken/ sein zeitiger Verstand/ in Ausbildung der Historien/ mit mehrerm wahrzunehmen ist. Wird in Königliche Französische Dienste beruffen. Reiset wieder nach Rom. So ist auch wunder-fürtreflich von ihm der Römische Obrist Germanicus, als der da im Bett liget/ und Gift bekommen hat/ gemacht worden: deßen Gemahlin und übrige Romanische Feld-Obristen/ seiner Unschuld halben die Raach zu suchen/schwören/ nach Art derselben Zeit üblichen Kleidung sehr wol und nachsinnig gebildet/ desgleichen auch eine Ariadne, und Tauf des heiligen Johannis am Jordan/ Item der Narcissus, die Entzuckung S. Pauli in den dritten Himmel/ die heilige Magdalena in der Wüsten/ Christus im Oelgarten von dem Engel gestärcket/ mehr die in Himmel erhebte heilige Jungfrau Maria/ und die Israeliten/ so das guldene Kalb anbeten/ wie lib. 1. Reg. cap. 5. vermeldet wird/ gleichfals der unerkantliche Abfall und die Verachtung der Bundsladen und Anbetung der Abgötter/ auch wie selbige durch Katzen/ Mäus und Ungeziefer gestraft worden/ wiederum wie eine Mutter und ihr Kind an der Seuch erkranket/ über der ihre eigne Befreundte ein Abscheuen tragen/ auch vor der Pestilenzisch-vergiften und auf Erden mit bloßem Leib ligenden Mutter Brust/ an welcher das lebendige Kind noch begirig trinket/ samt allerley zu diesem Stuck gehörigen Affecten/ die Nasen zu halten; weiters auch des Phaetons Bitt um seines Vatters Apollo Wagen; Item die im Triumph tanzende Flora, Neptunus, über alle Waßer-Flutten gebietend/ die flüchtige Daphne durch Apollo verfolget / mit viel noch mehr andern Sachen/ darvon ganze Bücher zu schreiben/ oder dieses meines völlig von seiner Kunst anzufüllen wäre. Andere seine Werke. In seiner ersten Zeit hielte er große Kundschaft mit uns Fremden/ kame auch gar oft/ wann er wuste/ daß Francesco du Quesnoy, Bildhauer/ Claudi Loraines, und ich/ beysammen waren/ als die wir im Gebrauch hatten/ unser Vornehmen einander zu communiciren: Er war sonsten auch von gutem Discurß/ und hatte stets ein Büchlein/ worein er alles nöhtige/ so wol mit dem Umriß als auch Buchstaben aufgezeichnet/ bey sich; wann er etwas vorzunehmen im Sinn gehabt/ thäte er den vorhabenden Text fleißig durchlesen/ und deme nachsinnen/ alsdann machte er zwey schlechte Scitz der Ordinanzien auf Papier/ und so fern es einige Historien betroffen/ stellte er auf ein glattes mit Pflasterstein ausgetheiltes Brett/ seinem Vornehmen gemäß/ die von Wachs darzu gemachte nackende Bildlein in gebührender Action, nach der ganzen Historie geartet/ denenselben aber legte er von naßem Papyr oder subtilem Taffet die Gewand nach seinem Verlangen um/ mit durchgezogenen Fäden/ daß sie nämlichen gegen dem Horizont in gebührender Distanz stünden/ und deme nach er seine Werk auf Tuch mit Farben untermahlen könte/ worzu er dann oft im Ausmachen sich des Lebens bedienet/ und sich Zeit genug darzu gelaßen/ dann er bald zu arbeiten angefangen/ bald aber wieder darvon und spatzieren gegangen/ doch allezeit in guten und zu seinem Werk tauglichen Gedanken/ massen er sein Leben also lobwürdig angestellt/ wie er/ daß es ihme zur Kunst nöhtig und tauglich seyn Seine Art zu mahlen.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 368]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/188>, abgerufen am 04.10.2024.