Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] von denen selben aber/ nach verspürtem Zunehmen/ weiters in Italien erhoben/ und zu Rom/ denen Academien/ um durch stete Übung nach Vermögen die Antichen zu begreiffen/ beygewohnet Komt in Italien./ wie er daselbst dann viel fürtreflich-gemahlte Taflen nachgezeichnet/ und folgends in Kupfer gebracht/ worbey er es aber nicht also/ wie von viel andern/ deren Kupferstuck nur Projecta der Originalien seyn/ beschiehet/ gemacht/ und den bästen Kern vergeßen/ sondern er bildete neben correcter Zeichnung derselben ganzen Innhalt/ jedes besonders/ ausdruckentlich vollkommen nach/ ja erwiese vielmalen fast mehr durch seinen glückseeligen Verstand mit dem Grabstichel/ als diese fürtrefliche Kunst-Mahlere mit dem Pensel zuwegen gebracht/ wodurch er dann auch der ganzen Nachwelt Ursach gegeben/ daß in allen Landen jeder nur Aegidii Sadlers Manier nachfolgen wolte.

Ein Exempel seines großen Lobs ist Seine Werke. das schöne Stuck eines Marien-Bilds/ mit dem Christkindlein auf der Schooß/ in rund/ dabey S. Johannes/ deßen Original von Raphael d'Urbino zu Florenz/ in dem Kunst-Cabinet/ die Ritonda genant/ zu sehen/ darinnen er dann alles/ das Fleisch/ die Haar/ Kleidung und Leinwat/ durch Kupferstich sehr erkantlich und mild/ nach jedes seiner Art/ und was nur die Theoria vermag/ ganz meisterhaft vorgestellet/ also auch/ Friderici Barotio Gemähl/ wie Christus den Fischer Petrum aus dem Schiflein zu sich beruffet; item von gleicher Grösse/ in folio, wie Christus von S. Johannes und Joseph von Arimathia ins Grab geleget/ und von denen betrübten Weibern begleitet wird/ bey welchem sonderlich der in dem leinenen Tuch nackendligende Christus gar holdseelig und anmutig gemacht/ und eine große/ schöne/ meisterhaft-fließende/ holdseelige Manier zu verspüren. Deßgleichen auch ein heiliger Christoph/ so mit dem Christkindlein auf den Achslen durch das Waßer gehet. Mehr/ wie den Hirten auf dem Feld der Engel die Geburt Christi verkündiget/ worinnen der Engel die Hirten und Hirtinnen erfreuet/ und die Kleidungen/ Ochsen/ Schaf/ Geißen und Hund/ alles nach Bassan unverbäßerlich gemacht/ und jedes Stuck/ der Würde halben/ mehr Goldes wehrt/ als es an Gewicht selbsten hat. Weil er in allem ganz perfect, und daß man ihne vor einen Meister aller Meister rühmen/ loben und ehren solte/ wol verdienet.

Nach solch erst-benannten Stucken aber/ war Komt in Dienst Käisers Rudolphi. sein Lob gleich durch ganz Italien und Teutschland erschollen/ dahero auch sehr gesucht/ und sonderlich zu dem Römischen Käyser Rudolpho II. als aller Tugend-Künsten berühmtestem Liebhaber und Beförderer beruffen worden/ der ihn dann jährlichen mit reichlicher Besoldung versehen/ und neben andern fürtreflichen Mahlern/ Bildhauern und Architecten (mit denen allen Egidius freundlich conversiret) bey sich behalten/ worzwischen er den berühmten Bartholomaeum Spranger samt seiner Hausfrauen/ wie auch Johann Brügel in Kupffer gebracht/ darauf auch Ihre Käyserliche Majestät Rudolphum selbsten/ ganz in Harnisch stehend/ deßen Angesicht nicht allein mit allen guten Gaben/ sondern auch der Harnisch mit aller Natürlichkeit[Spaltenumbruch] erfüllet/ daß es billich ein Lehrstuck dieser Kunst soll und kan genennet werden. Folgends contrafätete er Käyser Matthiam in einem großen Kranz mit eichenem Laub und Rosen umgeben/ dabey viel Bilder/ sonderlich die drey Gratien/ mit andern herrlichen Gedanken und Zierahten/ auf einem großen Blat/ vollkommentlich zu sehen/ dergleichen niemand anders gemacht. Er brachte auch ferners viel andere fürnehme Potentaten in Kupfer/ als nämlich König Sigismundum in Poln/ den Cardinal von Dietrichstein/ Cardinal Kleselium, Matthiam den Käyser/ samt seiner Gemahlin in dem Ornat/ etliche Potschaften aus Türkey/ Persien und Moldau / auch der Tartarey / ingleichen Seine Werke zu Prag. anderer Christlicher Potentaten Gesandtschaften/ samt ganzem Käyserlichen Hof/ welche/ wie Gold bey den Kunstverständigen bewahret werden/ darnach stach er auch nach Titians Gemähl/ in Kupfer/ die 12. Käyser groß/ auch Käyserinnen nach Sprangers von Aach Invention, sonderlich viel nach Joseph Heinz Gemählen/ das Bad Dianae, allwo Actaeon gestrafft worden: Welcher seiner Werke dann so viel/ daß/ mit Beschreibung dern/ allein ein ganzes Buch möchte angefüllet werden können. Er wohnete aber beständig zu Prag/ und name sich auch vor/ ganze Landschaften verwunderlich in Kupfer zu bringen/ als dern eine große Mänge er nach Ruland Savery Gemählden gemacht/ worzu er aber seinen Discipel Isaac Major viel gebraucht. Unter viel andern gabe er in Kupfer/ nach Titian/ ein sonderlich reich-geziertes Contrafe einer fürtreflich Italiänischen Damen/ so vermutlich aus dem fürtreflichen Haus de Este, mit herrlichen Haarbund und sammeten Kleidern/ dern zierliche Hand eine das seidene Gewand angreiffet/ die andere aber auf einen jungen übersich sehenden Mohren sich steuret/ mit welchem Werk dann er alle Gaben der Kunst bezeuget hat.

Nachdem aber nun Ihre Käyserliche Majestät Rudolphus verblichen/ und selbigem Matthias succedirt/ hatte sich viel Unruh wegen des Türken-Kriegs in Ungarn erhoben/ dahero Ihre Käys. Majestat Prag verlaßen/ und zu Wien residiret/ worauf hin auch viel Kunst-reiche Subjecta theils von Prag sich weggemacht/ theils aber gestorben/ also daß selbiger lang florirte Kunst-Parnas aller Musen beraubt worden. Egidius Sadler bliebe allein daselbst/ und consumirte sich/ theils aus Mangel der Gelegenheit/ theils Alters halben/ nach und nach/ maßen ich ihn Anno 1622. gesehen/ als ich noch ein junger Mensch expresse seiner Wißenschaft halber von Nürnberg zu ihme nach Prag verreist/ auch demselben vorgelegt/ was ich damalen in der Zeichenkunst und anderm gewust/ mich auch/ um weil ich bey demselben zu verbleiben gesinnet gewesen/ für einen Lehrjungen angebotten/ der mich dann freundlich empfangen/ und mir alles/ was er gehabt/ oder gekönnt/ gezeiget/ und darunter Begibt sich auf das Mahlen. sonderlich eine Passion von 12. Stucken zwey Schuch hoch/ von seiner eignen Invention, alles voller herrlich schönen Gedanken/ in weiß und schwarz gemahlt/ (dann er zuletzt sich völlig auf das Mahlen gelegt) und nach viel erzeigter aufrichtigen Freundlichkeit und gleichsam vätterlicher Gewogenheit

[Spaltenumbruch] von denen selben aber/ nach verspürtem Zunehmen/ weiters in Italien erhoben/ und zu Rom/ denen Academien/ um durch stete Übung nach Vermögen die Antichen zu begreiffen/ beygewohnet Komt in Italien./ wie er daselbst dann viel fürtreflich-gemahlte Taflen nachgezeichnet/ und folgends in Kupfer gebracht/ worbey er es aber nicht also/ wie von viel andern/ deren Kupferstuck nur Projecta der Originalien seyn/ beschiehet/ gemacht/ und den bästen Kern vergeßen/ sondern er bildete neben correcter Zeichnung derselben ganzen Innhalt/ jedes besonders/ ausdruckentlich vollkommen nach/ ja erwiese vielmalen fast mehr durch seinen glückseeligen Verstand mit dem Grabstichel/ als diese fürtrefliche Kunst-Mahlere mit dem Pensel zuwegen gebracht/ wodurch er dann auch der ganzen Nachwelt Ursach gegeben/ daß in allen Landen jeder nur Aegidii Sadlers Manier nachfolgen wolte.

Ein Exempel seines großen Lobs ist Seine Werke. das schöne Stuck eines Marien-Bilds/ mit dem Christkindlein auf der Schooß/ in rund/ dabey S. Johannes/ deßen Original von Raphaël d’Urbino zu Florenz/ in dem Kunst-Cabinet/ die Ritonda genant/ zu sehen/ darinnen er dann alles/ das Fleisch/ die Haar/ Kleidung und Leinwat/ durch Kupferstich sehr erkantlich und mild/ nach jedes seiner Art/ und was nur die Theoria vermag/ ganz meisterhaft vorgestellet/ also auch/ Friderici Barotio Gemähl/ wie Christus den Fischer Petrum aus dem Schiflein zu sich beruffet; item von gleicher Grösse/ in folio, wie Christus von S. Johannes und Joseph von Arimathia ins Grab geleget/ und von denen betrübten Weibern begleitet wird/ bey welchem sonderlich der in dem leinenen Tuch nackendligende Christus gar holdseelig und anmutig gemacht/ und eine große/ schöne/ meisterhaft-fließende/ holdseelige Manier zu verspüren. Deßgleichen auch ein heiliger Christoph/ so mit dem Christkindlein auf den Achslen durch das Waßer gehet. Mehr/ wie den Hirten auf dem Feld der Engel die Geburt Christi verkündiget/ worinnen der Engel die Hirten und Hirtinnen erfreuet/ und die Kleidungen/ Ochsen/ Schaf/ Geißen und Hund/ alles nach Bassan unverbäßerlich gemacht/ und jedes Stuck/ der Würde halben/ mehr Goldes wehrt/ als es an Gewicht selbsten hat. Weil er in allem ganz perfect, und daß man ihne vor einen Meister aller Meister rühmen/ loben und ehren solte/ wol verdienet.

Nach solch erst-benannten Stucken aber/ war Komt in Dienst Käisers Rudolphi. sein Lob gleich durch ganz Italien und Teutschland erschollen/ dahero auch sehr gesucht/ und sonderlich zu dem Römischen Käyser Rudolpho II. als aller Tugend-Künsten berühmtestem Liebhaber und Beförderer beruffen worden/ der ihn dann jährlichen mit reichlicher Besoldung versehen/ und neben andern fürtreflichen Mahlern/ Bildhauern und Architecten (mit denen allen Egidius freundlich conversiret) bey sich behalten/ worzwischen er den berühmten Bartholomaeum Spranger samt seiner Hausfrauen/ wie auch Johann Brügel in Kupffer gebracht/ darauf auch Ihre Käyserliche Majestät Rudolphum selbsten/ ganz in Harnisch stehend/ deßen Angesicht nicht allein mit allen guten Gaben/ sondern auch der Harnisch mit aller Natürlichkeit[Spaltenumbruch] erfüllet/ daß es billich ein Lehrstuck dieser Kunst soll und kan genennet werden. Folgends contrafätete er Käyser Matthiam in einem großen Kranz mit eichenem Laub und Rosen umgeben/ dabey viel Bilder/ sonderlich die drey Gratien/ mit andern herrlichen Gedanken und Zierahten/ auf einem großen Blat/ vollkommentlich zu sehen/ dergleichen niemand anders gemacht. Er brachte auch ferners viel andere fürnehme Potentaten in Kupfer/ als nämlich König Sigismundum in Poln/ den Cardinal von Dietrichstein/ Cardinal Kleselium, Matthiam den Käyser/ samt seiner Gemahlin in dem Ornat/ etliche Potschaften aus Türkey/ Persien und Moldau / auch der Tartarey / ingleichen Seine Werke zu Prag. anderer Christlicher Potentaten Gesandtschaften/ samt ganzem Käyserlichen Hof/ welche/ wie Gold bey den Kunstverständigen bewahret werden/ darnach stach er auch nach Titians Gemähl/ in Kupfer/ die 12. Käyser groß/ auch Käyserinnen nach Sprangers von Aach Invention, sonderlich viel nach Joseph Heinz Gemählen/ das Bad Dianae, allwo Actaeon gestrafft worden: Welcher seiner Werke dann so viel/ daß/ mit Beschreibung dern/ allein ein ganzes Buch möchte angefüllet werden können. Er wohnete aber beständig zu Prag/ und name sich auch vor/ ganze Landschaften verwunderlich in Kupfer zu bringen/ als dern eine große Mänge er nach Ruland Savery Gemählden gemacht/ worzu er aber seinen Discipel Isaac Major viel gebraucht. Unter viel andern gabe er in Kupfer/ nach Titian/ ein sonderlich reich-geziertes Contrafe einer fürtreflich Italiänischen Damen/ so vermutlich aus dem fürtreflichen Haus de Este, mit herrlichen Haarbund und sammeten Kleidern/ dern zierliche Hand eine das seidene Gewand angreiffet/ die andere aber auf einen jungen übersich sehenden Mohren sich steuret/ mit welchem Werk dann er alle Gaben der Kunst bezeuget hat.

Nachdem aber nun Ihre Käyserliche Majestät Rudolphus verblichen/ und selbigem Matthias succedirt/ hatte sich viel Unruh wegen des Türken-Kriegs in Ungarn erhoben/ dahero Ihre Käys. Majestat Prag verlaßen/ und zu Wien residiret/ worauf hin auch viel Kunst-reiche Subjecta theils von Prag sich weggemacht/ theils aber gestorben/ also daß selbiger lang florirte Kunst-Parnas aller Musen beraubt worden. Egidius Sadler bliebe allein daselbst/ und consumirte sich/ theils aus Mangel der Gelegenheit/ theils Alters halben/ nach und nach/ maßen ich ihn Anno 1622. gesehen/ als ich noch ein junger Mensch expressè seiner Wißenschaft halber von Nürnberg zu ihme nach Prag verreist/ auch demselben vorgelegt/ was ich damalen in der Zeichenkunst und anderm gewust/ mich auch/ um weil ich bey demselben zu verbleiben gesinnet gewesen/ für einen Lehrjungen angebotten/ der mich dann freundlich empfangen/ und mir alles/ was er gehabt/ oder gekönnt/ gezeiget/ und darunter Begibt sich auf das Mahlen. sonderlich eine Passion von 12. Stucken zwey Schuch hoch/ von seiner eignen Invention, alles voller herrlich schönen Gedanken/ in weiß und schwarz gemahlt/ (dann er zuletzt sich völlig auf das Mahlen gelegt) und nach viel erzeigter aufrichtigen Freundlichkeit und gleichsam vätterlicher Gewogenheit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0172" xml:id="pb-584" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 356]"/><cb/>
von denen selben aber/ nach verspürtem Zunehmen/ weiters in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName> erhoben/ und zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ denen <hi rendition="#aq">Academi</hi>en/ um durch stete Übung nach Vermögen die <hi rendition="#aq">Antichen</hi> zu begreiffen/ beygewohnet <note place="right">Komt in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName>.</note>/ wie er daselbst dann viel fürtreflich-gemahlte Taflen nachgezeichnet/ und folgends in Kupfer gebracht/ worbey er es aber nicht also/ wie von viel andern/ deren Kupferstuck nur <hi rendition="#aq">Projecta</hi> der <hi rendition="#aq">Originali</hi>en seyn/ beschiehet/ gemacht/ und den bästen Kern vergeßen/ sondern er bildete neben <hi rendition="#aq">correct</hi>er Zeichnung derselben ganzen Innhalt/ jedes besonders/ ausdruckentlich vollkommen nach/ ja erwiese vielmalen fast mehr durch seinen glückseeligen Verstand mit dem Grabstichel/ als diese fürtrefliche Kunst-Mahlere mit dem Pensel zuwegen gebracht/ wodurch er dann auch der ganzen Nachwelt Ursach gegeben/ daß in allen Landen jeder nur <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-830 http://d-nb.info/gnd/118064657 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500016165 http://viaf.org/viaf/100163089"><hi rendition="#aq">Aegidii</hi> Sadlers</persName> Manier nachfolgen wolte.</p>
            <p>Ein Exempel seines großen Lobs ist <note place="right">Seine Werke.</note> <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-892">das schöne Stuck eines <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bilds/ mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christkindlein</persName> auf der Schooß/ in rund/ dabey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4315">S. Johannes</persName></name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-893">deßen <hi rendition="#aq">Original</hi> von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaël d&#x2019;Urbino</persName></hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ in dem Kunst-Cabinet/ die <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1644">Ritonda</placeName></hi> genant/ zu sehen</name>/ darinnen er dann alles/ das Fleisch/ die Haar/ Kleidung und Leinwat/ durch Kupferstich sehr erkantlich und mild/ nach jedes seiner Art/ und was nur die <hi rendition="#aq">Theoria</hi> vermag/ ganz meisterhaft vorgestellet/ also auch/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-899"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-38 http://d-nb.info/gnd/119256908 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115210 http://viaf.org/viaf/41865190">Friderici Barotio</persName></hi> Gemähl/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> den Fischer <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-355 http://d-nb.info/gnd/118593323 http://viaf.org/viaf/54940864">Petrum</persName> aus dem Schiflein zu sich beruffet</name>; item von gleicher Grösse/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1003"><hi rendition="#aq">in folio,</hi> wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-192 http://d-nb.info/gnd/118557815 http://viaf.org/viaf/82340113">S. Johannes</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2694 http://d-nb.info/gnd/132697661 http://viaf.org/viaf/70097830">Joseph von Arimathia</persName> ins Grab geleget/ und von denen betrübten Weibern begleitet wird</name>/ bey welchem sonderlich der in dem leinenen Tuch nackendligende <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> gar holdseelig und anmutig gemacht/ und eine große/ schöne/ meisterhaft-fließende/ holdseelige Manier zu verspüren. Deßgleichen auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-895">ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1216 http://d-nb.info/gnd/118520725 http://viaf.org/viaf/35247807">heiliger Christoph</persName>/ so mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christkindlein</persName> auf den Achslen durch das Waßer gehet</name>. Mehr/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-941,943">wie den Hirten auf dem Feld der Engel die Geburt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName> verkündiget</name>/ worinnen der Engel die Hirten und Hirtinnen erfreuet/ und die Kleidungen/ Ochsen/ Schaf/ Geißen und Hund/ alles nach <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2321 http://d-nb.info/gnd/11865750X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500003126 http://viaf.org/viaf/9925096">Bassan</persName></hi> unverbäßerlich gemacht/ und jedes Stuck/ der Würde halben/ mehr Goldes wehrt/ als es an Gewicht selbsten hat. Weil er in allem ganz <hi rendition="#aq">perfect,</hi> und daß man ihne vor einen Meister aller Meister rühmen/ loben und ehren solte/ wol verdienet.</p>
            <p>Nach solch erst-benannten Stucken aber/ war <note place="right">Komt in Dienst <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-571 http://d-nb.info/gnd/118603701 http://viaf.org/viaf/15562150">Käisers Rudolphi</persName>.</note> sein Lob gleich durch ganz <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName> erschollen/ dahero auch sehr gesucht/ und sonderlich zu dem Römischen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-571 http://d-nb.info/gnd/118603701 http://viaf.org/viaf/15562150">Käyser <hi rendition="#aq">Rudolpho II</hi>.</persName> als aller Tugend-Künsten berühmtestem Liebhaber und Beförderer beruffen worden/ der ihn dann jährlichen mit reichlicher Besoldung versehen/ und neben andern fürtreflichen Mahlern/ Bildhauern und <hi rendition="#aq">Architect</hi>en (mit denen allen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-830 http://d-nb.info/gnd/118064657 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500016165 http://viaf.org/viaf/100163089">Egidius</persName> freundlich <hi rendition="#aq">conversi</hi>ret) bey sich behalten/ worzwischen er <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-900">den berühmten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1845 http://d-nb.info/gnd/118826085 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500018180 http://viaf.org/viaf/74650107"><hi rendition="#aq">Bartholomaeum</hi> Spranger</persName> samt seiner Hausfrauen</name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-929">wie auch Johann Brügel in Kupffer gebracht</name>/ darauf auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1223 http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_results_ids.aspx?IdNum=1870%2C1008.2031">Ihre Käyserliche Majestät <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-571 http://d-nb.info/gnd/118603701 http://viaf.org/viaf/15562150">Rudolphum</persName></hi> selbsten/ ganz in Harnisch stehend</name>/ deßen Angesicht nicht allein mit allen guten Gaben/ sondern auch der Harnisch mit aller Natürlichkeit<cb/>
erfüllet/ daß es billich ein Lehrstuck dieser Kunst soll und kan genennet werden. Folgends <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-932">contrafätete er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3061 http://d-nb.info/gnd/119400839 http://viaf.org/viaf/42647474">Käyser <hi rendition="#aq">Matthiam</hi></persName> in einem großen Kranz mit eichenem Laub und Rosen umgeben/ dabey viel Bilder/ sonderlich die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1052 http://d-nb.info/gnd/11863934X http://viaf.org/viaf/15562925">drey <hi rendition="#aq">Grati</hi>en</persName>/ mit andern herrlichen Gedanken und Zierahten/ auf einem großen Blat</name>/ vollkommentlich zu sehen/ dergleichen niemand anders gemacht. Er brachte auch ferners viel andere fürnehme Potentaten in Kupfer/ als nämlich <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1204"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4413 http://d-nb.info/gnd/119831821 http://viaf.org/viaf/22959893">König <hi rendition="#aq">Sigismundum</hi> in Poln</persName></name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-901">den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3062 http://d-nb.info/gnd/119299941 http://viaf.org/viaf/51804507">Cardinal von Dietrichstein</persName></name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-931"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3063 http://d-nb.info/gnd/119120712 http://viaf.org/viaf/62351283">Cardinal <hi rendition="#aq">Kleselium</hi></persName></name>, <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-947,948"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3061 http://d-nb.info/gnd/119400839 http://viaf.org/viaf/42647474">Matthiam den Käyser</persName>/ samt seiner <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3064 http://d-nb.info/gnd/115862625 http://viaf.org/viaf/27809917">Gemahlin</persName> in dem Ornat</name>/ etliche Potschaften aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1251 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000144">Türkey</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-114 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7024079">Persien</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Moldau</placeName> / auch der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1252">Tartarey</placeName> / ingleichen <note place="right">Seine Werke zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006464">Prag</placeName>.</note> anderer Christlicher Potentaten Gesandtschaften/ samt ganzem Käyserlichen Hof/ welche/ wie Gold bey den Kunstverständigen bewahret werden/ darnach <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-263">stach er auch nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-19 http://d-nb.info/gnd/118622994 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500031075 http://viaf.org/viaf/61533439">Titians</persName> Gemähl/ in Kupfer/ die 12. Käyser groß</name>/ auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5524">Käyserinnen nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1845 http://d-nb.info/gnd/118826085 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500018180 http://viaf.org/viaf/74650107">Sprangers</persName> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2162 http://d-nb.info/gnd/118643525 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500127905 http://viaf.org/viaf/41957298">von Aach</persName> <hi rendition="#aq">Invention</hi></name>, sonderlich viel nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2163 http://d-nb.info/gnd/118709917 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500004495 http://viaf.org/viaf/3265420">Joseph Heinz</persName> Gemählen/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-622">das Bad <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Dianae</persName>,</hi> allwo <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1588 http://d-nb.info/gnd/118647504 http://viaf.org/viaf/62342124">Actaeon</persName></hi> gestrafft worden</name>: Welcher seiner Werke dann so viel/ daß/ mit Beschreibung dern/ allein ein ganzes Buch möchte angefüllet werden können. Er wohnete aber beständig zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006464">Prag</placeName>/ und name sich auch vor/ ganze Landschaften verwunderlich in Kupfer zu bringen/  als dern eine große Mänge er nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1829 http://d-nb.info/gnd/118838709 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500121039 http://viaf.org/viaf/5728201">Ruland Savery</persName> Gemählden gemacht/ worzu er aber seinen Discipel <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2187 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500006314 http://viaf.org/viaf/95719254">Isaac Major</persName> viel gebraucht. Unter viel andern gabe er <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1151">in Kupfer/ nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-19 http://d-nb.info/gnd/118622994 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500031075 http://viaf.org/viaf/61533439">Titian</persName>/ ein sonderlich reich-geziertes Contrafe einer fürtreflich Italiänischen Damen/ so vermutlich aus dem fürtreflichen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3067 http://d-nb.info/gnd/118685473 http://viaf.org/viaf/59878363">Haus <hi rendition="#aq">de Este</hi></persName>, mit herrlichen Haarbund und sammeten Kleidern/ dern zierliche Hand eine das seidene Gewand angreiffet/ die andere aber auf einen jungen übersich sehenden Mohren sich steuret</name>/ mit welchem Werk dann er alle Gaben der Kunst bezeuget hat.</p>
            <p>Nachdem aber nun Ihre Käyserliche Majestät <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-571 http://d-nb.info/gnd/118603701 http://viaf.org/viaf/15562150">Rudolphus</persName></hi> verblichen/ und selbigem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3061 http://d-nb.info/gnd/119400839 http://viaf.org/viaf/42647474">Matthias</persName> succedi</hi>rt/ hatte sich viel Unruh wegen des Türken-Kriegs in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-171 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006278">Ungarn</placeName> erhoben/ dahero Ihre Käys. Majestat <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006464">Prag</placeName> verlaßen/ und zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-232 http://www.geonames.org/2761369/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003321">Wien</placeName> <hi rendition="#aq">residi</hi>ret/ worauf hin auch viel Kunst-reiche <hi rendition="#aq">Subjecta</hi> theils von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006464">Prag</placeName> sich weggemacht/ theils aber gestorben/ also daß selbiger lang <hi rendition="#aq">flori</hi>rte Kunst-Parnas aller Musen beraubt worden. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-830 http://d-nb.info/gnd/118064657 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500016165 http://viaf.org/viaf/100163089">Egidius Sadler</persName> bliebe allein daselbst/ und <hi rendition="#aq">consumi</hi>rte sich/ theils aus Mangel der Gelegenheit/ theils Alters halben/ nach und nach/ maßen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> ihn <date when="1622">Anno 1622.</date> gesehen/ als ich noch ein junger Mensch <hi rendition="#aq">expressè</hi> seiner Wißenschaft halber von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Nürnberg</placeName> zu ihme nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006464">Prag</placeName> verreist/ auch demselben vorgelegt/ was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> damalen in der Zeichenkunst und anderm gewust/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> auch/ um weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> bey demselben zu verbleiben gesinnet gewesen/ für einen Lehrjungen angebotten/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> dann freundlich empfangen/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> alles/ was er gehabt/ oder gekönnt/ gezeiget/ und darunter <note place="right">Begibt sich auf <choice><sic>dz</sic><corr>das</corr></choice> Mahlen.</note> sonderlich <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4858">eine <hi rendition="#aq">Passion</hi> von 12. Stucken</name> zwey Schuch hoch/ von seiner eignen <hi rendition="#aq">Invention,</hi> alles voller herrlich schönen Gedanken/ in weiß und schwarz gemahlt/ (dann er zuletzt sich völlig auf das Mahlen gelegt) und nach viel erzeigter aufrichtigen Freundlichkeit und gleichsam vätterlicher Gewogenheit
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 356]/0172] von denen selben aber/ nach verspürtem Zunehmen/ weiters in Italien erhoben/ und zu Rom/ denen Academien/ um durch stete Übung nach Vermögen die Antichen zu begreiffen/ beygewohnet / wie er daselbst dann viel fürtreflich-gemahlte Taflen nachgezeichnet/ und folgends in Kupfer gebracht/ worbey er es aber nicht also/ wie von viel andern/ deren Kupferstuck nur Projecta der Originalien seyn/ beschiehet/ gemacht/ und den bästen Kern vergeßen/ sondern er bildete neben correcter Zeichnung derselben ganzen Innhalt/ jedes besonders/ ausdruckentlich vollkommen nach/ ja erwiese vielmalen fast mehr durch seinen glückseeligen Verstand mit dem Grabstichel/ als diese fürtrefliche Kunst-Mahlere mit dem Pensel zuwegen gebracht/ wodurch er dann auch der ganzen Nachwelt Ursach gegeben/ daß in allen Landen jeder nur Aegidii Sadlers Manier nachfolgen wolte. Komt in Italien. Ein Exempel seines großen Lobs ist das schöne Stuck eines Marien-Bilds/ mit dem Christkindlein auf der Schooß/ in rund/ dabey S. Johannes/ deßen Original von Raphaël d’Urbino zu Florenz/ in dem Kunst-Cabinet/ die Ritonda genant/ zu sehen/ darinnen er dann alles/ das Fleisch/ die Haar/ Kleidung und Leinwat/ durch Kupferstich sehr erkantlich und mild/ nach jedes seiner Art/ und was nur die Theoria vermag/ ganz meisterhaft vorgestellet/ also auch/ Friderici Barotio Gemähl/ wie Christus den Fischer Petrum aus dem Schiflein zu sich beruffet; item von gleicher Grösse/ in folio, wie Christus von S. Johannes und Joseph von Arimathia ins Grab geleget/ und von denen betrübten Weibern begleitet wird/ bey welchem sonderlich der in dem leinenen Tuch nackendligende Christus gar holdseelig und anmutig gemacht/ und eine große/ schöne/ meisterhaft-fließende/ holdseelige Manier zu verspüren. Deßgleichen auch ein heiliger Christoph/ so mit dem Christkindlein auf den Achslen durch das Waßer gehet. Mehr/ wie den Hirten auf dem Feld der Engel die Geburt Christi verkündiget/ worinnen der Engel die Hirten und Hirtinnen erfreuet/ und die Kleidungen/ Ochsen/ Schaf/ Geißen und Hund/ alles nach Bassan unverbäßerlich gemacht/ und jedes Stuck/ der Würde halben/ mehr Goldes wehrt/ als es an Gewicht selbsten hat. Weil er in allem ganz perfect, und daß man ihne vor einen Meister aller Meister rühmen/ loben und ehren solte/ wol verdienet. Seine Werke. Nach solch erst-benannten Stucken aber/ war sein Lob gleich durch ganz Italien und Teutschland erschollen/ dahero auch sehr gesucht/ und sonderlich zu dem Römischen Käyser Rudolpho II. als aller Tugend-Künsten berühmtestem Liebhaber und Beförderer beruffen worden/ der ihn dann jährlichen mit reichlicher Besoldung versehen/ und neben andern fürtreflichen Mahlern/ Bildhauern und Architecten (mit denen allen Egidius freundlich conversiret) bey sich behalten/ worzwischen er den berühmten Bartholomaeum Spranger samt seiner Hausfrauen/ wie auch Johann Brügel in Kupffer gebracht/ darauf auch Ihre Käyserliche Majestät Rudolphum selbsten/ ganz in Harnisch stehend/ deßen Angesicht nicht allein mit allen guten Gaben/ sondern auch der Harnisch mit aller Natürlichkeit erfüllet/ daß es billich ein Lehrstuck dieser Kunst soll und kan genennet werden. Folgends contrafätete er Käyser Matthiam in einem großen Kranz mit eichenem Laub und Rosen umgeben/ dabey viel Bilder/ sonderlich die drey Gratien/ mit andern herrlichen Gedanken und Zierahten/ auf einem großen Blat/ vollkommentlich zu sehen/ dergleichen niemand anders gemacht. Er brachte auch ferners viel andere fürnehme Potentaten in Kupfer/ als nämlich König Sigismundum in Poln/ den Cardinal von Dietrichstein/ Cardinal Kleselium, Matthiam den Käyser/ samt seiner Gemahlin in dem Ornat/ etliche Potschaften aus Türkey/ Persien und Moldau / auch der Tartarey / ingleichen anderer Christlicher Potentaten Gesandtschaften/ samt ganzem Käyserlichen Hof/ welche/ wie Gold bey den Kunstverständigen bewahret werden/ darnach stach er auch nach Titians Gemähl/ in Kupfer/ die 12. Käyser groß/ auch Käyserinnen nach Sprangers von Aach Invention, sonderlich viel nach Joseph Heinz Gemählen/ das Bad Dianae, allwo Actaeon gestrafft worden: Welcher seiner Werke dann so viel/ daß/ mit Beschreibung dern/ allein ein ganzes Buch möchte angefüllet werden können. Er wohnete aber beständig zu Prag/ und name sich auch vor/ ganze Landschaften verwunderlich in Kupfer zu bringen/ als dern eine große Mänge er nach Ruland Savery Gemählden gemacht/ worzu er aber seinen Discipel Isaac Major viel gebraucht. Unter viel andern gabe er in Kupfer/ nach Titian/ ein sonderlich reich-geziertes Contrafe einer fürtreflich Italiänischen Damen/ so vermutlich aus dem fürtreflichen Haus de Este, mit herrlichen Haarbund und sammeten Kleidern/ dern zierliche Hand eine das seidene Gewand angreiffet/ die andere aber auf einen jungen übersich sehenden Mohren sich steuret/ mit welchem Werk dann er alle Gaben der Kunst bezeuget hat. Komt in Dienst Käisers Rudolphi. Seine Werke zu Prag. Nachdem aber nun Ihre Käyserliche Majestät Rudolphus verblichen/ und selbigem Matthias succedirt/ hatte sich viel Unruh wegen des Türken-Kriegs in Ungarn erhoben/ dahero Ihre Käys. Majestat Prag verlaßen/ und zu Wien residiret/ worauf hin auch viel Kunst-reiche Subjecta theils von Prag sich weggemacht/ theils aber gestorben/ also daß selbiger lang florirte Kunst-Parnas aller Musen beraubt worden. Egidius Sadler bliebe allein daselbst/ und consumirte sich/ theils aus Mangel der Gelegenheit/ theils Alters halben/ nach und nach/ maßen ich ihn Anno 1622. gesehen/ als ich noch ein junger Mensch expressè seiner Wißenschaft halber von Nürnberg zu ihme nach Prag verreist/ auch demselben vorgelegt/ was ich damalen in der Zeichenkunst und anderm gewust/ mich auch/ um weil ich bey demselben zu verbleiben gesinnet gewesen/ für einen Lehrjungen angebotten/ der mich dann freundlich empfangen/ und mir alles/ was er gehabt/ oder gekönnt/ gezeiget/ und darunter sonderlich eine Passion von 12. Stucken zwey Schuch hoch/ von seiner eignen Invention, alles voller herrlich schönen Gedanken/ in weiß und schwarz gemahlt/ (dann er zuletzt sich völlig auf das Mahlen gelegt) und nach viel erzeigter aufrichtigen Freundlichkeit und gleichsam vätterlicher Gewogenheit Begibt sich auf das Mahlen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/172
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 356]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/172>, abgerufen am 04.10.2024.