Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] von denen selben aber/ nach verspürtem Zunehmen/ weiters in Italien erhoben/ und zu Rom/ denen Academien/ um durch stete Übung nach Vermögen die Antichen zu begreiffen/ beygewohnet Komt in Italien./ wie er daselbst dann viel fürtreflich-gemahlte Taflen nachgezeichnet/ und folgends in Kupfer gebracht/ worbey er es aber nicht also/ wie von viel andern/ deren Kupferstuck nur Projecta der Originalien seyn/ beschiehet/ gemacht/ und den bästen Kern vergeßen/ sondern er bildete neben correcter Zeichnung derselben ganzen Innhalt/ jedes besonders/ ausdruckentlich vollkommen nach/ ja erwiese vielmalen fast mehr durch seinen glückseeligen Verstand mit dem Grabstichel/ als diese fürtrefliche Kunst-Mahlere mit dem Pensel zuwegen gebracht/ wodurch er dann auch der ganzen Nachwelt Ursach gegeben/ daß in allen Landen jeder nur Aegidii Sadlers Manier nachfolgen wolte. Ein Exempel seines großen Lobs ist Seine Werke. das schöne Stuck eines Marien-Bilds/ mit dem Christkindlein auf der Schooß/ in rund/ dabey S. Johannes/ deßen Original von Raphael d'Urbino zu Florenz/ in dem Kunst-Cabinet/ die Ritonda genant/ zu sehen/ darinnen er dann alles/ das Fleisch/ die Haar/ Kleidung und Leinwat/ durch Kupferstich sehr erkantlich und mild/ nach jedes seiner Art/ und was nur die Theoria vermag/ ganz meisterhaft vorgestellet/ also auch/ Friderici Barotio Gemähl/ wie Christus den Fischer Petrum aus dem Schiflein zu sich beruffet; item von gleicher Grösse/ in folio, wie Christus von S. Johannes und Joseph von Arimathia ins Grab geleget/ und von denen betrübten Weibern begleitet wird/ bey welchem sonderlich der in dem leinenen Tuch nackendligende Christus gar holdseelig und anmutig gemacht/ und eine große/ schöne/ meisterhaft-fließende/ holdseelige Manier zu verspüren. Deßgleichen auch ein heiliger Christoph/ so mit dem Christkindlein auf den Achslen durch das Waßer gehet. Mehr/ wie den Hirten auf dem Feld der Engel die Geburt Christi verkündiget/ worinnen der Engel die Hirten und Hirtinnen erfreuet/ und die Kleidungen/ Ochsen/ Schaf/ Geißen und Hund/ alles nach Bassan unverbäßerlich gemacht/ und jedes Stuck/ der Würde halben/ mehr Goldes wehrt/ als es an Gewicht selbsten hat. Weil er in allem ganz perfect, und daß man ihne vor einen Meister aller Meister rühmen/ loben und ehren solte/ wol verdienet. Nach solch erst-benannten Stucken aber/ war Komt in Dienst Käisers Rudolphi. sein Lob gleich durch ganz Italien und Teutschland erschollen/ dahero auch sehr gesucht/ und sonderlich zu dem Römischen Käyser Rudolpho II. als aller Tugend-Künsten berühmtestem Liebhaber und Beförderer beruffen worden/ der ihn dann jährlichen mit reichlicher Besoldung versehen/ und neben andern fürtreflichen Mahlern/ Bildhauern und Architecten (mit denen allen Egidius freundlich conversiret) bey sich behalten/ worzwischen er den berühmten Bartholomaeum Spranger samt seiner Hausfrauen/ wie auch Johann Brügel in Kupffer gebracht/ darauf auch Ihre Käyserliche Majestät Rudolphum selbsten/ ganz in Harnisch stehend/ deßen Angesicht nicht allein mit allen guten Gaben/ sondern auch der Harnisch mit aller Natürlichkeit[Spaltenumbruch] erfüllet/ daß es billich ein Lehrstuck dieser Kunst soll und kan genennet werden. Folgends contrafätete er Käyser Matthiam in einem großen Kranz mit eichenem Laub und Rosen umgeben/ dabey viel Bilder/ sonderlich die drey Gratien/ mit andern herrlichen Gedanken und Zierahten/ auf einem großen Blat/ vollkommentlich zu sehen/ dergleichen niemand anders gemacht. Er brachte auch ferners viel andere fürnehme Potentaten in Kupfer/ als nämlich König Sigismundum in Poln/ den Cardinal von Dietrichstein/ Cardinal Kleselium, Matthiam den Käyser/ samt seiner Gemahlin in dem Ornat/ etliche Potschaften aus Türkey/ Persien und Moldau / auch der Tartarey / ingleichen Seine Werke zu Prag. anderer Christlicher Potentaten Gesandtschaften/ samt ganzem Käyserlichen Hof/ welche/ wie Gold bey den Kunstverständigen bewahret werden/ darnach stach er auch nach Titians Gemähl/ in Kupfer/ die 12. Käyser groß/ auch Käyserinnen nach Sprangers von Aach Invention, sonderlich viel nach Joseph Heinz Gemählen/ das Bad Dianae, allwo Actaeon gestrafft worden: Welcher seiner Werke dann so viel/ daß/ mit Beschreibung dern/ allein ein ganzes Buch möchte angefüllet werden können. Er wohnete aber beständig zu Prag/ und name sich auch vor/ ganze Landschaften verwunderlich in Kupfer zu bringen/ als dern eine große Mänge er nach Ruland Savery Gemählden gemacht/ worzu er aber seinen Discipel Isaac Major viel gebraucht. Unter viel andern gabe er in Kupfer/ nach Titian/ ein sonderlich reich-geziertes Contrafe einer fürtreflich Italiänischen Damen/ so vermutlich aus dem fürtreflichen Haus de Este, mit herrlichen Haarbund und sammeten Kleidern/ dern zierliche Hand eine das seidene Gewand angreiffet/ die andere aber auf einen jungen übersich sehenden Mohren sich steuret/ mit welchem Werk dann er alle Gaben der Kunst bezeuget hat. Nachdem aber nun Ihre Käyserliche Majestät Rudolphus verblichen/ und selbigem Matthias succedirt/ hatte sich viel Unruh wegen des Türken-Kriegs in Ungarn erhoben/ dahero Ihre Käys. Majestat Prag verlaßen/ und zu Wien residiret/ worauf hin auch viel Kunst-reiche Subjecta theils von Prag sich weggemacht/ theils aber gestorben/ also daß selbiger lang florirte Kunst-Parnas aller Musen beraubt worden. Egidius Sadler bliebe allein daselbst/ und consumirte sich/ theils aus Mangel der Gelegenheit/ theils Alters halben/ nach und nach/ maßen ich ihn Anno 1622. gesehen/ als ich noch ein junger Mensch expresse seiner Wißenschaft halber von Nürnberg zu ihme nach Prag verreist/ auch demselben vorgelegt/ was ich damalen in der Zeichenkunst und anderm gewust/ mich auch/ um weil ich bey demselben zu verbleiben gesinnet gewesen/ für einen Lehrjungen angebotten/ der mich dann freundlich empfangen/ und mir alles/ was er gehabt/ oder gekönnt/ gezeiget/ und darunter Begibt sich auf das Mahlen. sonderlich eine Passion von 12. Stucken zwey Schuch hoch/ von seiner eignen Invention, alles voller herrlich schönen Gedanken/ in weiß und schwarz gemahlt/ (dann er zuletzt sich völlig auf das Mahlen gelegt) und nach viel erzeigter aufrichtigen Freundlichkeit und gleichsam vätterlicher Gewogenheit [Spaltenumbruch] von denen selben aber/ nach verspürtem Zunehmen/ weiters in Italien erhoben/ und zu Rom/ denen Academien/ um durch stete Übung nach Vermögen die Antichen zu begreiffen/ beygewohnet Komt in Italien./ wie er daselbst dann viel fürtreflich-gemahlte Taflen nachgezeichnet/ und folgends in Kupfer gebracht/ worbey er es aber nicht also/ wie von viel andern/ deren Kupferstuck nur Projecta der Originalien seyn/ beschiehet/ gemacht/ und den bästen Kern vergeßen/ sondern er bildete neben correcter Zeichnung derselben ganzen Innhalt/ jedes besonders/ ausdruckentlich vollkommen nach/ ja erwiese vielmalen fast mehr durch seinen glückseeligen Verstand mit dem Grabstichel/ als diese fürtrefliche Kunst-Mahlere mit dem Pensel zuwegen gebracht/ wodurch er dann auch der ganzen Nachwelt Ursach gegeben/ daß in allen Landen jeder nur Aegidii Sadlers Manier nachfolgen wolte. 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Deßgleichen auch ein heiliger Christoph/ so mit dem Christkindlein auf den Achslen durch das Waßer gehet. Mehr/ wie den Hirten auf dem Feld der Engel die Geburt Christi verkündiget/ worinnen der Engel die Hirten und Hirtinnen erfreuet/ und die Kleidungen/ Ochsen/ Schaf/ Geißen und Hund/ alles nach Bassan unverbäßerlich gemacht/ und jedes Stuck/ der Würde halben/ mehr Goldes wehrt/ als es an Gewicht selbsten hat. Weil er in allem ganz perfect, und daß man ihne vor einen Meister aller Meister rühmen/ loben und ehren solte/ wol verdienet. Nach solch erst-benannten Stucken aber/ war Komt in Dienst Käisers Rudolphi. sein Lob gleich durch ganz Italien und Teutschland erschollen/ dahero auch sehr gesucht/ und sonderlich zu dem Römischen Käyser Rudolpho II. als aller Tugend-Künsten berühmtestem Liebhaber und Beförderer beruffen worden/ der ihn dann jährlichen mit reichlicher Besoldung versehen/ und neben andern fürtreflichen Mahlern/ Bildhauern und Architecten (mit denen allen Egidius freundlich conversiret) bey sich behalten/ worzwischen er den berühmten Bartholomaeum Spranger samt seiner Hausfrauen/ wie auch Johann Brügel in Kupffer gebracht/ darauf auch Ihre Käyserliche Majestät Rudolphum selbsten/ ganz in Harnisch stehend/ deßen Angesicht nicht allein mit allen guten Gaben/ sondern auch der Harnisch mit aller Natürlichkeit[Spaltenumbruch] erfüllet/ daß es billich ein Lehrstuck dieser Kunst soll und kan genennet werden. Folgends contrafätete er Käyser Matthiam in einem großen Kranz mit eichenem Laub und Rosen umgeben/ dabey viel Bilder/ sonderlich die drey Gratien/ mit andern herrlichen Gedanken und Zierahten/ auf einem großen Blat/ vollkommentlich zu sehen/ dergleichen niemand anders gemacht. Er brachte auch ferners viel andere fürnehme Potentaten in Kupfer/ als nämlich König Sigismundum in Poln/ den Cardinal von Dietrichstein/ Cardinal Kleselium, Matthiam den Käyser/ samt seiner Gemahlin in dem Ornat/ etliche Potschaften aus Türkey/ Persien und Moldau / auch der Tartarey / ingleichen Seine Werke zu Prag. anderer Christlicher Potentaten Gesandtschaften/ samt ganzem Käyserlichen Hof/ welche/ wie Gold bey den Kunstverständigen bewahret werden/ darnach stach er auch nach Titians Gemähl/ in Kupfer/ die 12. Käyser groß/ auch Käyserinnen nach Sprangers von Aach Invention, sonderlich viel nach Joseph Heinz Gemählen/ das Bad Dianae, allwo Actaeon gestrafft worden: Welcher seiner Werke dann so viel/ daß/ mit Beschreibung dern/ allein ein ganzes Buch möchte angefüllet werden können. Er wohnete aber beständig zu Prag/ und name sich auch vor/ ganze Landschaften verwunderlich in Kupfer zu bringen/ als dern eine große Mänge er nach Ruland Savery Gemählden gemacht/ worzu er aber seinen Discipel Isaac Major viel gebraucht. Unter viel andern gabe er in Kupfer/ nach Titian/ ein sonderlich reich-geziertes Contrafe einer fürtreflich Italiänischen Damen/ so vermutlich aus dem fürtreflichen Haus de Este, mit herrlichen Haarbund und sammeten Kleidern/ dern zierliche Hand eine das seidene Gewand angreiffet/ die andere aber auf einen jungen übersich sehenden Mohren sich steuret/ mit welchem Werk dann er alle Gaben der Kunst bezeuget hat. 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Egidius Sadler bliebe allein daselbst/ und consumirte sich/ theils aus Mangel der Gelegenheit/ theils Alters halben/ nach und nach/ maßen ich ihn Anno 1622. gesehen/ als ich noch ein junger Mensch expressè seiner Wißenschaft halber von Nürnberg zu ihme nach Prag verreist/ auch demselben vorgelegt/ was ich damalen in der Zeichenkunst und anderm gewust/ mich auch/ um weil ich bey demselben zu verbleiben gesinnet gewesen/ für einen Lehrjungen angebotten/ der mich dann freundlich empfangen/ und mir alles/ was er gehabt/ oder gekönnt/ gezeiget/ und darunter Begibt sich auf das Mahlen. sonderlich eine Passion von 12. Stucken zwey Schuch hoch/ von seiner eignen Invention, alles voller herrlich schönen Gedanken/ in weiß und schwarz gemahlt/ (dann er zuletzt sich völlig auf das Mahlen gelegt) und nach viel erzeigter aufrichtigen Freundlichkeit und gleichsam vätterlicher Gewogenheit <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0172" xml:id="pb-584" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. 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Er brachte auch ferners viel andere fürnehme Potentaten in Kupfer/ als nämlich <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1204"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4413 http://d-nb.info/gnd/119831821 http://viaf.org/viaf/22959893">König <hi rendition="#aq">Sigismundum</hi> in Poln</persName></name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-901">den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3062 http://d-nb.info/gnd/119299941 http://viaf.org/viaf/51804507">Cardinal von Dietrichstein</persName></name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-931"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3063 http://d-nb.info/gnd/119120712 http://viaf.org/viaf/62351283">Cardinal <hi rendition="#aq">Kleselium</hi></persName></name>, <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-947,948"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3061 http://d-nb.info/gnd/119400839 http://viaf.org/viaf/42647474">Matthiam den Käyser</persName>/ samt seiner <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3064 http://d-nb.info/gnd/115862625 http://viaf.org/viaf/27809917">Gemahlin</persName> in dem Ornat</name>/ etliche Potschaften aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1251 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000144">Türkey</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-114 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7024079">Persien</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Moldau</placeName> / auch der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1252">Tartarey</placeName> / ingleichen <note place="right">Seine Werke zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006464">Prag</placeName>.</note> anderer Christlicher Potentaten Gesandtschaften/ samt ganzem Käyserlichen Hof/ welche/ wie Gold bey den Kunstverständigen bewahret werden/ darnach <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-263">stach er auch nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-19 http://d-nb.info/gnd/118622994 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500031075 http://viaf.org/viaf/61533439">Titians</persName> Gemähl/ in Kupfer/ die 12. Käyser groß</name>/ auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5524">Käyserinnen nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1845 http://d-nb.info/gnd/118826085 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500018180 http://viaf.org/viaf/74650107">Sprangers</persName> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2162 http://d-nb.info/gnd/118643525 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500127905 http://viaf.org/viaf/41957298">von Aach</persName> <hi rendition="#aq">Invention</hi></name>, sonderlich viel nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2163 http://d-nb.info/gnd/118709917 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500004495 http://viaf.org/viaf/3265420">Joseph Heinz</persName> Gemählen/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-622">das Bad <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Dianae</persName>,</hi> allwo <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1588 http://d-nb.info/gnd/118647504 http://viaf.org/viaf/62342124">Actaeon</persName></hi> gestrafft worden</name>: Welcher seiner Werke dann so viel/ daß/ mit Beschreibung dern/ allein ein ganzes Buch möchte angefüllet werden können. Er wohnete aber beständig zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006464">Prag</placeName>/ und name sich auch vor/ ganze Landschaften verwunderlich in Kupfer zu bringen/ als dern eine große Mänge er nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1829 http://d-nb.info/gnd/118838709 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500121039 http://viaf.org/viaf/5728201">Ruland Savery</persName> Gemählden gemacht/ worzu er aber seinen Discipel <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2187 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500006314 http://viaf.org/viaf/95719254">Isaac Major</persName> viel gebraucht. Unter viel andern gabe er <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1151">in Kupfer/ nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-19 http://d-nb.info/gnd/118622994 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500031075 http://viaf.org/viaf/61533439">Titian</persName>/ ein sonderlich reich-geziertes Contrafe einer fürtreflich Italiänischen Damen/ so vermutlich aus dem fürtreflichen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3067 http://d-nb.info/gnd/118685473 http://viaf.org/viaf/59878363">Haus <hi rendition="#aq">de Este</hi></persName>, mit herrlichen Haarbund und sammeten Kleidern/ dern zierliche Hand eine das seidene Gewand angreiffet/ die andere aber auf einen jungen übersich sehenden Mohren sich steuret</name>/ mit welchem Werk dann er alle Gaben der Kunst bezeuget hat.</p> <p>Nachdem aber nun Ihre Käyserliche Majestät <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-571 http://d-nb.info/gnd/118603701 http://viaf.org/viaf/15562150">Rudolphus</persName></hi> verblichen/ und selbigem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3061 http://d-nb.info/gnd/119400839 http://viaf.org/viaf/42647474">Matthias</persName> succedi</hi>rt/ hatte sich viel Unruh wegen des Türken-Kriegs in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-171 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006278">Ungarn</placeName> erhoben/ dahero Ihre Käys. Majestat <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006464">Prag</placeName> verlaßen/ und zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-232 http://www.geonames.org/2761369/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7003321">Wien</placeName> <hi rendition="#aq">residi</hi>ret/ worauf hin auch viel Kunst-reiche <hi rendition="#aq">Subjecta</hi> theils von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006464">Prag</placeName> sich weggemacht/ theils aber gestorben/ also daß selbiger lang <hi rendition="#aq">flori</hi>rte Kunst-Parnas aller Musen beraubt worden. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-830 http://d-nb.info/gnd/118064657 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500016165 http://viaf.org/viaf/100163089">Egidius Sadler</persName> bliebe allein daselbst/ und <hi rendition="#aq">consumi</hi>rte sich/ theils aus Mangel der Gelegenheit/ theils Alters halben/ nach und nach/ maßen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> ihn <date when="1622">Anno 1622.</date> gesehen/ als ich noch ein junger Mensch <hi rendition="#aq">expressè</hi> seiner Wißenschaft halber von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004334">Nürnberg</placeName> zu ihme nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006464">Prag</placeName> verreist/ auch demselben vorgelegt/ was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> damalen in der Zeichenkunst und anderm gewust/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> auch/ um weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> bey demselben zu verbleiben gesinnet gewesen/ für einen Lehrjungen angebotten/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> dann freundlich empfangen/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> alles/ was er gehabt/ oder gekönnt/ gezeiget/ und darunter <note place="right">Begibt sich auf <choice><sic>dz</sic><corr>das</corr></choice> Mahlen.</note> sonderlich <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4858">eine <hi rendition="#aq">Passion</hi> von 12. Stucken</name> zwey Schuch hoch/ von seiner eignen <hi rendition="#aq">Invention,</hi> alles voller herrlich schönen Gedanken/ in weiß und schwarz gemahlt/ (dann er zuletzt sich völlig auf das Mahlen gelegt) und nach viel erzeigter aufrichtigen Freundlichkeit und gleichsam vätterlicher Gewogenheit </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 356]/0172]
von denen selben aber/ nach verspürtem Zunehmen/ weiters in Italien erhoben/ und zu Rom/ denen Academien/ um durch stete Übung nach Vermögen die Antichen zu begreiffen/ beygewohnet / wie er daselbst dann viel fürtreflich-gemahlte Taflen nachgezeichnet/ und folgends in Kupfer gebracht/ worbey er es aber nicht also/ wie von viel andern/ deren Kupferstuck nur Projecta der Originalien seyn/ beschiehet/ gemacht/ und den bästen Kern vergeßen/ sondern er bildete neben correcter Zeichnung derselben ganzen Innhalt/ jedes besonders/ ausdruckentlich vollkommen nach/ ja erwiese vielmalen fast mehr durch seinen glückseeligen Verstand mit dem Grabstichel/ als diese fürtrefliche Kunst-Mahlere mit dem Pensel zuwegen gebracht/ wodurch er dann auch der ganzen Nachwelt Ursach gegeben/ daß in allen Landen jeder nur Aegidii Sadlers Manier nachfolgen wolte.
Komt in Italien. Ein Exempel seines großen Lobs ist das schöne Stuck eines Marien-Bilds/ mit dem Christkindlein auf der Schooß/ in rund/ dabey S. Johannes/ deßen Original von Raphaël d’Urbino zu Florenz/ in dem Kunst-Cabinet/ die Ritonda genant/ zu sehen/ darinnen er dann alles/ das Fleisch/ die Haar/ Kleidung und Leinwat/ durch Kupferstich sehr erkantlich und mild/ nach jedes seiner Art/ und was nur die Theoria vermag/ ganz meisterhaft vorgestellet/ also auch/ Friderici Barotio Gemähl/ wie Christus den Fischer Petrum aus dem Schiflein zu sich beruffet; item von gleicher Grösse/ in folio, wie Christus von S. Johannes und Joseph von Arimathia ins Grab geleget/ und von denen betrübten Weibern begleitet wird/ bey welchem sonderlich der in dem leinenen Tuch nackendligende Christus gar holdseelig und anmutig gemacht/ und eine große/ schöne/ meisterhaft-fließende/ holdseelige Manier zu verspüren. Deßgleichen auch ein heiliger Christoph/ so mit dem Christkindlein auf den Achslen durch das Waßer gehet. Mehr/ wie den Hirten auf dem Feld der Engel die Geburt Christi verkündiget/ worinnen der Engel die Hirten und Hirtinnen erfreuet/ und die Kleidungen/ Ochsen/ Schaf/ Geißen und Hund/ alles nach Bassan unverbäßerlich gemacht/ und jedes Stuck/ der Würde halben/ mehr Goldes wehrt/ als es an Gewicht selbsten hat. Weil er in allem ganz perfect, und daß man ihne vor einen Meister aller Meister rühmen/ loben und ehren solte/ wol verdienet.
Seine Werke. Nach solch erst-benannten Stucken aber/ war sein Lob gleich durch ganz Italien und Teutschland erschollen/ dahero auch sehr gesucht/ und sonderlich zu dem Römischen Käyser Rudolpho II. als aller Tugend-Künsten berühmtestem Liebhaber und Beförderer beruffen worden/ der ihn dann jährlichen mit reichlicher Besoldung versehen/ und neben andern fürtreflichen Mahlern/ Bildhauern und Architecten (mit denen allen Egidius freundlich conversiret) bey sich behalten/ worzwischen er den berühmten Bartholomaeum Spranger samt seiner Hausfrauen/ wie auch Johann Brügel in Kupffer gebracht/ darauf auch Ihre Käyserliche Majestät Rudolphum selbsten/ ganz in Harnisch stehend/ deßen Angesicht nicht allein mit allen guten Gaben/ sondern auch der Harnisch mit aller Natürlichkeit
erfüllet/ daß es billich ein Lehrstuck dieser Kunst soll und kan genennet werden. Folgends contrafätete er Käyser Matthiam in einem großen Kranz mit eichenem Laub und Rosen umgeben/ dabey viel Bilder/ sonderlich die drey Gratien/ mit andern herrlichen Gedanken und Zierahten/ auf einem großen Blat/ vollkommentlich zu sehen/ dergleichen niemand anders gemacht. Er brachte auch ferners viel andere fürnehme Potentaten in Kupfer/ als nämlich König Sigismundum in Poln/ den Cardinal von Dietrichstein/ Cardinal Kleselium, Matthiam den Käyser/ samt seiner Gemahlin in dem Ornat/ etliche Potschaften aus Türkey/ Persien und Moldau / auch der Tartarey / ingleichen anderer Christlicher Potentaten Gesandtschaften/ samt ganzem Käyserlichen Hof/ welche/ wie Gold bey den Kunstverständigen bewahret werden/ darnach stach er auch nach Titians Gemähl/ in Kupfer/ die 12. Käyser groß/ auch Käyserinnen nach Sprangers von Aach Invention, sonderlich viel nach Joseph Heinz Gemählen/ das Bad Dianae, allwo Actaeon gestrafft worden: Welcher seiner Werke dann so viel/ daß/ mit Beschreibung dern/ allein ein ganzes Buch möchte angefüllet werden können. Er wohnete aber beständig zu Prag/ und name sich auch vor/ ganze Landschaften verwunderlich in Kupfer zu bringen/ als dern eine große Mänge er nach Ruland Savery Gemählden gemacht/ worzu er aber seinen Discipel Isaac Major viel gebraucht. Unter viel andern gabe er in Kupfer/ nach Titian/ ein sonderlich reich-geziertes Contrafe einer fürtreflich Italiänischen Damen/ so vermutlich aus dem fürtreflichen Haus de Este, mit herrlichen Haarbund und sammeten Kleidern/ dern zierliche Hand eine das seidene Gewand angreiffet/ die andere aber auf einen jungen übersich sehenden Mohren sich steuret/ mit welchem Werk dann er alle Gaben der Kunst bezeuget hat.
Komt in Dienst Käisers Rudolphi.
Seine Werke zu Prag. Nachdem aber nun Ihre Käyserliche Majestät Rudolphus verblichen/ und selbigem Matthias succedirt/ hatte sich viel Unruh wegen des Türken-Kriegs in Ungarn erhoben/ dahero Ihre Käys. Majestat Prag verlaßen/ und zu Wien residiret/ worauf hin auch viel Kunst-reiche Subjecta theils von Prag sich weggemacht/ theils aber gestorben/ also daß selbiger lang florirte Kunst-Parnas aller Musen beraubt worden. Egidius Sadler bliebe allein daselbst/ und consumirte sich/ theils aus Mangel der Gelegenheit/ theils Alters halben/ nach und nach/ maßen ich ihn Anno 1622. gesehen/ als ich noch ein junger Mensch expressè seiner Wißenschaft halber von Nürnberg zu ihme nach Prag verreist/ auch demselben vorgelegt/ was ich damalen in der Zeichenkunst und anderm gewust/ mich auch/ um weil ich bey demselben zu verbleiben gesinnet gewesen/ für einen Lehrjungen angebotten/ der mich dann freundlich empfangen/ und mir alles/ was er gehabt/ oder gekönnt/ gezeiget/ und darunter sonderlich eine Passion von 12. Stucken zwey Schuch hoch/ von seiner eignen Invention, alles voller herrlich schönen Gedanken/ in weiß und schwarz gemahlt/ (dann er zuletzt sich völlig auf das Mahlen gelegt) und nach viel erzeigter aufrichtigen Freundlichkeit und gleichsam vätterlicher Gewogenheit
Begibt sich auf das Mahlen.
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