Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] Göttlicher reichen Gnad/ die insgemein aus vätterlicher Vorsorge/ was den Menschen einerseits abgehet/ anderseits reichlich ersetzet. Dernthalben dieser unser von Natur stumm-gebohrner Zürcher/ von sich selbst diese Reimen geschrieben: Dem höchsten GOtt zu Lob und Ehr/ Der mich ein Stumm begabt hat sehr/ Daß ich leß/ schreib und rechnen kan/ In Geometri auch thu bestahn/ Astronomi, auch Kupfer ätzen/ Flach mahlens auch mich zu ergötzen. Darum/ O Mensch/ an GOtt zag nit/ Der ein Gnad nimt/ und viel dargibt/ Ob mir schon gnommen Red und Ghör/ Sey doch dem höchsten GOtt Lob/Ehr! CCXXX. Abraham von Diepenbeck von Herzogenbusch.UNter denen Lob-würdigen Künstlern der Stadt Antorf ware nicht der geringsten einer/ Abraham von Diepenbeck/ sonst von Herzogenbusch bürtig/ der zu erst ein Glaßmahler gewesen/ und alle andere seiner Zeit darinnen überstiegen/ wornach er sich mit Oelfarben zu mahlen beflißen/ als einer der bästen Discipuln des Rubens, der/ vermittelst seines Sinn-reichen Verstands/ allerhand herlichen Zeichnungen/ und schönen Inventionen/ denen Kupferstechern zu Antorf angegeben/ welche sein Lob gnugsam heraus streichen; Sonderlich aber das fürtrefliche große Werk der 50. Kupfer/ die Cornelius Blomart und Mattham gestochen/ unter dem Titul des Cabinets Favereavv, Königlichen Rahts zu Paris/ so Anno 1663. ausgegangen/ genannt Tableux du Temple des Muses, welches allein mächtig genug ist/ seine große Würden und sinnreichen Geist für aller Welt zu preisen: Verhoffentlich wird er auch noch täglich/ weil er noch bey guter Gesundheit ist/ sich in dergleichen Kunst-Werken üben. CCXXXI. David Teniers. EBen allda ware in kleinen Bildern und Landschaften sehr berühmt David Teniers/ der Jüngere/ dern er viel sehr vernünftig für den König in Spanien/ Erzherzogen Leopold Wilhelm/ den Prinzen von Oranien und andere viel gemahlt/ und zu Antorf wohnhaft noch bey Leben seyn soll. CCXXXII. Cornelius Janson/ von Londen.COrnelius Janson kan deßwegen der Niderländischen Nation beygefügt werden/ weil seine[Spaltenumbruch] Eltern aus den Spanischen Niderlanden bürtig/ aber doch sich wegen damaliger Kriegs-Unruh nach Londen begeben/ und allda diesen Sohn gezeuget haben/ der sich hernach auf die Mahl-Kunst/ absonderlich auf die Contrafäte eiferigst geleget/ dahero er in Dienste König Carl Stuarts in Engeland aufgenommen worden/ woselbst er den König/ die Königin/ und den ganzen Hof gecontrafätet: wie aber selbiger König mit dem Parlament in Strittigkeit und Zwytracht gerahten/ und dardurch Engeland völlig beunruhiget worden/ begabe sich unser Janson/ mit fast allen andern berühmten Künstlern aus Engeland/ in das damals höchstglückselige Holland/ allwo er sehr viele gute Contrafäte gemahlt/ und ist endlichen/ Anno 1665. zu Amsterdam von dieser Welt abgeschieden. CCXXXIII. Govert Flink/ von Clev.AUs den Clevischen Landen wurde diese edle Kunst merklich gezieret/ durch den herrlichen Künstler Govert Flinck/ so sich von dort nach Amsterdam zu Rembrand begeben/ und bey ihm trefflich zugenommen/ indem er/ neben großem Fleiß/ seinen guten Verstand zum Vortheil gehabt/ wordurch sein Lob bald weit ausgebreitet worden. Er folgte in der Manier viel seinem Lehrmeister/ wurde aber in Gleichheit und Annemlichkeit der Contrafäten glücklicher geschätzt. Er hielte sich lange Jahre auf bey dem berühmten Kunsthändler Ulenburg/ dem er viel ausbündige herrliche Contrafäte von eigner Hand hinterlaßen. Darunter auch auf des Claveniers Doelen er derselben Stadts-Burgermeister/ in halber Figur/ sehr natürlich und warhaft gebildt/ neben andern Stucken mehr. Da nun sein Lob je länger je mehr zuname/ wurde er zu Ihrer Churfürstl. Durchl. Herzogen in Brandenburg nach Cleev beruffen/ um dieselbige und dero Gemahlin/ wie auch den Prinzen von Oranien/ Prinzen Moritzen von Nassau/ zu contrafäten/ wie er dann auch dieselbe rühmlich gefärtiget/ und zur Gedächtnus hinterlaßen/ Er hat auch in großen Bildern und Historien sich geübet/ und viel Gutes verfärtiget/ doch ware er von Natur bäßer in Contrafäten/ möchte aber wol höher gestiegen seyn/ so ihme die widrige Parcae den Lebens-Faden länger gesponnen hätten/ dannoch ist sein Lob der emsigen Fama zu erweitern anbefohlen. [Abbildung]
[Spaltenumbruch] Göttlicher reichen Gnad/ die insgemein aus vätterlicher Vorsorge/ was den Menschen einerseits abgehet/ anderseits reichlich ersetzet. Dernthalben dieser unser von Natur stumm-gebohrner Zürcher/ von sich selbst diese Reimen geschrieben: Dem höchsten GOtt zu Lob und Ehr/ Der mich ein Stumm begabt hat sehr/ Daß ich leß/ schreib und rechnen kan/ In Geometri auch thu bestahn/ Astronomi, auch Kupfer ätzen/ Flach mahlens auch mich zu ergötzen. Darum/ O Mensch/ an GOtt zag nit/ Der ein Gnad nimt/ und viel dargibt/ Ob mir schon gnommen Red und Ghör/ Sey doch dem höchsten GOtt Lob/Ehr! CCXXX. Abraham von Diepenbeck von Herzogenbusch.UNter denen Lob-würdigen Künstlern der Stadt Antorf ware nicht der geringsten einer/ Abraham von Diepenbeck/ sonst von Herzogenbusch bürtig/ der zu erst ein Glaßmahler gewesen/ und alle andere seiner Zeit darinnen überstiegen/ wornach er sich mit Oelfarben zu mahlen beflißen/ als einer der bästen Discipuln des Rubens, der/ vermittelst seines Sinn-reichen Verstands/ allerhand herlichen Zeichnungen/ und schönen Inventionen/ denen Kupferstechern zu Antorf angegeben/ welche sein Lob gnugsam heraus streichen; Sonderlich aber das fürtrefliche große Werk der 50. Kupfer/ die Cornelius Blomart und Mattham gestochen/ unter dem Titul des Cabinets Favereavv, Königlichen Rahts zu Paris/ so Anno 1663. ausgegangen/ genannt Tableux du Temple des Muses, welches allein mächtig genug ist/ seine große Würden und sinnreichen Geist für aller Welt zu preisen: Verhoffentlich wird er auch noch täglich/ weil er noch bey guter Gesundheit ist/ sich in dergleichen Kunst-Werken üben. CCXXXI. David Teniers. EBen allda ware in kleinen Bildern und Landschaften sehr berühmt David Teniers/ der Jüngere/ dern er viel sehr vernünftig für den König in Spanien/ Erzherzogen Leopold Wilhelm/ den Prinzen von Oranien und andere viel gemahlt/ und zu Antorf wohnhaft noch bey Leben seyn soll. CCXXXII. Cornelius Janson/ von Londen.COrnelius Janson kan deßwegen der Niderländischen Nation beygefügt werden/ weil seine[Spaltenumbruch] Eltern aus den Spanischen Niderlanden bürtig/ aber doch sich wegen damaliger Kriegs-Unruh nach Londen begeben/ und allda diesen Sohn gezeuget haben/ der sich hernach auf die Mahl-Kunst/ absonderlich auf die Contrafäte eiferigst geleget/ dahero er in Dienste König Carl Stuarts in Engeland aufgenommen worden/ woselbst er den König/ die Königin/ und den ganzen Hof gecontrafätet: wie aber selbiger König mit dem Parlament in Strittigkeit und Zwytracht gerahten/ und dardurch Engeland völlig beunruhiget worden/ begabe sich unser Janson/ mit fast allen andern berühmten Künstlern aus Engeland/ in das damals höchstglückselige Holland/ allwo er sehr viele gute Contrafäte gemahlt/ und ist endlichen/ Anno 1665. zu Amsterdam von dieser Welt abgeschieden. CCXXXIII. Govert Flink/ von Clev.AUs den Clevischen Landen wurde diese edle Kunst merklich gezieret/ durch den herrlichen Künstler Govert Flinck/ so sich von dort nach Amsterdam zu Rembrand begeben/ und bey ihm trefflich zugenommen/ indem er/ neben großem Fleiß/ seinen guten Verstand zum Vortheil gehabt/ wordurch sein Lob bald weit ausgebreitet worden. Er folgte in der Manier viel seinem Lehrmeister/ wurde aber in Gleichheit und Annemlichkeit der Contrafäten glücklicher geschätzt. Er hielte sich lange Jahre auf bey dem berühmten Kunsthändler Ulenburg/ dem er viel ausbündige herrliche Contrafäte von eigner Hand hinterlaßen. Darunter auch auf des Claveniers Doelen er derselben Stadts-Burgermeister/ in halber Figur/ sehr natürlich und warhaft gebildt/ neben andern Stucken mehr. Da nun sein Lob je länger je mehr zuname/ wurde er zu Ihrer Churfürstl. Durchl. Herzogen in Brandenburg nach Cleev beruffen/ um dieselbige und dero Gemahlin/ wie auch den Prinzen von Oranien/ Prinzen Moritzen von Nassau/ zu contrafäten/ wie er dann auch dieselbe rühmlich gefärtiget/ und zur Gedächtnus hinterlaßen/ Er hat auch in großen Bildern und Historien sich geübet/ und viel Gutes verfärtiget/ doch ware er von Natur bäßer in Contrafäten/ möchte aber wol höher gestiegen seyn/ so ihme die widrige Parcae den Lebens-Faden länger gesponnen hätten/ dannoch ist sein Lob der emsigen Fama zu erweitern anbefohlen. [Abbildung]
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Künstler), S. 319]/0131]
Göttlicher reichen Gnad/ die insgemein aus vätterlicher Vorsorge/ was den Menschen einerseits abgehet/ anderseits reichlich ersetzet. Dernthalben dieser unser von Natur stumm-gebohrner Zürcher/ von sich selbst diese Reimen geschrieben:
Dem höchsten GOtt zu Lob und Ehr/ Der mich ein Stumm begabt hat sehr/ Daß ich leß/ schreib und rechnen kan/ In Geometri auch thu bestahn/ Astronomi, auch Kupfer ätzen/ Flach mahlens auch mich zu ergötzen. Darum/ O Mensch/ an GOtt zag nit/ Der ein Gnad nimt/ und viel dargibt/ Ob mir schon gnommen Red und Ghör/ Sey doch dem höchsten GOtt Lob/Ehr!
UNter denen Lob-würdigen Künstlern der Stadt Antorf ware nicht der geringsten einer/ Abraham von Diepenbeck/ sonst von Herzogenbusch bürtig/ der zu erst ein Glaßmahler gewesen/ und alle andere seiner Zeit darinnen überstiegen/ wornach er sich mit Oelfarben zu mahlen beflißen/ als einer der bästen Discipuln des Rubens, der/ vermittelst seines Sinn-reichen Verstands/ allerhand herlichen Zeichnungen/ und schönen Inventionen/ denen Kupferstechern zu Antorf angegeben/ welche sein Lob gnugsam heraus streichen; Sonderlich aber das fürtrefliche große Werk der 50. Kupfer/ die Cornelius Blomart und Mattham gestochen/ unter dem Titul des Cabinets Favereavv, Königlichen Rahts zu Paris/ so Anno 1663. ausgegangen/ genannt Tableux du Temple des Muses, welches allein mächtig genug ist/ seine große Würden und sinnreichen Geist für aller Welt zu preisen: Verhoffentlich wird er auch noch täglich/ weil er noch bey guter Gesundheit ist/ sich in dergleichen Kunst-Werken üben.
CCXXX. Abraham von Diepenbeck von Herzogenbusch. EBen allda ware in kleinen Bildern und Landschaften sehr berühmt David Teniers/ der Jüngere/ dern er viel sehr vernünftig für den König in Spanien/ Erzherzogen Leopold Wilhelm/ den Prinzen von Oranien und andere viel gemahlt/ und zu Antorf wohnhaft noch bey Leben seyn soll.
CCXXXI. David Teniers. COrnelius Janson kan deßwegen der Niderländischen Nation beygefügt werden/ weil seine
Eltern aus den Spanischen Niderlanden bürtig/ aber doch sich wegen damaliger Kriegs-Unruh nach Londen begeben/ und allda diesen Sohn gezeuget haben/ der sich hernach auf die Mahl-Kunst/ absonderlich auf die Contrafäte eiferigst geleget/ dahero er in Dienste König Carl Stuarts in Engeland aufgenommen worden/ woselbst er den König/ die Königin/ und den ganzen Hof gecontrafätet: wie aber selbiger König mit dem Parlament in Strittigkeit und Zwytracht gerahten/ und dardurch Engeland völlig beunruhiget worden/ begabe sich unser Janson/ mit fast allen andern berühmten Künstlern aus Engeland/ in das damals höchstglückselige Holland/ allwo er sehr viele gute Contrafäte gemahlt/ und ist endlichen/ Anno 1665. zu Amsterdam von dieser Welt abgeschieden.
CCXXXII. Cornelius Janson/ von Londen. AUs den Clevischen Landen wurde diese edle Kunst merklich gezieret/ durch den herrlichen Künstler Govert Flinck/ so sich von dort nach Amsterdam zu Rembrand begeben/ und bey ihm trefflich zugenommen/ indem er/ neben großem Fleiß/ seinen guten Verstand zum Vortheil gehabt/ wordurch sein Lob bald weit ausgebreitet worden. Er folgte in der Manier viel seinem Lehrmeister/ wurde aber in Gleichheit und Annemlichkeit der Contrafäten glücklicher geschätzt. Er hielte sich lange Jahre auf bey dem berühmten Kunsthändler Ulenburg/ dem er viel ausbündige herrliche Contrafäte von eigner Hand hinterlaßen. Darunter auch auf des Claveniers Doelen er derselben Stadts-Burgermeister/ in halber Figur/ sehr natürlich und warhaft gebildt/ neben andern Stucken mehr.
CCXXXIII. Govert Flink/ von Clev. Da nun sein Lob je länger je mehr zuname/ wurde er zu Ihrer Churfürstl. Durchl. Herzogen in Brandenburg nach Cleev beruffen/ um dieselbige und dero Gemahlin/ wie auch den Prinzen von Oranien/ Prinzen Moritzen von Nassau/ zu contrafäten/ wie er dann auch dieselbe rühmlich gefärtiget/ und zur Gedächtnus hinterlaßen/ Er hat auch in großen Bildern und Historien sich geübet/ und viel Gutes verfärtiget/ doch ware er von Natur bäßer in Contrafäten/ möchte aber wol höher gestiegen seyn/ so ihme die widrige Parcae den Lebens-Faden länger gesponnen hätten/ dannoch ist sein Lob der emsigen Fama zu erweitern anbefohlen.
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