Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] wichtiges inventiren/ componiren oder ordiniren sollen/ so fählet es ihnen gar weit/ und bleiben nur gute Copisten/ wie die andere nur Zeichner auf Papier/ da doch unsere Kunst beyde Theil zugleich erfordert und haben will/ wann sich anderst einer der Perfection rühmen will: Welches alles etliche nachfolgende Mahlere mit ihrem Exempel beweisen. CXCVII. Salomon de ConinghSAlomons de Coningh Geburts-Stadt wurde Anno 1609. Amsterdam/ allwo er auch bey unterschiedlichen Meistern gelernet; sein Geist ware der einfältigen Natur ernstlich nachzusinnen/ und sich dardurch zu erheben/ wie er dann auch darinnen wol zugenommen/ und gepriesen worden; wie sonderlich zu Amsterdam/ Harlem und Leyden seine Werke zu sehen. CXCVIII. Leonhart Brämer.LEonhard Brämer/ eines Burgers Sohn zu Delf/ gebohren Anno 1596. ware sehr Geistreich von Gemüt/ wordurch er in kleinen Bildern/ allerley sinnreichen Historien und andern merklich gestiegen/ darauf Italien sich wol zu Nutzen gemacht/ mit Hinterlaßung einer großen Mänge seiner Hand-Gedächtnußen. So haben auch nach seiner Wiederkunft ins Vatterland die meiste Liebhabere der Mahlkunst in ihre Kunst-Cabinet von ihme unterschiedliche artige Bilder von Tag und Nacht aufgebracht. CXCIX. Johann Caßier.JOhann Cassier war auch zu seiner Zeit in Figuren sehr berühmt in seiner Geburt-Stadt Antorf. CC. David Balli. SO erlangte David Balli/ bürtig von Leyden/ in Contrafäten nach dem Leben/ und mit der Feder großes Lob. CCI. Hermann SachtlivenHErman Sachtliven war zu Roterdam Anno 1609. gebohren und in Landschaften/ wie auch allerley Bauren Oeconomien überaus fleißig und artlich. CCII. Daniel von Heel.SO ware auch Daniel von Heel aus Brüßel ein guter Landschaft-Mahler/ und in den Nachtbrandten und anderm berühmt. CCIII. Jacob von Artois.JAcob von Artois/ aus Brüßel/ ware gut in kleinen/ aber noch bäßer in großen Landschaften zu mahlen. CCIV. Peter von Lint.PEter von Lint/ von Antorf/ machte viele grosse Figuren/ auch Contrafäte zu Rom/ dienete hernach dem König in Dennemark/ und zuletzt auch seinen Landsleuten. CCV. David Richart. DAvid Richart hatte Lust zu kleinen Bildern/ Historien/ Thieren/ Pferden in Stallungen und dergleichen Natürlichkeiten. CCVI. Hermann Schwanenfeld von Wurde.HErman Schwanenfeld wurde in gemein der Eremit genannt/ weil er/ gute Landschaften und Ruinen zu mahlen/ sich immerdar in alten Ruinen/ Einöden und wüsten Plätzen um Rom/ Tivoli[Spaltenumbruch] und Frescada aufgehalten/ wie er dann auch darinnen sehr hoch gestiegen/ und seine Studien rühmlich fortgesetzet hat. Darbeneben verachtete er doch nicht die Academien/ sondern zeichnete darinnen so fleißig nach dem Leben/ als ob er ein Figur-Mahler wäre/ wuste dannenhero auch seine Landschaften mit allerhand vernünftigen guten Bildern auszuzieren: Ja er schätzte ein gutes nackendes Bild Wie hoch die Bilderwißenschaft zu achten. höher/ als andere Wißenschaften/ weil/ seinem Vorgeben nach/ in dem Menschen die ganze Substanz der gesamten Mahler-Kunst/ und nur in einer einigen Hand mehr Arbeit/ als in allen Landschaften/ seye. Woran er nicht unrecht geredet: Dann gleichwie GOtt den Menschen nach allen Creaturen/ und zwar nach seinem Bild/ erschaffen/ also hat er auch in denselben die gröste Vollkommenheit geleget/ daß gewißlich derjenige/ so einen Menschen vollkommentlich und wol vorstellen kan/ auch alles andere mit leichter Müh abbilden wird; hingegen wer die Bilder nicht versteht/ der muß in allen andern schwach und unvollkommen bleiben. CCVII.Geldorp von Londen.GEldorp war ein guter Contrafäter zu Londen/ allwo er sehr viel Lebens-große Angesichter und wolgleichende Contrafäte gemahlt: Hingegen war er ein so schlechter Zeichner/ daß ihme fast unmöglich gefallen/ ein Angesicht von freyer Hand auf das Tuch oder Papir zu bringen: Diesem Ubel vorzubiegen/ hatte er 6. oder 8. wolgestellte Angesichter von einem andern Meister auf Papir/ so mit Nadeln durchstochen waren: Von diesen suchte er dasjenige/ so sich zum bästen auf das unter Handen habende schickte/ aus/ durchbauschte selbiges mit geschabener Kreide auf sein Tuch/ und formirte sodann nach demselben sein Contrafät. Gleichwol brachte er bey so überaus schlechter Zeichen-Kunst gar ähnliche Contrafäte zuwegen/ und sich selbsten darmit wol hin. Von der Miniatur-Mahlerey.Die zierliche schöne und saubere Art auf Pergament mit Waßerfarben zu mahlen/ ist eine der allerersten Manieren zu mahlen gewesen/ wie aus der ersten Künstlere Lebens-Beschreibung zu sehen/ da unterschiedliche solche Griechen/ Römer/ Italiäner und Teutschen angeführet worden:Unter CCVIII. Olivier/ Miniatur-Mahler zu Londen. denen aber so ich gekandt/ ist der erste gewesen Olivier zu Londen/ der sich in Engeland erstlich bey König Jacobo, hernach auch bey König Carl Stuart so berühmt gemacht/ daß noch heutiges Tages in selbigem Palast/ seine Historien/ Contrafäte und andere schöne rare Inventionen für große Wunder dieser Manier aufbehalten werden/ zumal weil/ unangesehen selbige schon in die 50. Jahr alt sind/ sie gleichwol noch/ als ich von andern verstehe/ ganz beständig und unversehret dauren. CCIX. N. CeuperDieser Olivier hat etliche Discipel und darunter den weit-berühmten Ceuper gehabt/ der mich zu Amsterdam freundlich besuchet/ und nachdeme ich ihme alles angefangene und ausgemachte für etliche Potentaten in Teutschland als Erz-Herzogen Leopold Wilhelm/ Chur Bayren und andere/ samt andern Raritäten/ die ich im Haus gehabt/ gewiesen/ zeigte er mir bey sich habende Contrafäte seiner Hand/ fast aller fürnehmsten Potentaten des Königlichen Hofs in Engeland/ die in Warheit alle [Spaltenumbruch] wichtiges inventiren/ componiren oder ordiniren sollen/ so fählet es ihnen gar weit/ und bleiben nur gute Copisten/ wie die andere nur Zeichner auf Papier/ da doch unsere Kunst beyde Theil zugleich erfordert und haben will/ wann sich anderst einer der Perfection rühmen will: Welches alles etliche nachfolgende Mahlere mit ihrem Exempel beweisen. CXCVII. Salomon de ConinghSAlomons de Coningh Geburts-Stadt wurde Anno 1609. Amsterdam/ allwo er auch bey unterschiedlichen Meistern gelernet; sein Geist ware der einfältigen Natur ernstlich nachzusinnen/ und sich dardurch zu erheben/ wie er dann auch darinnen wol zugenommen/ und gepriesen worden; wie sonderlich zu Amsterdam/ Harlem und Leyden seine Werke zu sehen. CXCVIII. Leonhart Brämer.LEonhard Brämer/ eines Burgers Sohn zu Delf/ gebohren Anno 1596. ware sehr Geistreich von Gemüt/ wordurch er in kleinen Bildern/ allerley sinnreichen Historien und andern merklich gestiegen/ darauf Italien sich wol zu Nutzen gemacht/ mit Hinterlaßung einer großen Mänge seiner Hand-Gedächtnußen. So haben auch nach seiner Wiederkunft ins Vatterland die meiste Liebhabere der Mahlkunst in ihre Kunst-Cabinet von ihme unterschiedliche artige Bilder von Tag und Nacht aufgebracht. CXCIX. Johann Caßier.JOhann Cassier war auch zu seiner Zeit in Figuren sehr berühmt in seiner Geburt-Stadt Antorf. CC. David Balli. SO erlangte David Balli/ bürtig von Leyden/ in Contrafäten nach dem Leben/ und mit der Feder großes Lob. CCI. Hermann SachtlivenHErman Sachtliven war zu Roterdam Anno 1609. gebohren und in Landschaften/ wie auch allerley Bauren Oeconomien überaus fleißig und artlich. CCII. Daniel von Heel.SO ware auch Daniel von Heel aus Brüßel ein guter Landschaft-Mahler/ und in den Nachtbrandten und anderm berühmt. CCIII. Jacob von Artois.JAcob von Artois/ aus Brüßel/ ware gut in kleinen/ aber noch bäßer in großen Landschaften zu mahlen. CCIV. Peter von Lint.PEter von Lint/ von Antorf/ machte viele grosse Figuren/ auch Contrafäte zu Rom/ dienete hernach dem König in Dennemark/ und zuletzt auch seinen Landsleuten. CCV. David Richart. DAvid Richart hatte Lust zu kleinen Bildern/ Historien/ Thieren/ Pferden in Stallungen und dergleichen Natürlichkeiten. CCVI. 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CCVII.Geldorp von Londen.GEldorp war ein guter Contrafäter zu Londen/ allwo er sehr viel Lebens-große Angesichter und wolgleichende Contrafäte gemahlt: Hingegen war er ein so schlechter Zeichner/ daß ihme fast unmöglich gefallen/ ein Angesicht von freyer Hand auf das Tuch oder Papir zu bringen: Diesem Ubel vorzubiegen/ hatte er 6. oder 8. wolgestellte Angesichter von einem andern Meister auf Papir/ so mit Nadeln durchstochen waren: Von diesen suchte er dasjenige/ so sich zum bästen auf das unter Handen habende schickte/ aus/ durchbauschte selbiges mit geschabener Kreide auf sein Tuch/ und formirte sodann nach demselben sein Contrafät. Gleichwol brachte er bey so überaus schlechter Zeichen-Kunst gar ähnliche Contrafäte zuwegen/ und sich selbsten darmit wol hin. 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CeuperDieser Olivier hat etliche Discipel und darunter den weit-berühmten Ceuper gehabt/ der mich zu Amsterdam freundlich besuchet/ und nachdeme ich ihme alles angefangene und ausgemachte für etliche Potentaten in Teutschland als Erz-Herzogen Leopold Wilhelm/ Chur Bayren und andere/ samt andern Raritäten/ die ich im Haus gehabt/ gewiesen/ zeigte er mir bey sich habende Contrafäte seiner Hand/ fast aller fürnehmsten Potentaten des Königlichen Hofs in Engeland/ die in Warheit alle <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p xml:id="p541.6"><pb facs="#f0128" xml:id="pb-542" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. 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Darbeneben verachtete er doch nicht die <hi rendition="#aq">Academi</hi>en/ sondern zeichnete darinnen so fleißig nach dem Leben/ als ob er ein Figur-Mahler wäre/ wuste dannenhero auch seine Landschaften mit allerhand vernünftigen guten Bildern auszuzieren: Ja er schätzte ein gutes nackendes Bild <note place="right">Wie hoch die Bilderwißenschaft zu achten.</note> höher/ als andere Wißenschaften/ weil/ seinem Vorgeben nach/ in dem Menschen die ganze <hi rendition="#aq">Substanz</hi> der gesamten Mahler-Kunst/ und nur in einer einigen Hand mehr Arbeit/ als in allen Landschaften/ seye. Woran er nicht unrecht geredet: Dann gleichwie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">GOtt</persName> den Menschen nach allen Creaturen/ und zwar nach seinem Bild/ erschaffen/ also hat er auch in denselben die gröste Vollkommenheit geleget/ daß gewißlich derjenige/ so einen Menschen vollkommentlich und wol vorstellen kan/ auch alles andere mit leichter Müh abbilden wird; hingegen wer die Bilder nicht versteht/ der muß in allen andern schwach und unvollkommen bleiben.</p> <p xml:id="p542.11"><note place="right"><hi rendition="#aq">CCVII.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-821 http://d-nb.info/gnd/136365868 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500050515">Geldorp</persName> von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-342 http://www.geonames.org/2643743/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7011781">Londen</placeName>.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-821 http://d-nb.info/gnd/136365868 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500050515">GEldorp</persName> war ein guter Contrafäter zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-342 http://www.geonames.org/2643743/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7011781">Londen</placeName>/ allwo er sehr viel Lebens-große Angesichter und wolgleichende Contrafäte gemahlt: Hingegen war er ein so schlechter Zeichner/ daß ihme fast unmöglich gefallen/ ein Angesicht von freyer Hand auf das Tuch oder Papir zu bringen: Diesem Ubel vorzubiegen/ hatte er 6. oder 8. wolgestellte Angesichter von einem andern Meister auf Papir/ so mit Nadeln durchstochen waren: Von diesen suchte er dasjenige/ so sich zum bästen auf das unter Handen habende schickte/ aus/ durchbauschte selbiges mit geschabener Kreide auf sein Tuch/ und <hi rendition="#aq">formi</hi>rte sodann nach demselben sein Contrafät. Gleichwol brachte er bey so überaus schlechter Zeichen-Kunst gar ähnliche Contrafäte zuwegen/ und sich selbsten darmit wol hin.</p> <p xml:id="p542.12"><note place="right">Von der <hi rendition="#aq">Miniatur</hi>-Mahlerey.</note>Die zierliche schöne und saubere Art auf Pergament mit Waßerfarben zu mahlen/ ist eine der allerersten Manieren zu mahlen gewesen/ wie aus der ersten Künstlere Lebens-Beschreibung zu sehen/ da unterschiedliche solche Griechen/ Römer/ Italiäner und Teutschen angeführet worden:Unter <note place="right"><hi rendition="#aq">CCVIII</hi>. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2796 http://d-nb.info/gnd/122379012 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500022097">Olivier</persName>/ <hi rendition="#aq">Miniatur</hi>-Mahler zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-342 http://www.geonames.org/2643743/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7011781">Londen</placeName>.</note> denen aber so <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> gekandt/ ist der erste gewesen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2796 http://d-nb.info/gnd/122379012 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500022097">Olivier</persName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-342 http://www.geonames.org/2643743/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7011781">Londen</placeName>/ der sich in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-355 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7002445">Engeland</placeName> erstlich bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2304 http://d-nb.info/gnd/118639889 http://viaf.org/viaf/88905668">König <hi rendition="#aq">Jacobo</hi></persName>, hernach auch bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1531 http://d-nb.info/gnd/118720856 http://viaf.org/viaf/67750325">König Carl Stuart</persName> so berühmt gemacht/ daß noch heutiges Tages in selbigem Palast/ seine Historien/ Contrafäte und andere schöne rare <hi rendition="#aq">Invention</hi>en für große Wunder dieser Manier aufbehalten werden/ zumal weil/ unangesehen selbige schon in die 50. Jahr alt sind/ sie gleichwol noch/ als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> von andern verstehe/ ganz beständig und unversehret dauren.</p> <p xml:id="p542.13"><note place="right"><hi rendition="#aq">CCIX.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2797 http://d-nb.info/gnd/11867000X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115383 http://viaf.org/viaf/96538116">N. Ceuper</persName></note>Dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2796 http://d-nb.info/gnd/122379012 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500022097">Olivier</persName> hat etliche Discipel und darunter den weit-berühmten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2797 http://d-nb.info/gnd/11867000X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115383 http://viaf.org/viaf/96538116">Ceuper</persName> gehabt/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006952">Amsterdam</placeName> freundlich besuchet/ und nachdeme <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> ihme alles angefangene und ausgemachte für etliche Potentaten in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000084">Teutschland</placeName> als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-788 http://d-nb.info/gnd/118727664 http://viaf.org/viaf/72188987">Erz-Herzogen Leopold Wilhelm</persName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-248 http://www.geonames.org/2951839/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7003669">Chur Bayren</placeName> und andere/ samt andern <hi rendition="#aq">Rarit</hi>äten/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> im Haus gehabt/ gewiesen/ zeigte er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> bey sich habende Contrafäte seiner Hand/ fast aller fürnehmsten Potentaten des Königlichen Hofs in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-355 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7002445">Engeland</placeName>/ die in Warheit alle </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 316]/0128]
wichtiges inventiren/ componiren oder ordiniren sollen/ so fählet es ihnen gar weit/ und bleiben nur gute Copisten/ wie die andere nur Zeichner auf Papier/ da doch unsere Kunst beyde Theil zugleich erfordert und haben will/ wann sich anderst einer der Perfection rühmen will: Welches alles etliche nachfolgende Mahlere mit ihrem Exempel beweisen.
SAlomons de Coningh Geburts-Stadt wurde Anno 1609. Amsterdam/ allwo er auch bey unterschiedlichen Meistern gelernet; sein Geist ware der einfältigen Natur ernstlich nachzusinnen/ und sich dardurch zu erheben/ wie er dann auch darinnen wol zugenommen/ und gepriesen worden; wie sonderlich zu Amsterdam/ Harlem und Leyden seine Werke zu sehen.
CXCVII. Salomon de Coningh LEonhard Brämer/ eines Burgers Sohn zu Delf/ gebohren Anno 1596. ware sehr Geistreich von Gemüt/ wordurch er in kleinen Bildern/ allerley sinnreichen Historien und andern merklich gestiegen/ darauf Italien sich wol zu Nutzen gemacht/ mit Hinterlaßung einer großen Mänge seiner Hand-Gedächtnußen. So haben auch nach seiner Wiederkunft ins Vatterland die meiste Liebhabere der Mahlkunst in ihre Kunst-Cabinet von ihme unterschiedliche artige Bilder von Tag und Nacht aufgebracht.
CXCVIII. Leonhart Brämer. JOhann Cassier war auch zu seiner Zeit in Figuren sehr berühmt in seiner Geburt-Stadt Antorf.
CXCIX. Johann Caßier. SO erlangte David Balli/ bürtig von Leyden/ in Contrafäten nach dem Leben/ und mit der Feder großes Lob.
CC. David Balli. HErman Sachtliven war zu Roterdam Anno 1609. gebohren und in Landschaften/ wie auch allerley Bauren Oeconomien überaus fleißig und artlich.
CCI. Hermann Sachtliven SO ware auch Daniel von Heel aus Brüßel ein guter Landschaft-Mahler/ und in den Nachtbrandten und anderm berühmt.
CCII. Daniel von Heel. JAcob von Artois/ aus Brüßel/ ware gut in kleinen/ aber noch bäßer in großen Landschaften zu mahlen.
CCIII. Jacob von Artois. PEter von Lint/ von Antorf/ machte viele grosse Figuren/ auch Contrafäte zu Rom/ dienete hernach dem König in Dennemark/ und zuletzt auch seinen Landsleuten.
CCIV. Peter von Lint. DAvid Richart hatte Lust zu kleinen Bildern/ Historien/ Thieren/ Pferden in Stallungen und dergleichen Natürlichkeiten.
CCV. David Richart. HErman Schwanenfeld wurde in gemein der Eremit genannt/ weil er/ gute Landschaften und Ruinen zu mahlen/ sich immerdar in alten Ruinen/ Einöden und wüsten Plätzen um Rom/ Tivoli
und Frescada aufgehalten/ wie er dann auch darinnen sehr hoch gestiegen/ und seine Studien rühmlich fortgesetzet hat. Darbeneben verachtete er doch nicht die Academien/ sondern zeichnete darinnen so fleißig nach dem Leben/ als ob er ein Figur-Mahler wäre/ wuste dannenhero auch seine Landschaften mit allerhand vernünftigen guten Bildern auszuzieren: Ja er schätzte ein gutes nackendes Bild höher/ als andere Wißenschaften/ weil/ seinem Vorgeben nach/ in dem Menschen die ganze Substanz der gesamten Mahler-Kunst/ und nur in einer einigen Hand mehr Arbeit/ als in allen Landschaften/ seye. Woran er nicht unrecht geredet: Dann gleichwie GOtt den Menschen nach allen Creaturen/ und zwar nach seinem Bild/ erschaffen/ also hat er auch in denselben die gröste Vollkommenheit geleget/ daß gewißlich derjenige/ so einen Menschen vollkommentlich und wol vorstellen kan/ auch alles andere mit leichter Müh abbilden wird; hingegen wer die Bilder nicht versteht/ der muß in allen andern schwach und unvollkommen bleiben.
CCVI. Hermann Schwanenfeld von Wurde.
Wie hoch die Bilderwißenschaft zu achten. GEldorp war ein guter Contrafäter zu Londen/ allwo er sehr viel Lebens-große Angesichter und wolgleichende Contrafäte gemahlt: Hingegen war er ein so schlechter Zeichner/ daß ihme fast unmöglich gefallen/ ein Angesicht von freyer Hand auf das Tuch oder Papir zu bringen: Diesem Ubel vorzubiegen/ hatte er 6. oder 8. wolgestellte Angesichter von einem andern Meister auf Papir/ so mit Nadeln durchstochen waren: Von diesen suchte er dasjenige/ so sich zum bästen auf das unter Handen habende schickte/ aus/ durchbauschte selbiges mit geschabener Kreide auf sein Tuch/ und formirte sodann nach demselben sein Contrafät. Gleichwol brachte er bey so überaus schlechter Zeichen-Kunst gar ähnliche Contrafäte zuwegen/ und sich selbsten darmit wol hin.
CCVII.Geldorp von Londen. Die zierliche schöne und saubere Art auf Pergament mit Waßerfarben zu mahlen/ ist eine der allerersten Manieren zu mahlen gewesen/ wie aus der ersten Künstlere Lebens-Beschreibung zu sehen/ da unterschiedliche solche Griechen/ Römer/ Italiäner und Teutschen angeführet worden:Unter denen aber so ich gekandt/ ist der erste gewesen Olivier zu Londen/ der sich in Engeland erstlich bey König Jacobo, hernach auch bey König Carl Stuart so berühmt gemacht/ daß noch heutiges Tages in selbigem Palast/ seine Historien/ Contrafäte und andere schöne rare Inventionen für große Wunder dieser Manier aufbehalten werden/ zumal weil/ unangesehen selbige schon in die 50. Jahr alt sind/ sie gleichwol noch/ als ich von andern verstehe/ ganz beständig und unversehret dauren.
Von der Miniatur-Mahlerey.
CCVIII. Olivier/ Miniatur-Mahler zu Londen. Dieser Olivier hat etliche Discipel und darunter den weit-berühmten Ceuper gehabt/ der mich zu Amsterdam freundlich besuchet/ und nachdeme ich ihme alles angefangene und ausgemachte für etliche Potentaten in Teutschland als Erz-Herzogen Leopold Wilhelm/ Chur Bayren und andere/ samt andern Raritäten/ die ich im Haus gehabt/ gewiesen/ zeigte er mir bey sich habende Contrafäte seiner Hand/ fast aller fürnehmsten Potentaten des Königlichen Hofs in Engeland/ die in Warheit alle
CCIX. N. Ceuper
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