Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] genommen worden/ daß also die nach Niderland vermeinte Wechsel ausgebliben/ wordurch bey den Creditoribus wegen des Vorschußes überaus große Noht entstunde/ die viele Banqueroten zu Antorf nach sich zoge/ daß fast kein einiger ohne vermerklichen großen Schaden geblieben/ außer der von Glück begünstigte Rubens/ unangesehn er sehr große Baarschaft in Wechsel disponirt/ so doch ganz ohne Schaden und Unglück davon kommen. Bey solchen überal in der Luft schwebenden Ungewittern hielte sich Rubens in seinen studien Samlet einen großen Schatz von Kunststucken. zu Haus in großer Einsamkeit/ arbeitete beständig/ und samlete darbey so wol von seiner eignen Hand/ als auch von andern guten Gemählden/ Handrissen/statuen/ Bildern von Helffenbein/ meistentheils durch die fleißige Nachforschung unsers lobwürdigen Augstburgischen Petel/ eine große Anzahl zusammen/ so daß man sich selbst über so große Ausgaben verwundert/ weil er sonst nicht von Gebenhausen war/ dannenhero ihn viel beschuldigten/ daß er das baare Geld gar zu hart in Handen halte; Es ist aber nach seinem Ableiben bald an Tag kommen/ wohin er damit gezielet/ indeme seine Disposition dahin ausgegangen/ daß alles/ was zu den studien dieser Kunst von Handrißen/ Kupferstichen und dergleichen angenehm und dienlich seyn mögte/ solte einem oder dem andern seiner Söhne/ die zu dieser Kunst Lust hätten/ oder in Mangel derselben/ an dergleichen Töchter-Männer überlassen/ das übrige aber offentlich durch einen Ausruf verkauft werden/ wie auch kurz nach seinem Tod/ auf angestelten Tag in seiner Behausung an den meist Bietenden/ nach Lands Gebrauch/ gegen baaren Geld geschehen/ da dieselbe dermaßen hoch an Wehrt gebracht worden/ weil jederman etwas aus Rubens Cabinet haben wolte/ daß sie eine unglaubliche Summa Gelds getragen.

Nach seiner ersten aus Italien gebrachten Manier hat er emsig dahin getrachtet/ die Stärke des Seine erste Werke.Colorits von Caravaggio, als deßen Hand er sehr beobachtet/ nachzuahmen/ weil selbige aber zu schwer und langsam hergegangen/ hat er sich nachmalen einer geschwind- und leichteren Manier bedient/ wie in unserem Teutschland seine große Bacchanalien am Käyserlichen Hof zu Wien/ ingleichen zu Schleißheim in den Chur-Bäyerischen Zimmern eine seltsame Sinn-reiche Zweyte Manier. Jagt von Barbaren zu Pferd/ wider den wilden Löwen/ die auch in Kupfer ausgegangen/ auch eine crudele Jagt wider monstrose Crocodilen/ wie nicht weniger der hohe Altar samt zween Seiten-Altar zu Neuburg an der Donau/ in dern erstem die Vorbitt unser lieben Frauen bey Christo/ oder vielmehr das jüngste Gericht/ in denen andern aber die Geburt Christi/ und das Pfingst-Fest ausgebildet; zu Hemmau in Pfalz-Neuburgischen haben Ihr Hochfürstl.Durchl, an dem hohen Altar-Blat von seiner Hand praesentirt/ wie S. Michael den Lucifer stürzet/ so sehr fürtreflich und hoch aestimirt wird/ also auch zu Freysingen/ wo der hohe Altar aus der Offenbarung Johannis am 12. Cap. vorstellet/ wie der Drach das neu-geborne Kindlein verschlingen will/ so aber von dem Erz-Engel Michael überwunden wird/ alles von sehr Geist-reicher Invention und nach Annemlichkeit der Augen sehr freudig colorirt.[Spaltenumbruch] Zu Augstburg in der Heiligen Creutz Kirche sihet man die Himmelfahrt Mariae. Auch hab ich von ihm eine Herodias mit ihrer Tochter/ die das Haupt Johannis des Täuffers in einer Schüßel dem Vatter fürträgt/ welches Werk/ weil es von den gesamten Liebhabern also gerühmet worden/ hab ich es aus dem Milichischen Cabinet erkauft/ und unter meine andere rare Stücke gestellet.

Es wäre kein Ende zu machen/ wann alle Werke solten beschrieben werden/ die dieser Geist- und Sinn-reiche Künstler verfärtiget/ in dem er neben seinem wol-aufgeraumten Kunst-reichen Verstand/ mit der Hand ganz meisterhaft und geschwind verfahren/ und seine Werke eher geendiget/ als ein anderer angefangen/ biß ihm endlich das Chiragra die Hände beunruhiget/ also daß er von den großen Werken ablassen/ und an mittelmäßigen kleinen/ so wol Geist- als weltlichen Stucken und Landschaften sich begnügen muste. Solche Vorbotten des Todes ließ er sich dienen/ in allen seinen Sachen eine Richtigkeit zu machen/ und nachdem er solche nach Seine Leichbegängniß. Wunsch vollendet/ verschiede er mit dem schönen Lorbeerkranz eines unsterblichen Lobs gezieret/ und wurde darauf aufs allerstattlichste in die Erde versetzet: Vor ihm her wurde auf einem schwarzsammetin Küßen eine guldine Cron getragen/ und der Leichnam von den höchst-betrübten Kunst-liebenden zu seinem Ruh-Bett begleitet: Sein Name aber wird/ so lang die Welt lebet/ immer grünen/ und die geschäftige Fama seine Tugend gegen alle vier Ecken der Welt mit ihrer Ruhm-Trompeten ausblasen. Er starbe den 30.May/ im 63ten Jahr seines Alters und nach Christi seeligmachender Geburt im 1640. Sein Contrafät hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatten II. zu finden.

CXXVII. Philipp Uffenbach/ Mahler von Frankfurt.PHilipp Uffenbach ist zu Frankfurt aus einem guten Geschlecht entsproßen/ und von seinen Eltern zur Kunst angehalten worden/ also daß er seinem Lehrmeister Adam Grimmer nicht ohne sonderem Nutzen aufs bäste gefolget/ unter seinen fürnehmsten Werken ware das Stuck/ so in der Prediger Kirchen in Frankfurt auf einem Altar noch zu sehen ist/ nämlich die Himmelfahrt Christi in Gegenwart seiner Aposteln/ nach alter Manier/ die er ihm sehr angelegen seyn ließ/ gemahlet. Ingleichen hat er auch den allda auf der Brucken stehenden grossen Thurn mit allerley Artlichkeiten übermahlt/ Seine Arbeit. und sonst allenthalben selbiger Orten seine Kunst genugsam verspüren lassen; Weil er aber sich stark auf die Alchimia und theologische Emblemata begeben/ und viel geschrieben/ sonst auch zu Zeit des Fettmilchs in den burgerlichen Händeln ihme selbst viel zu schaffen geben/ wegen welcher er von vielen nicht geliebet worden/ hat er sich meistens zu Haus fast schlecht aufgehalten/ und ist endlich ungefähr Anno 1640. allda verschieden. Er ware des Adam Elsheimers Lehrmeister/ und ein großer Liebhaber aller Kunst-Werken/ besonderlich der alten teutschen Meistern/ die eines guten Geistes/ Vernunft und Verstand gewesen/ weil er selbst in den Regelen der Proportion, Geometria, Perspectiv und Anatomia wol erfahren/ und ob er

[Spaltenumbruch] genommen worden/ daß also die nach Niderland vermeinte Wechsel ausgebliben/ wordurch bey den Creditoribus wegen des Vorschußes überaus große Noht entstunde/ die viele Banqueroten zu Antorf nach sich zoge/ daß fast kein einiger ohne vermerklichen großen Schaden geblieben/ außer der von Glück begünstigte Rubens/ unangesehn er sehr große Baarschaft in Wechsel disponirt/ so doch ganz ohne Schaden und Unglück davon kommen. Bey solchen überal in der Luft schwebenden Ungewittern hielte sich Rubens in seinen studien Samlet einen großen Schatz von Kunststucken. zu Haus in großer Einsamkeit/ arbeitete beständig/ und samlete darbey so wol von seiner eignen Hand/ als auch von andern guten Gemählden/ Handrissen/statuen/ Bildern von Helffenbein/ meistentheils durch die fleißige Nachforschung unsers lobwürdigen Augstburgischen Petel/ eine große Anzahl zusammen/ so daß man sich selbst über so große Ausgaben verwundert/ weil er sonst nicht von Gebenhausen war/ dannenhero ihn viel beschuldigten/ daß er das baare Geld gar zu hart in Handen halte; Es ist aber nach seinem Ableiben bald an Tag kommen/ wohin er damit gezielet/ indeme seine Disposition dahin ausgegangen/ daß alles/ was zu den studien dieser Kunst von Handrißen/ Kupferstichen und dergleichen angenehm und dienlich seyn mögte/ solte einem oder dem andern seiner Söhne/ die zu dieser Kunst Lust hätten/ oder in Mangel derselben/ an dergleichen Töchter-Männer überlassen/ das übrige aber offentlich durch einen Ausruf verkauft werden/ wie auch kurz nach seinem Tod/ auf angestelten Tag in seiner Behausung an den meist Bietenden/ nach Lands Gebrauch/ gegen baaren Geld geschehen/ da dieselbe dermaßen hoch an Wehrt gebracht worden/ weil jederman etwas aus Rubens Cabinet haben wolte/ daß sie eine unglaubliche Summa Gelds getragen.

Nach seiner ersten aus Italien gebrachten Manier hat er emsig dahin getrachtet/ die Stärke des Seine erste Werke.Colorits von Caravaggio, als deßen Hand er sehr beobachtet/ nachzuahmen/ weil selbige aber zu schwer und langsam hergegangen/ hat er sich nachmalen einer geschwind- und leichteren Manier bedient/ wie in unserem Teutschland seine große Bacchanalien am Käyserlichen Hof zu Wien/ ingleichen zu Schleißheim in den Chur-Bäyerischen Zimmern eine seltsame Sinn-reiche Zweyte Manier. Jagt von Barbaren zu Pferd/ wider den wilden Löwen/ die auch in Kupfer ausgegangen/ auch eine crudele Jagt wider monstrose Crocodilen/ wie nicht weniger der hohe Altar samt zween Seiten-Altar zu Neuburg an der Donau/ in dern erstem die Vorbitt unser lieben Frauen bey Christo/ oder vielmehr das jüngste Gericht/ in denen andern aber die Geburt Christi/ und das Pfingst-Fest ausgebildet; zu Hemmau in Pfalz-Neuburgischen haben Ihr Hochfürstl.Durchl, an dem hohen Altar-Blat von seiner Hand praesentirt/ wie S. Michaël den Lucifer stürzet/ so sehr fürtreflich und hoch aestimirt wird/ also auch zu Freysingen/ wo der hohe Altar aus der Offenbarung Johannis am 12. Cap. vorstellet/ wie der Drach das neu-geborne Kindlein verschlingen will/ so aber von dem Erz-Engel Michael überwunden wird/ alles von sehr Geist-reicher Invention und nach Annemlichkeit der Augen sehr freudig colorirt.[Spaltenumbruch] Zu Augstburg in der Heiligen Creutz Kirche sihet man die Himmelfahrt Mariae. Auch hab ich von ihm eine Herodias mit ihrer Tochter/ die das Haupt Johannis des Täuffers in einer Schüßel dem Vatter fürträgt/ welches Werk/ weil es von den gesamten Liebhabern also gerühmet worden/ hab ich es aus dem Milichischen Cabinet erkauft/ und unter meine andere rare Stücke gestellet.

Es wäre kein Ende zu machen/ wann alle Werke solten beschrieben werden/ die dieser Geist- und Sinn-reiche Künstler verfärtiget/ in dem er neben seinem wol-aufgeraumten Kunst-reichen Verstand/ mit der Hand ganz meisterhaft und geschwind verfahren/ und seine Werke eher geendiget/ als ein anderer angefangen/ biß ihm endlich das Chiragra die Hände beunruhiget/ also daß er von den großen Werken ablassen/ und an mittelmäßigen kleinen/ so wol Geist- als weltlichen Stucken und Landschaften sich begnügen muste. Solche Vorbotten des Todes ließ er sich dienen/ in allen seinen Sachen eine Richtigkeit zu machen/ und nachdem er solche nach Seine Leichbegängniß. Wunsch vollendet/ verschiede er mit dem schönen Lorbeerkranz eines unsterblichen Lobs gezieret/ und wurde darauf aufs allerstattlichste in die Erde versetzet: Vor ihm her wurde auf einem schwarzsammetin Küßen eine guldine Cron getragen/ und der Leichnam von den höchst-betrübten Kunst-liebenden zu seinem Ruh-Bett begleitet: Sein Name aber wird/ so lang die Welt lebet/ immer grünen/ und die geschäftige Fama seine Tugend gegen alle vier Ecken der Welt mit ihrer Ruhm-Trompeten ausblasen. Er starbe den 30.May/ im 63ten Jahr seines Alters und nach Christi seeligmachender Geburt im 1640. Sein Contrafät hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatten II. zu finden.

CXXVII. Philipp Uffenbach/ Mahler von Frankfurt.PHilipp Uffenbach ist zu Frankfurt aus einem guten Geschlecht entsproßen/ und von seinen Eltern zur Kunst angehalten worden/ also daß er seinem Lehrmeister Adam Grimmer nicht ohne sonderem Nutzen aufs bäste gefolget/ unter seinen fürnehmsten Werken ware das Stuck/ so in der Prediger Kirchen in Frankfurt auf einem Altar noch zu sehen ist/ nämlich die Himmelfahrt Christi in Gegenwart seiner Aposteln/ nach alter Manier/ die er ihm sehr angelegen seyn ließ/ gemahlet. Ingleichen hat er auch den allda auf der Brucken stehenden grossen Thurn mit allerley Artlichkeiten übermahlt/ Seine Arbeit. und sonst allenthalben selbiger Orten seine Kunst genugsam verspüren lassen; Weil er aber sich stark auf die Alchimia und theologische Emblemata begeben/ und viel geschrieben/ sonst auch zu Zeit des Fettmilchs in den burgerlichen Händeln ihme selbst viel zu schaffen geben/ wegen welcher er von vielen nicht geliebet worden/ hat er sich meistens zu Haus fast schlecht aufgehalten/ und ist endlich ungefähr Anno 1640. allda verschieden. Er ware des Adam Elsheimers Lehrmeister/ und ein großer Liebhaber aller Kunst-Werken/ besonderlich der alten teutschen Meistern/ die eines guten Geistes/ Vernunft und Verstand gewesen/ weil er selbst in den Regelen der Proportion, Geometria, Perspectiv und Anatomia wol erfahren/ und ob er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p xml:id="p515.5"><pb facs="#f0101" xml:id="pb-517" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 293]"/><cb/>
genommen worden/ daß also die nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-127 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016845">Niderland</placeName> vermeinte Wechsel ausgebliben/ wordurch bey den <hi rendition="#aq">Creditoribus</hi> wegen des Vorschußes überaus große Noht entstunde/ die viele <hi rendition="#aq">Banquerot</hi>en zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007856">Antorf</placeName> nach sich zoge/ daß fast kein einiger ohne vermerklichen großen Schaden geblieben/ außer der von Glück begünstigte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-61 http://d-nb.info/gnd/11860354X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002921 http://viaf.org/viaf/56647196">Rubens</persName>/ unangesehn er sehr große Baarschaft in Wechsel <hi rendition="#aq">disponi</hi>rt/ so doch ganz ohne Schaden und Unglück davon kommen. Bey solchen überal in der Luft schwebenden Ungewittern hielte sich <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-61 http://d-nb.info/gnd/11860354X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002921 http://viaf.org/viaf/56647196">Rubens</persName> in seinen <hi rendition="#aq">studien</hi> <note place="right">Samlet einen großen Schatz von Kunststucken.</note> zu Haus in großer Einsamkeit/ arbeitete beständig/ und samlete darbey so wol von seiner eignen Hand/ als auch von andern guten Gemählden/ Handrissen/<hi rendition="#aq">statu</hi>en/ Bildern von Helffenbein/ meistentheils durch die fleißige Nachforschung unsers lobwürdigen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-190 http://d-nb.info/gnd/118740164 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500026835 http://viaf.org/viaf/30332130">Augstburgischen Petel</persName>/ eine große Anzahl zusammen/ so daß man sich selbst über so große Ausgaben verwundert/ weil er sonst nicht von Gebenhausen war/ dannenhero ihn viel beschuldigten/ daß er das baare Geld gar zu hart in Handen halte; Es ist aber nach seinem Ableiben bald an Tag kommen/ wohin er damit gezielet/ indeme seine <hi rendition="#aq">Disposition</hi> dahin ausgegangen/ daß alles/ was zu den <hi rendition="#aq">studi</hi>en dieser Kunst von Handrißen/ Kupferstichen und dergleichen angenehm und dienlich seyn mögte/ solte einem oder dem andern seiner Söhne/ die zu dieser Kunst Lust hätten/ oder in Mangel derselben/ an dergleichen Töchter-Männer überlassen/ das übrige aber offentlich durch einen Ausruf verkauft werden/ wie auch kurz nach seinem Tod/ auf angestelten Tag in seiner Behausung an den meist Bietenden/ nach Lands Gebrauch/ gegen baaren Geld geschehen/ da dieselbe dermaßen hoch an Wehrt gebracht worden/ weil jederman etwas aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-948">Rubens <hi rendition="#aq">Cabinet</hi></placeName> haben wolte/ daß sie eine unglaubliche Summa Gelds getragen.</p>
            <p xml:id="p517.2">Nach seiner ersten aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName> gebrachten Manier hat er emsig dahin getrachtet/ die Stärke des <note place="right">Seine erste Werke.</note><hi rendition="#aq">Colorits</hi> von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1 http://d-nb.info/gnd/118519034 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115312 http://viaf.org/viaf/12317003"><hi rendition="#aq">Caravaggio</hi></persName>, als deßen Hand er sehr beobachtet/ nachzuahmen/ weil selbige aber zu schwer und langsam hergegangen/ hat er sich nachmalen einer geschwind- und leichteren Manier bedient/ wie in unserem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName> seine große <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5524"><hi rendition="#aq">Bacchanali</hi>en</name> am Käyserlichen Hof zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-232 http://www.geonames.org/2761369/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003321">Wien</placeName>/ ingleichen zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-673 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004650">Schleißheim</placeName> in den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-835">Chur-Bäyerischen Zimmern</placeName> eine seltsame Sinn-reiche <note place="right">Zweyte Manier.</note> <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-68">Jagt von Barbaren zu Pferd/ wider den wilden Löwen</name>/ die auch in Kupfer ausgegangen/ auch eine <hi rendition="#aq">crudele</hi> <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-67">Jagt wider <hi rendition="#aq">monstrose Crocodil</hi>en</name>/ wie nicht weniger der hohe <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-490">Altar samt zween Seiten-Altar zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-318 http://www.geonames.org/2866070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012914">Neuburg an der Donau</placeName></name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-57">in dern erstem die Vorbitt unser lieben Frauen bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christo</persName>/ oder vielmehr das jüngste Gericht</name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-60">in denen andern aber die Geburt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName></name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-58">und das Pfingst-Fest ausgebildet</name>; zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-956 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1039535">Hemmau</placeName> in Pfalz-Neuburgischen haben <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2653 http://d-nb.info/gnd/118634895 http://viaf.org/viaf/57408005">Ihr Hochfürstl.Durchl</persName>, an dem hohen <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-66">Altar-Blat</name> von seiner Hand <hi rendition="#aq">praesenti</hi>rt/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1217 http://d-nb.info/gnd/118733591 http://viaf.org/viaf/30340878"><hi rendition="#aq">S. Michaël</hi></persName> den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1064 http://d-nb.info/gnd/112928838 http://viaf.org/viaf/3135358"><hi rendition="#aq">Lucifer</hi></persName> stürzet/ so sehr fürtreflich und hoch <hi rendition="#aq">aestimirt</hi> wird/ also auch zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-699 http://www.geonames.org/2925034/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7013338">Freysingen</placeName>/ wo <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-257">der hohe Altar aus der Offenbarung Johannis am 12. Cap. vorstellet/ wie der Drach das neu-geborne Kindlein verschlingen will/ so aber von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1217 http://d-nb.info/gnd/118733591 http://viaf.org/viaf/30340878">Erz-Engel Michael</persName> überwunden wird</name>/ alles von sehr Geist-reicher <hi rendition="#aq">Invention</hi> und nach Annemlichkeit der Augen sehr freudig <hi rendition="#aq">colori</hi>rt.<cb/>
Zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-145 http://www.geonames.org/2954172/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004324">Augstburg</placeName> in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1575">Heiligen Creutz Kirche</placeName> sihet man die <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-84">Himmelfahrt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611"><hi rendition="#aq">Mariae</hi></persName></name>. Auch hab <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> von ihm eine <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4370"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1009 http://d-nb.info/gnd/119534355 http://viaf.org/viaf/67278244">Herodias</persName></hi> mit ihrer <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2200 http://d-nb.info/gnd/11892141X http://viaf.org/viaf/5730067">Tochter</persName>/ die das Haupt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">Johannis des Täuffers</persName> in einer Schüßel dem Vatter fürträgt</name>/ welches Werk/ weil es von den gesamten Liebhabern also gerühmet worden/ hab <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> es aus dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2085">Milichischen Cabinet</placeName> erkauft/ und unter meine andere rare Stücke gestellet.</p>
            <p xml:id="p517.3">Es wäre kein Ende zu machen/ wann alle Werke solten beschrieben werden/ die dieser Geist- und Sinn-reiche Künstler verfärtiget/ in dem er neben seinem wol-aufgeraumten Kunst-reichen Verstand/ mit der Hand ganz meisterhaft und geschwind verfahren/ und seine Werke eher geendiget/ als ein anderer angefangen/ biß ihm endlich das <hi rendition="#aq">Chiragra</hi> die Hände beunruhiget/ also daß er von den großen Werken ablassen/ und an mittelmäßigen kleinen/ so wol Geist- als weltlichen Stucken und Landschaften sich begnügen muste. Solche Vorbotten des Todes ließ er sich dienen/ in allen seinen Sachen eine Richtigkeit zu machen/ und nachdem er solche nach <note place="right">Seine Leichbegängniß.</note> Wunsch vollendet/ verschiede er mit dem schönen Lorbeerkranz eines unsterblichen Lobs gezieret/ und wurde darauf aufs allerstattlichste in die Erde versetzet: Vor ihm her wurde auf einem schwarzsammetin Küßen eine guldine Cron getragen/ und der Leichnam von den höchst-betrübten Kunst-liebenden zu seinem Ruh-Bett begleitet: Sein Name aber wird/ so lang die Welt lebet/ immer grünen/ und die geschäftige <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144"><hi rendition="#aq">Fama</hi></persName> seine Tugend gegen alle vier Ecken der Welt mit ihrer Ruhm-Trompeten ausblasen. Er starbe den 30.May/ im 63ten Jahr seines Alters und <date when="1640">nach Christi seeligmachender Geburt im 1640</date>. <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1497">Sein Contrafät hat der großgünstige Liebhaber in der <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/516#figure-0516.1">Kupferblatten <hi rendition="#aq">II.</hi></ref> zu finden</name>.</p>
            <p xml:id="p517.1"><note place="right"><hi rendition="#aq">CXXVII.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-62 http://d-nb.info/gnd/128351314 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500031249 http://viaf.org/viaf/62597504">Philipp Uffenbach</persName>/ Mahler von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-9 http://www.geonames.org/2925533/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005293">Frankfurt</placeName>.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-62 http://d-nb.info/gnd/128351314 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500031249 http://viaf.org/viaf/62597504">PHilipp Uffenbach</persName> ist zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-9 http://www.geonames.org/2925533/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005293">Frankfurt</placeName> aus einem guten Geschlecht entsproßen/ und von seinen Eltern zur Kunst angehalten worden/ also daß er seinem Lehrmeister <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2437 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500049378 http://viaf.org/viaf/96010628">Adam Grimmer</persName> nicht ohne sonderem Nutzen aufs bäste gefolget/ unter seinen fürnehmsten Werken ware das Stuck/ so in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1608">Prediger Kirchen</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-9 http://www.geonames.org/2925533/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005293">Frankfurt</placeName> auf einem Altar noch zu sehen ist/ nämlich die <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-125">Himmelfahrt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName> in Gegenwart seiner <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1340">Aposteln</persName></name>/ nach alter Manier/ die er ihm sehr angelegen seyn ließ/ gemahlet. Ingleichen hat er auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-535">den allda auf der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1613">Brucken</placeName> stehenden grossen Thurn mit allerley Artlichkeiten übermahlt</name>/ <note place="right">Seine Arbeit.</note> und sonst allenthalben selbiger Orten seine Kunst genugsam verspüren lassen; Weil er aber sich stark auf die <hi rendition="#aq">Alchimia</hi> und <hi rendition="#aq">theologische Emblemata</hi> begeben/ und viel geschrieben/ sonst auch zu Zeit des Fettmilchs in den burgerlichen Händeln ihme selbst viel zu schaffen geben/ wegen welcher er von vielen nicht geliebet worden/ hat er sich meistens zu Haus fast schlecht aufgehalten/ und ist endlich ungefähr <date rendition="#aq" when="1640">Anno 1640.</date> allda verschieden. Er ware des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-63 http://d-nb.info/gnd/118810936 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115443 http://viaf.org/viaf/32114360">Adam Elsheimers</persName> Lehrmeister/ und ein großer Liebhaber aller Kunst-Werken/ besonderlich der alten teutschen Meistern/ die eines guten Geistes/ Vernunft und Verstand gewesen/ weil er selbst in den Regelen der <hi rendition="#aq">Proportion, Geometria, Perspectiv</hi> und <hi rendition="#aq">Anatomia</hi> wol erfahren/ und ob er
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 293]/0101] genommen worden/ daß also die nach Niderland vermeinte Wechsel ausgebliben/ wordurch bey den Creditoribus wegen des Vorschußes überaus große Noht entstunde/ die viele Banqueroten zu Antorf nach sich zoge/ daß fast kein einiger ohne vermerklichen großen Schaden geblieben/ außer der von Glück begünstigte Rubens/ unangesehn er sehr große Baarschaft in Wechsel disponirt/ so doch ganz ohne Schaden und Unglück davon kommen. Bey solchen überal in der Luft schwebenden Ungewittern hielte sich Rubens in seinen studien zu Haus in großer Einsamkeit/ arbeitete beständig/ und samlete darbey so wol von seiner eignen Hand/ als auch von andern guten Gemählden/ Handrissen/statuen/ Bildern von Helffenbein/ meistentheils durch die fleißige Nachforschung unsers lobwürdigen Augstburgischen Petel/ eine große Anzahl zusammen/ so daß man sich selbst über so große Ausgaben verwundert/ weil er sonst nicht von Gebenhausen war/ dannenhero ihn viel beschuldigten/ daß er das baare Geld gar zu hart in Handen halte; Es ist aber nach seinem Ableiben bald an Tag kommen/ wohin er damit gezielet/ indeme seine Disposition dahin ausgegangen/ daß alles/ was zu den studien dieser Kunst von Handrißen/ Kupferstichen und dergleichen angenehm und dienlich seyn mögte/ solte einem oder dem andern seiner Söhne/ die zu dieser Kunst Lust hätten/ oder in Mangel derselben/ an dergleichen Töchter-Männer überlassen/ das übrige aber offentlich durch einen Ausruf verkauft werden/ wie auch kurz nach seinem Tod/ auf angestelten Tag in seiner Behausung an den meist Bietenden/ nach Lands Gebrauch/ gegen baaren Geld geschehen/ da dieselbe dermaßen hoch an Wehrt gebracht worden/ weil jederman etwas aus Rubens Cabinet haben wolte/ daß sie eine unglaubliche Summa Gelds getragen. Samlet einen großen Schatz von Kunststucken. Nach seiner ersten aus Italien gebrachten Manier hat er emsig dahin getrachtet/ die Stärke des Colorits von Caravaggio, als deßen Hand er sehr beobachtet/ nachzuahmen/ weil selbige aber zu schwer und langsam hergegangen/ hat er sich nachmalen einer geschwind- und leichteren Manier bedient/ wie in unserem Teutschland seine große Bacchanalien am Käyserlichen Hof zu Wien/ ingleichen zu Schleißheim in den Chur-Bäyerischen Zimmern eine seltsame Sinn-reiche Jagt von Barbaren zu Pferd/ wider den wilden Löwen/ die auch in Kupfer ausgegangen/ auch eine crudele Jagt wider monstrose Crocodilen/ wie nicht weniger der hohe Altar samt zween Seiten-Altar zu Neuburg an der Donau/ in dern erstem die Vorbitt unser lieben Frauen bey Christo/ oder vielmehr das jüngste Gericht/ in denen andern aber die Geburt Christi/ und das Pfingst-Fest ausgebildet; zu Hemmau in Pfalz-Neuburgischen haben Ihr Hochfürstl.Durchl, an dem hohen Altar-Blat von seiner Hand praesentirt/ wie S. Michaël den Lucifer stürzet/ so sehr fürtreflich und hoch aestimirt wird/ also auch zu Freysingen/ wo der hohe Altar aus der Offenbarung Johannis am 12. Cap. vorstellet/ wie der Drach das neu-geborne Kindlein verschlingen will/ so aber von dem Erz-Engel Michael überwunden wird/ alles von sehr Geist-reicher Invention und nach Annemlichkeit der Augen sehr freudig colorirt. Zu Augstburg in der Heiligen Creutz Kirche sihet man die Himmelfahrt Mariae. Auch hab ich von ihm eine Herodias mit ihrer Tochter/ die das Haupt Johannis des Täuffers in einer Schüßel dem Vatter fürträgt/ welches Werk/ weil es von den gesamten Liebhabern also gerühmet worden/ hab ich es aus dem Milichischen Cabinet erkauft/ und unter meine andere rare Stücke gestellet. Seine erste Werke. Zweyte Manier. Es wäre kein Ende zu machen/ wann alle Werke solten beschrieben werden/ die dieser Geist- und Sinn-reiche Künstler verfärtiget/ in dem er neben seinem wol-aufgeraumten Kunst-reichen Verstand/ mit der Hand ganz meisterhaft und geschwind verfahren/ und seine Werke eher geendiget/ als ein anderer angefangen/ biß ihm endlich das Chiragra die Hände beunruhiget/ also daß er von den großen Werken ablassen/ und an mittelmäßigen kleinen/ so wol Geist- als weltlichen Stucken und Landschaften sich begnügen muste. Solche Vorbotten des Todes ließ er sich dienen/ in allen seinen Sachen eine Richtigkeit zu machen/ und nachdem er solche nach Wunsch vollendet/ verschiede er mit dem schönen Lorbeerkranz eines unsterblichen Lobs gezieret/ und wurde darauf aufs allerstattlichste in die Erde versetzet: Vor ihm her wurde auf einem schwarzsammetin Küßen eine guldine Cron getragen/ und der Leichnam von den höchst-betrübten Kunst-liebenden zu seinem Ruh-Bett begleitet: Sein Name aber wird/ so lang die Welt lebet/ immer grünen/ und die geschäftige Fama seine Tugend gegen alle vier Ecken der Welt mit ihrer Ruhm-Trompeten ausblasen. Er starbe den 30.May/ im 63ten Jahr seines Alters und nach Christi seeligmachender Geburt im 1640. Sein Contrafät hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatten II. zu finden. Seine Leichbegängniß. PHilipp Uffenbach ist zu Frankfurt aus einem guten Geschlecht entsproßen/ und von seinen Eltern zur Kunst angehalten worden/ also daß er seinem Lehrmeister Adam Grimmer nicht ohne sonderem Nutzen aufs bäste gefolget/ unter seinen fürnehmsten Werken ware das Stuck/ so in der Prediger Kirchen in Frankfurt auf einem Altar noch zu sehen ist/ nämlich die Himmelfahrt Christi in Gegenwart seiner Aposteln/ nach alter Manier/ die er ihm sehr angelegen seyn ließ/ gemahlet. Ingleichen hat er auch den allda auf der Brucken stehenden grossen Thurn mit allerley Artlichkeiten übermahlt/ und sonst allenthalben selbiger Orten seine Kunst genugsam verspüren lassen; Weil er aber sich stark auf die Alchimia und theologische Emblemata begeben/ und viel geschrieben/ sonst auch zu Zeit des Fettmilchs in den burgerlichen Händeln ihme selbst viel zu schaffen geben/ wegen welcher er von vielen nicht geliebet worden/ hat er sich meistens zu Haus fast schlecht aufgehalten/ und ist endlich ungefähr Anno 1640. allda verschieden. Er ware des Adam Elsheimers Lehrmeister/ und ein großer Liebhaber aller Kunst-Werken/ besonderlich der alten teutschen Meistern/ die eines guten Geistes/ Vernunft und Verstand gewesen/ weil er selbst in den Regelen der Proportion, Geometria, Perspectiv und Anatomia wol erfahren/ und ob er CXXVII. Philipp Uffenbach/ Mahler von Frankfurt. Seine Arbeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/101
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 293]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/101>, abgerufen am 17.05.2024.