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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] gut und rar/ gestalten er deren sehr viel ans Liecht gebracht/ wie die zu Lyon bey Jean de Tournes Anno 1559. ausgegangene zwey nutzliche Kunst-Büchlein genugsam darthun.

II. Simon Vovet, Mahler von Pariß.ES hat sich eine Zeit hero diese Französische Nation (die vorhin wenigen progress gehabt/ da in selbigen Landen die Liebhaber bald diese bald aber eine andere und wol schlechtere Manier geliebet) sehr erhoben/ indem der Cardinal Richelieu, der eines hohen Verstands und vernünftigen Urtheils/ sonderlichen aber auch der Kunst sehr zugethan war/ selbige reichlich belohnet/ dahero dann sie Ursach genommen/ ihre flach- und einfältige Manier (die ob sie zwar ungeschlacht jedoch geistreich gewesen) zu verlaßen/ und der wahren Grund-Kunst nach zu gehen/ unter welchen ersten Simon Vovet aus Pariß sich hervor gethan/ welcher/ nachdem er eine ziemliche Manier angenommen/ und in Erfahrung gebracht/ wie daß der vorhin ihm wolbekante Nuntius Barberini zu der Päpstlichen Hochheit Komt nach Rom. gelanget/ sich in guter Hofnung nach Rom/ unter desselben Protection, erhoben/ und daselbst so wol seine Studien fortgesetzet/ als auch guten Nutzen gefunden.

Sein Vornehmen aber bestunde darinnen/ alles dem natürlichen Leben nachzumachen/ deßwegen er viel halbe Bilder in Lebensgröße/ Historien und ganze Bilder mit großem Fleiß vorgestellet/dergestalt/ daß vor ihm keiner selbiger Nation zu Rom gleichen Grad erlangt; seine Manier aber ware/ wie gedacht/ annehmlich/ und hatte unter des Papsts Protection gut Glück/ darum er dann auch/ wegen vieler schönen Werk- und auch gehaltener Academien zu Rom/ als worinnen er viel seiner Nation zur Kunst aufgemuntert/ ein trefliches Lob hinterlaßen/ und darauf wieder glücklich nacher Pariß ziehen können/ allwo er von dem König/ und erhebet die Kunst in Frankreich zum ersten. Cardinal Richelieu/ und andern Hohen sehr geliebet/ gebraucht und befördert worden. Seine Werke in Kirchen/ Pallästen und Zimmern waren voll mit wol ersonnenen Poesien, Alludien, Gedichten/ und andern Figuren/ deren meiste in Kupfer geätzt und noch bey den Liebhabern zu sehen sind/ wohin ich mich dann auch bezogen/ und dieses noch mit angeführet haben wil/ daß er einer der bästen Erheber gewesen/ so vielen allda die Augen geöfnet/ und selbige zur Bäßerung angeleitet hat. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte KK. zu ersehen.

III. Valentin von Colombien.UNangesehen Valentin von Colombe vor Vovet zu Rom gewesen/ so wolte er sich doch gleich/ in Ansehung des Glücks Vovets, zu ihme als ein Lehrling und Scholar begeben/ dahero er auch seiner Manier/ im Mahlen nach dem Leben/ also eifrig nachgefolget/ daß er darinnen nicht nur allein bald merklich gestiegen/ sondern auch/ in Ausbildung derselben/ dem Michael Angelo da Caravaggio, und deßen discipulo Manfredi, also nachgeartet/ daß er keinem nichts nachzugeben sich Seine Werke. beflißen/ wie deßen die noch übrige viel halbe Bilder/ so in Rom zu finden/ Zeugnus geben. Es ist ihme aber auch sonsten in Rom ein Altar-Blatt zu S. Peter angedinget worden/ worinnen enthalten/wie[Spaltenumbruch] zween heilige Märtyrer an der Folter/ durch die Soldaten/angespannet/ und von denen umstehenden Böswichten gebrügelt werden; welches dann mit andern Umständen dermaßen wol gezeichnet/ coloriret/ ausrundiret und gemahlet ist/ daß es keinem andern Kunstblatt zu weichen Ursach hat/ wie solches alle unpartheyische und verständige Künstlere zu jederzeit ausgesprochen haben; Er mahlte aber alles völlig/ mit gutem Urtheil/ und hinterließ viel herrliche Kunststuck/ bis er endlichen/ bey höchster Sommer-Hitz des Augstmonats/ ein kaltes Bronnen-Waßer/ um die Füße darinnen zu baden/ für sich bringen laßen/ da er sich dann also wol abgekühlet/ daß er sich darauf ins Bett niederlegen und ein heftiges Fieber ausstehen müßen/ welches ihm dann auch dermaßen zugesetzt/ daß er den siebenden Tag von uns/ seinen bekanten Freunden/ mit gutem Verstand seinen kläglichen Abschied genommen/ und daraufhin auch verschieden.

Gleichwie er aber eines sehr aufrichtigen Gemüts gewesen/ also hat er vor allen andern auch unsere Teutsche und Niederländische Nation geliebet/ dahero bey selbigen sich vielmehr als seinen Landsleuten eingefunden. Er wurde noch selbigen Tag/ wie anselbst gebräuchig/ in seinen Kleidern/ nach gehabter stattlichen Leich-Begängnus/ worbey sich fast alle fürtrefliche Personen eingestellet/ Alla Madona del populo, als in dern Parochie er gewohnt/ Anno 1634. beygesetzet.

IV. Nicola Pousin, aus der Normandie.GLeichwie erst-erzehlter maßen Valentin durch innerlichen Antrieb/ auch gutes Exempel von Vovet, sich in der Kunst des rechten wol-mahlens/ natürlichen colorirens/ rundirens und gründens/ also der rechten universal-harmonie, in welchen nöhtigen Stucken die Franzosen vorher ganz unerfahren gewesen/ in seinen Werken sich beflißen/ also hat hingegen deßen aemulator, Nicola Pousin, weil sein Genius ihn nicht zu den Lebensgroßen Bildern in verschloßenen Orten/ wie Valentin/ sondern mehr in die offene Luft oder das weite Feld zu mahlen/ angetrieben/ aus allen der alten Welt ruhmwürdigen Historien/ Poetereyen/ und darzu nohtwendige Affecten und Bewegungen durch 2. oder 3. Spannen-hohe Bilder vorzustellen sich bemühet/ auch hierinnen stets großen Fleiß angewendet/ wie er darzu dann die ganze Stadt Rom/ als ein mit Kunst erfülltes Theatrum, vor Augen haben können/ und dardurch auch großes Lob erlanget. Er fienge aber noch als ein Jüngling Anno 1622. zu Rom seine Studien an/ und hielte sich sonderlich in denen Academien/ bey denen Antichen und bästen Italiänern/ auch Niederländern/ viel mehr als bey seiner Nation auf/ ließe/ im Gespräch/ seinen scharf- und tief-sinnigen Geist reichlich spüren/ und folgte im Zeichnen Raphaels Gedanken/ im Colorit aber Titians Manier nach/ darum er dann auch gar bald erschollen/ und ein großes Lob erhalten.

Seine Werke zu Rom. Seine erste Werke waren Bacchanalien, Satyren, Nymphen, mit beygefügten Ruinen und Landschaften aus dem Ovidio, endlichen aber meistentheils seriose Historien der Griechen/ Römer/ und aus der Bibel/ so er alle/ nach Art der

[Spaltenumbruch] gut und rar/ gestalten er deren sehr viel ans Liecht gebracht/ wie die zu Lyon bey Jean de Tournes Anno 1559. ausgegangene zwey nutzliche Kunst-Büchlein genugsam darthun.

II. Simon Vovet, Mahler von Pariß.ES hat sich eine Zeit hero diese Französische Nation (die vorhin wenigen progress gehabt/ da in selbigen Landen die Liebhaber bald diese bald aber eine andere und wol schlechtere Manier geliebet) sehr erhoben/ indem der Cardinal Richelieu, der eines hohen Verstands und vernünftigen Urtheils/ sonderlichen aber auch der Kunst sehr zugethan war/ selbige reichlich belohnet/ dahero dann sie Ursach genommen/ ihre flach- und einfältige Manier (die ob sie zwar ungeschlacht jedoch geistreich gewesen) zu verlaßen/ und der wahren Grund-Kunst nach zu gehen/ unter welchen ersten Simon Vovet aus Pariß sich hervor gethan/ welcher/ nachdem er eine ziemliche Manier angenommen/ und in Erfahrung gebracht/ wie daß der vorhin ihm wolbekante Nuntius Barberini zu der Päpstlichen Hochheit Komt nach Rom. gelanget/ sich in guter Hofnung nach Rom/ unter desselben Protection, erhoben/ und daselbst so wol seine Studien fortgesetzet/ als auch guten Nutzen gefunden.

Sein Vornehmen aber bestunde darinnen/ alles dem natürlichen Leben nachzumachen/ deßwegen er viel halbe Bilder in Lebensgröße/ Historien und ganze Bilder mit großem Fleiß vorgestellet/dergestalt/ daß vor ihm keiner selbiger Nation zu Rom gleichen Grad erlangt; seine Manier aber ware/ wie gedacht/ annehmlich/ und hatte unter des Papsts Protection gut Glück/ darum er dann auch/ wegen vieler schönen Werk- und auch gehaltener Academien zu Rom/ als worinnen er viel seiner Nation zur Kunst aufgemuntert/ ein trefliches Lob hinterlaßen/ und darauf wieder glücklich nacher Pariß ziehen können/ allwo er von dem König/ und erhebet die Kunst in Frankreich zum ersten. Cardinal Richelieu/ und andern Hohen sehr geliebet/ gebraucht und befördert worden. Seine Werke in Kirchen/ Pallästen und Zimmern waren voll mit wol ersonnenen Poësien, Alludien, Gedichten/ und andern Figuren/ deren meiste in Kupfer geätzt und noch bey den Liebhabern zu sehen sind/ wohin ich mich dann auch bezogen/ und dieses noch mit angeführet haben wil/ daß er einer der bästen Erheber gewesen/ so vielen allda die Augen geöfnet/ und selbige zur Bäßerung angeleitet hat. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte KK. zu ersehen.

III. Valentin von Colombien.UNangesehen Valentin von Colombe vor Vovet zu Rom gewesen/ so wolte er sich doch gleich/ in Ansehung des Glücks Vovets, zu ihme als ein Lehrling und Scholar begeben/ dahero er auch seiner Manier/ im Mahlen nach dem Leben/ also eifrig nachgefolget/ daß er darinnen nicht nur allein bald merklich gestiegen/ sondern auch/ in Ausbildung derselben/ dem Michaël Angelo da Caravaggio, und deßen discipulo Manfredi, also nachgeartet/ daß er keinem nichts nachzugeben sich Seine Werke. beflißen/ wie deßen die noch übrige viel halbe Bilder/ so in Rom zu finden/ Zeugnus geben. Es ist ihme aber auch sonsten in Rom ein Altar-Blatt zu S. Peter angedinget worden/ worinnen enthalten/wie[Spaltenumbruch] zween heilige Märtyrer an der Folter/ durch die Soldaten/angespannet/ und von denen umstehenden Böswichten gebrügelt werden; welches dann mit andern Umständen dermaßen wol gezeichnet/ coloriret/ ausrundiret und gemahlet ist/ daß es keinem andern Kunstblatt zu weichen Ursach hat/ wie solches alle unpartheyische und verständige Künstlere zu jederzeit ausgesprochen haben; Er mahlte aber alles völlig/ mit gutem Urtheil/ und hinterließ viel herrliche Kunststuck/ bis er endlichen/ bey höchster Sommer-Hitz des Augstmonats/ ein kaltes Bronnen-Waßer/ um die Füße darinnen zu baden/ für sich bringen laßen/ da er sich dann also wol abgekühlet/ daß er sich darauf ins Bett niederlegen und ein heftiges Fieber ausstehen müßen/ welches ihm dann auch dermaßen zugesetzt/ daß er den siebenden Tag von uns/ seinen bekanten Freunden/ mit gutem Verstand seinen kläglichen Abschied genommen/ und daraufhin auch verschieden.

Gleichwie er aber eines sehr aufrichtigen Gemüts gewesen/ also hat er vor allen andern auch unsere Teutsche und Niederländische Nation geliebet/ dahero bey selbigen sich vielmehr als seinen Landsleuten eingefunden. Er wurde noch selbigen Tag/ wie anselbst gebräuchig/ in seinen Kleidern/ nach gehabter stattlichen Leich-Begängnus/ worbey sich fast alle fürtrefliche Personen eingestellet/ Alla Madona del populo, als in dern Parochie er gewohnt/ Anno 1634. beygesetzet.

IV. Nicola Pousin, aus der Normandie.GLeichwie erst-erzehlter maßen Valentin durch innerlichen Antrieb/ auch gutes Exempel von Vovet, sich in der Kunst des rechten wol-mahlens/ natürlichen colorirens/ rundirens und gründens/ also der rechten universal-harmonie, in welchen nöhtigen Stucken die Franzosen vorher ganz unerfahren gewesen/ in seinen Werken sich beflißen/ also hat hingegen deßen aemulator, Nicola Pousin, weil sein Genius ihn nicht zu den Lebensgroßen Bildern in verschloßenen Orten/ wie Valentin/ sondern mehr in die offene Luft oder das weite Feld zu mahlen/ angetrieben/ aus allen der alten Welt ruhmwürdigen Historien/ Poetereyen/ und darzu nohtwendige Affecten und Bewegungen durch 2. oder 3. Spannen-hohe Bilder vorzustellen sich bemühet/ auch hierinnen stets großen Fleiß angewendet/ wie er darzu dann die ganze Stadt Rom/ als ein mit Kunst erfülltes Theatrum, vor Augen haben können/ und dardurch auch großes Lob erlanget. Er fienge aber noch als ein Jüngling Anno 1622. zu Rom seine Studien an/ und hielte sich sonderlich in denen Academien/ bey denen Antichen und bästen Italiänern/ auch Niederländern/ viel mehr als bey seiner Nation auf/ ließe/ im Gespräch/ seinen scharf- und tief-sinnigen Geist reichlich spüren/ und folgte im Zeichnen Raphaels Gedanken/ im Colorit aber Titians Manier nach/ darum er dann auch gar bald erschollen/ und ein großes Lob erhalten.

Seine Werke zu Rom. Seine erste Werke waren Bacchanalien, Satyren, Nymphen, mit beygefügten Ruinen und Landschaften aus dem Ovidio, endlichen aber meistentheils seriose Historien der Griechen/ Römer/ und aus der Bibel/ so er alle/ nach Art der

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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 367]/0187] gut und rar/ gestalten er deren sehr viel ans Liecht gebracht/ wie die zu Lyon bey Jean de Tournes Anno 1559. ausgegangene zwey nutzliche Kunst-Büchlein genugsam darthun. ES hat sich eine Zeit hero diese Französische Nation (die vorhin wenigen progress gehabt/ da in selbigen Landen die Liebhaber bald diese bald aber eine andere und wol schlechtere Manier geliebet) sehr erhoben/ indem der Cardinal Richelieu, der eines hohen Verstands und vernünftigen Urtheils/ sonderlichen aber auch der Kunst sehr zugethan war/ selbige reichlich belohnet/ dahero dann sie Ursach genommen/ ihre flach- und einfältige Manier (die ob sie zwar ungeschlacht jedoch geistreich gewesen) zu verlaßen/ und der wahren Grund-Kunst nach zu gehen/ unter welchen ersten Simon Vovet aus Pariß sich hervor gethan/ welcher/ nachdem er eine ziemliche Manier angenommen/ und in Erfahrung gebracht/ wie daß der vorhin ihm wolbekante Nuntius Barberini zu der Päpstlichen Hochheit gelanget/ sich in guter Hofnung nach Rom/ unter desselben Protection, erhoben/ und daselbst so wol seine Studien fortgesetzet/ als auch guten Nutzen gefunden. II. Simon Vovet, Mahler von Pariß. Komt nach Rom. Sein Vornehmen aber bestunde darinnen/ alles dem natürlichen Leben nachzumachen/ deßwegen er viel halbe Bilder in Lebensgröße/ Historien und ganze Bilder mit großem Fleiß vorgestellet/dergestalt/ daß vor ihm keiner selbiger Nation zu Rom gleichen Grad erlangt; seine Manier aber ware/ wie gedacht/ annehmlich/ und hatte unter des Papsts Protection gut Glück/ darum er dann auch/ wegen vieler schönen Werk- und auch gehaltener Academien zu Rom/ als worinnen er viel seiner Nation zur Kunst aufgemuntert/ ein trefliches Lob hinterlaßen/ und darauf wieder glücklich nacher Pariß ziehen können/ allwo er von dem König/ Cardinal Richelieu/ und andern Hohen sehr geliebet/ gebraucht und befördert worden. Seine Werke in Kirchen/ Pallästen und Zimmern waren voll mit wol ersonnenen Poësien, Alludien, Gedichten/ und andern Figuren/ deren meiste in Kupfer geätzt und noch bey den Liebhabern zu sehen sind/ wohin ich mich dann auch bezogen/ und dieses noch mit angeführet haben wil/ daß er einer der bästen Erheber gewesen/ so vielen allda die Augen geöfnet/ und selbige zur Bäßerung angeleitet hat. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte KK. zu ersehen. und erhebet die Kunst in Frankreich zum ersten. UNangesehen Valentin von Colombe vor Vovet zu Rom gewesen/ so wolte er sich doch gleich/ in Ansehung des Glücks Vovets, zu ihme als ein Lehrling und Scholar begeben/ dahero er auch seiner Manier/ im Mahlen nach dem Leben/ also eifrig nachgefolget/ daß er darinnen nicht nur allein bald merklich gestiegen/ sondern auch/ in Ausbildung derselben/ dem Michaël Angelo da Caravaggio, und deßen discipulo Manfredi, also nachgeartet/ daß er keinem nichts nachzugeben sich beflißen/ wie deßen die noch übrige viel halbe Bilder/ so in Rom zu finden/ Zeugnus geben. Es ist ihme aber auch sonsten in Rom ein Altar-Blatt zu S. Peter angedinget worden/ worinnen enthalten/wie zween heilige Märtyrer an der Folter/ durch die Soldaten/angespannet/ und von denen umstehenden Böswichten gebrügelt werden; welches dann mit andern Umständen dermaßen wol gezeichnet/ coloriret/ ausrundiret und gemahlet ist/ daß es keinem andern Kunstblatt zu weichen Ursach hat/ wie solches alle unpartheyische und verständige Künstlere zu jederzeit ausgesprochen haben; Er mahlte aber alles völlig/ mit gutem Urtheil/ und hinterließ viel herrliche Kunststuck/ bis er endlichen/ bey höchster Sommer-Hitz des Augstmonats/ ein kaltes Bronnen-Waßer/ um die Füße darinnen zu baden/ für sich bringen laßen/ da er sich dann also wol abgekühlet/ daß er sich darauf ins Bett niederlegen und ein heftiges Fieber ausstehen müßen/ welches ihm dann auch dermaßen zugesetzt/ daß er den siebenden Tag von uns/ seinen bekanten Freunden/ mit gutem Verstand seinen kläglichen Abschied genommen/ und daraufhin auch verschieden. III. Valentin von Colombien. Seine Werke. Gleichwie er aber eines sehr aufrichtigen Gemüts gewesen/ also hat er vor allen andern auch unsere Teutsche und Niederländische Nation geliebet/ dahero bey selbigen sich vielmehr als seinen Landsleuten eingefunden. Er wurde noch selbigen Tag/ wie anselbst gebräuchig/ in seinen Kleidern/ nach gehabter stattlichen Leich-Begängnus/ worbey sich fast alle fürtrefliche Personen eingestellet/ Alla Madona del populo, als in dern Parochie er gewohnt/ Anno 1634. beygesetzet. GLeichwie erst-erzehlter maßen Valentin durch innerlichen Antrieb/ auch gutes Exempel von Vovet, sich in der Kunst des rechten wol-mahlens/ natürlichen colorirens/ rundirens und gründens/ also der rechten universal-harmonie, in welchen nöhtigen Stucken die Franzosen vorher ganz unerfahren gewesen/ in seinen Werken sich beflißen/ also hat hingegen deßen aemulator, Nicola Pousin, weil sein Genius ihn nicht zu den Lebensgroßen Bildern in verschloßenen Orten/ wie Valentin/ sondern mehr in die offene Luft oder das weite Feld zu mahlen/ angetrieben/ aus allen der alten Welt ruhmwürdigen Historien/ Poetereyen/ und darzu nohtwendige Affecten und Bewegungen durch 2. oder 3. Spannen-hohe Bilder vorzustellen sich bemühet/ auch hierinnen stets großen Fleiß angewendet/ wie er darzu dann die ganze Stadt Rom/ als ein mit Kunst erfülltes Theatrum, vor Augen haben können/ und dardurch auch großes Lob erlanget. Er fienge aber noch als ein Jüngling Anno 1622. zu Rom seine Studien an/ und hielte sich sonderlich in denen Academien/ bey denen Antichen und bästen Italiänern/ auch Niederländern/ viel mehr als bey seiner Nation auf/ ließe/ im Gespräch/ seinen scharf- und tief-sinnigen Geist reichlich spüren/ und folgte im Zeichnen Raphaels Gedanken/ im Colorit aber Titians Manier nach/ darum er dann auch gar bald erschollen/ und ein großes Lob erhalten. IV. Nicola Pousin, aus der Normandie. Seine erste Werke waren Bacchanalien, Satyren, Nymphen, mit beygefügten Ruinen und Landschaften aus dem Ovidio, endlichen aber meistentheils seriose Historien der Griechen/ Römer/ und aus der Bibel/ so er alle/ nach Art der Seine Werke zu Rom.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 367]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/187>, abgerufen am 25.11.2024.