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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] wol erfahren/ womit er dann auch dem Prinzen von Oranien viel Jahr in Grafenhaag gedienet und aufgewartet/ und darmit auch endlich in vollem Lob verschieden.

XII. Lucas Vorstermann.LUcas Vorstermann von Antorf/ ware bey denen Studien erzogen/ wonebens er aber auch die Zeichen-Kunst geübet/ und auf Einrahten des Rubens/ zu dem Kupferstechen gebraucht worden/ in welcher Kunst dann er viel nach Rubens gemahlten großen Werken/ meistens in folio, als wie die drey Weisen aus Orient Christum den neugebornen Heyland anbeten/ wiederum wie Lucifer durch Michael den Erz-Engel vom Himmel gestürzt/ neben noch mehr andern/ die so wol bekant/ daß es unnöhtig hievon ein mehrers zu erzehlen/ in Kupfer gebracht. Er hatte zuvor in seiner Manier/ wie damals sehr im Schwang gegangen/ auf der Schraffierung gute Ordinanz/ Achtung gegeben/ und daß die Strich lang auf ein ander mit schöner Seine Manier im Kupferstechen. Zierlichkeit des Grabstichels correspondiren möchten: auf Anweisung obgedachten Rubens aber/ als der ihn vor allen andern der Mahlerey-Art zu folgen ermahnet/ bunde er sich nicht mehr an des Grabstichels Mühsamkeit/ in der Zierde/ sondern beobachtete einig und allein die Sache selbst/ was er zu bilden sich vorgenommen/ nämlich neben der correcten Proportion in allem die Flache des Liechts oder Tags/ neben der halben und ganzen Flache des Schattens und Gegen-Glanzes/ worinnen er also verwunderlich erfahren gewesen/ daß alles sich meisterhaft gerundet aus einander erhoben/ und kräftig nach Verlangen über sich gezogen/ daß es nicht bäßer mit Penseln in weiß und schwarz hätte zuwegen gebracht werden mögen. Wordurch er dann das Lob erlanget/ daß er der Mahler mit dem Grabstichel benamet/ benebens aber auch durch seine große Historien sehr berühmt worden: Sein Contrafät stehet in der Kupferblatte P P.

XIII. Michael le Blon, von Frankfurt.MIchael le Blon, von Frankfurt/ deßen Eltern aus Monts/ wegen langwürig- und verderblich- Spannischer und Französischer Kriege sich dahin begeben/ hat die Natur selbst zu allen Tugenden angetrieben; er wurde aber in seiner Jugend zu dem Goldschmied-Handwerk angeführet/ deßen er sich dann bald erfahren gemacht/ und mit dem Grabstichel/ als worzu ihn sein Geist und Lust gereitzet/ bald alle andere überstiegen/ auch in Gold/ Silber und Kupfer zu stechen/ und allerley kleine Historien zu bilden berühmt worden/ wie dann viel dern unter seinem Namen ausgegangen/ absonderlich aber die Zier der Laubwerken/ allerley Festinen/ Helm und Wappen/ deßen etliche Büchlein von ihme in Druck zu finden/ worinnen die Erkantnus jedes Blats der Laubwerke/ nach Art der Natur/ verwunderlich beygebracht; also wurde er auch in seinen Discursen wie ein Orpheus angehöret/ und von männiglich/ wegen seiner verständigen Wolredenheit/ geliebet und geehret/ dadurch er ferner also gestiegen/ daß die Cron Schweden ihne Wird Kön. Schwedischer Agent. zu hohem Staats-Dienst beruffen/ und zum Königlichen Agenten bey König Carolo Stuart in Engelland verordnet/ wo er dann viel Jahr lang[Spaltenumbruch] geblieben/ hernach auch in Holland zu Amsterdam.

Er hatte in allem eine besonderliche große Wissenschaft und vollkommenes Urtheil der Kunst/ dero er ein unvergleichlicher Liebhaber gewesen/ und in der er alle Potentaten unterrichten/ auch zu selbiger Liebe aufmuntern und antreiben können/ so daß wir niemaln jemand gehabt/ der alle Künst/ besonderlich die Zeichnung oder Handriß und Kupferstich/ die zu Büchern gehören/ also fürtreflich gekant/ geliebt und berühmt gemacht/ als unser Maecenas le Blon, deßwegen er wol ein Kunst-Vatter/ sonderlich von mir/ als den er von Kindheit auf darzu angewiesen/ und allen guten Raht und Anleitung gegeben/ kan genennet werden. Er hat seinen Lebens-Lauf glückseelig zu Amsterdam Anno 1656. geendiget/ und alles in gutem gewünschten Stand hinterlaßen/ wurde aber mit großem Lob und Liebe von männiglich zu Grabe begleitet/ deßwegen auch ich/ ihme zu Ehren/ sein Contrafät in der Kupferblatte OO. beygefüget habe.

XIV. Lucas und Wolfgang Kilian.VOn den erstberühmten Kupferstechern/ welche aus der Stadt Augstburg entsproßen seynd/ waren diese zween/ Lucas und Wolfgang Kilian die allerberühmtesten/ von denen hernach diese löbliche Kunst dermaßen wol fortgepflanzet worden/ daß sie jederzeit die Mehrere geblieben seyn. Gleichwie aber die Güte Gottes mit ihren Gaben oftmals bey einem mehr als bey dem andern würket/ und auch der eine seine Erhebung mehr beherziget/ als der andere/ also übergieng Lucas weit den Wolfgang/ wie dann die große Mänge seiner vortreflichen Werke/ in großen Historien/ Figuren/ Contarfäten/ geist- und weltlichen Bildern/ alle zumal dermaßen herrlich ausgeführt/ daß nach den Weltberühmten Egidius Sadeler ihme die erste Stelle gebühret. Er ware mit dem Eisen überaus hurtig/ darzu ein guter Zeichner/ und hielte sich ins gemein in Gesellschaft der allerberühmtesten Mahlern seiner Zeit als den Joann von Aach/ Joseph Heinz/ Joan de Bolognien, Bartholome Sprager/ und in Summa bey allen Kunst-erfahrnen Meistern/ wordurch er zu dieser großen Erfahrenheit nach seinem Verlangen gestiegen. Von seinen Werken zu gedenken/ wäre ein Wunder zu melden/ wir wollen aber nur diese weneige gedenken. Er verfärtigte nämlich den glorwürdigen Käyser Ferdinandum III. zu Pferdt/ also auch alle Churfürsten und Fürsten des Reichs/ das berühmte Buch der Herren Fugger/ die Käyserlichen Rähte zu Wien/ und eine Mänge der gleichen lobwürdiger Sachen. Wol denkwürdig ist/ eine große Historia von dem Pluto, wie er die Proserpina auf seinem höllischen Wagen entführet/ und ihre zuruck laßende Gesellinnen in Furcht und Schröcken gestellet/ worinnen jedes Ding absonderlich und alles zusammen genugsam seine grosse Wißenschaft erweiset. Eben so fürtreflich ist das andere Stuck/ wie die Liebes-Göttin Venus von ihren Wagen tritt/ dem Cupido aber den Excess seines Pfeils verbietet/ entzwischen spielen 2. holdselige Kindlein gar artig mit den Tauben. Es seynd auch die schönen Brunnen zu Augstburg/ selbige

[Spaltenumbruch] wol erfahren/ womit er dann auch dem Prinzen von Oranien viel Jahr in Grafenhaag gedienet und aufgewartet/ und darmit auch endlich in vollem Lob verschieden.

XII. Lucas Vorstermann.LUcas Vorstermann von Antorf/ ware bey denen Studien erzogen/ wonebens er aber auch die Zeichen-Kunst geübet/ und auf Einrahten des Rubens/ zu dem Kupferstechen gebraucht worden/ in welcher Kunst dann er viel nach Rubens gemahlten großen Werken/ meistens in folio, als wie die drey Weisen aus Orient Christum den neugebornen Heyland anbeten/ wiederum wie Lucifer durch Michael den Erz-Engel vom Himmel gestürzt/ neben noch mehr andern/ die so wol bekant/ daß es unnöhtig hievon ein mehrers zu erzehlen/ in Kupfer gebracht. Er hatte zuvor in seiner Manier/ wie damals sehr im Schwang gegangen/ auf der Schraffierung gute Ordinanz/ Achtung gegeben/ und daß die Strich lang auf ein ander mit schöner Seine Manier im Kupferstechen. Zierlichkeit des Grabstichels correspondiren möchten: auf Anweisung obgedachten Rubens aber/ als der ihn vor allen andern der Mahlerey-Art zu folgen ermahnet/ bunde er sich nicht mehr an des Grabstichels Mühsamkeit/ in der Zierde/ sondern beobachtete einig und allein die Sache selbst/ was er zu bilden sich vorgenommen/ nämlich neben der correcten Proportion in allem die Flache des Liechts oder Tags/ neben der halben und ganzen Flache des Schattens und Gegen-Glanzes/ worinnen er also verwunderlich erfahren gewesen/ daß alles sich meisterhaft gerundet aus einander erhoben/ und kräftig nach Verlangen über sich gezogen/ daß es nicht bäßer mit Penseln in weiß und schwarz hätte zuwegen gebracht werden mögen. Wordurch er dann das Lob erlanget/ daß er der Mahler mit dem Grabstichel benamet/ benebens aber auch durch seine große Historien sehr berühmt worden: Sein Contrafät stehet in der Kupferblatte P P.

XIII. Michael le Blon, von Frankfurt.MIchael le Blon, von Frankfurt/ deßen Eltern aus Monts/ wegen langwürig- und verderblich- Spannischer und Französischer Kriege sich dahin begeben/ hat die Natur selbst zu allen Tugenden angetrieben; er wurde aber in seiner Jugend zu dem Goldschmied-Handwerk angeführet/ deßen er sich dann bald erfahren gemacht/ und mit dem Grabstichel/ als worzu ihn sein Geist und Lust gereitzet/ bald alle andere überstiegen/ auch in Gold/ Silber und Kupfer zu stechen/ und allerley kleine Historien zu bilden berühmt worden/ wie dann viel dern unter seinem Namen ausgegangen/ absonderlich aber die Zier der Laubwerken/ allerley Festinen/ Helm und Wappen/ deßen etliche Büchlein von ihme in Druck zu finden/ worinnen die Erkantnus jedes Blats der Laubwerke/ nach Art der Natur/ verwunderlich beygebracht; also wurde er auch in seinen Discursen wie ein Orpheus angehöret/ und von männiglich/ wegen seiner verständigen Wolredenheit/ geliebet und geehret/ dadurch er ferner also gestiegen/ daß die Cron Schweden ihne Wird Kön. Schwedischer Agent. zu hohem Staats-Dienst beruffen/ und zum Königlichen Agenten bey König Carolo Stuart in Engelland verordnet/ wo er dann viel Jahr lang[Spaltenumbruch] geblieben/ hernach auch in Holland zu Amsterdam.

Er hatte in allem eine besonderliche große Wissenschaft und vollkommenes Urtheil der Kunst/ dero er ein unvergleichlicher Liebhaber gewesen/ und in der er alle Potentaten unterrichten/ auch zu selbiger Liebe aufmuntern und antreiben können/ so daß wir niemaln jemand gehabt/ der alle Künst/ besonderlich die Zeichnung oder Handriß und Kupferstich/ die zu Büchern gehören/ also fürtreflich gekant/ geliebt und berühmt gemacht/ als unser Maecenas le Blon, deßwegen er wol ein Kunst-Vatter/ sonderlich von mir/ als den er von Kindheit auf darzu angewiesen/ und allen guten Raht und Anleitung gegeben/ kan genennet werden. Er hat seinen Lebens-Lauf glückseelig zu Amsterdam Anno 1656. geendiget/ und alles in gutem gewünschten Stand hinterlaßen/ wurde aber mit großem Lob und Liebe von männiglich zu Grabe begleitet/ deßwegen auch ich/ ihme zu Ehren/ sein Contrafät in der Kupferblatte OO. beygefüget habe.

XIV. Lucas und Wolfgang Kilian.VOn den erstberühmten Kupferstechern/ welche aus der Stadt Augstburg entsproßen seynd/ waren diese zween/ Lucas und Wolfgang Kilian die allerberühmtesten/ von denen hernach diese löbliche Kunst dermaßen wol fortgepflanzet worden/ daß sie jederzeit die Mehrere geblieben seyn. Gleichwie aber die Güte Gottes mit ihren Gaben oftmals bey einem mehr als bey dem andern würket/ und auch der eine seine Erhebung mehr beherziget/ als der andere/ also übergieng Lucas weit den Wolfgang/ wie dann die große Mänge seiner vortreflichen Werke/ in großen Historien/ Figuren/ Contarfäten/ geist- und weltlichen Bildern/ alle zumal dermaßen herrlich ausgeführt/ daß nach den Weltberühmten Egidius Sadeler ihme die erste Stelle gebühret. Er ware mit dem Eisen überaus hurtig/ darzu ein guter Zeichner/ und hielte sich ins gemein in Gesellschaft der allerberühmtesten Mahlern seiner Zeit als den Joann von Aach/ Joseph Heinz/ Joan de Bolognien, Bartholome Sprager/ und in Summa bey allen Kunst-erfahrnen Meistern/ wordurch er zu dieser großen Erfahrenheit nach seinem Verlangen gestiegen. Von seinen Werken zu gedenken/ wäre ein Wunder zu melden/ wir wollen aber nur diese weneige gedenken. Er verfärtigte nämlich den glorwürdigen Käyser Ferdinandum III. zu Pferdt/ also auch alle Churfürsten und Fürsten des Reichs/ das berühmte Buch der Herren Fugger/ die Käyserlichen Rähte zu Wien/ und eine Mänge der gleichen lobwürdiger Sachen. Wol denkwürdig ist/ eine große Historia von dem Pluto, wie er die Proserpina auf seinem höllischen Wagen entführet/ und ihre zuruck laßende Gesellinnen in Furcht und Schröcken gestellet/ worinnen jedes Ding absonderlich und alles zusammen genugsam seine grosse Wißenschaft erweiset. Eben so fürtreflich ist das andere Stuck/ wie die Liebes-Göttin Venus von ihren Wagen tritt/ dem Cupido aber den Excess seines Pfeils verbietet/ entzwischen spielen 2. holdselige Kindlein gar artig mit den Tauben. Es seynd auch die schönen Brunnen zu Augstburg/ selbige

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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 358]/0176] wol erfahren/ womit er dann auch dem Prinzen von Oranien viel Jahr in Grafenhaag gedienet und aufgewartet/ und darmit auch endlich in vollem Lob verschieden. LUcas Vorstermann von Antorf/ ware bey denen Studien erzogen/ wonebens er aber auch die Zeichen-Kunst geübet/ und auf Einrahten des Rubens/ zu dem Kupferstechen gebraucht worden/ in welcher Kunst dann er viel nach Rubens gemahlten großen Werken/ meistens in folio, als wie die drey Weisen aus Orient Christum den neugebornen Heyland anbeten/ wiederum wie Lucifer durch Michael den Erz-Engel vom Himmel gestürzt/ neben noch mehr andern/ die so wol bekant/ daß es unnöhtig hievon ein mehrers zu erzehlen/ in Kupfer gebracht. Er hatte zuvor in seiner Manier/ wie damals sehr im Schwang gegangen/ auf der Schraffierung gute Ordinanz/ Achtung gegeben/ und daß die Strich lang auf ein ander mit schöner Zierlichkeit des Grabstichels correspondiren möchten: auf Anweisung obgedachten Rubens aber/ als der ihn vor allen andern der Mahlerey-Art zu folgen ermahnet/ bunde er sich nicht mehr an des Grabstichels Mühsamkeit/ in der Zierde/ sondern beobachtete einig und allein die Sache selbst/ was er zu bilden sich vorgenommen/ nämlich neben der correcten Proportion in allem die Flache des Liechts oder Tags/ neben der halben und ganzen Flache des Schattens und Gegen-Glanzes/ worinnen er also verwunderlich erfahren gewesen/ daß alles sich meisterhaft gerundet aus einander erhoben/ und kräftig nach Verlangen über sich gezogen/ daß es nicht bäßer mit Penseln in weiß und schwarz hätte zuwegen gebracht werden mögen. Wordurch er dann das Lob erlanget/ daß er der Mahler mit dem Grabstichel benamet/ benebens aber auch durch seine große Historien sehr berühmt worden: Sein Contrafät stehet in der Kupferblatte P P. XII. Lucas Vorstermann. Seine Manier im Kupferstechen. MIchael le Blon, von Frankfurt/ deßen Eltern aus Monts/ wegen langwürig- und verderblich- Spannischer und Französischer Kriege sich dahin begeben/ hat die Natur selbst zu allen Tugenden angetrieben; er wurde aber in seiner Jugend zu dem Goldschmied-Handwerk angeführet/ deßen er sich dann bald erfahren gemacht/ und mit dem Grabstichel/ als worzu ihn sein Geist und Lust gereitzet/ bald alle andere überstiegen/ auch in Gold/ Silber und Kupfer zu stechen/ und allerley kleine Historien zu bilden berühmt worden/ wie dann viel dern unter seinem Namen ausgegangen/ absonderlich aber die Zier der Laubwerken/ allerley Festinen/ Helm und Wappen/ deßen etliche Büchlein von ihme in Druck zu finden/ worinnen die Erkantnus jedes Blats der Laubwerke/ nach Art der Natur/ verwunderlich beygebracht; also wurde er auch in seinen Discursen wie ein Orpheus angehöret/ und von männiglich/ wegen seiner verständigen Wolredenheit/ geliebet und geehret/ dadurch er ferner also gestiegen/ daß die Cron Schweden ihne zu hohem Staats-Dienst beruffen/ und zum Königlichen Agenten bey König Carolo Stuart in Engelland verordnet/ wo er dann viel Jahr lang geblieben/ hernach auch in Holland zu Amsterdam. XIII. Michael le Blon, von Frankfurt. Wird Kön. Schwedischer Agent. Er hatte in allem eine besonderliche große Wissenschaft und vollkommenes Urtheil der Kunst/ dero er ein unvergleichlicher Liebhaber gewesen/ und in der er alle Potentaten unterrichten/ auch zu selbiger Liebe aufmuntern und antreiben können/ so daß wir niemaln jemand gehabt/ der alle Künst/ besonderlich die Zeichnung oder Handriß und Kupferstich/ die zu Büchern gehören/ also fürtreflich gekant/ geliebt und berühmt gemacht/ als unser Maecenas le Blon, deßwegen er wol ein Kunst-Vatter/ sonderlich von mir/ als den er von Kindheit auf darzu angewiesen/ und allen guten Raht und Anleitung gegeben/ kan genennet werden. Er hat seinen Lebens-Lauf glückseelig zu Amsterdam Anno 1656. geendiget/ und alles in gutem gewünschten Stand hinterlaßen/ wurde aber mit großem Lob und Liebe von männiglich zu Grabe begleitet/ deßwegen auch ich/ ihme zu Ehren/ sein Contrafät in der Kupferblatte OO. beygefüget habe. VOn den erstberühmten Kupferstechern/ welche aus der Stadt Augstburg entsproßen seynd/ waren diese zween/ Lucas und Wolfgang Kilian die allerberühmtesten/ von denen hernach diese löbliche Kunst dermaßen wol fortgepflanzet worden/ daß sie jederzeit die Mehrere geblieben seyn. Gleichwie aber die Güte Gottes mit ihren Gaben oftmals bey einem mehr als bey dem andern würket/ und auch der eine seine Erhebung mehr beherziget/ als der andere/ also übergieng Lucas weit den Wolfgang/ wie dann die große Mänge seiner vortreflichen Werke/ in großen Historien/ Figuren/ Contarfäten/ geist- und weltlichen Bildern/ alle zumal dermaßen herrlich ausgeführt/ daß nach den Weltberühmten Egidius Sadeler ihme die erste Stelle gebühret. Er ware mit dem Eisen überaus hurtig/ darzu ein guter Zeichner/ und hielte sich ins gemein in Gesellschaft der allerberühmtesten Mahlern seiner Zeit als den Joann von Aach/ Joseph Heinz/ Joan de Bolognien, Bartholome Sprager/ und in Summa bey allen Kunst-erfahrnen Meistern/ wordurch er zu dieser großen Erfahrenheit nach seinem Verlangen gestiegen. Von seinen Werken zu gedenken/ wäre ein Wunder zu melden/ wir wollen aber nur diese weneige gedenken. Er verfärtigte nämlich den glorwürdigen Käyser Ferdinandum III. zu Pferdt/ also auch alle Churfürsten und Fürsten des Reichs/ das berühmte Buch der Herren Fugger/ die Käyserlichen Rähte zu Wien/ und eine Mänge der gleichen lobwürdiger Sachen. Wol denkwürdig ist/ eine große Historia von dem Pluto, wie er die Proserpina auf seinem höllischen Wagen entführet/ und ihre zuruck laßende Gesellinnen in Furcht und Schröcken gestellet/ worinnen jedes Ding absonderlich und alles zusammen genugsam seine grosse Wißenschaft erweiset. Eben so fürtreflich ist das andere Stuck/ wie die Liebes-Göttin Venus von ihren Wagen tritt/ dem Cupido aber den Excess seines Pfeils verbietet/ entzwischen spielen 2. holdselige Kindlein gar artig mit den Tauben. Es seynd auch die schönen Brunnen zu Augstburg/ selbige XIV. Lucas und Wolfgang Kilian.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 358]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/176>, abgerufen am 24.11.2024.