Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] Formen/ auch in Helfenbein überaus sauber und Ist ein guter Meister in klein. künstliche Bilder/ aber alle nur in klein; Er bildete auch etliche heilige Historien/ unter andern ein Marienbild mit einem todten Christus auf der Schoß klein/ mehr verwunderlich als gemein/ dann in kleinen war er ein Lob-würdiger Meister. Deßwegen wurde ihme auch von Herrn Contarelli angeordnet eine Lebens-große Statua von des Apostels und Evangelisten Matthaeus Marmor/ solche in der Kirchen von S. Lovis der Franzosen Capell Aber in groß unerfahren. zu Rom aufzurichten/ aber Cope der brachte mit dieser Statua sein ganzes Leben zu/ und ließe seine Arbeit niemand sehen/ gebrauchte auch keines andern Raht/ obwolen er ganz keine Practic des Marmors hatte. Mitlerweil gerieht er in das Altertum von 80. Jahren/ und verließe also diese Statua unausgearbeitet/ wie noch zu sehen in der Kirchen della Trinita de Pellegrini, auf der rechten Hand/ der Engel aber mit dem Dintenfaß dabey ist von Pompejo Ferrucci, dann wie es der Contarelli besehen/ und da er ein großes Wunder und Rarität/ zu erlangen verhoft/ aber nur ein trocken Dürrers-Bild gefunden/ wolte er nicht/ daß es in der Kirchen aufgerichtet würde/ sondern an deßen Statt mahlte Michael Angelo da Caravagio eine Tafel von diesem Apostel Matthaeo . Cope aber hielte sich mit keinem einigen Menschen/ Sein seltsamer Lebenswandel. lebete eigensinnig allein/ ließe weder Mann- noch Weibsbild in sein Haus schmecken/ wann er krank ware/ ließe er an einem Strick aus seinem Fenster ein Körblein/ mit einem Zettelein seines Begehrens hinab/ oder ruffte zu sich einen Nachbar/ und sagte es/ was er einzukauffen verlangte/ und also verbleicht/ halb todt/ stets mit der Brillen auf der Nasen zog er sein Körblein zum Fenster hinauf/ und lebte also wie ein Feind der Conversation und Menschen-Gesellschaft/ endigte auch solcher Gestalt sein Leben zu Rom in circo Anno 1610. XIX.Franciscus de Quesnoy, sonst Fiamengo genant/ Bildhauer.FRanciscus de Quesnoy, insgemein Fiamengo genannt/ wurde Anno 1592. zu Brüßel gebohren/ und weil er eines zimlich guten Bildhauers Sohn war/ ergriffe er bey demselben den Anfang in der Kunst/ ließe aber alsbald in seiner Jugend spüren/ was man von ihme zu hoffen hätte/ indem er damals schon die Kinder an die facciata der Jesuiter-Kirchen/ aus Marmel/ aufs bäste gebildet/ auch aus Helfenbein eine Passion gemacht/ welche dem Erz-Herzog Alberto so wol gefallen/ daß er Geld und alle Nohtdurft unserm Künstler verschaft/ darmit nach Rom zu reisen/ und daselbst die Antiche und andere Bildhauerey zu besehen/ Komt nach Rom. wie er dann auch gethan/ und die allerfürtreflichste Statuen/ als den Laocon, Antinous, den Rumpf des Hercules, den Nilus-Fluß und andere fleißig aus Erden nachgebildet. Nach diesem hat er aus Helfenbein Seine Werke. einen am Creutz hangenden Christum/ anderthalb Schuh lang/ so künstlich verfärtiget/ daß/ als er dem Papst Urbano praesentiret worden/ selbiger sich über den großen Verstand dieser über die maßen wol ausgebreiteten herrlichen Zeichnung zum höchsten verwundert/ und unsern Künstler wehrt gehalten: Nächst diesen hat er auch sehr viele Basso[Spaltenumbruch] rilieven mit Kindern gemacht/ darunter sonderlich ein schlaffender Silenus, den/ nach Anleitung des Virgilii, etliche junge Knaben mit Wein-Reben gebunden halten/ bis er ihnen ein Liedlein singt/ sehr gelobet wird. In diesem Stuck hat er seinen schönen Geist stark verspüren laßen/ auch seine große Wißenschaft der nackenden Leiber/ besonderlich an Kindern und Knaben/ die er ganz anmutig und artig/ als ob es natürliches Fleisch wäre/ gemacht/ sehen laßen/ dann er dem Fleisch gleichsam ein bewegliches Leben gegeben/ und den Kindern pratschete feißt- und dick-backete Milch-Mäuler/ mit Grüblen auf den Knien/ Elenbogen und Fingern/ gestaltet/ der Natur so ähnlich/ daß niemals auch keiner von den Antichen diese Natürlichkeit erreichet. Daher dann jederman dergleichen posierte Kinder verlangt hatte/ die er vielfältig gar hurtig und geschwind gemacht. Damit nun dieser gute Künstler sich auch in Marmorstein zu arbeiten berühmt machen möchte/ Wird von den Italiänern angefeindet. weil die Italiäner sonderlich von ihm aus gaben/ daß er damit nicht umzugehen wuste/ und nur in Erden/ Wachs und Bein gut wäre/ bildete er aus einem schönen weißen Marmorstein einen stehenden Cupido, der einen Bogen schneidet/ in Lebens-Größe/ worvon es allda viel Redens gegeben/ welchen aber doch die Italiänische Bildhauer nicht loben wolten/ sondern etliche Jahr lang veracht und unterdruckt hielten/ daß niemand diesen zukauffen Sein fürtreflicher Cupido. begehrte/ bis daß endlich/ bey meiner Ankunft zu Rom/ ich mit diesem beliebten Mann in gute Freundschaft gerahten/ und er mir selbigen gezeigt/ darbey klagend/ daß wegen der bösen Mäuler dieses Werk verschlagen/ und ihme auf dem Hals ligend verblieben/ so seinem sonst guten Ruff sehr hinderlich wäre/ da ich ihme/ vermittelst des Kunstliebenden Lucas von Uflen/ welchen ich zu Venedig verlaßen/ bald geholffen. Dann als ich denselben von solchem Kunststuck berichtet/ hat er mir gleich Ordre gegeben/ diesen Cupido zu kauffen/ der ihn hernachmals gar hoch geschätzt/ und allenthalben als ein sonderbare Rarität sehen laßen. Als nun solches zu Rom kund worden/ haben seine Neider erst angefangen wol davon zu reden/ mit großer Bereuung/ daß sie selbigen nicht vorgekauft/ und ein so fürtrefliches Werk aus Rom gelaßen. Dieses künstliche Stuck nun aber wurde noch viel mehr erhoben/ da nach Ableiben obgedachten Lucas von Uflen zu Amsterdam/ nach dem er sich daselbst mit seinem weitberühmten Kunst-Cabinet zu Ruh begeben/ und Anno 1637. verschieden/ die Prinzeßin von Oranien recreations-weiß zu Amsterdam angelanget/ und ihr alle Raritäten selbiger Stadt zeigen laßen. Da sie dann über alles diesen Cupido gelobet/ und eine sondere Affection und Neigung darzu erwiesen/ woraufhin auch der Magistrat selbigen um 6000. Holländische Gulden bezahlt/ und neben viel andern Köstlichkeiten von Perlen/ Diamanten/ Christall/ Ambre de Gry, und anderm/ dieser Prinzeßin praesentirt/ welchen sie auch/ vor allen andern Sachen/ ganz freudig angenommen/ und in Gravenhaag/ in ihrem Zier- und Lust-Gärtlein/ bäst-verwahrlich aufgerichtet. Unterdeßen aber stiege des Quesnoy Lob zu [Spaltenumbruch] Formen/ auch in Helfenbein überaus sauber und Ist ein guter Meister in klein. künstliche Bilder/ aber alle nur in klein; Er bildete auch etliche heilige Historien/ unter andern ein Marienbild mit einem todten Christus auf der Schoß klein/ mehr verwunderlich als gemein/ dann in kleinen war er ein Lob-würdiger Meister. Deßwegen wurde ihme auch von Herrn Contarelli angeordnet eine Lebens-große Statua von des Apostels und Evangelisten Matthaeus Marmor/ solche in der Kirchen von S. Lovis der Franzosen Capell Aber in groß unerfahren. zu Rom aufzurichten/ aber Cope der brachte mit dieser Statua sein ganzes Leben zu/ und ließe seine Arbeit niemand sehen/ gebrauchte auch keines andern Raht/ obwolen er ganz keine Practic des Marmors hatte. Mitlerweil gerieht er in das Altertum von 80. Jahren/ und verließe also diese Statua unausgearbeitet/ wie noch zu sehen in der Kirchen della Trinita de Pellegrini, auf der rechten Hand/ der Engel aber mit dem Dintenfaß dabey ist von Pompejo Ferrucci, dann wie es der Contarelli besehen/ und da er ein großes Wunder und Rarität/ zu erlangen verhoft/ aber nur ein trocken Dürrers-Bild gefunden/ wolte er nicht/ daß es in der Kirchen aufgerichtet würde/ sondern an deßen Statt mahlte Michaël Angelo da Caravagio eine Tafel von diesem Apostel Matthaeo . Copè aber hielte sich mit keinem einigen Menschen/ Sein seltsamer Lebenswandel. lebete eigensinnig allein/ ließe weder Mann- noch Weibsbild in sein Haus schmecken/ wann er krank ware/ ließe er an einem Strick aus seinem Fenster ein Körblein/ mit einem Zettelein seines Begehrens hinab/ oder ruffte zu sich einen Nachbar/ und sagte es/ was er einzukauffen verlangte/ und also verbleicht/ halb todt/ stets mit der Brillen auf der Nasen zog er sein Körblein zum Fenster hinauf/ und lebte also wie ein Feind der Conversation und Menschen-Gesellschaft/ endigte auch solcher Gestalt sein Leben zu Rom in circo Anno 1610. XIX.Franciscus de Quesnoy, sonst Fiamengo genant/ Bildhauer.FRanciscus de Quesnoy, insgemein Fiamengo genannt/ wurde Anno 1592. zu Brüßel gebohren/ und weil er eines zimlich guten Bildhauers Sohn war/ ergriffe er bey demselben den Anfang in der Kunst/ ließe aber alsbald in seiner Jugend spüren/ was man von ihme zu hoffen hätte/ indem er damals schon die Kinder an die facciata der Jesuiter-Kirchen/ aus Marmel/ aufs bäste gebildet/ auch aus Helfenbein eine Passion gemacht/ welche dem Erz-Herzog Alberto so wol gefallen/ daß er Geld und alle Nohtdurft unserm Künstler verschaft/ darmit nach Rom zu reisen/ und daselbst die Antiche und andere Bildhauerey zu besehen/ Komt nach Rom. wie er dann auch gethan/ und die allerfürtreflichste Statuen/ als den Laocon, Antinous, den Rumpf des Hercules, den Nilus-Fluß und andere fleißig aus Erden nachgebildet. Nach diesem hat er aus Helfenbein Seine Werke. einen am Creutz hangenden Christum/ anderthalb Schuh lang/ so künstlich verfärtiget/ daß/ als er dem Papst Urbano praesentiret worden/ selbiger sich über den großen Verstand dieser über die maßen wol ausgebreiteten herrlichen Zeichnung zum höchsten verwundert/ und unsern Künstler wehrt gehalten: Nächst diesen hat er auch sehr viele Basso[Spaltenumbruch] rilieven mit Kindern gemacht/ darunter sonderlich ein schlaffender Silenus, den/ nach Anleitung des Virgilii, etliche junge Knaben mit Wein-Reben gebunden halten/ bis er ihnen ein Liedlein singt/ sehr gelobet wird. In diesem Stuck hat er seinen schönen Geist stark verspüren laßen/ auch seine große Wißenschaft der nackenden Leiber/ besonderlich an Kindern und Knaben/ die er ganz anmutig und artig/ als ob es natürliches Fleisch wäre/ gemacht/ sehen laßen/ dann er dem Fleisch gleichsam ein bewegliches Leben gegeben/ und den Kindern pratschete feißt- und dick-backete Milch-Mäuler/ mit Grüblen auf den Knien/ Elenbogen und Fingern/ gestaltet/ der Natur so ähnlich/ daß niemals auch keiner von den Antichen diese Natürlichkeit erreichet. Daher dann jederman dergleichen posierte Kinder verlangt hatte/ die er vielfältig gar hurtig und geschwind gemacht. Damit nun dieser gute Künstler sich auch in Marmorstein zu arbeiten berühmt machen möchte/ Wird von den Italiänern angefeindet. weil die Italiäner sonderlich von ihm aus gaben/ daß er damit nicht umzugehen wuste/ und nur in Erden/ Wachs und Bein gut wäre/ bildete er aus einem schönen weißen Marmorstein einen stehenden Cupido, der einen Bogen schneidet/ in Lebens-Größe/ worvon es allda viel Redens gegeben/ welchen aber doch die Italiänische Bildhauer nicht loben wolten/ sondern etliche Jahr lang veracht und unterdruckt hielten/ daß niemand diesen zukauffen Sein fürtreflicher Cupido. begehrte/ bis daß endlich/ bey meiner Ankunft zu Rom/ ich mit diesem beliebten Mann in gute Freundschaft gerahten/ und er mir selbigen gezeigt/ darbey klagend/ daß wegen der bösen Mäuler dieses Werk verschlagen/ und ihme auf dem Hals ligend verblieben/ so seinem sonst guten Ruff sehr hinderlich wäre/ da ich ihme/ vermittelst des Kunstliebenden Lucas von Uflen/ welchen ich zu Venedig verlaßen/ bald geholffen. Dann als ich denselben von solchem Kunststuck berichtet/ hat er mir gleich Ordre gegeben/ diesen Cupido zu kauffen/ der ihn hernachmals gar hoch geschätzt/ und allenthalben als ein sonderbare Rarität sehen laßen. Als nun solches zu Rom kund worden/ haben seine Neider erst angefangen wol davon zu reden/ mit großer Bereuung/ daß sie selbigen nicht vorgekauft/ und ein so fürtrefliches Werk aus Rom gelaßen. Dieses künstliche Stuck nun aber wurde noch viel mehr erhoben/ da nach Ableiben obgedachten Lucas von Uflen zu Amsterdam/ nach dem er sich daselbst mit seinem weitberühmten Kunst-Cabinet zu Ruh begeben/ und Anno 1637. verschieden/ die Prinzeßin von Oranien recreations-weiß zu Amsterdam angelanget/ und ihr alle Raritäten selbiger Stadt zeigen laßen. Da sie dann über alles diesen Cupido gelobet/ und eine sondere Affection und Neigung darzu erwiesen/ woraufhin auch der Magistrat selbigen um 6000. Holländische Gulden bezahlt/ und neben viel andern Köstlichkeiten von Perlen/ Diamanten/ Christall/ Ambre de Gry, und anderm/ dieser Prinzeßin praesentirt/ welchen sie auch/ vor allen andern Sachen/ ganz freudig angenommen/ und in Gravenhaag/ in ihrem Zier- und Lust-Gärtlein/ bäst-verwahrlich aufgerichtet. Unterdeßen aber stiege des Quesnoy Lob zu <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p xml:id="p575.1"><pb facs="#f0164" xml:id="pb-576" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 348]"/><cb/> Formen/ auch in Helfenbein überaus sauber und <note place="right">Ist ein guter Meister in klein.</note> künstliche Bilder/ aber alle nur in klein; Er bildete auch etliche heilige Historien/ unter andern ein Marienbild mit einem todten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> auf der Schoß klein/ mehr verwunderlich als gemein/ dann in kleinen war er ein Lob-würdiger Meister.</p> <p>Deßwegen wurde ihme auch von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3408">Herrn <hi rendition="#aq">Contarelli</hi></persName> angeordnet eine Lebens-große <hi rendition="#aq">Statua</hi> von des Apostels und Evangelisten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-616 http://d-nb.info/gnd/118578979 http://viaf.org/viaf/54940534"><hi rendition="#aq">Matthaeus</hi></persName> Marmor/ solche in der Kirchen von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-826"><hi rendition="#aq">S. Lovis</hi> der Franzosen Capell</placeName> <note place="right">Aber in groß unerfahren.</note> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> aufzurichten/ aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2915 http://d-nb.info/gnd/13851318X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500010928 http://viaf.org/viaf/95747444"><hi rendition="#aq">Cope</hi></persName> der brachte mit dieser <hi rendition="#aq">Statua</hi> sein ganzes Leben zu/ und ließe seine Arbeit niemand sehen/ gebrauchte auch keines andern Raht/ obwolen er ganz keine <hi rendition="#aq">Practic</hi> des Marmors hatte. Mitlerweil gerieht er in das Altertum von 80. Jahren/ und verließe also diese <hi rendition="#aq">Statua</hi> unausgearbeitet/ wie noch zu sehen in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1361">Kirchen <hi rendition="#aq">della Trinita de Pellegrini</hi></placeName>, auf der rechten Hand/ der Engel aber mit dem Dintenfaß dabey ist von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3407 http://d-nb.info/gnd/140753141 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500076551">Pompejo Ferrucci</persName>,</hi> dann wie es der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3408"><hi rendition="#aq">Contarelli</hi></persName> besehen/ und da er ein großes Wunder und <hi rendition="#aq">Rarit</hi>ät/ zu erlangen verhoft/ aber nur ein trocken Dürrers-Bild gefunden/ wolte er nicht/ daß es in der Kirchen aufgerichtet würde/ sondern an deßen Statt mahlte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1 http://d-nb.info/gnd/118519034 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115312 http://viaf.org/viaf/12317003"><hi rendition="#aq">Michaël Angelo da Caravagio</hi></persName> eine Tafel von diesem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-616 http://d-nb.info/gnd/118578979 http://viaf.org/viaf/54940534">Apostel <hi rendition="#aq">Matthaeo</hi></persName> . <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2915 http://d-nb.info/gnd/13851318X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500010928 http://viaf.org/viaf/95747444"><hi rendition="#aq">Copè</hi></persName> aber hielte sich mit keinem einigen Menschen/ <note place="right">Sein seltsamer Lebenswandel.</note> lebete eigensinnig allein/ ließe weder Mann- noch Weibsbild in sein Haus schmecken/ wann er krank ware/ ließe er an einem Strick aus seinem Fenster ein Körblein/ mit einem Zettelein seines Begehrens hinab/ oder ruffte zu sich einen Nachbar/ und sagte es/ was er einzukauffen verlangte/ und also verbleicht/ halb todt/ stets mit der Brillen auf der Nasen zog er sein Körblein zum Fenster hinauf/ und lebte also wie ein Feind der <hi rendition="#aq">Conversation</hi> und Menschen-Gesellschaft/ endigte auch solcher Gestalt sein Leben zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> <hi rendition="#aq">in circo</hi> <date when="1610">Anno 1610</date>.</p> <p xml:id="p576.1"><note place="right"><hi rendition="#aq">XIX.<persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-419 http://d-nb.info/gnd/122968840 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115495 http://viaf.org/viaf/71667283">Franciscus de Quesnoy</persName>,</hi> sonst <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-419 http://d-nb.info/gnd/122968840 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115495 http://viaf.org/viaf/71667283"><hi rendition="#aq">Fiamengo</hi></persName> genant/ Bildhauer.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-419 http://d-nb.info/gnd/122968840 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115495 http://viaf.org/viaf/71667283"><hi rendition="#aq">FRanciscus de Quesnoy</hi></persName>, insgemein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-419 http://d-nb.info/gnd/122968840 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115495 http://viaf.org/viaf/71667283"><hi rendition="#aq">Fiamengo</hi></persName> genannt/ wurde <date when="1592">Anno 1592.</date> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-46 http://www.geonames.org/2800866/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007868">Brüßel</placeName> gebohren/ und weil er eines zimlich guten Bildhauers Sohn war/ ergriffe er bey demselben den Anfang in der Kunst/ ließe aber alsbald in seiner Jugend spüren/ was man von ihme zu hoffen hätte/ indem er damals schon die <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1586">Kinder an die <hi rendition="#aq">facciata</hi> der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1362">Jesuiter-Kirchen</placeName>/ aus Marmel</name>/ aufs bäste gebildet/ auch aus Helfenbein eine <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1587">Passion</name> gemacht/ welche dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2302 http://d-nb.info/gnd/11864436X http://viaf.org/viaf/32789913">Erz-Herzog Alberto</persName> so wol gefallen/ daß er Geld und alle Nohtdurft unserm Künstler verschaft/ darmit nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> zu reisen/ und daselbst die <hi rendition="#aq">Antiche</hi> und andere Bildhauerey zu besehen/ <note place="right">Komt nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>.</note> wie er dann auch gethan/ und die allerfürtreflichste <hi rendition="#aq">Statu</hi>en/ als den <hi rendition="#aq"><name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-344 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=219823"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-910 http://d-nb.info/gnd/118569651 http://viaf.org/viaf/42629960">Laocon</persName></name>, <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-503 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=151514"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1051 http://d-nb.info/gnd/118649639 http://viaf.org/viaf/88678929">Antinous</persName></name>,</hi> den <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-580 http://arachne.uni-koeln.de/item/objekt/20964 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=151526">Rumpf des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName></hi></name>, den <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-561 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=151520"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1449">Nilus-Fluß</persName></name> und andere fleißig aus Erden nachgebildet.</p> <p>Nach diesem hat er <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1620">aus Helfenbein <note place="right">Seine Werke.</note> einen am Creutz hangenden Christum</name>/ anderthalb Schuh lang/ so künstlich verfärtiget/ daß/ als er dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2 http://d-nb.info/gnd/118625586 http://viaf.org/viaf/96062867">Papst <hi rendition="#aq">Urbano</hi></persName> <hi rendition="#aq">praesenti</hi>ret worden/ selbiger sich über den großen Verstand dieser über die maßen wol ausgebreiteten herrlichen Zeichnung zum höchsten verwundert/ und unsern Künstler wehrt gehalten: Nächst diesen hat er auch sehr viele <hi rendition="#aq">Basso<cb/> rilieven</hi> mit Kindern gemacht/ darunter sonderlich ein <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1473">schlaffender <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1097"><hi rendition="#aq">Silenus</hi></persName></name>, den/ nach Anleitung des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433"><hi rendition="#aq">Virgilii</hi></persName>, etliche junge Knaben mit Wein-Reben gebunden halten/ bis er ihnen ein Liedlein singt/ sehr gelobet wird. In diesem Stuck hat er seinen schönen Geist stark verspüren laßen/ auch seine große Wißenschaft der nackenden Leiber/ besonderlich an Kindern und Knaben/ die er ganz anmutig und artig/ als ob es natürliches Fleisch wäre/ gemacht/ sehen laßen/ dann er dem Fleisch gleichsam ein bewegliches Leben gegeben/ und den Kindern pratschete feißt- und dick-backete Milch-Mäuler/ mit Grüblen auf den Knien/ Elenbogen und Fingern/ gestaltet/ der Natur so ähnlich/ daß niemals auch keiner von den <hi rendition="#aq">Antichen</hi> diese Natürlichkeit erreichet. Daher dann jederman dergleichen posierte Kinder verlangt hatte/ die er vielfältig gar hurtig und geschwind gemacht.</p> <p>Damit nun dieser gute Künstler sich auch in Marmorstein zu arbeiten berühmt machen möchte/ <note place="right">Wird von den Italiänern angefeindet.</note> weil die Italiäner sonderlich von ihm aus gaben/ daß er damit nicht umzugehen wuste/ und nur in Erden/ Wachs und Bein gut wäre/ bildete er aus einem schönen weißen Marmorstein <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-588">einen stehenden <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366"><hi rendition="#aq">Cupido</hi></persName>, der einen Bogen schneidet/ in Lebens-Größe/ worvon es allda viel Redens gegeben/ welchen aber doch die Italiänische Bildhauer nicht loben wolten/ sondern etliche Jahr lang veracht und unterdruckt hielten/ daß niemand diesen zukauffen <note place="right">Sein fürtreflicher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>.</note> begehrte/ bis daß endlich/ bey meiner Ankunft zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> mit diesem beliebten Mann in gute Freundschaft gerahten/ und er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> selbigen gezeigt/ darbey klagend/ daß wegen der bösen Mäuler dieses Werk verschlagen/ und ihme auf dem Hals ligend verblieben/ so seinem sonst guten Ruff sehr hinderlich wäre/ da <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> ihme/ vermittelst des Kunstliebenden <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1574">Lucas von Uflen</persName>/ welchen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1 http://www.geonames.org/3164603/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7018159">Venedig</placeName> verlaßen/ bald geholffen.</name> Dann als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> denselben von solchem Kunststuck berichtet/ hat er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> gleich Ordre gegeben/ diesen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> zu kauffen/ der ihn hernachmals gar hoch geschätzt/ und allenthalben als ein sonderbare Rarität sehen laßen. Als nun solches zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> kund worden/ haben seine Neider erst angefangen wol davon zu reden/ mit großer Bereuung/ daß sie selbigen nicht vorgekauft/ und ein so fürtrefliches Werk aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> gelaßen. Dieses künstliche Stuck nun aber wurde noch viel mehr erhoben/ da nach Ableiben obgedachten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1574">Lucas von Uflen</persName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006952">Amsterdam</placeName>/ nach dem er sich daselbst mit seinem weitberühmten <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1616">Kunst-Cabinet</placeName> zu Ruh begeben/ und <date when="1637">Anno 1637.</date> verschieden/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4293 http://d-nb.info/gnd/120219719 http://viaf.org/viaf/837905">Prinzeßin von Oranien</persName> <hi rendition="#aq">recreations</hi>-weiß zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006952">Amsterdam</placeName> angelanget/ und ihr alle Raritäten selbiger Stadt zeigen laßen. Da sie dann über alles diesen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366"><hi rendition="#aq">Cupido</hi></persName> gelobet/ und eine sondere <hi rendition="#aq">Affection</hi> und Neigung darzu erwiesen/ woraufhin auch der <hi rendition="#aq">Magistrat</hi> selbigen um 6000. Holländische Gulden bezahlt/ und neben viel andern Köstlichkeiten von Perlen/ Diamanten/ Christall/ <hi rendition="#aq">Ambre de Gry,</hi> und anderm/ dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4293 http://d-nb.info/gnd/120219719 http://viaf.org/viaf/837905">Prinzeßin</persName> <hi rendition="#aq">praesenti</hi>rt/ welchen sie auch/ vor allen andern Sachen/ ganz freudig angenommen/ und in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-375 http://www.geonames.org/2747373/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006810">Gravenhaag</placeName>/ in ihrem Zier- und Lust-Gärtlein/ bäst-verwahrlich aufgerichtet.</p> <p>Unterdeßen aber stiege des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-419 http://d-nb.info/gnd/122968840 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115495 http://viaf.org/viaf/71667283"><hi rendition="#aq">Quesnoy</hi></persName> Lob zu </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 348]/0164]
Formen/ auch in Helfenbein überaus sauber und künstliche Bilder/ aber alle nur in klein; Er bildete auch etliche heilige Historien/ unter andern ein Marienbild mit einem todten Christus auf der Schoß klein/ mehr verwunderlich als gemein/ dann in kleinen war er ein Lob-würdiger Meister.
Ist ein guter Meister in klein. Deßwegen wurde ihme auch von Herrn Contarelli angeordnet eine Lebens-große Statua von des Apostels und Evangelisten Matthaeus Marmor/ solche in der Kirchen von S. Lovis der Franzosen Capell zu Rom aufzurichten/ aber Cope der brachte mit dieser Statua sein ganzes Leben zu/ und ließe seine Arbeit niemand sehen/ gebrauchte auch keines andern Raht/ obwolen er ganz keine Practic des Marmors hatte. Mitlerweil gerieht er in das Altertum von 80. Jahren/ und verließe also diese Statua unausgearbeitet/ wie noch zu sehen in der Kirchen della Trinita de Pellegrini, auf der rechten Hand/ der Engel aber mit dem Dintenfaß dabey ist von Pompejo Ferrucci, dann wie es der Contarelli besehen/ und da er ein großes Wunder und Rarität/ zu erlangen verhoft/ aber nur ein trocken Dürrers-Bild gefunden/ wolte er nicht/ daß es in der Kirchen aufgerichtet würde/ sondern an deßen Statt mahlte Michaël Angelo da Caravagio eine Tafel von diesem Apostel Matthaeo . Copè aber hielte sich mit keinem einigen Menschen/ lebete eigensinnig allein/ ließe weder Mann- noch Weibsbild in sein Haus schmecken/ wann er krank ware/ ließe er an einem Strick aus seinem Fenster ein Körblein/ mit einem Zettelein seines Begehrens hinab/ oder ruffte zu sich einen Nachbar/ und sagte es/ was er einzukauffen verlangte/ und also verbleicht/ halb todt/ stets mit der Brillen auf der Nasen zog er sein Körblein zum Fenster hinauf/ und lebte also wie ein Feind der Conversation und Menschen-Gesellschaft/ endigte auch solcher Gestalt sein Leben zu Rom in circo Anno 1610.
Aber in groß unerfahren.
Sein seltsamer Lebenswandel. FRanciscus de Quesnoy, insgemein Fiamengo genannt/ wurde Anno 1592. zu Brüßel gebohren/ und weil er eines zimlich guten Bildhauers Sohn war/ ergriffe er bey demselben den Anfang in der Kunst/ ließe aber alsbald in seiner Jugend spüren/ was man von ihme zu hoffen hätte/ indem er damals schon die Kinder an die facciata der Jesuiter-Kirchen/ aus Marmel/ aufs bäste gebildet/ auch aus Helfenbein eine Passion gemacht/ welche dem Erz-Herzog Alberto so wol gefallen/ daß er Geld und alle Nohtdurft unserm Künstler verschaft/ darmit nach Rom zu reisen/ und daselbst die Antiche und andere Bildhauerey zu besehen/ wie er dann auch gethan/ und die allerfürtreflichste Statuen/ als den Laocon, Antinous, den Rumpf des Hercules, den Nilus-Fluß und andere fleißig aus Erden nachgebildet.
XIX.Franciscus de Quesnoy, sonst Fiamengo genant/ Bildhauer.
Komt nach Rom. Nach diesem hat er aus Helfenbein einen am Creutz hangenden Christum/ anderthalb Schuh lang/ so künstlich verfärtiget/ daß/ als er dem Papst Urbano praesentiret worden/ selbiger sich über den großen Verstand dieser über die maßen wol ausgebreiteten herrlichen Zeichnung zum höchsten verwundert/ und unsern Künstler wehrt gehalten: Nächst diesen hat er auch sehr viele Basso
rilieven mit Kindern gemacht/ darunter sonderlich ein schlaffender Silenus, den/ nach Anleitung des Virgilii, etliche junge Knaben mit Wein-Reben gebunden halten/ bis er ihnen ein Liedlein singt/ sehr gelobet wird. In diesem Stuck hat er seinen schönen Geist stark verspüren laßen/ auch seine große Wißenschaft der nackenden Leiber/ besonderlich an Kindern und Knaben/ die er ganz anmutig und artig/ als ob es natürliches Fleisch wäre/ gemacht/ sehen laßen/ dann er dem Fleisch gleichsam ein bewegliches Leben gegeben/ und den Kindern pratschete feißt- und dick-backete Milch-Mäuler/ mit Grüblen auf den Knien/ Elenbogen und Fingern/ gestaltet/ der Natur so ähnlich/ daß niemals auch keiner von den Antichen diese Natürlichkeit erreichet. Daher dann jederman dergleichen posierte Kinder verlangt hatte/ die er vielfältig gar hurtig und geschwind gemacht.
Damit nun dieser gute Künstler sich auch in Marmorstein zu arbeiten berühmt machen möchte/ weil die Italiäner sonderlich von ihm aus gaben/ daß er damit nicht umzugehen wuste/ und nur in Erden/ Wachs und Bein gut wäre/ bildete er aus einem schönen weißen Marmorstein einen stehenden Cupido, der einen Bogen schneidet/ in Lebens-Größe/ worvon es allda viel Redens gegeben/ welchen aber doch die Italiänische Bildhauer nicht loben wolten/ sondern etliche Jahr lang veracht und unterdruckt hielten/ daß niemand diesen zukauffen begehrte/ bis daß endlich/ bey meiner Ankunft zu Rom/ ich mit diesem beliebten Mann in gute Freundschaft gerahten/ und er mir selbigen gezeigt/ darbey klagend/ daß wegen der bösen Mäuler dieses Werk verschlagen/ und ihme auf dem Hals ligend verblieben/ so seinem sonst guten Ruff sehr hinderlich wäre/ da ich ihme/ vermittelst des Kunstliebenden Lucas von Uflen/ welchen ich zu Venedig verlaßen/ bald geholffen. Dann als ich denselben von solchem Kunststuck berichtet/ hat er mir gleich Ordre gegeben/ diesen Cupido zu kauffen/ der ihn hernachmals gar hoch geschätzt/ und allenthalben als ein sonderbare Rarität sehen laßen. Als nun solches zu Rom kund worden/ haben seine Neider erst angefangen wol davon zu reden/ mit großer Bereuung/ daß sie selbigen nicht vorgekauft/ und ein so fürtrefliches Werk aus Rom gelaßen. Dieses künstliche Stuck nun aber wurde noch viel mehr erhoben/ da nach Ableiben obgedachten Lucas von Uflen zu Amsterdam/ nach dem er sich daselbst mit seinem weitberühmten Kunst-Cabinet zu Ruh begeben/ und Anno 1637. verschieden/ die Prinzeßin von Oranien recreations-weiß zu Amsterdam angelanget/ und ihr alle Raritäten selbiger Stadt zeigen laßen. Da sie dann über alles diesen Cupido gelobet/ und eine sondere Affection und Neigung darzu erwiesen/ woraufhin auch der Magistrat selbigen um 6000. Holländische Gulden bezahlt/ und neben viel andern Köstlichkeiten von Perlen/ Diamanten/ Christall/ Ambre de Gry, und anderm/ dieser Prinzeßin praesentirt/ welchen sie auch/ vor allen andern Sachen/ ganz freudig angenommen/ und in Gravenhaag/ in ihrem Zier- und Lust-Gärtlein/ bäst-verwahrlich aufgerichtet.
Wird von den Italiänern angefeindet. Unterdeßen aber stiege des Quesnoy Lob zu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |