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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] natürlicher Ausbildung aufs aller gentileste vorgestellt; nicht geringer war ein in seiner Tochter Schoß schlaffender Loth/ dessen andere Tochter auf ihres Vatters Action umsehend/ verwunderlich und unfähig einiger Bäßerung ausgebildet.

Nachdem ich nun von Londen abgereiset/ hab ich diesen meinen vertrautesten Freund alda verlassen/ und nachgehends erfahren müßen/ daß er dieses irdische beurlaubet/ dem ich dann aus Mangel ferners Berichts/ zu ewigem Lob und Preiß/ auch fernerer Gedächtnus bey denen Nachkömlingen diese kurze Lebens-Beschreibung andern Künstlern beyfügen/ und mich gegen ihm/ als einem recht-wahren Freund gebühret/ erweißen wollen. Seine Bildnus ist darum nicht unter den Italiänern/ sondern in der Blatten KK. zu ersehen/ weil er außerhalb seines Vatterlands meist gelebt/ auch gestorben.

CXXXVI. Adrian von Utrecht.ADrian von Utrecht war gebohren Anno 1599. zu Antorf/ und vorhin niemalen dieser Profession, sondern er machte allerley Feder-Wildbrät/ ausgezogene Hüner/ ganze Pfauen/ sonderlich aber Indianische Hanen/ und deren gewohnliche actiones, dermaßen natürlich in Lebens-Größe/ daß jederman glaubte/ sie wären lebhaftig zugegen; Dannenhero sie von dem Römischen Käyser/ König in Spanien/ sonderlich aber von den Holländern emsig gesucht/ geliebt/ und in hohen Ehren gehalten worden/ er starbe auch in seiner Geburts-Stadt.

CXXXVII Die Baccarellen von Antorf. Die edle Mahler-Kunst ist bey keinen Familien also lang gleichsam erblich geblieben/ wie bey denen Baccarellen von Antorf/ dann dieselbe in Landschaft-Mahlen so wol zu Antorf/ als zu Rom/ fast undenkliche Jahre florirt/ maßen von ihren Werken an beeden Orten ein zimlicher Vorraht gewesen/ da sie herrliche Landschaften in groß/ und darinnen sonderlich wol die Bäume/ Blätter und Gründe ausgebildet. Es sind aber der Baccarellen zu Rom sehr viel gestorben/ und so bald hievon die Zeitung nach Antorf kommen/ ist gleich ein oder zween andere dieses Namens/ zu Ersetzung der vacuirenden Stelle/ dahin gereist/ welche so lang geblieben/ (wann sie der Tod nicht übereilet) bis sie andere dieses Namens und Freundschaft aus Niderland abgelöset: Also hab ich selbst sieben oder acht alda gekant/ welche sich alle Tugendsam und rühmlich aufgeführt/ waren fast alle gleicher Qualität/ und verzehrten das gewonnene Gut wieder in Lust und Frölichkeit. Sonderlich haben sich von ihnen wol herfür gethan Gilles und Wilhelm Bacarell, welche/ wie nahe sie auch einander in der Kunst gewesen/ doch sehr weit von einander gestorben/ und jener zu Rom/ dieser aber zu Antorf/ begraben worden.

CXXXIIX Henrich von Steinwig/ Mahler von Frankfurt.OBschon die Kunst-volle Werke des Heinrich von Steinwig bey denen Kunst-liebenden nicht sonderbar geacht und gepriesen worden/ so ist doch sein Nahme wol würdig/ unter die hochberühmte Künstlere gesetzt zu werden: Er ware zu Steinwig gebohren/ und dem Johann de Vries zu einem[Spaltenumbruch] Discipel oder Lehrling untergeben/ begabe sich hernach eiferig auf die Perspectiv in denen Kirchen/ die man wunder-sauber/ artig und sinnreich von ihm gemacht findet/ also/ daß man keine bäßere von einem andern erwarten darf. Der Kunst-Feind Mars triebe ihn aus Niederland nacher Frankfurt am Mäyn/ daselbst er auch sein Leben Anno 1603. geendiget.

Sein SohnEr hinterließe einen Sohn/ so seines Vatters Fußstapfen rühmlich betretten/ indem er/ auch nach Ordnung der Architectura Colonnen/ schöne Perspectiv gemacht/ wordurch er so berühmt worden/ daß ihm in diesem Stuck der Vorzug gegeben und er dernthalben auch nach Engeland zum König Carlo Stuart beruffen worden/ um deßelben Palast mit unterschiedlichen Kunst-Gemälden zu zieren/ die noch jetzo in sehr großen Ehren gehalten werden. Er wurde bey Hof sehr geliebet/ und hielte sich wie ein großmütiger Cavalier biß an sein letztes End; seine hinterlaßene Tugendsame Wittib setzte sich zu Amsterdam und übte sich ebenmäßig im Perspectiv-Mahlen/ verdiente auch darmit so viel/ daß sie sich wol und ehrlich ausbringen können.

CXXXIX. Georg Hufnagel/ Mahler und Poet von Antorf.MAn findet bey denen Niederländern einen löblichen Gebrauch/ daß sie ihre Kinder gleich von Jugend auf/ mehr als andere Völker/ eine löbliche Kunst oder Handwerk zu erlernen/ antreiben/ so ihnen nachmalen/ zu Zeit des Kriegs oder andern Unglücks sehr wol nutzet/ indem unlaugbar/ daß das Unglück der Kunst weniger als dem Reichtum schaden mag; indem man zu derselben in äuserster Noht und Armut seine Zuflucht haben mag. Anderer aller zugeschweigen/ so beweiset diesen unsern Satz mit seinem Beyspiel Georg Hufnagel von Antorf so in 1545. Jahr von sehr reichen Eltern gebohren worden: Obwolen nun selbige ihn mit Gewalt zur Kaufmannschaft ziehen wolten/ so trug ihn doch seine angebohrne Neigung zur Mahlkunst/ daher er aller Orten/ in Schulen und zu Haus/ sich darinnen übte/ so daß ihm seine Mutter und Lehrmeistere oft das Papier und den Reiß-Zeuch weggenommen/ biß ungefähr ein Saphoischer Gesandter in seines Vatters Haus eingekehret/ welcher/ Seine Jugend Arbeit. als er gesehen/ wie dieser Knab einen Risen mit der Kreide sehr Kunst-reich auf eine hölzerne Wand gezeichnet/ seinen Vatter und Mutter besprochen/ daß sie seiner guten Inclination und Neigung bässer an die Hand gehen solten: Worauf er in die Lehr gethan worden: Da er dann in kurzer Zeit in der Poesie und Mahlkunst treflich zugenommen. Deßen er nachmals in einem großen Buch eine schöne Probe gethan/ indem er alles/ was er seltsames auf seinen Reisen gesehen/ von Landbau/ Weingebürgen/ Waßerwerken/ unterschiedlichen Manieren/ Art und Weise zu Leben/ Hochzeiten/ Tänzen und Festtägen/ neben andern unzahlbaren solchen Dingen/ wie auch alle Städte und Castellen/ Trachten und Kleidungen ganz emsig darein gezeichnet.

Nach Calis Malis in Spanien wurden ihme von einem Niderländischen Mahler allerley Waßerfarben zugeschickt/ mit denen er selbige Stadt gecontrafätet/ so sein erstes Werk ware/ das er mit Farben

[Spaltenumbruch] natürlicher Ausbildung aufs aller gentileste vorgestellt; nicht geringer war ein in seiner Tochter Schoß schlaffender Loth/ dessen andere Tochter auf ihres Vatters Action umsehend/ verwunderlich und unfähig einiger Bäßerung ausgebildet.

Nachdem ich nun von Londen abgereiset/ hab ich diesen meinen vertrautesten Freund alda verlassen/ und nachgehends erfahren müßen/ daß er dieses irdische beurlaubet/ dem ich dann aus Mangel ferners Berichts/ zu ewigem Lob und Preiß/ auch fernerer Gedächtnus bey denen Nachkömlingen diese kurze Lebens-Beschreibung andern Künstlern beyfügen/ und mich gegen ihm/ als einem recht-wahren Freund gebühret/ erweißen wollen. Seine Bildnus ist darum nicht unter den Italiänern/ sondern in der Blatten KK. zu ersehen/ weil er außerhalb seines Vatterlands meist gelebt/ auch gestorben.

CXXXVI. Adrian von Utrecht.ADrian von Utrecht war gebohren Anno 1599. zu Antorf/ und vorhin niemalen dieser Profession, sondern er machte allerley Feder-Wildbrät/ ausgezogene Hüner/ ganze Pfauen/ sonderlich aber Indianische Hanen/ und deren gewohnliche actiones, dermaßen natürlich in Lebens-Größe/ daß jederman glaubte/ sie wären lebhaftig zugegen; Dannenhero sie von dem Römischen Käyser/ König in Spanien/ sonderlich aber von den Holländern emsig gesucht/ geliebt/ und in hohen Ehren gehalten worden/ er starbe auch in seiner Geburts-Stadt.

CXXXVII Die Baccarellen von Antorf. Die edle Mahler-Kunst ist bey keinen Familien also lang gleichsam erblich geblieben/ wie bey denen Baccarellen von Antorf/ dann dieselbe in Landschaft-Mahlen so wol zu Antorf/ als zu Rom/ fast undenkliche Jahre florirt/ maßen von ihren Werken an beeden Orten ein zimlicher Vorraht gewesen/ da sie herrliche Landschaften in groß/ und darinnen sonderlich wol die Bäume/ Blätter und Gründe ausgebildet. Es sind aber der Baccarellen zu Rom sehr viel gestorben/ und so bald hievon die Zeitung nach Antorf kommen/ ist gleich ein oder zween andere dieses Namens/ zu Ersetzung der vacuirenden Stelle/ dahin gereist/ welche so lang geblieben/ (wann sie der Tod nicht übereilet) bis sie andere dieses Namens und Freundschaft aus Niderland abgelöset: Also hab ich selbst sieben oder acht alda gekant/ welche sich alle Tugendsam und rühmlich aufgeführt/ waren fast alle gleicher Qualität/ und verzehrten das gewonnene Gut wieder in Lust und Frölichkeit. Sonderlich haben sich von ihnen wol herfür gethan Gilles und Wilhelm Bacarell, welche/ wie nahe sie auch einander in der Kunst gewesen/ doch sehr weit von einander gestorben/ und jener zu Rom/ dieser aber zu Antorf/ begraben worden.

CXXXIIX Henrich von Steinwig/ Mahler von Frankfurt.OBschon die Kunst-volle Werke des Heinrich von Steinwig bey denen Kunst-liebenden nicht sonderbar geacht und gepriesen worden/ so ist doch sein Nahme wol würdig/ unter die hochberühmte Künstlere gesetzt zu werden: Er ware zu Steinwig gebohren/ und dem Johann de Vries zu einem[Spaltenumbruch] Discipel oder Lehrling untergeben/ begabe sich hernach eiferig auf die Perspectiv in denen Kirchen/ die man wunder-sauber/ artig und sinnreich von ihm gemacht findet/ also/ daß man keine bäßere von einem andern erwarten darf. Der Kunst-Feind Mars triebe ihn aus Niederland nacher Frankfurt am Mäyn/ daselbst er auch sein Leben Anno 1603. geendiget.

Sein SohnEr hinterließe einen Sohn/ so seines Vatters Fußstapfen rühmlich betretten/ indem er/ auch nach Ordnung der Architectura Colonnen/ schöne Perspectiv gemacht/ wordurch er so berühmt worden/ daß ihm in diesem Stuck der Vorzug gegeben und er dernthalben auch nach Engeland zum König Carlo Stuart beruffen worden/ um deßelben Palast mit unterschiedlichen Kunst-Gemälden zu zieren/ die noch jetzo in sehr großen Ehren gehalten werden. Er wurde bey Hof sehr geliebet/ und hielte sich wie ein großmütiger Cavalier biß an sein letztes End; seine hinterlaßene Tugendsame Wittib setzte sich zu Amsterdam und übte sich ebenmäßig im Perspectiv-Mahlen/ verdiente auch darmit so viel/ daß sie sich wol und ehrlich ausbringen können.

CXXXIX. Georg Hufnagel/ Mahler und Poet von Antorf.MAn findet bey denen Niederländern einen löblichen Gebrauch/ daß sie ihre Kinder gleich von Jugend auf/ mehr als andere Völker/ eine löbliche Kunst oder Handwerk zu erlernen/ antreiben/ so ihnen nachmalen/ zu Zeit des Kriegs oder andern Unglücks sehr wol nutzet/ indem unlaugbar/ daß das Unglück der Kunst weniger als dem Reichtum schaden mag; indem man zu derselben in äuserster Noht und Armut seine Zuflucht haben mag. Anderer aller zugeschweigen/ so beweiset diesen unsern Satz mit seinem Beyspiel Georg Hufnagel von Antorf so in 1545. Jahr von sehr reichen Eltern gebohren worden: Obwolen nun selbige ihn mit Gewalt zur Kaufmannschaft ziehen wolten/ so trug ihn doch seine angebohrne Neigung zur Mahlkunst/ daher er aller Orten/ in Schulen und zu Haus/ sich darinnen übte/ so daß ihm seine Mutter und Lehrmeistere oft das Papier und den Reiß-Zeuch weggenommen/ biß ungefähr ein Saphoischer Gesandter in seines Vatters Haus eingekehret/ welcher/ Seine Jugend Arbeit. als er gesehen/ wie dieser Knab einen Risen mit der Kreide sehr Kunst-reich auf eine hölzerne Wand gezeichnet/ seinen Vatter und Mutter besprochen/ daß sie seiner guten Inclination und Neigung bässer an die Hand gehen solten: Worauf er in die Lehr gethan worden: Da er dann in kurzer Zeit in der Poësie und Mahlkunst treflich zugenommen. Deßen er nachmals in einem großen Buch eine schöne Probe gethan/ indem er alles/ was er seltsames auf seinen Reisen gesehen/ von Landbau/ Weingebürgen/ Waßerwerken/ unterschiedlichen Manieren/ Art und Weise zu Leben/ Hochzeiten/ Tänzen und Festtägen/ neben andern unzahlbaren solchen Dingen/ wie auch alle Städte und Castellen/ Trachten und Kleidungen ganz emsig darein gezeichnet.

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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 299]/0109] natürlicher Ausbildung aufs aller gentileste vorgestellt; nicht geringer war ein in seiner Tochter Schoß schlaffender Loth/ dessen andere Tochter auf ihres Vatters Action umsehend/ verwunderlich und unfähig einiger Bäßerung ausgebildet. Nachdem ich nun von Londen abgereiset/ hab ich diesen meinen vertrautesten Freund alda verlassen/ und nachgehends erfahren müßen/ daß er dieses irdische beurlaubet/ dem ich dann aus Mangel ferners Berichts/ zu ewigem Lob und Preiß/ auch fernerer Gedächtnus bey denen Nachkömlingen diese kurze Lebens-Beschreibung andern Künstlern beyfügen/ und mich gegen ihm/ als einem recht-wahren Freund gebühret/ erweißen wollen. Seine Bildnus ist darum nicht unter den Italiänern/ sondern in der Blatten KK. zu ersehen/ weil er außerhalb seines Vatterlands meist gelebt/ auch gestorben. ADrian von Utrecht war gebohren Anno 1599. zu Antorf/ und vorhin niemalen dieser Profession, sondern er machte allerley Feder-Wildbrät/ ausgezogene Hüner/ ganze Pfauen/ sonderlich aber Indianische Hanen/ und deren gewohnliche actiones, dermaßen natürlich in Lebens-Größe/ daß jederman glaubte/ sie wären lebhaftig zugegen; Dannenhero sie von dem Römischen Käyser/ König in Spanien/ sonderlich aber von den Holländern emsig gesucht/ geliebt/ und in hohen Ehren gehalten worden/ er starbe auch in seiner Geburts-Stadt. CXXXVI. Adrian von Utrecht. Die edle Mahler-Kunst ist bey keinen Familien also lang gleichsam erblich geblieben/ wie bey denen Baccarellen von Antorf/ dann dieselbe in Landschaft-Mahlen so wol zu Antorf/ als zu Rom/ fast undenkliche Jahre florirt/ maßen von ihren Werken an beeden Orten ein zimlicher Vorraht gewesen/ da sie herrliche Landschaften in groß/ und darinnen sonderlich wol die Bäume/ Blätter und Gründe ausgebildet. Es sind aber der Baccarellen zu Rom sehr viel gestorben/ und so bald hievon die Zeitung nach Antorf kommen/ ist gleich ein oder zween andere dieses Namens/ zu Ersetzung der vacuirenden Stelle/ dahin gereist/ welche so lang geblieben/ (wann sie der Tod nicht übereilet) bis sie andere dieses Namens und Freundschaft aus Niderland abgelöset: Also hab ich selbst sieben oder acht alda gekant/ welche sich alle Tugendsam und rühmlich aufgeführt/ waren fast alle gleicher Qualität/ und verzehrten das gewonnene Gut wieder in Lust und Frölichkeit. Sonderlich haben sich von ihnen wol herfür gethan Gilles und Wilhelm Bacarell, welche/ wie nahe sie auch einander in der Kunst gewesen/ doch sehr weit von einander gestorben/ und jener zu Rom/ dieser aber zu Antorf/ begraben worden. CXXXVII Die Baccarellen von Antorf. OBschon die Kunst-volle Werke des Heinrich von Steinwig bey denen Kunst-liebenden nicht sonderbar geacht und gepriesen worden/ so ist doch sein Nahme wol würdig/ unter die hochberühmte Künstlere gesetzt zu werden: Er ware zu Steinwig gebohren/ und dem Johann de Vries zu einem Discipel oder Lehrling untergeben/ begabe sich hernach eiferig auf die Perspectiv in denen Kirchen/ die man wunder-sauber/ artig und sinnreich von ihm gemacht findet/ also/ daß man keine bäßere von einem andern erwarten darf. Der Kunst-Feind Mars triebe ihn aus Niederland nacher Frankfurt am Mäyn/ daselbst er auch sein Leben Anno 1603. geendiget. CXXXIIX Henrich von Steinwig/ Mahler von Frankfurt. Er hinterließe einen Sohn/ so seines Vatters Fußstapfen rühmlich betretten/ indem er/ auch nach Ordnung der Architectura Colonnen/ schöne Perspectiv gemacht/ wordurch er so berühmt worden/ daß ihm in diesem Stuck der Vorzug gegeben und er dernthalben auch nach Engeland zum König Carlo Stuart beruffen worden/ um deßelben Palast mit unterschiedlichen Kunst-Gemälden zu zieren/ die noch jetzo in sehr großen Ehren gehalten werden. Er wurde bey Hof sehr geliebet/ und hielte sich wie ein großmütiger Cavalier biß an sein letztes End; seine hinterlaßene Tugendsame Wittib setzte sich zu Amsterdam und übte sich ebenmäßig im Perspectiv-Mahlen/ verdiente auch darmit so viel/ daß sie sich wol und ehrlich ausbringen können. Sein Sohn MAn findet bey denen Niederländern einen löblichen Gebrauch/ daß sie ihre Kinder gleich von Jugend auf/ mehr als andere Völker/ eine löbliche Kunst oder Handwerk zu erlernen/ antreiben/ so ihnen nachmalen/ zu Zeit des Kriegs oder andern Unglücks sehr wol nutzet/ indem unlaugbar/ daß das Unglück der Kunst weniger als dem Reichtum schaden mag; indem man zu derselben in äuserster Noht und Armut seine Zuflucht haben mag. Anderer aller zugeschweigen/ so beweiset diesen unsern Satz mit seinem Beyspiel Georg Hufnagel von Antorf so in 1545. Jahr von sehr reichen Eltern gebohren worden: Obwolen nun selbige ihn mit Gewalt zur Kaufmannschaft ziehen wolten/ so trug ihn doch seine angebohrne Neigung zur Mahlkunst/ daher er aller Orten/ in Schulen und zu Haus/ sich darinnen übte/ so daß ihm seine Mutter und Lehrmeistere oft das Papier und den Reiß-Zeuch weggenommen/ biß ungefähr ein Saphoischer Gesandter in seines Vatters Haus eingekehret/ welcher/ als er gesehen/ wie dieser Knab einen Risen mit der Kreide sehr Kunst-reich auf eine hölzerne Wand gezeichnet/ seinen Vatter und Mutter besprochen/ daß sie seiner guten Inclination und Neigung bässer an die Hand gehen solten: Worauf er in die Lehr gethan worden: Da er dann in kurzer Zeit in der Poësie und Mahlkunst treflich zugenommen. Deßen er nachmals in einem großen Buch eine schöne Probe gethan/ indem er alles/ was er seltsames auf seinen Reisen gesehen/ von Landbau/ Weingebürgen/ Waßerwerken/ unterschiedlichen Manieren/ Art und Weise zu Leben/ Hochzeiten/ Tänzen und Festtägen/ neben andern unzahlbaren solchen Dingen/ wie auch alle Städte und Castellen/ Trachten und Kleidungen ganz emsig darein gezeichnet. CXXXIX. Georg Hufnagel/ Mahler und Poet von Antorf. Seine Jugend Arbeit. Nach Calis Malis in Spanien wurden ihme von einem Niderländischen Mahler allerley Waßerfarben zugeschickt/ mit denen er selbige Stadt gecontrafätet/ so sein erstes Werk ware/ das er mit Farben

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 299]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/109>, abgerufen am 29.11.2024.