Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] Alle 3. Caracci haben in der Kunst zwar glückliche/ in der zeitlichen Güter Wolfahrt aber ganz schlechte progress gemacht/ daß sie also ohne Ergetzlichkeit ihr Leben enden müßen/ zwar unwissend/ daß ihr tugendsamer Nahme bey der Nachwelt einigen Nachklang Lobes/ Ruhms und Ehre haben werde/ wormit sie jedoch billig/ zu ihrem unendlichen Preiß/ nach ihrem Tod gekrönet werden sollen: Des Annibals Bildnis ist in der Kupfferblatte S. zu finden. MICHAEL ANGELO, gebürtig von LXXXII. MICHAEL ANGELO MARIGI von Caravaggio, Mahler/Caravaggio, einen Ort in Longobardia unweit Meiland gelegen/ ware zwar von guten Eltern des Adelichen Geschlechts Amarigi , aber durch große Begierde zu der edlen Mahl-Kunst merklich aufgestiegen/ wie er dann zu Rom viele bewunderungs-würdige Werke gefärtiget. Es ware dieser Caravaggio unter allen Italienern der erste/ welcher seine Studien/ von denen angewöhnten alten Manieren ab- und auf die einfältige Ausbildung der Natur/ nach dem Leben Mahlet nichts/ als nach dem Leben. zoge: Dannenhero beflisse er sich/ keinen Strich anderst/ als nach dem Leben zu thun/ und stellte sich zu dem Ende/ dasjenige/ so er abbilden wolte/ in seinem Zimmer so lang in der Natur vor/ biß er solcher nach Genüge in seiner Arbeit nachgefolget: Damit er aber auch die vollkommene Rondirung und natürliche Erhebung desto bäßer herfür bringen möchte/ bediente er sich fleißig dunkler Gewölber/ oder anderer finsterer Zimmer/ die von oben her ein einiges kleines Liecht hatten/ damit die Finsterniß dem auf das model fallenden Liecht/ durch starke Schatten/ seine Macht lassen/ und darmit eine hoch-erhobene Rundirung verursachen möchte. Was zu halten seye vom Mahlen nach Leben.So verachtete er nun alles/ was nicht nach dem Leben gemacht war/ nannte es Bagatell, Kinder- und Bossen-Werk/ weil nichts bässers seyn könte/ als was der Natur am ähnlichsten: Und zwar ist auch solches kein übler Weg zur Vollkommenheit zu gelangen/ weilen nach den Zeichnungen und Gemälde niemals so gut als die Natur selbst seyn können/ sie seyen auch so schön/ als sie immer wollen: Dannenhero folgten seiner Manier fast durchgehends alle Italienische Mahler nach/ bereiteten sich auch Mahlzimmer/ nach seiner Art/ und ist hernach diese Manier auch in Hoch- und Nider-Teutschland nachgeahmet worden. Obwol er nun wegen seiner großen Kunst hohen Ruhms würdig geachtet/ auch von männiglich gelobet wurde/ so ware doch sehr übel mit ihm umzugehen/ weil er nicht allein von keines einigen Meisters Arbeit sehr viel hielte (wiewol er seine eigne auch nicht offentlich rühmte) sondern darbey auch sehr zänkisch und seltsam ware/ und gerne Raufhändel suchte: Von dieser seiner bösen Gewonheit angetrieben/ kam er auch mit dem damals Komt mit Josepho d' Arpin in Streit. florirenden Mahler Josepho d' Arpin in Händel/ welcher sonst/ wegen seiner Kunst/ Höflichkeit und großen Reichtum hoch gehalten wurde. Diesen griffe unser Künstler nicht allein mit spitzfindigen Stichel-Reden an/ sondern mahlte ihm auch zu trutz und Spott/ eine Historie zu S. Lorenzo in Damas, neben die/ so gemeldter Joseph dahin [Spaltenumbruch] gemacht: In selbige bildete er einen nackenden Riesen/ der über Josephs Werk die Zunge ausstreckte/ als ob er dasselbe verspotten wolte. Im Anfang mahlte er auf scharfe truckene Manier/ bildete viel Angesichter und halbe Bildere/ deren eins ein Kindlein mit einem Kretzen voll Blumen und Obst gehalten/ woraus ein Eyder das Kind in die Hand gebissen/ deßwegen solches bitterlich scheinte zu weinen/ daß es vortreflich zu sehen/ womit sein Lob durch Rom merklich gewachsen. Und weil Arpino meistens große Werke in fresco gemacht/ selbige aber vor sich selbst nimmermehr in Colorit noch Stärke/ oder eigentlichen Warheit den Oelfarben gleichen/ hingegen Caravaggio in diesen Stucken ganz verwunderlich ware/ forderte er den Joseph und andere mehrere in einen Wettstreit heraus/ wordurch endlich Händel entstanden/ und sie zu den Degen gegriffen/ auch ein Jüngling/ genannt Ranuccio Tomassino darunter todt geblieben/ weßhalben Caravaggio weichen/ und sich in den Palast unsers Marches Justinians, als Protectors aller Virtuosen retiriren muste/ der seine Arbeit hoch geacht/ auch von selbigen zum meisten gehabt/ die doch sonst schwerlich zu bekommen waren. Mahlet die Historie/ wie Thomas seinen Finger in des HErrn Christi Wunden leget/ In wärender Zeit nun/ daß er sich so verstecken muste/ mahlte er in gedachten Palast/ wie Christus des Thomas Finger/ in Gegenwart der andern Aposteln/ in seine heilige Wunden steckt/ da bildete er nun in aller Anwesenden Angesichtern/ durch gutes mahlen und rundiren/ eine solche Verwunderung und Natürlichkeit an Haut und Fleisch aus/ und andere Geistliche Stuck. daß meist alle andere Gemälde dabey nur als illuminirt Papier scheinen/ ingleichen mahlte er den Evangelisten Matthaeus, welchem ein Engel in weißem Kleid das Buch vorhält/ darein er schreibt/ und noch andere Figuren sehr groß/ dann seine meiste Profession ware Lebens-große/ halb und ganze Bilder dem Leben gleich zu machen. Er mahlte auch für La Madona Dal populo, in einer Capelle/ die Creutzigung S. Peters/ auch wie S. Paulus von dem Pferd fallend aufgehoben wird/ das Pferd ist ein Scheck/ und scheint lebendig zu seyn. Wiederum mahlte er zwey große Blätter zu S.Louvois di Francesci, bey Prinz Justinians Palast über/ das erste war/ wie Christus unser Seeligmacher die Juden Käuffer und Zöllner/ samt ihren Krämen und Kauff-Tischen über Hauffen wirft/ und sie aus den Tempel treibet/ noch verwunderlicher aber ist das ander Blat/ worinnen vorgestellt/ Die Beruffung des Apostels Matthaei. wie Christus in ein finster Zimmer/ mit zween der seinen eingetretten/ und den Zöllner Matthaeum bey einer Rott Spitzbuben/ mit Karten und Würflen spielend und trinkend sitzen findet/ Matthaeus als furchtsam/ verbirgt die Karten in der einen Hand/ die andere legt er auf seine Brust/ und gibt in seinem Angesicht den Schrecken und die Schamhaftigkeit zu erkennen/ die er darüber gefast/ daß er als unwürdig von Christo zum Apostel-Amt beruffen wird/ einer streicht mit der einen Hand sein Geld vom Tisch in die andere/ und machet sich ganz schamhaft darvon/ welches alles dem Leben und der Natur selbst gleichet. Mehr ist von seiner Hand in Rom zu sehen Alla Chiesa [Spaltenumbruch] Alle 3. Caracci haben in der Kunst zwar glückliche/ in der zeitlichen Güter Wolfahrt aber ganz schlechte progress gemacht/ daß sie also ohne Ergetzlichkeit ihr Leben enden müßen/ zwar unwissend/ daß ihr tugendsamer Nahme bey der Nachwelt einigen Nachklang Lobes/ Ruhms und Ehre haben werde/ wormit sie jedoch billig/ zu ihrem unendlichen Preiß/ nach ihrem Tod gekrönet werden sollen: Des Annibals Bildnis ist in der Kupfferblatte S. zu finden. MICHAEL ANGELO, gebürtig von LXXXII. MICHAEL ANGELO MARIGI von Caravaggio, Mahler/Caravaggio, einen Ort in Longobardia unweit Meiland gelegen/ ware zwar von guten Eltern des Adelichen Geschlechts Amarigi , aber durch große Begierde zu der edlen Mahl-Kunst merklich aufgestiegen/ wie er dann zu Rom viele bewunderungs-würdige Werke gefärtiget. Es ware dieser Caravaggio unter allen Italienern der erste/ welcher seine Studien/ von denen angewöhnten alten Manieren ab- und auf die einfältige Ausbildung der Natur/ nach dem Leben Mahlet nichts/ als nach dem Leben. zoge: Dannenhero beflisse er sich/ keinen Strich anderst/ als nach dem Leben zu thun/ und stellte sich zu dem Ende/ dasjenige/ so er abbilden wolte/ in seinem Zimmer so lang in der Natur vor/ biß er solcher nach Genüge in seiner Arbeit nachgefolget: Damit er aber auch die vollkommene Rondirung und natürliche Erhebung desto bäßer herfür bringen möchte/ bediente er sich fleißig dunkler Gewölber/ oder anderer finsterer Zimmer/ die von oben her ein einiges kleines Liecht hatten/ damit die Finsterniß dem auf das model fallenden Liecht/ durch starke Schatten/ seine Macht lassen/ und darmit eine hoch-erhobene Rundirung verursachen möchte. Was zu halten seye vom Mahlen nach Leben.So verachtete er nun alles/ was nicht nach dem Leben gemacht war/ nannte es Bagatell, Kinder- und Bossen-Werk/ weil nichts bässers seyn könte/ als was der Natur am ähnlichsten: Und zwar ist auch solches kein übler Weg zur Vollkommenheit zu gelangen/ weilen nach den Zeichnungen und Gemälde niemals so gut als die Natur selbst seyn können/ sie seyen auch so schön/ als sie immer wollen: Dannenhero folgten seiner Manier fast durchgehends alle Italienische Mahler nach/ bereiteten sich auch Mahlzimmer/ nach seiner Art/ und ist hernach diese Manier auch in Hoch- und Nider-Teutschland nachgeahmet worden. Obwol er nun wegen seiner großen Kunst hohen Ruhms würdig geachtet/ auch von männiglich gelobet wurde/ so ware doch sehr übel mit ihm umzugehen/ weil er nicht allein von keines einigen Meisters Arbeit sehr viel hielte (wiewol er seine eigne auch nicht offentlich rühmte) sondern darbey auch sehr zänkisch und seltsam ware/ und gerne Raufhändel suchte: Von dieser seiner bösen Gewonheit angetrieben/ kam er auch mit dem damals Komt mit Josepho d’ Arpin in Streit. florirenden Mahler Josepho d’ Arpin in Händel/ welcher sonst/ wegen seiner Kunst/ Höflichkeit und großen Reichtum hoch gehalten wurde. Diesen griffe unser Künstler nicht allein mit spitzfindigen Stichel-Reden an/ sondern mahlte ihm auch zu trutz und Spott/ eine Historie zu S. Lorenzo in Damas, neben die/ so gemeldter Joseph dahin [Spaltenumbruch] gemacht: In selbige bildete er einen nackenden Riesen/ der über Josephs Werk die Zunge ausstreckte/ als ob er dasselbe verspotten wolte. Im Anfang mahlte er auf scharfe truckene Manier/ bildete viel Angesichter und halbe Bildere/ deren eins ein Kindlein mit einem Kretzen voll Blumen und Obst gehalten/ woraus ein Eyder das Kind in die Hand gebissen/ deßwegen solches bitterlich scheinte zu weinen/ daß es vortreflich zu sehen/ womit sein Lob durch Rom merklich gewachsen. Und weil Arpino meistens große Werke in fresco gemacht/ selbige aber vor sich selbst nimmermehr in Colorit noch Stärke/ oder eigentlichen Warheit den Oelfarben gleichen/ hingegen Caravaggio in diesen Stucken ganz verwunderlich ware/ forderte er den Joseph und andere mehrere in einen Wettstreit heraus/ wordurch endlich Händel entstanden/ und sie zu den Degen gegriffen/ auch ein Jüngling/ genannt Ranuccio Tomassino darunter todt geblieben/ weßhalben Caravaggio weichen/ und sich in den Palast unsers Marches Justinians, als Protectors aller Virtuosen retiriren muste/ der seine Arbeit hoch geacht/ auch von selbigen zum meisten gehabt/ die doch sonst schwerlich zu bekommen waren. Mahlet die Historie/ wie Thomas seinen Finger in des HErrn Christi Wunden leget/ In wärender Zeit nun/ daß er sich so verstecken muste/ mahlte er in gedachten Palast/ wie Christus des Thomas Finger/ in Gegenwart der andern Aposteln/ in seine heilige Wunden steckt/ da bildete er nun in aller Anwesenden Angesichtern/ durch gutes mahlen und rundiren/ eine solche Verwunderung und Natürlichkeit an Haut und Fleisch aus/ und andere Geistliche Stuck. daß meist alle andere Gemälde dabey nur als illuminirt Papier scheinen/ ingleichen mahlte er den Evangelisten Matthaeus, welchem ein Engel in weißem Kleid das Buch vorhält/ darein er schreibt/ und noch andere Figuren sehr groß/ dann seine meiste Profession ware Lebens-große/ halb und ganze Bilder dem Leben gleich zu machen. Er mahlte auch für La Madona Dal populo, in einer Capelle/ die Creutzigung S. Peters/ auch wie S. Paulus von dem Pferd fallend aufgehoben wird/ das Pferd ist ein Scheck/ und scheint lebendig zu seyn. 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Und weil <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Arpino</persName></hi> meistens große Werke in <hi rendition="#aq">fresco</hi> gemacht/ selbige aber vor sich selbst nimmermehr in <hi rendition="#aq">Colorit</hi> noch Stärke/ oder eigentlichen Warheit den Oelfarben gleichen/ hingegen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1 http://d-nb.info/gnd/118519034 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115312 http://viaf.org/viaf/12317003">Caravaggio</persName></hi> in diesen Stucken ganz verwunderlich ware/ forderte er den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1577 http://d-nb.info/gnd/118638319 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115051 http://viaf.org/viaf/42110310">Joseph</persName> und andere mehrere in einen Wettstreit heraus/ wordurch endlich Händel entstanden/ und sie zu den Degen gegriffen/ auch ein Jüngling/ genannt <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2785">Ranuccio Tomassino</persName></hi> darunter todt geblieben/ weßhalben <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1 http://d-nb.info/gnd/118519034 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115312 http://viaf.org/viaf/12317003">Caravaggio</persName></hi> weichen/ und sich in den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-328">Palast</placeName> unsers <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5 http://d-nb.info/gnd/120168081 http://viaf.org/viaf/94752157">Marches Justinians</persName>,</hi> als <hi rendition="#aq">Protectors</hi> aller <hi rendition="#aq">Virtuos</hi>en <hi rendition="#aq">retiri</hi>ren muste/ der seine Arbeit hoch geacht/ auch von selbigen zum meisten gehabt/ die doch sonst schwerlich zu bekommen waren.</p> <p xml:id="p403.4"><note place="right">Mahlet <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3457">die Historie/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2716 http://d-nb.info/gnd/118622099 http://viaf.org/viaf/88810405">Thomas</persName> seinen Finger in des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">HErrn Christi</persName> Wunden leget</name>/</note> In wärender Zeit nun/ daß er sich so verstecken muste/ mahlte er in gedachten Palast/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3457">wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2716 http://d-nb.info/gnd/118622099 http://viaf.org/viaf/88810405">Thomas</persName> Finger/ in Gegenwart der andern <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1340">Aposteln</persName>/ in seine heilige Wunden steckt</name>/ da bildete er nun in aller Anwesenden Angesichtern/ durch gutes mahlen und <hi rendition="#aq">rundi</hi>ren/ eine solche Verwunderung und Natürlichkeit an Haut und Fleisch aus/ <note place="right">und andere Geistliche Stuck.</note> daß meist alle andere Gemälde dabey nur als <hi rendition="#aq">illumini</hi>rt Papier scheinen/ ingleichen mahlte er <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3462">den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-616 http://d-nb.info/gnd/118578979 http://viaf.org/viaf/54940534">Evangelisten <hi rendition="#aq">Matthaeus</hi></persName>, welchem ein Engel in weißem Kleid das Buch vorhält/ darein er schreibt/ und noch andere Figuren sehr groß</name>/ dann seine meiste <hi rendition="#aq">Profession</hi> ware Lebens-große/ halb und ganze Bilder dem Leben gleich zu machen. Er mahlte auch für <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-531 http://www.geonames.org/8015113/">La Madona Dal populo</placeName>,</hi> in einer <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1150">Capelle</placeName>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3459">die Creutzigung <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-355 http://d-nb.info/gnd/118593323 http://viaf.org/viaf/54940864">S. Peters</persName></name>/ auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3461">wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-256 http://d-nb.info/gnd/118641549 http://viaf.org/viaf/100178828">S. Paulus</persName> von dem Pferd fallend aufgehoben wird</name>/ das Pferd ist ein Scheck/ und scheint lebendig zu seyn.</p> <p xml:id="p403.5">Wiederum mahlte er zwey große Blätter zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-826">S.Louvois di Francesci</placeName>,</hi> bey <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2032"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-328">Prinz <hi rendition="#aq">Justinians</hi> Palast</placeName></name> über/ das erste war/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3478">wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus unser Seeligmacher</persName> die Juden Käuffer und Zöllner/ samt ihren Krämen und Kauff-Tischen über Hauffen wirft/ und sie aus den Tempel treibet</name>/ noch verwunderlicher aber ist das ander Blat/ worinnen vorgestellt/ <note place="right"><name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2843">Die Beruffung des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-616 http://d-nb.info/gnd/118578979 http://viaf.org/viaf/54940534">Apostels Matthaei</persName></name>.</note> <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2843">wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> in ein finster Zimmer/ mit zween der seinen eingetretten/ und den Zöllner <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-616 http://d-nb.info/gnd/118578979 http://viaf.org/viaf/54940534">Matthaeum</persName></hi> bey einer Rott Spitzbuben/ mit Karten und Würflen spielend und trinkend sitzen findet</name>/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-616 http://d-nb.info/gnd/118578979 http://viaf.org/viaf/54940534">Matthaeus</persName></hi> als furchtsam/ verbirgt die Karten in der einen Hand/ die andere legt er auf seine Brust/ und gibt in seinem Angesicht den Schrecken und die Schamhaftigkeit zu erkennen/ die er darüber gefast/ daß er als unwürdig von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christo</persName> zum Apostel-Amt beruffen wird/ einer streicht mit der einen Hand sein Geld vom Tisch in die andere/ und machet sich ganz schamhaft darvon/ welches alles dem Leben und der Natur selbst gleichet. Mehr ist von seiner Hand in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> zu sehen <hi rendition="#aq">Alla <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1152">Chiesa</placeName> </hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 189]/0225]
Alle 3. Caracci haben in der Kunst zwar glückliche/ in der zeitlichen Güter Wolfahrt aber ganz schlechte progress gemacht/ daß sie also ohne Ergetzlichkeit ihr Leben enden müßen/ zwar unwissend/ daß ihr tugendsamer Nahme bey der Nachwelt einigen Nachklang Lobes/ Ruhms und Ehre haben werde/ wormit sie jedoch billig/ zu ihrem unendlichen Preiß/ nach ihrem Tod gekrönet werden sollen: Des Annibals Bildnis ist in der Kupfferblatte S. zu finden.
MICHAEL ANGELO, gebürtig von Caravaggio, einen Ort in Longobardia unweit Meiland gelegen/ ware zwar von guten Eltern des Adelichen Geschlechts Amarigi , aber durch große Begierde zu der edlen Mahl-Kunst merklich aufgestiegen/ wie er dann zu Rom viele bewunderungs-würdige Werke gefärtiget. Es ware dieser Caravaggio unter allen Italienern der erste/ welcher seine Studien/ von denen angewöhnten alten Manieren ab- und auf die einfältige Ausbildung der Natur/ nach dem Leben zoge: Dannenhero beflisse er sich/ keinen Strich anderst/ als nach dem Leben zu thun/ und stellte sich zu dem Ende/ dasjenige/ so er abbilden wolte/ in seinem Zimmer so lang in der Natur vor/ biß er solcher nach Genüge in seiner Arbeit nachgefolget: Damit er aber auch die vollkommene Rondirung und natürliche Erhebung desto bäßer herfür bringen möchte/ bediente er sich fleißig dunkler Gewölber/ oder anderer finsterer Zimmer/ die von oben her ein einiges kleines Liecht hatten/ damit die Finsterniß dem auf das model fallenden Liecht/ durch starke Schatten/ seine Macht lassen/ und darmit eine hoch-erhobene Rundirung verursachen möchte.
LXXXII. MICHAEL ANGELO MARIGI von Caravaggio, Mahler/
Mahlet nichts/ als nach dem Leben. So verachtete er nun alles/ was nicht nach dem Leben gemacht war/ nannte es Bagatell, Kinder- und Bossen-Werk/ weil nichts bässers seyn könte/ als was der Natur am ähnlichsten: Und zwar ist auch solches kein übler Weg zur Vollkommenheit zu gelangen/ weilen nach den Zeichnungen und Gemälde niemals so gut als die Natur selbst seyn können/ sie seyen auch so schön/ als sie immer wollen: Dannenhero folgten seiner Manier fast durchgehends alle Italienische Mahler nach/ bereiteten sich auch Mahlzimmer/ nach seiner Art/ und ist hernach diese Manier auch in Hoch- und Nider-Teutschland nachgeahmet worden.
Was zu halten seye vom Mahlen nach Leben. Obwol er nun wegen seiner großen Kunst hohen Ruhms würdig geachtet/ auch von männiglich gelobet wurde/ so ware doch sehr übel mit ihm umzugehen/ weil er nicht allein von keines einigen Meisters Arbeit sehr viel hielte (wiewol er seine eigne auch nicht offentlich rühmte) sondern darbey auch sehr zänkisch und seltsam ware/ und gerne Raufhändel suchte: Von dieser seiner bösen Gewonheit angetrieben/ kam er auch mit dem damals florirenden Mahler Josepho d’ Arpin in Händel/ welcher sonst/ wegen seiner Kunst/ Höflichkeit und großen Reichtum hoch gehalten wurde. Diesen griffe unser Künstler nicht allein mit spitzfindigen Stichel-Reden an/ sondern mahlte ihm auch zu trutz und Spott/ eine Historie zu S. Lorenzo in Damas, neben die/ so gemeldter Joseph dahin
gemacht: In selbige bildete er einen nackenden Riesen/ der über Josephs Werk die Zunge ausstreckte/ als ob er dasselbe verspotten wolte. Im Anfang mahlte er auf scharfe truckene Manier/ bildete viel Angesichter und halbe Bildere/ deren eins ein Kindlein mit einem Kretzen voll Blumen und Obst gehalten/ woraus ein Eyder das Kind in die Hand gebissen/ deßwegen solches bitterlich scheinte zu weinen/ daß es vortreflich zu sehen/ womit sein Lob durch Rom merklich gewachsen. Und weil Arpino meistens große Werke in fresco gemacht/ selbige aber vor sich selbst nimmermehr in Colorit noch Stärke/ oder eigentlichen Warheit den Oelfarben gleichen/ hingegen Caravaggio in diesen Stucken ganz verwunderlich ware/ forderte er den Joseph und andere mehrere in einen Wettstreit heraus/ wordurch endlich Händel entstanden/ und sie zu den Degen gegriffen/ auch ein Jüngling/ genannt Ranuccio Tomassino darunter todt geblieben/ weßhalben Caravaggio weichen/ und sich in den Palast unsers Marches Justinians, als Protectors aller Virtuosen retiriren muste/ der seine Arbeit hoch geacht/ auch von selbigen zum meisten gehabt/ die doch sonst schwerlich zu bekommen waren.
Komt mit Josepho d’ Arpin in Streit. In wärender Zeit nun/ daß er sich so verstecken muste/ mahlte er in gedachten Palast/ wie Christus des Thomas Finger/ in Gegenwart der andern Aposteln/ in seine heilige Wunden steckt/ da bildete er nun in aller Anwesenden Angesichtern/ durch gutes mahlen und rundiren/ eine solche Verwunderung und Natürlichkeit an Haut und Fleisch aus/ daß meist alle andere Gemälde dabey nur als illuminirt Papier scheinen/ ingleichen mahlte er den Evangelisten Matthaeus, welchem ein Engel in weißem Kleid das Buch vorhält/ darein er schreibt/ und noch andere Figuren sehr groß/ dann seine meiste Profession ware Lebens-große/ halb und ganze Bilder dem Leben gleich zu machen. Er mahlte auch für La Madona Dal populo, in einer Capelle/ die Creutzigung S. Peters/ auch wie S. Paulus von dem Pferd fallend aufgehoben wird/ das Pferd ist ein Scheck/ und scheint lebendig zu seyn.
Mahlet die Historie/ wie Thomas seinen Finger in des HErrn Christi Wunden leget/
und andere Geistliche Stuck. Wiederum mahlte er zwey große Blätter zu S.Louvois di Francesci, bey Prinz Justinians Palast über/ das erste war/ wie Christus unser Seeligmacher die Juden Käuffer und Zöllner/ samt ihren Krämen und Kauff-Tischen über Hauffen wirft/ und sie aus den Tempel treibet/ noch verwunderlicher aber ist das ander Blat/ worinnen vorgestellt/ wie Christus in ein finster Zimmer/ mit zween der seinen eingetretten/ und den Zöllner Matthaeum bey einer Rott Spitzbuben/ mit Karten und Würflen spielend und trinkend sitzen findet/ Matthaeus als furchtsam/ verbirgt die Karten in der einen Hand/ die andere legt er auf seine Brust/ und gibt in seinem Angesicht den Schrecken und die Schamhaftigkeit zu erkennen/ die er darüber gefast/ daß er als unwürdig von Christo zum Apostel-Amt beruffen wird/ einer streicht mit der einen Hand sein Geld vom Tisch in die andere/ und machet sich ganz schamhaft darvon/ welches alles dem Leben und der Natur selbst gleichet. Mehr ist von seiner Hand in Rom zu sehen Alla Chiesa
Die Beruffung des Apostels Matthaei.
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