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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] bey einem Bronnen/ wobey ein Amorino einen wilden Pan überwindet.

15. Apollo schindet den Marsyas, und Boreas entführet die Oritia.

16. Euridice wird in einer Wolke dem Orpheo wieder in die Hölle geraubt: Europa wird von dem Jupiter, in Gestalt eines Stiers/ entführet.

17. Leander überschwimmet bey Nacht den Hellespont, deme die verliebte Hero vom Thurn leuchtet/ und Cupido den Weg zeiget.

18. Siringa von dem Pan verfolget/ wird in Geröhr transformiret.

19. Sind allerhand rare Ornamenten.

20. Ganimedes wird auf dem von Jupiter geschikten Adler nach dem Himmel geführet.

21. Jacinthus wird durch den Apollo gleichfals nach dem Himmel gebracht.

22. 23. Sind unterschiedliche Amorini.

24. Die Liebe/ Gerechtigkeit/ 25. Starkmühtigkeit und Mässigkeit sind sehr zierlich vorgestellet.

26. Mercurius übergibt dem Apollo die Leyren: Anion Citharoedus wird durch den Delphino erlöset: Hercules erlediget den Prometheus. Juno erhöret die Diana, und verändert die Calisto in einen Bären.

27. Hercules tödtet den Drachen: Prometheus zeiget die von ihm gebildete menschliche Statue der Pallas, welche derselben eine lebhafte Seel und bewegende Kraft eingeust. Die Calisto wird/ nach der Dianen Befehl/ entblösset/ und schwanger befunden: Icarus stürzet aus der Luft/ indem sein Vatter Daedalus darvon fleucht.

28. Eine Jungfrau umhalset ein Einhorn/ mit der Beyschrift: Virtus securitatem parit: Dahin vermeint/ daß die Reinigkeit und Unschuld dieses starke Thier versichere/ und zugleich auf das Vornehmen des Hauses von Farnese ziele.

29. 30. Etliche nackende Statuen/ als ob sie von Metall gebildet wären/ gemahlet unter die Friese/ tragen gleichsam dasselbe/ nicht ohne sonderbare Zierlichkeit.

Jezt erzehltes lassen wir genug seyn/ daraus die Ordnung dieses schönen Werks/ den Reichtum des Geistes/ und Zierlichkeit des Verstands/ neben der großen Erfahrenheit unsers berühmten Künstlers abzunehmen/ und wird noch größere Verwunderung bey dem Ansehenden wachsen/ wann er jedes Theil in bäster Vollkommenheit ausgeführet sehen wird.

Zwischen diesem Werk/ verfärtigte er noch viele andere Gemälde/ mit nicht weniger Vollkommenheit/ wie solche hin und wieder in Rom und Bolognen anzutreffen/ dannenhero auch sein Ruhm sehr hoch stiege/ und bey männiglich ihn in große Würde brachte. Er hatte eine ansehnliche Mänge Discipeln, welche in seiner Academie, die er beständig zu Haus gehalten/ wol zunahmen/ und mit großem Nachruhm des Lehrmeisters in ganz Italien sich ausbreiteten.

Seine Armut. Darbey ist höchlich zu bedauren/ daß bey so großem Kunst-Verstand unser Caracc sich doch selbst nicht wissen zu helffen/ noch mit seiner Wissenschaft Nutzen zu schaffen/ dann er immerdar ohne [Spaltenumbruch] Mittel in Armut und Dürftigkeit geblieben/ und dernthalben manchmal hat annehmen müßen/ was man ihme gegeben: Wie ihn dann auch/ wegen obgedachter Farnesischen Gallerie/ woran er/ Annibal/ mit gröstem Fleiß und schweren Unkosten beständig/ zehen Jahre lang/gearbeitet/ und seine Remuneration, nach Würden seines Verdiensts/ von damalig-hochgestiegnem Haus Farnese, billig erwartet/ aber der fromme Caracc wurde in seiner gehabten opinion sehr betrogen/ dessen er theils zu danken einem Höfling und Favoriten des Cardinals Don Gio, eines Spanier/ als der/ um zu erweisen/ wie sorglich er zu seines Herrn Nutzen beflißen/ ihme mehr nicht/ als ein Silber-verguldtes Geschirrlein/ darinnen 500. güldene Cronen gewesen/ überreichen lassen/ welches ihn so schmerzlich bekümmert/ daß er darüber in Melancholie gerahten/ und eine zeitlang/ ohne Verstand/ in großem Elend verschleißen müssen/ biß endlich der Kunst-liebende Amsterdamer Koymann ihn in Rom gefunden/ zu sich genommen/ und durch Verschiessung aller Nohtdurft Mahlet die 7. Werke der Barmhertzigkeit. seinen verlassenen Geist wieder erfreuet/ und zu vorigen Verstand gebracht: Deme er darauf zur Dankbarkeit die sieben Werke der Barmherzigkeit/ in sieben Tafeln/ so zierlich gemahlet/ daß sie billig für die Zierde aller seiner Arbeit zu halten/ wie sie noch heutiges Tages zu Amsterdam/ in der Koymanischen schönen Behausung und Kunst-Saal/ neben vielen andern ausbündigen Kunstucken/ mit sonderbarem großen Belieben zu sehen sind.

Es wäre wol ein ganzes Buch von dieses fürtreflichen Mannes Qualitäten zu beschreiben/ wo es die Gelegenheit leiden wolte: Darbey aber kan ich nicht umgehen zu berichten/ daß er in seinem Alter wider in Aberwitz gerahten/ und ein schlechtes/ wider die Tugend lauffendes ungeschicktes Leben solle geführt haben: Gleichwol habe er sich noch vor seinem Ende wieder aus diesen Unlusts-Pfützen heraus gewälzet/ und durch einen Christlichen Abschied gute Hoffnung zu seiner Seligkeit hinterlassen/ starb also zu Rom 1609/ den 16. Julius/ und wurde allda/ durch Vermittlung der furnehmsten Liebhabern/ mit einer vortreflichen Leichbegängnis/ in der Retonda, in des Raphaels de Urbin Grabstätt beygesetzet/ seines Alters 54. Jahrs.

Ludovico Caracci Landschaft und Klein-Mahler. Sein Bruder Ludovico Carrac mahlte insgemein gute Landschaften/ auch viele kleine Historien und sehr holdselige Bilder/ die er meisterhaft und herrlich verstanden/ von denen zu Rom in den Kunst-Cabineten/ sonderlich bey meinem gewesenen Patron Prinz Justinian, viel gefunden/ und Augustino Caracci Kupferstecher. in hohen Ehren gehalten worden. Der dritte/ als Bruders Sohn/ genannt Augustino Carracci, welcher mit der Feder auch ein fürtreflicher Zeichner gewesen/ befliße sich meistens des Kupferstechens/ wie er dann die S. Justina von Verones mit der großen Creutzigung/ nach Tintoret, unser lieben Frauen/ S.Hieronymo und la Magdalena nach Anton: da Correggio, auch des Barozzi Aeneas, da er den Anchises aus dem Brand von Troja trägt/ und viel anders in Kupfer von seiner Kunst-reichen Hand zu sehen hinterlassen

[Spaltenumbruch] bey einem Bronnen/ wobey ein Amorino einen wilden Pan überwindet.

15. Apollo schindet den Marsyas, und Boreas entführet die Oritia.

16. Euridice wird in einer Wolke dem Orpheo wieder in die Hölle geraubt: Europa wird von dem Jupiter, in Gestalt eines Stiers/ entführet.

17. Leander überschwimmet bey Nacht den Hellespont, deme die verliebte Hero vom Thurn leuchtet/ und Cupido den Weg zeiget.

18. Siringa von dem Pan verfolget/ wird in Geröhr transformiret.

19. Sind allerhand rare Ornamenten.

20. Ganimedes wird auf dem von Jupiter geschikten Adler nach dem Himmel geführet.

21. Jacinthus wird durch den Apollo gleichfals nach dem Himmel gebracht.

22. 23. Sind unterschiedliche Amorini.

24. Die Liebe/ Gerechtigkeit/ 25. Starkmühtigkeit und Mässigkeit sind sehr zierlich vorgestellet.

26. Mercurius übergibt dem Apollo die Leyren: Anion Citharoedus wird durch den Delphino erlöset: Hercules erlediget den Prometheus. Juno erhöret die Diana, und verändert die Calisto in einen Bären.

27. Hercules tödtet den Drachen: Prometheus zeiget die von ihm gebildete menschliche Statue der Pallas, welche derselben eine lebhafte Seel und bewegende Kraft eingeust. Die Calisto wird/ nach der Dianen Befehl/ entblösset/ und schwanger befunden: Icarus stürzet aus der Luft/ indem sein Vatter Daedalus darvon fleucht.

28. Eine Jungfrau umhalset ein Einhorn/ mit der Beyschrift: Virtus securitatem parit: Dahin vermeint/ daß die Reinigkeit und Unschuld dieses starke Thier versichere/ und zugleich auf das Vornehmen des Hauses von Farnese ziele.

29. 30. Etliche nackende Statuen/ als ob sie von Metall gebildet wären/ gemahlet unter die Friese/ tragen gleichsam dasselbe/ nicht ohne sonderbare Zierlichkeit.

Jezt erzehltes lassen wir genug seyn/ daraus die Ordnung dieses schönen Werks/ den Reichtum des Geistes/ und Zierlichkeit des Verstands/ neben der großen Erfahrenheit unsers berühmten Künstlers abzunehmen/ und wird noch größere Verwunderung bey dem Ansehenden wachsen/ wann er jedes Theil in bäster Vollkommenheit ausgeführet sehen wird.

Zwischen diesem Werk/ verfärtigte er noch viele andere Gemälde/ mit nicht weniger Vollkommenheit/ wie solche hin und wieder in Rom und Bolognen anzutreffen/ dannenhero auch sein Ruhm sehr hoch stiege/ und bey männiglich ihn in große Würde brachte. Er hatte eine ansehnliche Mänge Discipeln, welche in seiner Academie, die er beständig zu Haus gehalten/ wol zunahmen/ und mit großem Nachruhm des Lehrmeisters in ganz Italien sich ausbreiteten.

Seine Armut. Darbey ist höchlich zu bedauren/ daß bey so großem Kunst-Verstand unser Caracc sich doch selbst nicht wissen zu helffen/ noch mit seiner Wissenschaft Nutzen zu schaffen/ dann er immerdar ohne [Spaltenumbruch] Mittel in Armut und Dürftigkeit geblieben/ und dernthalben manchmal hat annehmen müßen/ was man ihme gegeben: Wie ihn dann auch/ wegen obgedachter Farnesischen Gallerie/ woran er/ Annibal/ mit gröstem Fleiß und schweren Unkosten beständig/ zehen Jahre lang/gearbeitet/ und seine Remuneration, nach Würden seines Verdiensts/ von damalig-hochgestiegnem Haus Farnese, billig erwartet/ aber der fromme Caracc wurde in seiner gehabten opinion sehr betrogen/ dessen er theils zu danken einem Höfling und Favoriten des Cardinals Don Gio, eines Spanier/ als der/ um zu erweisen/ wie sorglich er zu seines Herrn Nutzen beflißen/ ihme mehr nicht/ als ein Silber-verguldtes Geschirrlein/ darinnen 500. güldene Cronen gewesen/ überreichen lassen/ welches ihn so schmerzlich bekümmert/ daß er darüber in Melancholie gerahten/ und eine zeitlang/ ohne Verstand/ in großem Elend verschleißen müssen/ biß endlich der Kunst-liebende Amsterdamer Koymann ihn in Rom gefunden/ zu sich genommen/ und durch Verschiessung aller Nohtdurft Mahlet die 7. Werke der Barmhertzigkeit. seinen verlassenen Geist wieder erfreuet/ und zu vorigen Verstand gebracht: Deme er darauf zur Dankbarkeit die sieben Werke der Barmherzigkeit/ in sieben Tafeln/ so zierlich gemahlet/ daß sie billig für die Zierde aller seiner Arbeit zu halten/ wie sie noch heutiges Tages zu Amsterdam/ in der Koymanischen schönen Behausung und Kunst-Saal/ neben vielen andern ausbündigen Kunstucken/ mit sonderbarem großen Belieben zu sehen sind.

Es wäre wol ein ganzes Buch von dieses fürtreflichen Mannes Qualitäten zu beschreiben/ wo es die Gelegenheit leiden wolte: Darbey aber kan ich nicht umgehen zu berichten/ daß er in seinem Alter wider in Aberwitz gerahten/ und ein schlechtes/ wider die Tugend lauffendes ungeschicktes Leben solle geführt haben: Gleichwol habe er sich noch vor seinem Ende wieder aus diesen Unlusts-Pfützen heraus gewälzet/ und durch einen Christlichen Abschied gute Hoffnung zu seiner Seligkeit hinterlassen/ starb also zu Rom 1609/ den 16. Julius/ und wurde allda/ durch Vermittlung der furnehmsten Liebhabern/ mit einer vortreflichen Leichbegängnis/ in der Retonda, in des Raphaëls de Urbin Grabstätt beygesetzet/ seines Alters 54. Jahrs.

Ludovico Caracci Landschaft und Klein-Mahler. Sein Bruder Ludovico Carrac mahlte insgemein gute Landschaften/ auch viele kleine Historien und sehr holdselige Bilder/ die er meisterhaft und herrlich verstanden/ von denen zu Rom in den Kunst-Cabineten/ sonderlich bey meinem gewesenen Patron Prinz Justinian, viel gefunden/ und Augustino Caracci Kupferstecher. in hohen Ehren gehalten worden. Der dritte/ als Bruders Sohn/ genannt Augustino Carracci, welcher mit der Feder auch ein fürtreflicher Zeichner gewesen/ befliße sich meistens des Kupferstechens/ wie er dann die S. Justina von Verones mit der großen Creutzigung/ nach Tintoret, unser lieben Frauen/ S.Hieronymo und la Magdalena nach Anton: da Correggio, auch des Barozzi Aeneas, da er den Anchises aus dem Brand von Troja trägt/ und viel anders in Kupfer von seiner Kunst-reichen Hand zu sehen hinterlassen

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Mittel in Armut und Dürftigkeit geblieben/ und dernthalben manchmal hat annehmen müßen/ was man ihme gegeben: Wie ihn dann auch/ wegen obgedachter <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1121"><hi rendition="#aq">Farne</hi>sischen Gallerie</placeName>/ woran er/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-23 http://d-nb.info/gnd/118519255 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115350 http://viaf.org/viaf/12405951">Annibal</persName>/ mit gröstem Fleiß und schweren Unkosten beständig/ zehen Jahre lang/gearbeitet/ und seine <hi rendition="#aq">Remuneration,</hi> nach Würden seines Verdiensts/ von damalig-hochgestiegnem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1016 http://d-nb.info/gnd/118932462 http://viaf.org/viaf/32795603">Haus <hi rendition="#aq">Farnese</hi></persName>, billig erwartet/ aber der fromme <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-23 http://d-nb.info/gnd/118519255 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115350 http://viaf.org/viaf/12405951">Caracc</persName></hi> wurde in seiner gehabten <hi rendition="#aq">opinion</hi> sehr betrogen/ dessen er theils zu danken einem Höfling und <hi rendition="#aq">Favorit</hi>en des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2839 http://d-nb.info/gnd/11920245X http://viaf.org/viaf/5735950">Cardinals</persName> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5180"><hi rendition="#aq">Don Gio</hi></persName>, eines Spanier/ als der/ um zu erweisen/ wie sorglich er zu seines Herrn Nutzen beflißen/ ihme mehr nicht/ als ein Silber-verguldtes Geschirrlein/ darinnen 500. güldene Cronen gewesen/ überreichen lassen/ welches ihn so schmerzlich bekümmert/ daß er darüber in <hi rendition="#aq">Melancholie</hi> gerahten/ und eine zeitlang/ ohne Verstand/ in großem Elend verschleißen müssen/ biß endlich der Kunst-liebende Amsterdamer <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2768">Koymann</persName></hi> ihn in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> gefunden/ zu sich genommen/ und durch Verschiessung aller Nohtdurft <note place="right">Mahlet <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3697">die 7. Werke der Barmhertzigkeit</name>.</note> seinen verlassenen Geist wieder erfreuet/ und zu vorigen Verstand gebracht: Deme er darauf zur Dankbarkeit die <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3697">sieben Werke der Barmherzigkeit</name>/ in sieben Tafeln/ so zierlich gemahlet/ daß sie billig für die Zierde aller seiner Arbeit zu halten/ wie sie noch heutiges Tages zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006952">Amsterdam</placeName>/ in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1954">Koymanischen schönen Behausung und Kunst-Saal</placeName>/ neben vielen andern ausbündigen Kunstucken/ mit sonderbarem großen Belieben zu sehen sind.</p>
          <p>Es wäre wol ein ganzes Buch von dieses fürtreflichen Mannes <hi rendition="#aq">Qualit</hi>äten zu beschreiben/ wo es die Gelegenheit leiden wolte: Darbey aber kan <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> nicht umgehen zu berichten/ daß er in seinem Alter wider in Aberwitz gerahten/ und ein schlechtes/ wider die Tugend lauffendes ungeschicktes Leben solle geführt haben: Gleichwol habe er sich noch vor seinem Ende wieder aus diesen Unlusts-Pfützen heraus gewälzet/ und durch einen Christlichen Abschied gute Hoffnung zu seiner Seligkeit hinterlassen/ starb also zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> <date when="1609-07-16">1609/ den 16. Julius</date>/ und wurde allda/ durch Vermittlung der furnehmsten Liebhabern/ mit einer vortreflichen Leichbegängnis/ in der <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-106 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2100086 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=150770">Retonda</placeName>,</hi> in des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaëls de Urbin</persName></hi> Grabstätt beygesetzet/ seines Alters 54. Jahrs.</p>
          <p><note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-22 http://d-nb.info/gnd/118668544 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009619 http://viaf.org/viaf/29596926">Ludovico Caracci</persName></hi> Landschaft und Klein-Mahler.</note> Sein Bruder <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-22 http://d-nb.info/gnd/118668544 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009619 http://viaf.org/viaf/29596926">Ludovico Carrac</persName></hi> mahlte insgemein gute Landschaften/ auch viele kleine Historien und sehr holdselige Bilder/ die er meisterhaft und herrlich verstanden/ von denen zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> in den Kunst-Cabineten/ sonderlich bey meinem gewesenen Patron <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5 http://d-nb.info/gnd/120168081 http://viaf.org/viaf/94752157">Prinz <hi rendition="#aq">Justinian</hi></persName>, viel gefunden/ und <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-21 http://d-nb.info/gnd/118668536 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115349 http://viaf.org/viaf/61617497">Augustino Caracci</persName></hi> Kupferstecher.</note> in hohen Ehren gehalten worden. Der dritte/ als Bruders Sohn/ genannt <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-21 http://d-nb.info/gnd/118668536 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115349 http://viaf.org/viaf/61617497">Augustino Carracci</persName>,</hi> welcher mit der Feder auch ein fürtreflicher Zeichner gewesen/ befliße sich meistens des Kupferstechens/ wie er dann die <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3432 http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_results_ids.aspx?IdNum=U%2C2.106"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2678 http://d-nb.info/gnd/122745876 http://viaf.org/viaf/13198861">S. Justina</persName></hi> von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1020 http://d-nb.info/gnd/118626647 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500021218 http://viaf.org/viaf/95162605">Verones</persName></hi></name> mit der <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3433 http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_results_ids.aspx?IdNum=U%2C2.23">großen Creutzigung/ nach <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1550 http://d-nb.info/gnd/118622854 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500011407 http://viaf.org/viaf/95161574">Tintoret</persName></hi></name>, <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5039"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">unser lieben Frauen</persName></name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4483"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-208 http://d-nb.info/gnd/118550853 http://viaf.org/viaf/95147024">S.Hieronymo</persName></hi></name> und <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5041"><hi rendition="#aq">la <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-386 http://d-nb.info/gnd/118577840 http://viaf.org/viaf/25394709">Magdalena</persName></hi> nach <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-835 http://d-nb.info/gnd/11867692X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500006208 http://viaf.org/viaf/100171932">Anton: da Correggio</persName></hi></name>, auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3435">des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-38 http://d-nb.info/gnd/119256908 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115210 http://viaf.org/viaf/41865190">Barozzi</persName><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-483 http://d-nb.info/gnd/11850083X http://viaf.org/viaf/62339660">Aeneas</persName>,</hi> da er den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1469 http://d-nb.info/gnd/135589746 http://viaf.org/viaf/23361040">Anchises</persName></hi> aus dem Brand von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-138 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002329">Troja</placeName></hi> trägt</name>/ und viel anders in Kupfer von seiner Kunst-reichen Hand zu sehen hinterlassen
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 188]/0222] bey einem Bronnen/ wobey ein Amorino einen wilden Pan überwindet. 15. Apollo schindet den Marsyas, und Boreas entführet die Oritia. 16. Euridice wird in einer Wolke dem Orpheo wieder in die Hölle geraubt: Europa wird von dem Jupiter, in Gestalt eines Stiers/ entführet. 17. Leander überschwimmet bey Nacht den Hellespont, deme die verliebte Hero vom Thurn leuchtet/ und Cupido den Weg zeiget. 18. Siringa von dem Pan verfolget/ wird in Geröhr transformiret. 19. Sind allerhand rare Ornamenten. 20. Ganimedes wird auf dem von Jupiter geschikten Adler nach dem Himmel geführet. 21. Jacinthus wird durch den Apollo gleichfals nach dem Himmel gebracht. 22. 23. Sind unterschiedliche Amorini. 24. Die Liebe/ Gerechtigkeit/ 25. Starkmühtigkeit und Mässigkeit sind sehr zierlich vorgestellet. 26. Mercurius übergibt dem Apollo die Leyren: Anion Citharoedus wird durch den Delphino erlöset: Hercules erlediget den Prometheus. Juno erhöret die Diana, und verändert die Calisto in einen Bären. 27. Hercules tödtet den Drachen: Prometheus zeiget die von ihm gebildete menschliche Statue der Pallas, welche derselben eine lebhafte Seel und bewegende Kraft eingeust. Die Calisto wird/ nach der Dianen Befehl/ entblösset/ und schwanger befunden: Icarus stürzet aus der Luft/ indem sein Vatter Daedalus darvon fleucht. 28. Eine Jungfrau umhalset ein Einhorn/ mit der Beyschrift: Virtus securitatem parit: Dahin vermeint/ daß die Reinigkeit und Unschuld dieses starke Thier versichere/ und zugleich auf das Vornehmen des Hauses von Farnese ziele. 29. 30. Etliche nackende Statuen/ als ob sie von Metall gebildet wären/ gemahlet unter die Friese/ tragen gleichsam dasselbe/ nicht ohne sonderbare Zierlichkeit. Jezt erzehltes lassen wir genug seyn/ daraus die Ordnung dieses schönen Werks/ den Reichtum des Geistes/ und Zierlichkeit des Verstands/ neben der großen Erfahrenheit unsers berühmten Künstlers abzunehmen/ und wird noch größere Verwunderung bey dem Ansehenden wachsen/ wann er jedes Theil in bäster Vollkommenheit ausgeführet sehen wird. Zwischen diesem Werk/ verfärtigte er noch viele andere Gemälde/ mit nicht weniger Vollkommenheit/ wie solche hin und wieder in Rom und Bolognen anzutreffen/ dannenhero auch sein Ruhm sehr hoch stiege/ und bey männiglich ihn in große Würde brachte. Er hatte eine ansehnliche Mänge Discipeln, welche in seiner Academie, die er beständig zu Haus gehalten/ wol zunahmen/ und mit großem Nachruhm des Lehrmeisters in ganz Italien sich ausbreiteten. Darbey ist höchlich zu bedauren/ daß bey so großem Kunst-Verstand unser Caracc sich doch selbst nicht wissen zu helffen/ noch mit seiner Wissenschaft Nutzen zu schaffen/ dann er immerdar ohne Mittel in Armut und Dürftigkeit geblieben/ und dernthalben manchmal hat annehmen müßen/ was man ihme gegeben: Wie ihn dann auch/ wegen obgedachter Farnesischen Gallerie/ woran er/ Annibal/ mit gröstem Fleiß und schweren Unkosten beständig/ zehen Jahre lang/gearbeitet/ und seine Remuneration, nach Würden seines Verdiensts/ von damalig-hochgestiegnem Haus Farnese, billig erwartet/ aber der fromme Caracc wurde in seiner gehabten opinion sehr betrogen/ dessen er theils zu danken einem Höfling und Favoriten des Cardinals Don Gio, eines Spanier/ als der/ um zu erweisen/ wie sorglich er zu seines Herrn Nutzen beflißen/ ihme mehr nicht/ als ein Silber-verguldtes Geschirrlein/ darinnen 500. güldene Cronen gewesen/ überreichen lassen/ welches ihn so schmerzlich bekümmert/ daß er darüber in Melancholie gerahten/ und eine zeitlang/ ohne Verstand/ in großem Elend verschleißen müssen/ biß endlich der Kunst-liebende Amsterdamer Koymann ihn in Rom gefunden/ zu sich genommen/ und durch Verschiessung aller Nohtdurft seinen verlassenen Geist wieder erfreuet/ und zu vorigen Verstand gebracht: Deme er darauf zur Dankbarkeit die sieben Werke der Barmherzigkeit/ in sieben Tafeln/ so zierlich gemahlet/ daß sie billig für die Zierde aller seiner Arbeit zu halten/ wie sie noch heutiges Tages zu Amsterdam/ in der Koymanischen schönen Behausung und Kunst-Saal/ neben vielen andern ausbündigen Kunstucken/ mit sonderbarem großen Belieben zu sehen sind. Seine Armut. Mahlet die 7. Werke der Barmhertzigkeit. Es wäre wol ein ganzes Buch von dieses fürtreflichen Mannes Qualitäten zu beschreiben/ wo es die Gelegenheit leiden wolte: Darbey aber kan ich nicht umgehen zu berichten/ daß er in seinem Alter wider in Aberwitz gerahten/ und ein schlechtes/ wider die Tugend lauffendes ungeschicktes Leben solle geführt haben: Gleichwol habe er sich noch vor seinem Ende wieder aus diesen Unlusts-Pfützen heraus gewälzet/ und durch einen Christlichen Abschied gute Hoffnung zu seiner Seligkeit hinterlassen/ starb also zu Rom 1609/ den 16. Julius/ und wurde allda/ durch Vermittlung der furnehmsten Liebhabern/ mit einer vortreflichen Leichbegängnis/ in der Retonda, in des Raphaëls de Urbin Grabstätt beygesetzet/ seines Alters 54. Jahrs. Sein Bruder Ludovico Carrac mahlte insgemein gute Landschaften/ auch viele kleine Historien und sehr holdselige Bilder/ die er meisterhaft und herrlich verstanden/ von denen zu Rom in den Kunst-Cabineten/ sonderlich bey meinem gewesenen Patron Prinz Justinian, viel gefunden/ und in hohen Ehren gehalten worden. Der dritte/ als Bruders Sohn/ genannt Augustino Carracci, welcher mit der Feder auch ein fürtreflicher Zeichner gewesen/ befliße sich meistens des Kupferstechens/ wie er dann die S. Justina von Verones mit der großen Creutzigung/ nach Tintoret, unser lieben Frauen/ S.Hieronymo und la Magdalena nach Anton: da Correggio, auch des Barozzi Aeneas, da er den Anchises aus dem Brand von Troja trägt/ und viel anders in Kupfer von seiner Kunst-reichen Hand zu sehen hinterlassen Ludovico Caracci Landschaft und Klein-Mahler. Augustino Caracci Kupferstecher.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 188]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/222>, abgerufen am 24.11.2024.