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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] den Pietro Soderini wolte machen lassen/ unterdessen kamen an die Herren von Florenz drey Befehl von dem Papst/ daß sie ihme den Michäel Angelo nacher Rom solten senden/ welchen Ernst des Papsts als er vermerket/ nahm er ihme für nach Constantinopel zu ziehen/ um dem Türken zu dienen/ durch Mittel eines Mönchs/ der ihme andeutete/ daß ihn der Türk wol brauchen würde/ um eine Bruck aus Constantinopel nach Pera zu machen/ er liesse sich aber bässer rahten von Pietro Soderini, der ihn/ zu mehrerer Versicherung/ als einen Staats-Gesandten/ mit seinem Bruder/ dem Cardinal Soderini, welcher mit ihme solte zu dem Papst gehen/ nach Rom schikte; da kamen sie nach Bolognen/ woselbst der Papst unlängst von Rom ankommen war.

Ursach des Päpstlichen Zorns/ wider Michael Angelo. Es werden unterschiedliche Ursachen des Päpstlichen Zorns wider unsern Künstler erzehlet; Etliche wollen/ es seye daher kommen/ daß er niemals etwas von seiner Arbeit/ eh es ganz färtig gewesen/ habe wollen sehen lassen/ dannenhero der Papst sich oft verkleidet/ und die Knechte des Künstlers ihn in die Capell Sixti, welche er zu mahlen bestellet/ einzulassen/ mit Geld bestochen habe: welches/ als es Michäel vermerket/ habe er einsmals ein Brett auf den Papst herunter geworfen/ das ihn zu diesen Zorn gereitzet haben solle. Ob aber dieses oder ein anders die Ursach gewesen/ stehet dahin/ gewiß aber ist/ daß sich Michäel sehr beförchtet/ daß es mit ihm nicht gut ablauffen möchte. Da er nun in Bolognen gekommen/ wurde er gleich/ eh er noch die Stiffel abgezogen/ von dem Hofgesind des Papsts/ in Begleitung eines Bischofs/ des Cardinals Soderini, (weiln der Cardinal selbst krank worden) für den Papst gebracht/ für dem er auf seine Knie nidergefallen: Der Papst sahe ihn überzwergs an/ sprechend: An statt daß ihr uns soltet suchen/ habt ihr gewolt/ daß man euch solte suchen/ dahin zielend: daß Bolognen näher bey Florenz ist/ als bey Rom. Michäel Angelo bate mit aufgehebten Händen und lauter Stimme um Gnade/ sich entschuldigend/ daß er solches gethan hätte/ seye geschehen aus Unvollkommenheit/ weilen er nicht ertragen können/ also verjagt und verstossen zu werden; er bitte um Perdon seines Verbrechens. Der Bischoff/ welcher ihn dahin gebracht/ vermeinte die Sach auch zu entschuldigen/ und sagte zu dem Papst: Diese und dergleichen Menschen sind unwissend/ und ausser ihrer Kunst zu nichts Wird wieder mit dem Papst versöhnet. gut/ daß man derowegen wol Ursach hat/ ihnen zu vergeben; der Papst wurde zornig/ und triebe mit einem Stab/ den er bey sich hatte/ den Bischoff von sich/ sagende: O Unwissender/ seyd ihr/ der diesen Mann verschmähet/ da wir selbst ihn nicht verschmähen! Gab daraus dem Michäel Angelo die benediction, und darneben auch andere Geschenke.

Darnach machte er des Papsts Contrafät 5. Elen hoch von Kupfer/ in welchem er grosse Kunst und schöne Gebärden zuwegen gebracht/ neben einer grossen ernstlichen Standhaftigkeit. Diß Bild ward zu Bolognen gestelt über die Porten der Kirche von S. Petronio. Man sagt/daß/ da Michäel Angelo noch in der Arbeit begriffen gewesen/ darzu kommen seye der fürtrefliche Mahler und[Spaltenumbruch] Komt mit dem Mahler Francia in differenz. Goldschmied Francia, der viel von dem Lob und der Kunst des Michäel Angelo gehört hatte/ aber nie nichts von ihme gesehen/ dieser habe sich über diesem künstlichen Werk sehr verwundert: daß ihn Michäel gefragt habe: Was ihn von diesem Bild beduncke? und als Francia geantwortet: Es ist ein sehr schöner Guß und schönes Stuck; habe er vermeint/ als ob er mehr das Kupfer/ als die Kunst rühmte/ auch derohalben gesagt: Dieses hab ich dem Papst zu danken/ der mir so gutes Kupfer darzu gegeben/ gleich ihr dem Apothecker zu danken habt/ der euch die Farben zum mahlen gibt; aus heimlichen Zorn aber gegen den Edelleuten gedacht: daß er ein plumper Kerl seye/ und/ als er den Sohn des Francia gesehen/ zu ihm gesagt: Euer Vatter macht schönere lebendige/ als gemahlte Bilder. Unter den Edelleuten fragte ihn einer/ welches er höher achte/ des Papsts Bild/ oder beantwortet einen Spötter sehr klug. ein paar Ochsen? Er antwortete: Nach dem die Ochsen sind/ dann die von Bolognen sind alle gröber/ als unsere Florentinische; der Papst legte auf die Bank/ um das Bild zu vollenden/ tausend Cronen/ und als es von Erd gemacht war/ zohe er nach Rom/ und ließ den Michäel Angelo zu Bolognen/ der es inner 16. Monat endigte. Diß Bild wurde nachmals zerbrochen/ und dem Herzog von Ferrara verkauft/ der ein Stuck Geschütz daraus gegossen/ welches er Julius genennet/ aber den Kopf bewahrte er gar wol.

Da der Papst zu Rom war/ brachte Bramant, der ein Befreundter des Raphaels, und darum kein großer Freund von Michael Angelo gewesen/ dem Papst in den Kopf/ daß er seine Begräbnis nicht solte fortmachen/ weil es schön seye/ wann man den Tod hasse/ und daß es ein böses Zeichen/ wann man in seinen Leb-Zeiten sich eine Begräbnis machen laße/ hingegen aber gut wäre/ Muß von des Papsts Begräbnis ablassen/ und die Capell Sixti mahlen. daß Michael Angelo das Gewölb von der Capelle/ zu Ehren und Gedächtnis des Papsts Sixtus, die er in den Palast angefangen hätte/ ausmahlete; dardurch brachte Bramant und andere des Michael Angelo Mißgönnere darzu/ daß das herrlich-angefangene Werk der Bildhauerey muste dahinden stehen/ weil sie unsern Künstler/ durch seine Fürtreflichkeit in dieser Kunst/ in gar zu großen Werth und Gnade bey dem Papst kommen sahen/ und gedachten darmit ihm den Muht zu nehmen/ weiln er auf naß mahlen muste/ in welchem sie ihne minder Kunstreich geglaubt/ und daß er leicht von Raphäel in solchem übertroffen werden/ also die die Päpstliche Gunst sich auch verlieren würde. Michael Angelo kame nach Rom/ und mißriethe/ für den Papst erfordert/ diese Anstalt/ verhoffend/ daß Raphäel an seine Stelle gesetzt werden/ er aber die Begräbnis endigen möchte/ aber der Papst hatte mehr Sinn zu dem andern/ und wolte/ daß alle Gemälde/ die zur Zeit Sixti des Papsts gemacht worden/ solten abgenommen werden/ obwolen sie 50000. Ducaten gekostet: Michäel Angelo des Papsts Fürnehmen ersehende/ nahme ihme für/ um Hülf nach Florenz zu senden/ und zu machen/ daß/ die daselbst für seiner Zeit gearbeitet/ seiner Kunst wegen/ ihm solten zu Füßen ligen/ und wolte zeigen/ daß die Moderne und gegenwärtige

[Spaltenumbruch] den Pietro Soderini wolte machen lassen/ unterdessen kamen an die Herren von Florenz drey Befehl von dem Papst/ daß sie ihme den Michäel Angelo nacher Rom solten senden/ welchen Ernst des Papsts als er vermerket/ nahm er ihme für nach Constantinopel zu ziehen/ um dem Türken zu dienen/ durch Mittel eines Mönchs/ der ihme andeutete/ daß ihn der Türk wol brauchen würde/ um eine Bruck aus Constantinopel nach Pera zu machen/ er liesse sich aber bässer rahten von Pietro Soderini, der ihn/ zu mehrerer Versicherung/ als einen Staats-Gesandten/ mit seinem Bruder/ dem Cardinal Soderini, welcher mit ihme solte zu dem Papst gehen/ nach Rom schikte; da kamen sie nach Bolognen/ woselbst der Papst unlängst von Rom ankommen war.

Ursach des Päpstlichen Zorns/ wider Michael Angelo. Es werden unterschiedliche Ursachen des Päpstlichen Zorns wider unsern Künstler erzehlet; Etliche wollen/ es seye daher kommen/ daß er niemals etwas von seiner Arbeit/ eh es ganz färtig gewesen/ habe wollen sehen lassen/ dannenhero der Papst sich oft verkleidet/ und die Knechte des Künstlers ihn in die Capell Sixti, welche er zu mahlen bestellet/ einzulassen/ mit Geld bestochen habe: welches/ als es Michäel vermerket/ habe er einsmals ein Brett auf den Papst herunter geworfen/ das ihn zu diesen Zorn gereitzet haben solle. Ob aber dieses oder ein anders die Ursach gewesen/ stehet dahin/ gewiß aber ist/ daß sich Michäel sehr beförchtet/ daß es mit ihm nicht gut ablauffen möchte. Da er nun in Bolognen gekommen/ wurde er gleich/ eh er noch die Stiffel abgezogen/ von dem Hofgesind des Papsts/ in Begleitung eines Bischofs/ des Cardinals Soderini, (weiln der Cardinal selbst krank worden) für den Papst gebracht/ für dem er auf seine Knie nidergefallen: Der Papst sahe ihn überzwergs an/ sprechend: An statt daß ihr uns soltet suchen/ habt ihr gewolt/ daß man euch solte suchen/ dahin zielend: daß Bolognen näher bey Florenz ist/ als bey Rom. Michäel Angelo bate mit aufgehebten Händen und lauter Stimme um Gnade/ sich entschuldigend/ daß er solches gethan hätte/ seye geschehen aus Unvollkommenheit/ weilen er nicht ertragen können/ also verjagt und verstossen zu werden; er bitte um Perdon seines Verbrechens. Der Bischoff/ welcher ihn dahin gebracht/ vermeinte die Sach auch zu entschuldigen/ und sagte zu dem Papst: Diese und dergleichen Menschen sind unwissend/ und ausser ihrer Kunst zu nichts Wird wieder mit dem Papst versöhnet. gut/ daß man derowegen wol Ursach hat/ ihnen zu vergeben; der Papst wurde zornig/ und triebe mit einem Stab/ den er bey sich hatte/ den Bischoff von sich/ sagende: O Unwissender/ seyd ihr/ der diesen Mann verschmähet/ da wir selbst ihn nicht verschmähen! Gab daraus dem Michäel Angelo die benediction, und darneben auch andere Geschenke.

Darnach machte er des Papsts Contrafät 5. Elen hoch von Kupfer/ in welchem er grosse Kunst und schöne Gebärden zuwegen gebracht/ neben einer grossen ernstlichen Standhaftigkeit. Diß Bild ward zu Bolognen gestelt über die Porten der Kirche von S. Petronio. Man sagt/daß/ da Michäel Angelo noch in der Arbeit begriffen gewesen/ darzu kommen seye der fürtrefliche Mahler und[Spaltenumbruch] Komt mit dem Mahler Francia in differenz. Goldschmied Francia, der viel von dem Lob und der Kunst des Michäel Angelo gehört hatte/ aber nie nichts von ihme gesehen/ dieser habe sich über diesem künstlichen Werk sehr verwundert: daß ihn Michäel gefragt habe: Was ihn von diesem Bild beduncke? und als Francia geantwortet: Es ist ein sehr schöner Guß und schönes Stuck; habe er vermeint/ als ob er mehr das Kupfer/ als die Kunst rühmte/ auch derohalben gesagt: Dieses hab ich dem Papst zu danken/ der mir so gutes Kupfer darzu gegeben/ gleich ihr dem Apothecker zu danken habt/ der euch die Farben zum mahlen gibt; aus heimlichen Zorn aber gegen den Edelleuten gedacht: daß er ein plumper Kerl seye/ und/ als er den Sohn des Francia gesehen/ zu ihm gesagt: Euer Vatter macht schönere lebendige/ als gemahlte Bilder. Unter den Edelleuten fragte ihn einer/ welches er höher achte/ des Papsts Bild/ oder beantwortet einen Spötter sehr klug. ein paar Ochsen? Er antwortete: Nach dem die Ochsen sind/ dann die von Bolognen sind alle gröber/ als unsere Florentinische; der Papst legte auf die Bank/ um das Bild zu vollenden/ tausend Cronen/ und als es von Erd gemacht war/ zohe er nach Rom/ und ließ den Michäel Angelo zu Bolognen/ der es inner 16. Monat endigte. Diß Bild wurde nachmals zerbrochen/ und dem Herzog von Ferrara verkauft/ der ein Stuck Geschütz daraus gegossen/ welches er Julius genennet/ aber den Kopf bewahrte er gar wol.

Da der Papst zu Rom war/ brachte Bramant, der ein Befreundter des Raphaëls, und darum kein großer Freund von Michaël Angelo gewesen/ dem Papst in den Kopf/ daß er seine Begräbnis nicht solte fortmachen/ weil es schön seye/ wann man den Tod hasse/ und daß es ein böses Zeichen/ wann man in seinen Leb-Zeiten sich eine Begräbnis machen laße/ hingegen aber gut wäre/ Muß von des Papsts Begräbnis ablassen/ und die Capell Sixti mahlen. daß Michaël Angelo das Gewölb von der Capelle/ zu Ehren und Gedächtnis des Papsts Sixtus, die er in den Palast angefangen hätte/ ausmahlete; dardurch brachte Bramant und andere des Michaël Angelo Mißgönnere darzu/ daß das herrlich-angefangene Werk der Bildhauerey muste dahinden stehen/ weil sie unsern Künstler/ durch seine Fürtreflichkeit in dieser Kunst/ in gar zu großen Werth und Gnade bey dem Papst kommen sahen/ und gedachten darmit ihm den Muht zu nehmen/ weiln er auf naß mahlen muste/ in welchem sie ihne minder Kunstreich geglaubt/ und daß er leicht von Raphäel in solchem übertroffen werden/ also die die Päpstliche Gunst sich auch verlieren würde. Michaël Angelo kame nach Rom/ und mißriethe/ für den Papst erfordert/ diese Anstalt/ verhoffend/ daß Raphäel an seine Stelle gesetzt werden/ er aber die Begräbnis endigen möchte/ aber der Papst hatte mehr Sinn zu dem andern/ und wolte/ daß alle Gemälde/ die zur Zeit Sixti des Papsts gemacht worden/ solten abgenommen werden/ obwolen sie 50000. Ducaten gekostet: Michäel Angelo des Papsts Fürnehmen ersehende/ nahme ihme für/ um Hülf nach Florenz zu senden/ und zu machen/ daß/ die daselbst für seiner Zeit gearbeitet/ seiner Kunst wegen/ ihm solten zu Füßen ligen/ und wolte zeigen/ daß die Moderne und gegenwärtige

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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 150]/0182] den Pietro Soderini wolte machen lassen/ unterdessen kamen an die Herren von Florenz drey Befehl von dem Papst/ daß sie ihme den Michäel Angelo nacher Rom solten senden/ welchen Ernst des Papsts als er vermerket/ nahm er ihme für nach Constantinopel zu ziehen/ um dem Türken zu dienen/ durch Mittel eines Mönchs/ der ihme andeutete/ daß ihn der Türk wol brauchen würde/ um eine Bruck aus Constantinopel nach Pera zu machen/ er liesse sich aber bässer rahten von Pietro Soderini, der ihn/ zu mehrerer Versicherung/ als einen Staats-Gesandten/ mit seinem Bruder/ dem Cardinal Soderini, welcher mit ihme solte zu dem Papst gehen/ nach Rom schikte; da kamen sie nach Bolognen/ woselbst der Papst unlängst von Rom ankommen war. Es werden unterschiedliche Ursachen des Päpstlichen Zorns wider unsern Künstler erzehlet; Etliche wollen/ es seye daher kommen/ daß er niemals etwas von seiner Arbeit/ eh es ganz färtig gewesen/ habe wollen sehen lassen/ dannenhero der Papst sich oft verkleidet/ und die Knechte des Künstlers ihn in die Capell Sixti, welche er zu mahlen bestellet/ einzulassen/ mit Geld bestochen habe: welches/ als es Michäel vermerket/ habe er einsmals ein Brett auf den Papst herunter geworfen/ das ihn zu diesen Zorn gereitzet haben solle. Ob aber dieses oder ein anders die Ursach gewesen/ stehet dahin/ gewiß aber ist/ daß sich Michäel sehr beförchtet/ daß es mit ihm nicht gut ablauffen möchte. Da er nun in Bolognen gekommen/ wurde er gleich/ eh er noch die Stiffel abgezogen/ von dem Hofgesind des Papsts/ in Begleitung eines Bischofs/ des Cardinals Soderini, (weiln der Cardinal selbst krank worden) für den Papst gebracht/ für dem er auf seine Knie nidergefallen: Der Papst sahe ihn überzwergs an/ sprechend: An statt daß ihr uns soltet suchen/ habt ihr gewolt/ daß man euch solte suchen/ dahin zielend: daß Bolognen näher bey Florenz ist/ als bey Rom. Michäel Angelo bate mit aufgehebten Händen und lauter Stimme um Gnade/ sich entschuldigend/ daß er solches gethan hätte/ seye geschehen aus Unvollkommenheit/ weilen er nicht ertragen können/ also verjagt und verstossen zu werden; er bitte um Perdon seines Verbrechens. Der Bischoff/ welcher ihn dahin gebracht/ vermeinte die Sach auch zu entschuldigen/ und sagte zu dem Papst: Diese und dergleichen Menschen sind unwissend/ und ausser ihrer Kunst zu nichts gut/ daß man derowegen wol Ursach hat/ ihnen zu vergeben; der Papst wurde zornig/ und triebe mit einem Stab/ den er bey sich hatte/ den Bischoff von sich/ sagende: O Unwissender/ seyd ihr/ der diesen Mann verschmähet/ da wir selbst ihn nicht verschmähen! Gab daraus dem Michäel Angelo die benediction, und darneben auch andere Geschenke. Ursach des Päpstlichen Zorns/ wider Michael Angelo. Wird wieder mit dem Papst versöhnet. Darnach machte er des Papsts Contrafät 5. Elen hoch von Kupfer/ in welchem er grosse Kunst und schöne Gebärden zuwegen gebracht/ neben einer grossen ernstlichen Standhaftigkeit. Diß Bild ward zu Bolognen gestelt über die Porten der Kirche von S. Petronio. Man sagt/daß/ da Michäel Angelo noch in der Arbeit begriffen gewesen/ darzu kommen seye der fürtrefliche Mahler und Goldschmied Francia, der viel von dem Lob und der Kunst des Michäel Angelo gehört hatte/ aber nie nichts von ihme gesehen/ dieser habe sich über diesem künstlichen Werk sehr verwundert: daß ihn Michäel gefragt habe: Was ihn von diesem Bild beduncke? und als Francia geantwortet: Es ist ein sehr schöner Guß und schönes Stuck; habe er vermeint/ als ob er mehr das Kupfer/ als die Kunst rühmte/ auch derohalben gesagt: Dieses hab ich dem Papst zu danken/ der mir so gutes Kupfer darzu gegeben/ gleich ihr dem Apothecker zu danken habt/ der euch die Farben zum mahlen gibt; aus heimlichen Zorn aber gegen den Edelleuten gedacht: daß er ein plumper Kerl seye/ und/ als er den Sohn des Francia gesehen/ zu ihm gesagt: Euer Vatter macht schönere lebendige/ als gemahlte Bilder. Unter den Edelleuten fragte ihn einer/ welches er höher achte/ des Papsts Bild/ oder ein paar Ochsen? Er antwortete: Nach dem die Ochsen sind/ dann die von Bolognen sind alle gröber/ als unsere Florentinische; der Papst legte auf die Bank/ um das Bild zu vollenden/ tausend Cronen/ und als es von Erd gemacht war/ zohe er nach Rom/ und ließ den Michäel Angelo zu Bolognen/ der es inner 16. Monat endigte. Diß Bild wurde nachmals zerbrochen/ und dem Herzog von Ferrara verkauft/ der ein Stuck Geschütz daraus gegossen/ welches er Julius genennet/ aber den Kopf bewahrte er gar wol. Komt mit dem Mahler Francia in differenz. beantwortet einen Spötter sehr klug. Da der Papst zu Rom war/ brachte Bramant, der ein Befreundter des Raphaëls, und darum kein großer Freund von Michaël Angelo gewesen/ dem Papst in den Kopf/ daß er seine Begräbnis nicht solte fortmachen/ weil es schön seye/ wann man den Tod hasse/ und daß es ein böses Zeichen/ wann man in seinen Leb-Zeiten sich eine Begräbnis machen laße/ hingegen aber gut wäre/ daß Michaël Angelo das Gewölb von der Capelle/ zu Ehren und Gedächtnis des Papsts Sixtus, die er in den Palast angefangen hätte/ ausmahlete; dardurch brachte Bramant und andere des Michaël Angelo Mißgönnere darzu/ daß das herrlich-angefangene Werk der Bildhauerey muste dahinden stehen/ weil sie unsern Künstler/ durch seine Fürtreflichkeit in dieser Kunst/ in gar zu großen Werth und Gnade bey dem Papst kommen sahen/ und gedachten darmit ihm den Muht zu nehmen/ weiln er auf naß mahlen muste/ in welchem sie ihne minder Kunstreich geglaubt/ und daß er leicht von Raphäel in solchem übertroffen werden/ also die die Päpstliche Gunst sich auch verlieren würde. Michaël Angelo kame nach Rom/ und mißriethe/ für den Papst erfordert/ diese Anstalt/ verhoffend/ daß Raphäel an seine Stelle gesetzt werden/ er aber die Begräbnis endigen möchte/ aber der Papst hatte mehr Sinn zu dem andern/ und wolte/ daß alle Gemälde/ die zur Zeit Sixti des Papsts gemacht worden/ solten abgenommen werden/ obwolen sie 50000. Ducaten gekostet: Michäel Angelo des Papsts Fürnehmen ersehende/ nahme ihme für/ um Hülf nach Florenz zu senden/ und zu machen/ daß/ die daselbst für seiner Zeit gearbeitet/ seiner Kunst wegen/ ihm solten zu Füßen ligen/ und wolte zeigen/ daß die Moderne und gegenwärtige Muß von des Papsts Begräbnis ablassen/ und die Capell Sixti mahlen.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 150]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/182>, abgerufen am 28.11.2024.