Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Spillo genant/ praesentirte eine Heerpaucken/ von einer gebratnen Ganß gemacht. Dominicus Puligo ein Spanferklein/ worvon er ein spinnendes Mägdlein/ so eine Bruthennen bewahrt/ und welche Pan wargenommen hatte/ gemacht. Ein anderer brachte ein Anbild von eines Ferkleins Haupt und anderer Fettigkeit zuwegen.

Die Gesellschaft von der Köllen. Ferner hatten sie eine Gesellschaft von der Köllen/ derselben Anfang entstunde in einem Hoff/ wo ein Abendmal mit Spielen und andern Freuden gehalten worden; indem sie nun unter einander frische Raumkäß aßen/ und einer das Maul aufrisse/ daß ihm der andere etwas hinein stecken solte/ hat sich begeben/ daß einer unter der Gesellschaft eine Maurers-Köllen/ worauf noch etwas Kalch gelegen/ gehabt/ und dem andern/ an statt des Raumkäß/ solchen in den Mund geworfen/ worüber die ganze Gesellschaft gelacht/ und ins gesamt geruffen: Kölle/ Kölle. Hieraus nun ist das Spiel von der Köllen von vier und zwanzig Personen/ zwölf mehr und zwölf minder geheissen/ entstanden/ und haben auch für ihr Zeichen die Köllen/ und vor ihren Patronen/ S.Andream überkommen.

Diese Gesellschaft/ weil sie auf nichts anders/ als gut Geschirr zu machen/ angesehen/ nahme mit der Zeit also zu/ daß sich auch große Herren/ als die von Medices, darunter begeben. Als ihr Fest angekommen/ daß sie von ihren Herren zum Abend-Essen beschieden worden/ da sie dann in unterschiedlichen Aufzügen von Kleidungen/ wie es einem jeden selbst gefallen/ sich eingestelt/ wann aber zween einerley Kleid anhatten/ wurden sie gestraffet/ hier war sich nun zu verwundern/ was für mancherley artige und schöne Kleider sie zuwegen gebracht/ und wurde ein jeglicher zur Tafel oben an gesezt/ nachdem er schlecht oder prächtig bekleidet. Unter andern kamen sie einesmahls mit den Ober-Knechten/ auf Befehl des Herrn von der Gesellschaft/ in Maurers-Kleidern/ mit Köllen und Hammern in den Riemen/ und aller Zugehör. Da nun der Herr von Ein Palast von Speisen/ zu einer Mahlzeit bereitet. der Gesellschaft an das Ort kommen/ allwo man das Abend-Essen halten solte/ wurde ihm auf einer Tafel der Grund gewiesen/ da sie zu bauen hätten/ die Ober-Knecht brachten gleich die zu dem Bau gehörige Stuck/ welches Mödel waren/ wie man zu den Lezelten braucht/ und die man daselbst Lasagna nennet/ um damit die Mauren zu machen/ auch dabey frische neue Raum-Käß/ die sie Ricotta heissen/ überall mit Zucker/ und anderm Gewürz oder Spezereyen/ wol bestreuet und vermengt/ und dieses war an statt des Kalchs; des Sands und der Erden Stell aber muste allerhand Confect und gestossenes Zuckerwerk vertretten/ die Bachstein/ Pflasterstein und andere wurden ausgesezt in großen Bachkörblein/ und waren schön weiß Brod/ Kuchen und Torten/ um den Grund oder das Fundament damit zu legen/ unter andern wurde auch ein Grundstein herbeygebracht/ welcher von den Meistern selbst übel gearbeitet zu seyn schiene/ deswegen er von ihnen zerkloben/ und darinn gebratne Vögel/ Würst und andere Speisen gefunden worden: Nachmalen kamen sie mit einer großen Säul/ die sie ausbrachen/ hervor/ diese nun war innen mit gesottenem Kalb-Fleisch/ Capaunen und anderm gefült/ [Spaltenumbruch] das Fußgestell aber von Parmesan-Käß zubereitet/ und das obere Theil von Capaun-Fleisch und anderm gemacht/ zulezt wurde auf einem Wagen ein überaus köstlicher Zwergbalken/ mit seinem Gewölb/ Bogen und Gesämse hereingeführet/ von so viel köstlichen Speisen zugericht/ daß zu erzehlen zu lang fiele/ endlich/ als diß geschehen/ kame uhrplözlich darauf/ nach einigem Donner-Knall/ ein Regen/ welcher sie alle so naß gemacht/ daß dißmal ein jeder nach Hauß sich begeben müssen.

Auf einem andern Tischmahl/ da einer/ Matthaeo da Panzona mit Namen/ Herr von der Gesellschaft war/ und sie auf ihrem Platz zusammen gekommen/ hat sich zu ihnen verfügt Ceres, so ihre Tochter/ nachdem sie von Plutone entführet worden/ gesucht/ diese nun bate sie/ daß sie ihr doch folgen/ Eine andere Mahlzeit/ die Höll praefentirend. und in die Hölle Gesellschaft leisten wolten; wie sie derohalben in eine Cammer/ worinnen wenig Liecht zu finden/ kommen/ erschiene ihnen/ an statt der Thür/ ein Mund einer großen Schlangen/ deren Kopf den Höllen-Schlund praesentirte. Worauf Cerberus daselbst von der Ceres befragt worden/ ob ihre Tochter nicht darinnen sich aufhielte/ da ihr zwar mit ja die Antwort gefallen/ Pluto aber weigerte sich/ dieselbe wieder heraus zu geben/ und lude die Mutter/ samt der ganzen Gesellschaft/ zur Hochzeit/ die er zugerichtet hatte. Welches/ als es bewilliget worden/ schloße die Schlange den Mund auf/ und sie giengen zu beyden Theilen hinein/ da kamen sie endlich in eine runde Kammer/ allwo allein in der Mitten ein kleines Liechtlein schiene/ bey welchem sie aber schwerlich einander sehen kunten/ daselbst nun seynd sie von einem wilden Gespenst zur Tafel/ die schwarz überdekt gewesen/ geführet worden. Und hat darauf Pluto befohlen/ daß man/ seiner Braut zu Ehren/ die höllische Marter einstellen solte/ da wurden in dem Kopf eines Walfisches Liechter angezündt/ und die Tormenta der Höllen/ gleichwie sie von dem Poeten Dante beschrieben worden/ auf unterschiedliche Manier gemahlt gesehen; die Richten dieses höllischen Abend-Essens waren als grausame Thier anzusehen/ aber inwendig seynd es lauter gute Speisen gewesen/ und hierbey hat vorgenanntes Gespenst/ in Aufsetzung der Speisen/ den Hofmeister agiert/ Einer seiner Gesellen aber/ aus einer Schlang/ so ein gläsernes Horn war/ guten Wein eingeschenket. Als diese Speisen nun hinweg genommen/ und die Mahlzeit zu End gebracht worden/ sezten sie/ an statt des Confects, nichts als Todten-Bein/ so alle von Zucker waren/ auf/ da sagte Pluto, daß er mit der Braut zu Bett gehn wolle/ und daß man die verdamte Seelen wieder solle anfangen zu peinigen; da wurden stracks durch einen Wind alle die Liechter ausgelescht/ darbey man ausführlich ein großes Geschrey und Heulen gehört/ unterdessen aber ist das trefliche Panquet aufgehoben worden/ da dann bey Liechtern man einen Platz mit einem sehr köstlich und herrlichen Abend-Essen zubereitet gesehen/ bey dessen Ende sich ein Schiff/ von allerley köstlichen Confecturen und Kaufmanschaften beladen/ hervorgethan. Worauf die Schiffleut/ als denen alle Mitglieder der Gesellschaft im Einladen verhülflich seyn müssen/ sie samentlich

[Spaltenumbruch] Spillo genant/ praesentirte eine Heerpaucken/ von einer gebratnen Ganß gemacht. Dominicus Puligo ein Spanferklein/ worvon er ein spinnendes Mägdlein/ so eine Bruthennen bewahrt/ und welche Pan wargenommen hatte/ gemacht. Ein anderer brachte ein Anbild von eines Ferkleins Haupt und anderer Fettigkeit zuwegen.

Die Gesellschaft von der Köllen. Ferner hatten sie eine Gesellschaft von der Köllen/ derselben Anfang entstunde in einem Hoff/ wo ein Abendmal mit Spielen und andern Freuden gehalten worden; indem sie nun unter einander frische Raumkäß aßen/ und einer das Maul aufrisse/ daß ihm der andere etwas hinein stecken solte/ hat sich begeben/ daß einer unter der Gesellschaft eine Maurers-Köllen/ worauf noch etwas Kalch gelegen/ gehabt/ und dem andern/ an statt des Raumkäß/ solchen in den Mund geworfen/ worüber die ganze Gesellschaft gelacht/ und ins gesamt geruffen: Kölle/ Kölle. Hieraus nun ist das Spiel von der Köllen von vier und zwanzig Personen/ zwölf mehr und zwölf minder geheissen/ entstanden/ und haben auch für ihr Zeichen die Köllen/ und vor ihren Patronen/ S.Andream überkommen.

Diese Gesellschaft/ weil sie auf nichts anders/ als gut Geschirr zu machen/ angesehen/ nahme mit der Zeit also zu/ daß sich auch große Herren/ als die von Medices, darunter begeben. Als ihr Fest angekommen/ daß sie von ihren Herren zum Abend-Essen beschieden worden/ da sie dann in unterschiedlichen Aufzügen von Kleidungen/ wie es einem jeden selbst gefallen/ sich eingestelt/ wann aber zween einerley Kleid anhatten/ wurden sie gestraffet/ hier war sich nun zu verwundern/ was für mancherley artige und schöne Kleider sie zuwegen gebracht/ und wurde ein jeglicher zur Tafel oben an gesezt/ nachdem er schlecht oder prächtig bekleidet. Unter andern kamen sie einesmahls mit den Ober-Knechten/ auf Befehl des Herrn von der Gesellschaft/ in Maurers-Kleidern/ mit Köllen und Hammern in den Riemen/ und aller Zugehör. Da nun der Herr von Ein Palast von Speisen/ zu einer Mahlzeit bereitet. der Gesellschaft an das Ort kommen/ allwo man das Abend-Essen halten solte/ wurde ihm auf einer Tafel der Grund gewiesen/ da sie zu bauen hätten/ die Ober-Knecht brachten gleich die zu dem Bau gehörige Stuck/ welches Mödel waren/ wie man zu den Lezelten braucht/ und die man daselbst Lasagna nennet/ um damit die Mauren zu machen/ auch dabey frische neue Raum-Käß/ die sie Ricotta heissen/ überall mit Zucker/ und anderm Gewürz oder Spezereyen/ wol bestreuet und vermengt/ und dieses war an statt des Kalchs; des Sands und der Erden Stell aber muste allerhand Confect und gestossenes Zuckerwerk vertretten/ die Bachstein/ Pflasterstein und andere wurden ausgesezt in großen Bachkörblein/ und waren schön weiß Brod/ Kuchen und Torten/ um den Grund oder das Fundament damit zu legen/ unter andern wurde auch ein Grundstein herbeygebracht/ welcher von den Meistern selbst übel gearbeitet zu seyn schiene/ deswegen er von ihnen zerkloben/ und darinn gebratne Vögel/ Würst und andere Speisen gefunden worden: Nachmalen kamen sie mit einer großen Säul/ die sie ausbrachen/ hervor/ diese nun war innen mit gesottenem Kalb-Fleisch/ Capaunen und anderm gefült/ [Spaltenumbruch] das Fußgestell aber von Parmesan-Käß zubereitet/ und das obere Theil von Capaun-Fleisch und anderm gemacht/ zulezt wurde auf einem Wagen ein überaus köstlicher Zwergbalken/ mit seinem Gewölb/ Bogen und Gesämse hereingeführet/ von so viel köstlichen Speisen zugericht/ daß zu erzehlen zu lang fiele/ endlich/ als diß geschehen/ kame uhrplözlich darauf/ nach einigem Donner-Knall/ ein Regen/ welcher sie alle so naß gemacht/ daß dißmal ein jeder nach Hauß sich begeben müssen.

Auf einem andern Tischmahl/ da einer/ Matthaeo da Panzona mit Namen/ Herr von der Gesellschaft war/ und sie auf ihrem Platz zusammen gekommen/ hat sich zu ihnen verfügt Ceres, so ihre Tochter/ nachdem sie von Plutone entführet worden/ gesucht/ diese nun bate sie/ daß sie ihr doch folgen/ Eine andere Mahlzeit/ die Höll praefentirend. und in die Hölle Gesellschaft leisten wolten; wie sie derohalben in eine Cammer/ worinnen wenig Liecht zu finden/ kommen/ erschiene ihnen/ an statt der Thür/ ein Mund einer großen Schlangen/ deren Kopf den Höllen-Schlund praesentirte. Worauf Cerberus daselbst von der Ceres befragt worden/ ob ihre Tochter nicht darinnen sich aufhielte/ da ihr zwar mit ja die Antwort gefallen/ Pluto aber weigerte sich/ dieselbe wieder heraus zu geben/ und lude die Mutter/ samt der ganzen Gesellschaft/ zur Hochzeit/ die er zugerichtet hatte. Welches/ als es bewilliget worden/ schloße die Schlange den Mund auf/ und sie giengen zu beyden Theilen hinein/ da kamen sie endlich in eine runde Kammer/ allwo allein in der Mitten ein kleines Liechtlein schiene/ bey welchem sie aber schwerlich einander sehen kunten/ daselbst nun seynd sie von einem wilden Gespenst zur Tafel/ die schwarz überdekt gewesen/ geführet worden. Und hat darauf Pluto befohlen/ daß man/ seiner Braut zu Ehren/ die höllische Marter einstellen solte/ da wurden in dem Kopf eines Walfisches Liechter angezündt/ und die Tormenta der Höllen/ gleichwie sie von dem Poëten Dante beschrieben worden/ auf unterschiedliche Manier gemahlt gesehen; die Richten dieses höllischen Abend-Essens waren als grausame Thier anzusehen/ aber inwendig seynd es lauter gute Speisen gewesen/ und hierbey hat vorgenanntes Gespenst/ in Aufsetzung der Speisen/ den Hofmeister agiert/ Einer seiner Gesellen aber/ aus einer Schlang/ so ein gläsernes Horn war/ guten Wein eingeschenket. Als diese Speisen nun hinweg genommen/ und die Mahlzeit zu End gebracht worden/ sezten sie/ an statt des Confects, nichts als Todten-Bein/ so alle von Zucker waren/ auf/ da sagte Pluto, daß er mit der Braut zu Bett gehn wolle/ und daß man die verdamte Seelen wieder solle anfangen zu peinigen; da wurden stracks durch einen Wind alle die Liechter ausgelescht/ darbey man ausführlich ein großes Geschrey und Heulen gehört/ unterdessen aber ist das trefliche Panquet aufgehoben worden/ da dann bey Liechtern man einen Platz mit einem sehr köstlich und herrlichen Abend-Essen zubereitet gesehen/ bey dessen Ende sich ein Schiff/ von allerley köstlichen Confecturen und Kaufmanschaften beladen/ hervorgethan. Worauf die Schiffleut/ als denen alle Mitglieder der Gesellschaft im Einladen verhülflich seyn müssen/ sie samentlich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p xml:id="p340.4"><pb facs="#f0160" xml:id="pb-341" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 130]"/><cb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1915 http://d-nb.info/gnd/13638045X http://viaf.org/viaf/80734863">Spillo</persName></hi> genant/ <hi rendition="#aq">praesenti</hi>rte eine Heerpaucken/ von einer gebratnen Ganß gemacht. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1308 http://d-nb.info/gnd/122836170 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500019132 http://viaf.org/viaf/62439603">Dominicus Puligo</persName></hi> ein Spanferklein/ worvon er ein spinnendes Mägdlein/ so eine Bruthennen bewahrt/ und welche <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName></hi> wargenommen hatte/ gemacht. Ein anderer brachte ein Anbild von eines Ferkleins Haupt und anderer Fettigkeit zuwegen.</p>
          <p><note place="right">Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1863 http://d-nb.info/gnd/7615528-6">Gesellschaft von der Köllen</persName>.</note> Ferner hatten sie eine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1863 http://d-nb.info/gnd/7615528-6">Gesellschaft von der Köllen</persName>/ derselben Anfang entstunde in einem Hoff/ wo ein Abendmal mit Spielen und andern Freuden gehalten worden; indem sie nun unter einander frische Raumkäß aßen/ und einer das Maul aufrisse/ daß ihm der andere etwas hinein stecken solte/ hat sich begeben/ daß einer unter der Gesellschaft eine Maurers-Köllen/ worauf noch etwas Kalch gelegen/ gehabt/ und dem andern/ an statt des Raumkäß/ solchen in den Mund geworfen/ worüber die ganze Gesellschaft gelacht/ und ins gesamt geruffen: Kölle/ Kölle. Hieraus nun ist das Spiel von der Köllen von vier und zwanzig Personen/ zwölf mehr und zwölf minder geheissen/ entstanden/ und haben auch für ihr Zeichen die Köllen/ und vor ihren Patronen/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-613 http://d-nb.info/gnd/118502891 http://viaf.org/viaf/59875147">S.Andream</persName></hi> überkommen.</p>
          <p>Diese Gesellschaft/ weil sie auf nichts anders/ als gut Geschirr zu machen/ angesehen/ nahme mit der Zeit also zu/ daß sich auch große Herren/ als die von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1099 http://d-nb.info/gnd/118732455 http://viaf.org/viaf/13102402">Medices</persName>,</hi> darunter begeben. Als ihr Fest angekommen/ daß sie von ihren Herren zum Abend-Essen beschieden worden/ da sie dann in unterschiedlichen Aufzügen von Kleidungen/ wie es einem jeden selbst gefallen/ sich eingestelt/ wann aber zween einerley Kleid anhatten/ wurden sie gestraffet/ hier war sich nun zu verwundern/ was für mancherley artige und schöne Kleider sie zuwegen gebracht/ und wurde ein jeglicher zur Tafel oben an gesezt/ nachdem er schlecht oder prächtig bekleidet. Unter andern kamen sie einesmahls mit den Ober-Knechten/ auf Befehl des Herrn von der Gesellschaft/ in Maurers-Kleidern/ mit Köllen und Hammern in den Riemen/ und aller Zugehör. Da nun der Herr von <note place="right">Ein Palast von Speisen/ zu einer Mahlzeit bereitet.</note> der Gesellschaft an das Ort kommen/ allwo man das Abend-Essen halten solte/ wurde ihm auf einer Tafel der Grund gewiesen/ da sie zu bauen hätten/ die Ober-Knecht brachten gleich die zu dem Bau gehörige Stuck/ welches Mödel waren/ wie man zu den Lezelten braucht/ und die man daselbst <hi rendition="#aq">Lasagna</hi> nennet/ um damit die Mauren zu machen/ auch dabey frische neue Raum-Käß/ die sie <hi rendition="#aq">Ricotta</hi> heissen/ überall mit Zucker/ und anderm Gewürz oder Spezereyen/ wol bestreuet und vermengt/ und dieses war an statt des Kalchs; des Sands und der Erden Stell aber muste allerhand <hi rendition="#aq">Confect</hi> und gestossenes Zuckerwerk vertretten/ die Bachstein/ Pflasterstein und andere wurden ausgesezt in großen Bachkörblein/ und waren schön weiß Brod/ Kuchen und Torten/ um den Grund oder das <hi rendition="#aq">Fundament</hi> damit zu legen/ unter andern wurde auch ein Grundstein herbeygebracht/ welcher von den Meistern selbst übel gearbeitet zu seyn schiene/ deswegen er von ihnen zerkloben/ und darinn gebratne Vögel/ Würst und andere Speisen gefunden worden: Nachmalen kamen sie mit einer großen Säul/ die sie ausbrachen/ hervor/ diese nun war innen mit gesottenem Kalb-Fleisch/ Capaunen und anderm gefült/ <cb/>
das Fußgestell aber von Parmesan-Käß zubereitet/ und das obere Theil von Capaun-Fleisch und anderm gemacht/ zulezt wurde auf einem Wagen ein überaus köstlicher Zwergbalken/ mit seinem Gewölb/ Bogen und Gesämse hereingeführet/ von so viel köstlichen Speisen zugericht/ daß zu erzehlen zu lang fiele/ endlich/ als diß geschehen/ kame uhrplözlich darauf/ nach einigem Donner-Knall/ ein Regen/ welcher sie alle so naß gemacht/ daß dißmal ein jeder nach Hauß sich begeben müssen.</p>
          <p>Auf einem andern Tischmahl/ da einer/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5128">Matthaeo da Panzona</persName></hi> mit Namen/ Herr von der Gesellschaft war/ und sie auf ihrem Platz zusammen gekommen/ hat sich zu ihnen verfügt <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName>,</hi> so ihre <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Tochter</persName>/ nachdem sie von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Plutone</persName></hi> entführet worden/ gesucht/ diese nun bate sie/ daß sie ihr doch folgen/ <note place="right">Eine andere Mahlzeit/ die Höll <hi rendition="#aq">praefenti</hi>rend.</note> und in die Hölle Gesellschaft leisten wolten; wie sie derohalben in eine Cammer/ worinnen wenig Liecht zu finden/ kommen/ erschiene ihnen/ an statt der Thür/ ein Mund einer großen Schlangen/ deren Kopf den Höllen-Schlund <hi rendition="#aq">praesenti</hi>rte. Worauf <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1856">Cerberus</persName></hi> daselbst von der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName></hi> befragt worden/ ob ihre <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Tochter</persName> nicht darinnen sich aufhielte/ da ihr zwar mit ja die Antwort gefallen/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName></hi> aber weigerte sich/ dieselbe wieder heraus zu geben/ und lude die Mutter/ samt der ganzen Gesellschaft/ zur Hochzeit/ die er zugerichtet hatte. Welches/ als es bewilliget worden/ schloße die Schlange den Mund auf/ und sie giengen zu beyden Theilen hinein/ da kamen sie endlich in eine runde Kammer/ allwo allein in der Mitten ein kleines Liechtlein schiene/ bey welchem sie aber schwerlich einander sehen kunten/ daselbst nun seynd sie von einem wilden Gespenst zur Tafel/ die schwarz überdekt gewesen/ geführet worden. Und hat darauf <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName></hi> befohlen/ daß man/ seiner Braut zu Ehren/ die höllische Marter einstellen solte/ da wurden in dem Kopf eines Walfisches Liechter angezündt/ und die <hi rendition="#aq">Tormenta</hi> der Höllen/ gleichwie sie von dem <hi rendition="#aq">Poët</hi>en <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1038 http://d-nb.info/gnd/118523708 http://viaf.org/viaf/97105654">Dante</persName></hi> beschrieben worden/ auf unterschiedliche Manier gemahlt gesehen; die Richten dieses höllischen Abend-Essens waren als grausame Thier anzusehen/ aber inwendig seynd es lauter gute Speisen gewesen/ und hierbey hat vorgenanntes Gespenst/ in Aufsetzung der Speisen/ den Hofmeister agiert/ Einer seiner Gesellen aber/ aus einer Schlang/ so ein gläsernes Horn war/ guten Wein eingeschenket. Als diese Speisen nun hinweg genommen/ und die Mahlzeit zu End gebracht worden/ sezten sie/ an statt des <hi rendition="#aq">Confects,</hi> nichts als Todten-Bein/ so alle von Zucker waren/ auf/ da sagte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-340">Pluto</persName>,</hi> daß er mit der Braut zu Bett gehn wolle/ und daß man die verdamte Seelen wieder solle anfangen zu peinigen; da wurden stracks durch einen Wind alle die Liechter ausgelescht/ darbey man ausführlich ein großes Geschrey und Heulen gehört/ unterdessen aber ist das trefliche <hi rendition="#aq">Panquet</hi> aufgehoben worden/ da dann bey Liechtern man einen Platz mit einem sehr köstlich und herrlichen Abend-Essen zubereitet gesehen/ bey dessen Ende sich ein Schiff/ von allerley köstlichen <hi rendition="#aq">Confectur</hi>en und Kaufmanschaften beladen/ hervorgethan. Worauf die Schiffleut/ als denen alle Mitglieder der Gesellschaft im Einladen verhülflich seyn müssen/ sie samentlich
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 130]/0160] Spillo genant/ praesentirte eine Heerpaucken/ von einer gebratnen Ganß gemacht. Dominicus Puligo ein Spanferklein/ worvon er ein spinnendes Mägdlein/ so eine Bruthennen bewahrt/ und welche Pan wargenommen hatte/ gemacht. Ein anderer brachte ein Anbild von eines Ferkleins Haupt und anderer Fettigkeit zuwegen. Ferner hatten sie eine Gesellschaft von der Köllen/ derselben Anfang entstunde in einem Hoff/ wo ein Abendmal mit Spielen und andern Freuden gehalten worden; indem sie nun unter einander frische Raumkäß aßen/ und einer das Maul aufrisse/ daß ihm der andere etwas hinein stecken solte/ hat sich begeben/ daß einer unter der Gesellschaft eine Maurers-Köllen/ worauf noch etwas Kalch gelegen/ gehabt/ und dem andern/ an statt des Raumkäß/ solchen in den Mund geworfen/ worüber die ganze Gesellschaft gelacht/ und ins gesamt geruffen: Kölle/ Kölle. Hieraus nun ist das Spiel von der Köllen von vier und zwanzig Personen/ zwölf mehr und zwölf minder geheissen/ entstanden/ und haben auch für ihr Zeichen die Köllen/ und vor ihren Patronen/ S.Andream überkommen. Die Gesellschaft von der Köllen. Diese Gesellschaft/ weil sie auf nichts anders/ als gut Geschirr zu machen/ angesehen/ nahme mit der Zeit also zu/ daß sich auch große Herren/ als die von Medices, darunter begeben. Als ihr Fest angekommen/ daß sie von ihren Herren zum Abend-Essen beschieden worden/ da sie dann in unterschiedlichen Aufzügen von Kleidungen/ wie es einem jeden selbst gefallen/ sich eingestelt/ wann aber zween einerley Kleid anhatten/ wurden sie gestraffet/ hier war sich nun zu verwundern/ was für mancherley artige und schöne Kleider sie zuwegen gebracht/ und wurde ein jeglicher zur Tafel oben an gesezt/ nachdem er schlecht oder prächtig bekleidet. Unter andern kamen sie einesmahls mit den Ober-Knechten/ auf Befehl des Herrn von der Gesellschaft/ in Maurers-Kleidern/ mit Köllen und Hammern in den Riemen/ und aller Zugehör. Da nun der Herr von der Gesellschaft an das Ort kommen/ allwo man das Abend-Essen halten solte/ wurde ihm auf einer Tafel der Grund gewiesen/ da sie zu bauen hätten/ die Ober-Knecht brachten gleich die zu dem Bau gehörige Stuck/ welches Mödel waren/ wie man zu den Lezelten braucht/ und die man daselbst Lasagna nennet/ um damit die Mauren zu machen/ auch dabey frische neue Raum-Käß/ die sie Ricotta heissen/ überall mit Zucker/ und anderm Gewürz oder Spezereyen/ wol bestreuet und vermengt/ und dieses war an statt des Kalchs; des Sands und der Erden Stell aber muste allerhand Confect und gestossenes Zuckerwerk vertretten/ die Bachstein/ Pflasterstein und andere wurden ausgesezt in großen Bachkörblein/ und waren schön weiß Brod/ Kuchen und Torten/ um den Grund oder das Fundament damit zu legen/ unter andern wurde auch ein Grundstein herbeygebracht/ welcher von den Meistern selbst übel gearbeitet zu seyn schiene/ deswegen er von ihnen zerkloben/ und darinn gebratne Vögel/ Würst und andere Speisen gefunden worden: Nachmalen kamen sie mit einer großen Säul/ die sie ausbrachen/ hervor/ diese nun war innen mit gesottenem Kalb-Fleisch/ Capaunen und anderm gefült/ das Fußgestell aber von Parmesan-Käß zubereitet/ und das obere Theil von Capaun-Fleisch und anderm gemacht/ zulezt wurde auf einem Wagen ein überaus köstlicher Zwergbalken/ mit seinem Gewölb/ Bogen und Gesämse hereingeführet/ von so viel köstlichen Speisen zugericht/ daß zu erzehlen zu lang fiele/ endlich/ als diß geschehen/ kame uhrplözlich darauf/ nach einigem Donner-Knall/ ein Regen/ welcher sie alle so naß gemacht/ daß dißmal ein jeder nach Hauß sich begeben müssen. Ein Palast von Speisen/ zu einer Mahlzeit bereitet. Auf einem andern Tischmahl/ da einer/ Matthaeo da Panzona mit Namen/ Herr von der Gesellschaft war/ und sie auf ihrem Platz zusammen gekommen/ hat sich zu ihnen verfügt Ceres, so ihre Tochter/ nachdem sie von Plutone entführet worden/ gesucht/ diese nun bate sie/ daß sie ihr doch folgen/ und in die Hölle Gesellschaft leisten wolten; wie sie derohalben in eine Cammer/ worinnen wenig Liecht zu finden/ kommen/ erschiene ihnen/ an statt der Thür/ ein Mund einer großen Schlangen/ deren Kopf den Höllen-Schlund praesentirte. Worauf Cerberus daselbst von der Ceres befragt worden/ ob ihre Tochter nicht darinnen sich aufhielte/ da ihr zwar mit ja die Antwort gefallen/ Pluto aber weigerte sich/ dieselbe wieder heraus zu geben/ und lude die Mutter/ samt der ganzen Gesellschaft/ zur Hochzeit/ die er zugerichtet hatte. Welches/ als es bewilliget worden/ schloße die Schlange den Mund auf/ und sie giengen zu beyden Theilen hinein/ da kamen sie endlich in eine runde Kammer/ allwo allein in der Mitten ein kleines Liechtlein schiene/ bey welchem sie aber schwerlich einander sehen kunten/ daselbst nun seynd sie von einem wilden Gespenst zur Tafel/ die schwarz überdekt gewesen/ geführet worden. Und hat darauf Pluto befohlen/ daß man/ seiner Braut zu Ehren/ die höllische Marter einstellen solte/ da wurden in dem Kopf eines Walfisches Liechter angezündt/ und die Tormenta der Höllen/ gleichwie sie von dem Poëten Dante beschrieben worden/ auf unterschiedliche Manier gemahlt gesehen; die Richten dieses höllischen Abend-Essens waren als grausame Thier anzusehen/ aber inwendig seynd es lauter gute Speisen gewesen/ und hierbey hat vorgenanntes Gespenst/ in Aufsetzung der Speisen/ den Hofmeister agiert/ Einer seiner Gesellen aber/ aus einer Schlang/ so ein gläsernes Horn war/ guten Wein eingeschenket. Als diese Speisen nun hinweg genommen/ und die Mahlzeit zu End gebracht worden/ sezten sie/ an statt des Confects, nichts als Todten-Bein/ so alle von Zucker waren/ auf/ da sagte Pluto, daß er mit der Braut zu Bett gehn wolle/ und daß man die verdamte Seelen wieder solle anfangen zu peinigen; da wurden stracks durch einen Wind alle die Liechter ausgelescht/ darbey man ausführlich ein großes Geschrey und Heulen gehört/ unterdessen aber ist das trefliche Panquet aufgehoben worden/ da dann bey Liechtern man einen Platz mit einem sehr köstlich und herrlichen Abend-Essen zubereitet gesehen/ bey dessen Ende sich ein Schiff/ von allerley köstlichen Confecturen und Kaufmanschaften beladen/ hervorgethan. Worauf die Schiffleut/ als denen alle Mitglieder der Gesellschaft im Einladen verhülflich seyn müssen/ sie samentlich Eine andere Mahlzeit/ die Höll praefentirend.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/160
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 130]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/160>, abgerufen am 24.11.2024.