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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Worinn er macht den Königlichen Saal. er das Gewölb des Königlichen Saals von stucco, mit so schönen und reichen Austheilungen/ als immer möglich seyn kan. In die acht Ecke machte er eine Rose von vier Kindern erhoben/ die mit den Füßen gegeneinander kommen/ in die Mitten aber des Papsts Wappen/ und fort überal in das Gewölb das Symbolum, welches das Haus von Farnese geführt. Dieses Gewölb ist über alles/ so jemaln von alten und neuen gemacht worden/ zu preisen. Da nun Pieryn diese Last auf sich genommen/ folgte er zulezt Raphael nach/ und thäte nicht viel anders mehr als zeichnen/ so ihme sehr angenehm war. Er ließ durch andre nach seinem Carton die Werk mahlen/ weilen ihn/ ob hätte er die vorige Zeit wenig Nutzen geschafft/ gedauchte/ wordurch er aber seinem Namen nicht viel Ehre/ jedoch sich selbsten viel Gelds zuwegen gebracht. Es ware ihme auch sonsten verdrießlich zu sehen/ wann einige Junge auf genommen wurden/ und suchte dieselbe alle (nur damit sie ihm nicht im Weeg stunden) unter sich zu bringen.

Titian, komt nach Rom/ Contrafäte zu machen. Nachdem Anno 1546. der große Titian von Venedig nach Rom beruffen worden/ um daselbst Contrafäte zu machen/ als der vor diesem den Pabst und Cardinal Farnese, wie auch Santa Fiona, auf einer Reise gecontrafätet/ aber dafür keinen Lohn bekommen/ wurde er zu Rom in dem Palast von Belveder sehr herrlich empfangen und einlogiret/ wordurch der Ruff in Rom entstanden ist/ daß dieser den Königlichen Saal zu mahlen kommen seye/ welches denn Pieryn sehr mißfallen/ so/ daß er es seinen Freunden geklagt/ und selbst in Sorg gerahten/ Titian wurde ihn auf naß übertreffen/ weiln er sonderlich auch gehofft/ sein Lebenlang an diesem Werk zu machen/ weil ihme die in der Capellen von Michael Angelo befindliche Stück/ so darneben stehen/ gnugsame inventiones darzu geben könten. Deßwegen hatte er keine Ruh in seinem Gemüt/ biß daß Titian wieder verreist. Die Vielheit seiner Werke. Kurz zu sagen/ fast alle Werke in Rom sind durch Pieryns Hand gegangen/ und hat er ihm selbst so eine große Last auf geladen/ daß er fast Tag und Nacht zeichnen müssen: Als er aber zu schwach und kraftlos wurde/ begab er sich zu seinen Freunden/ da er dann/ indem er einsmals mit denselben/ bey seinem Haus unter der Thür sich besprochen/ gehlingen nidergefallen/ und gestorben/ welches geschehen Anno 1547. Er war aber alt 47. Jahr/ und wurde zu Rom in der Ritonda begraben.

LVIII. DOMINICO BECCAFURNI, Mahler von Siena.DIejenige Gaben der Natur/ welche vorhin in Giotto und Andrea dal Castagno, auch anderen mehr hervor geleuchtet/ sind endlich auch gesehen worden in DOMINICO BECCAFURNI, Mahlern von Siena. Welcher in seiner War anfänglich ein Schaafhirt. Jugend die Schaafe seines Vatters/ der ein Bauer war/ gehütet/ dieser wurde von einem Burger von Siena, Namens Laurentio Beccafurni, als er eben etwas mit seinem Schäferstab/ neben der Wiesen/ woselbst er der Hut abgewartet/ in Hand gezeichnet/ beobachtet. Der deßhalben eine Lust zu ihm bekame/ und von seinem Vatter begehrte/ daß er solchen für einen Jungen ihme zukommen laßen wolte. Worauf Lorenz diesen Knaben/[Spaltenumbruch] wann er seine Hausgeschäfte verrichtet/ zu einem schlechten Mahler/ seiner Nachbaurn einem/ um von demselben zeichnen zu lernen/ geschicket/ der ihme dann sehr gute Zeichnungen/ die er selbst zu seinem Behülff gebrauchte/ vorgabe/ und man sahe geschwind/ daß Dominicus (welcher zuvor Mecherino geheissen) ein guter Meister zu seiner Zeit werden solte. Eben damals ist nach Siena Pietro Perugino, selbiger Zeit ein sehr berühmter Mahler/ gekommen/ welcher daselbst zwey Taflen/ so Dominico sehr wolgefallen/gemacht/ diese copirte er so fleißig/ daß er dessen Manier zugleich angenommen.

Hernach da sehr viel auf die Stuck von Michael Angelo, Komt nach Rom. und Raphäel zu Rom/ gehalten wurde/ ist Dominicus, mit Erlaubnus seines Meisters Laurentii, dahin gezogen/ und hat sich daselbst in eine Kost begeben/ allwo er auf Michael Angelo, Raphaels und anderer guten Künstlere Werk fleißig studiret/ auch sonderlich sich nach den antichen geübet/ so daß es nicht lang angestanden/ daß er ein sehr guter Zeichner/ von überflüßiger invention und treflicher colorirung/ worden/ da er aber in Erfahrung gebracht/ daß Streitet mit Gioanni Antonio von Vercelli um dem Vorzug. nach Siena Gioanni Antonio von Verzelli, ein junger sehr erfahrner Mahler/ kommen seye/ ist er wieder dahin gereist/ und hat sich zu solchen gesellet/ darauf er in nackenden Sachen/ wie auch der Anatomie, sich wol geübet/ beyde aber daselbst einander viel Ding zu trotz gemacht. Erstlich zwar erhielt Gioanni Antonio, nachmalen aber Dominicus die Oberhand. Sintemalen die Kunst-Verständige sagten: Daß seine Gemählde mit bässerm fundament und Verstand als des Gioanni Antonio gemacht wären. Auch war er sonsten wegen seiner Tugend mehr als Antonio/ welcher unhöflich/ ungeschickt und auch in einem schlechten Ruff/ geachtet. Unangesehen dessen/ daß etliche/ die seiner Art waren/ und auch in dergleichen Spital krank lagen/ denselben sehr gepriesen.

Unterhält allerhand Thiere. Es hatte Dominicus in seinem Haus allerley Thier/ Papageyen/ Affen und dergleichen/ unter andern auch einen Raben/ welcher seine Sprach natürlich nachähmte/ und so jemand klopfte/ eine Antwort gab/ auch so ein Edelmann oder jemands anderer in das Haus kame/ waren sie gewohnt und abgericht/ herum zu springen/ zu spielen/ zu singen/ und anders zu thun/ daß es mit Verwunderung angesehen und gehöret worden/ nicht anders als es die Arche Noe wäre/ darbey hatte er auch Knecht und Pferd/ und allezeit darunter ein Barbarisches/ welches um den Preiß/ gleich in Italien gewöhnlich/gelauffen/ daß sich darüber in allweg zu verwundern/ wie er nur diese Thier alle verkösten und unterhalten können; Der Adel und die Gemeine hielte ihn für einen trefflichen Meister/ daher er viel Contrafät Mahlet den Fall Lucifers. machen muste. Er mahlte unter andern eine Tafel vom Fall Lucifers, in derselben machte er viel nackende Bilder/ welche aus dem Himmel gestürzt worden/ und war solche sehr schön in die Verkürzung zu sehen; aber diese Tafel wurde nicht ausgemacht/ noch dahin gestellt/ wohin sie gewidmet war; sondern er machte eine andere/ die bey den Carmeliten stehet. In dieser ist oben Gott mit den

[Spaltenumbruch] Worinn er macht den Königlichen Saal. er das Gewölb des Königlichen Saals von stucco, mit so schönen und reichen Austheilungen/ als immer möglich seyn kan. In die acht Ecke machte er eine Rose von vier Kindern erhoben/ die mit den Füßen gegeneinander kommen/ in die Mitten aber des Papsts Wappen/ und fort überal in das Gewölb das Symbolum, welches das Haus von Farnese geführt. Dieses Gewölb ist über alles/ so jemaln von alten und neuen gemacht worden/ zu preisen. Da nun Pieryn diese Last auf sich genommen/ folgte er zulezt Raphaël nach/ und thäte nicht viel anders mehr als zeichnen/ so ihme sehr angenehm war. Er ließ durch andre nach seinem Carton die Werk mahlen/ weilen ihn/ ob hätte er die vorige Zeit wenig Nutzen geschafft/ gedauchte/ wordurch er aber seinem Namen nicht viel Ehre/ jedoch sich selbsten viel Gelds zuwegen gebracht. Es ware ihme auch sonsten verdrießlich zu sehen/ wann einige Junge auf genommen wurden/ und suchte dieselbe alle (nur damit sie ihm nicht im Weeg stunden) unter sich zu bringen.

Titian, komt nach Rom/ Contrafäte zu machen. Nachdem Anno 1546. der große Titian von Venedig nach Rom beruffen worden/ um daselbst Contrafäte zu machen/ als der vor diesem den Pabst und Cardinal Farnese, wie auch Santa Fiona, auf einer Reise gecontrafätet/ aber dafür keinen Lohn bekommen/ wurde er zu Rom in dem Palast von Belveder sehr herrlich empfangen und einlogiret/ wordurch der Ruff in Rom entstanden ist/ daß dieser den Königlichen Saal zu mahlen kommen seye/ welches denn Pieryn sehr mißfallen/ so/ daß er es seinen Freunden geklagt/ und selbst in Sorg gerahten/ Titian wurde ihn auf naß übertreffen/ weiln er sonderlich auch gehofft/ sein Lebenlang an diesem Werk zu machen/ weil ihme die in der Capellen von Michaël Angelo befindliche Stück/ so darneben stehen/ gnugsame inventiones darzu geben könten. Deßwegen hatte er keine Ruh in seinem Gemüt/ biß daß Titian wieder verreist. Die Vielheit seiner Werke. Kurz zu sagen/ fast alle Werke in Rom sind durch Pieryns Hand gegangen/ und hat er ihm selbst so eine große Last auf geladen/ daß er fast Tag und Nacht zeichnen müssen: Als er aber zu schwach und kraftlos wurde/ begab er sich zu seinen Freunden/ da er dann/ indem er einsmals mit denselben/ bey seinem Haus unter der Thür sich besprochen/ gehlingen nidergefallen/ und gestorben/ welches geschehen Anno 1547. Er war aber alt 47. Jahr/ und wurde zu Rom in der Ritonda begraben.

LVIII. DOMINICO BECCAFURNI, Mahler von Siena.DIejenige Gaben der Natur/ welche vorhin in Giotto und Andrea dal Castagno, auch anderen mehr hervor geleuchtet/ sind endlich auch gesehen worden in DOMINICO BECCAFURNI, Mahlern von Siena. Welcher in seiner War anfänglich ein Schaafhirt. Jugend die Schaafe seines Vatters/ der ein Bauer war/ gehütet/ dieser wurde von einem Burger von Siena, Namens Laurentio Beccafurni, als er eben etwas mit seinem Schäferstab/ neben der Wiesen/ woselbst er der Hut abgewartet/ in Hand gezeichnet/ beobachtet. Der deßhalben eine Lust zu ihm bekame/ und von seinem Vatter begehrte/ daß er solchen für einen Jungen ihme zukommen laßen wolte. Worauf Lorenz diesen Knaben/[Spaltenumbruch] wann er seine Hausgeschäfte verrichtet/ zu einem schlechten Mahler/ seiner Nachbaurn einem/ um von demselben zeichnen zu lernen/ geschicket/ der ihme dann sehr gute Zeichnungen/ die er selbst zu seinem Behülff gebrauchte/ vorgabe/ und man sahe geschwind/ daß Dominicus (welcher zuvor Mecherino geheissen) ein guter Meister zu seiner Zeit werden solte. Eben damals ist nach Siena Pietro Perugino, selbiger Zeit ein sehr berühmter Mahler/ gekommen/ welcher daselbst zwey Taflen/ so Dominico sehr wolgefallen/gemacht/ diese copirte er so fleißig/ daß er dessen Manier zugleich angenommen.

Hernach da sehr viel auf die Stuck von Michaël Angelo, Komt nach Rom. und Raphäel zu Rom/ gehalten wurde/ ist Dominicus, mit Erlaubnus seines Meisters Laurentii, dahin gezogen/ und hat sich daselbst in eine Kost begeben/ allwo er auf Michaël Angelo, Raphaëls und anderer guten Künstlere Werk fleißig studiret/ auch sonderlich sich nach den antichen geübet/ so daß es nicht lang angestanden/ daß er ein sehr guter Zeichner/ von überflüßiger invention und treflicher colorirung/ worden/ da er aber in Erfahrung gebracht/ daß Streitet mit Gioanni Antonio von Vercelli um dem Vorzug. nach Siena Gioanni Antonio von Verzelli, ein junger sehr erfahrner Mahler/ kommen seye/ ist er wieder dahin gereist/ und hat sich zu solchen gesellet/ darauf er in nackenden Sachen/ wie auch der Anatomie, sich wol geübet/ beyde aber daselbst einander viel Ding zu trotz gemacht. Erstlich zwar erhielt Gioanni Antonio, nachmalen aber Dominicus die Oberhand. Sintemalen die Kunst-Verständige sagten: Daß seine Gemählde mit bässerm fundament und Verstand als des Gioanni Antonio gemacht wären. Auch war er sonsten wegen seiner Tugend mehr als Antonio/ welcher unhöflich/ ungeschickt und auch in einem schlechten Ruff/ geachtet. Unangesehen dessen/ daß etliche/ die seiner Art waren/ und auch in dergleichen Spital krank lagen/ denselben sehr gepriesen.

Unterhält allerhand Thiere. Es hatte Dominicus in seinem Haus allerley Thier/ Papageyen/ Affen und dergleichen/ unter andern auch einen Raben/ welcher seine Sprach natürlich nachähmte/ und so jemand klopfte/ eine Antwort gab/ auch so ein Edelmann oder jemands anderer in das Haus kame/ waren sie gewohnt und abgericht/ herum zu springen/ zu spielen/ zu singen/ und anders zu thun/ daß es mit Verwunderung angesehen und gehöret worden/ nicht anders als es die Arche Noë wäre/ darbey hatte er auch Knecht und Pferd/ und allezeit darunter ein Barbarisches/ welches um den Preiß/ gleich in Italien gewöhnlich/gelauffen/ daß sich darüber in allweg zu verwundern/ wie er nur diese Thier alle verkösten und unterhalten können; Der Adel und die Gemeine hielte ihn für einen trefflichen Meister/ daher er viel Contrafät Mahlet den Fall Lucifers. machen muste. Er mahlte unter andern eine Tafel vom Fall Lucifers, in derselben machte er viel nackende Bilder/ welche aus dem Himmel gestürzt worden/ und war solche sehr schön in die Verkürzung zu sehen; aber diese Tafel wurde nicht ausgemacht/ noch dahin gestellt/ wohin sie gewidmet war; sondern er machte eine andere/ die bey den Carmeliten stehet. In dieser ist oben Gott mit den

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          <p>Hernach da sehr viel auf die Stuck von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angelo</persName>,</hi> <note place="right">Komt nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>.</note> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphäel</persName></hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ gehalten wurde/ ist <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1674 http://d-nb.info/gnd/118930192 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012009 http://viaf.org/viaf/10120260">Dominicus</persName>,</hi> mit Erlaubnus seines Meisters <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1742">Laurentii</persName>,</hi> dahin gezogen/ und hat sich daselbst in eine Kost begeben/ allwo er auf <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angelo</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaëls</persName></hi> und anderer guten Künstlere Werk fleißig studiret/ auch sonderlich sich nach den <hi rendition="#aq">antichen</hi> geübet/ so daß es nicht lang angestanden/ daß er ein sehr guter Zeichner/ von überflüßiger <hi rendition="#aq">invention</hi> und treflicher <hi rendition="#aq">colorir</hi>ung/ worden/ da er aber in Erfahrung gebracht/ daß <note place="right">Streitet mit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1408 http://d-nb.info/gnd/118797859 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500015183 http://viaf.org/viaf/76586951"><hi rendition="#aq">Gioanni Antonio</hi> von <hi rendition="#aq">Vercelli</hi></persName> um dem Vorzug.</note> nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-16 http://www.geonames.org/3166548/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011179">Siena</placeName></hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1408 http://d-nb.info/gnd/118797859 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500015183 http://viaf.org/viaf/76586951"><hi rendition="#aq">Gioanni Antonio</hi> von <hi rendition="#aq">Verzelli</hi></persName>, ein junger sehr erfahrner Mahler/ kommen seye/ ist er wieder dahin gereist/ und hat sich zu solchen gesellet/ darauf er in nackenden Sachen/ wie auch der <hi rendition="#aq">Anatomie,</hi> sich wol geübet/ beyde aber daselbst einander viel Ding zu trotz gemacht. Erstlich zwar erhielt <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1408 http://d-nb.info/gnd/118797859 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500015183 http://viaf.org/viaf/76586951">Gioanni Antonio</persName>,</hi> nachmalen aber <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1674 http://d-nb.info/gnd/118930192 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012009 http://viaf.org/viaf/10120260">Dominicus</persName></hi> die Oberhand. Sintemalen die Kunst-Verständige sagten: Daß seine Gemählde mit bässerm <hi rendition="#aq">fundament</hi> und Verstand als des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1408 http://d-nb.info/gnd/118797859 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500015183 http://viaf.org/viaf/76586951">Gioanni Antonio</persName></hi> gemacht wären. Auch war er sonsten wegen seiner Tugend mehr als <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1408 http://d-nb.info/gnd/118797859 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500015183 http://viaf.org/viaf/76586951">Antonio</persName></hi>/ welcher unhöflich/ ungeschickt und auch in einem schlechten Ruff/ geachtet. Unangesehen dessen/ daß etliche/ die seiner Art waren/ und auch in dergleichen Spital krank lagen/ denselben sehr gepriesen.</p>
          <p><note place="right">Unterhält allerhand Thiere.</note> Es hatte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1674 http://d-nb.info/gnd/118930192 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012009 http://viaf.org/viaf/10120260">Dominicus</persName></hi> in seinem Haus allerley Thier/ Papageyen/ Affen und dergleichen/ unter andern auch einen Raben/ welcher seine Sprach natürlich nachähmte/ und so jemand klopfte/ eine Antwort gab/ auch so ein Edelmann oder jemands anderer in das Haus kame/ waren sie gewohnt und abgericht/ herum zu springen/ zu spielen/ zu singen/ und anders zu thun/ daß es mit Verwunderung angesehen und gehöret worden/ nicht anders als es die Arche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-96 http://d-nb.info/gnd/118641328 http://viaf.org/viaf/8180840">Noë</persName> wäre/ darbey hatte er auch Knecht und Pferd/ und allezeit darunter ein Barbarisches/ welches um den Preiß/ gleich in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName> gewöhnlich/gelauffen/ daß sich darüber in allweg zu verwundern/ wie er nur diese Thier alle verkösten und unterhalten können; Der Adel und die Gemeine hielte ihn für einen trefflichen Meister/ daher er viel <hi rendition="#aq">Contraf</hi>ät <note place="right">Mahlet den Fall <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1064 http://d-nb.info/gnd/112928838 http://viaf.org/viaf/3135358">Lucifers</persName></hi>.</note> machen muste. Er mahlte unter andern eine Tafel vom Fall <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1064 http://d-nb.info/gnd/112928838 http://viaf.org/viaf/3135358">Lucifers</persName>,</hi> in derselben machte er viel nackende Bilder/ welche aus dem Himmel gestürzt worden/ und war solche sehr schön in die Verkürzung zu sehen; aber diese Tafel wurde nicht ausgemacht/ noch dahin gestellt/ wohin sie gewidmet war; sondern er machte eine andere/ die bey den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-754">Carmeliten</placeName> stehet. In dieser ist oben <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> mit den
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 120]/0150] er das Gewölb des Königlichen Saals von stucco, mit so schönen und reichen Austheilungen/ als immer möglich seyn kan. In die acht Ecke machte er eine Rose von vier Kindern erhoben/ die mit den Füßen gegeneinander kommen/ in die Mitten aber des Papsts Wappen/ und fort überal in das Gewölb das Symbolum, welches das Haus von Farnese geführt. Dieses Gewölb ist über alles/ so jemaln von alten und neuen gemacht worden/ zu preisen. Da nun Pieryn diese Last auf sich genommen/ folgte er zulezt Raphaël nach/ und thäte nicht viel anders mehr als zeichnen/ so ihme sehr angenehm war. Er ließ durch andre nach seinem Carton die Werk mahlen/ weilen ihn/ ob hätte er die vorige Zeit wenig Nutzen geschafft/ gedauchte/ wordurch er aber seinem Namen nicht viel Ehre/ jedoch sich selbsten viel Gelds zuwegen gebracht. Es ware ihme auch sonsten verdrießlich zu sehen/ wann einige Junge auf genommen wurden/ und suchte dieselbe alle (nur damit sie ihm nicht im Weeg stunden) unter sich zu bringen. Worinn er macht den Königlichen Saal. Nachdem Anno 1546. der große Titian von Venedig nach Rom beruffen worden/ um daselbst Contrafäte zu machen/ als der vor diesem den Pabst und Cardinal Farnese, wie auch Santa Fiona, auf einer Reise gecontrafätet/ aber dafür keinen Lohn bekommen/ wurde er zu Rom in dem Palast von Belveder sehr herrlich empfangen und einlogiret/ wordurch der Ruff in Rom entstanden ist/ daß dieser den Königlichen Saal zu mahlen kommen seye/ welches denn Pieryn sehr mißfallen/ so/ daß er es seinen Freunden geklagt/ und selbst in Sorg gerahten/ Titian wurde ihn auf naß übertreffen/ weiln er sonderlich auch gehofft/ sein Lebenlang an diesem Werk zu machen/ weil ihme die in der Capellen von Michaël Angelo befindliche Stück/ so darneben stehen/ gnugsame inventiones darzu geben könten. Deßwegen hatte er keine Ruh in seinem Gemüt/ biß daß Titian wieder verreist. Kurz zu sagen/ fast alle Werke in Rom sind durch Pieryns Hand gegangen/ und hat er ihm selbst so eine große Last auf geladen/ daß er fast Tag und Nacht zeichnen müssen: Als er aber zu schwach und kraftlos wurde/ begab er sich zu seinen Freunden/ da er dann/ indem er einsmals mit denselben/ bey seinem Haus unter der Thür sich besprochen/ gehlingen nidergefallen/ und gestorben/ welches geschehen Anno 1547. Er war aber alt 47. Jahr/ und wurde zu Rom in der Ritonda begraben. Titian, komt nach Rom/ Contrafäte zu machen. Die Vielheit seiner Werke. DIejenige Gaben der Natur/ welche vorhin in Giotto und Andrea dal Castagno, auch anderen mehr hervor geleuchtet/ sind endlich auch gesehen worden in DOMINICO BECCAFURNI, Mahlern von Siena. Welcher in seiner Jugend die Schaafe seines Vatters/ der ein Bauer war/ gehütet/ dieser wurde von einem Burger von Siena, Namens Laurentio Beccafurni, als er eben etwas mit seinem Schäferstab/ neben der Wiesen/ woselbst er der Hut abgewartet/ in Hand gezeichnet/ beobachtet. Der deßhalben eine Lust zu ihm bekame/ und von seinem Vatter begehrte/ daß er solchen für einen Jungen ihme zukommen laßen wolte. Worauf Lorenz diesen Knaben/ wann er seine Hausgeschäfte verrichtet/ zu einem schlechten Mahler/ seiner Nachbaurn einem/ um von demselben zeichnen zu lernen/ geschicket/ der ihme dann sehr gute Zeichnungen/ die er selbst zu seinem Behülff gebrauchte/ vorgabe/ und man sahe geschwind/ daß Dominicus (welcher zuvor Mecherino geheissen) ein guter Meister zu seiner Zeit werden solte. Eben damals ist nach Siena Pietro Perugino, selbiger Zeit ein sehr berühmter Mahler/ gekommen/ welcher daselbst zwey Taflen/ so Dominico sehr wolgefallen/gemacht/ diese copirte er so fleißig/ daß er dessen Manier zugleich angenommen. LVIII. DOMINICO BECCAFURNI, Mahler von Siena. War anfänglich ein Schaafhirt. Hernach da sehr viel auf die Stuck von Michaël Angelo, und Raphäel zu Rom/ gehalten wurde/ ist Dominicus, mit Erlaubnus seines Meisters Laurentii, dahin gezogen/ und hat sich daselbst in eine Kost begeben/ allwo er auf Michaël Angelo, Raphaëls und anderer guten Künstlere Werk fleißig studiret/ auch sonderlich sich nach den antichen geübet/ so daß es nicht lang angestanden/ daß er ein sehr guter Zeichner/ von überflüßiger invention und treflicher colorirung/ worden/ da er aber in Erfahrung gebracht/ daß nach Siena Gioanni Antonio von Verzelli, ein junger sehr erfahrner Mahler/ kommen seye/ ist er wieder dahin gereist/ und hat sich zu solchen gesellet/ darauf er in nackenden Sachen/ wie auch der Anatomie, sich wol geübet/ beyde aber daselbst einander viel Ding zu trotz gemacht. Erstlich zwar erhielt Gioanni Antonio, nachmalen aber Dominicus die Oberhand. Sintemalen die Kunst-Verständige sagten: Daß seine Gemählde mit bässerm fundament und Verstand als des Gioanni Antonio gemacht wären. Auch war er sonsten wegen seiner Tugend mehr als Antonio/ welcher unhöflich/ ungeschickt und auch in einem schlechten Ruff/ geachtet. Unangesehen dessen/ daß etliche/ die seiner Art waren/ und auch in dergleichen Spital krank lagen/ denselben sehr gepriesen. Komt nach Rom. Streitet mit Gioanni Antonio von Vercelli um dem Vorzug. Es hatte Dominicus in seinem Haus allerley Thier/ Papageyen/ Affen und dergleichen/ unter andern auch einen Raben/ welcher seine Sprach natürlich nachähmte/ und so jemand klopfte/ eine Antwort gab/ auch so ein Edelmann oder jemands anderer in das Haus kame/ waren sie gewohnt und abgericht/ herum zu springen/ zu spielen/ zu singen/ und anders zu thun/ daß es mit Verwunderung angesehen und gehöret worden/ nicht anders als es die Arche Noë wäre/ darbey hatte er auch Knecht und Pferd/ und allezeit darunter ein Barbarisches/ welches um den Preiß/ gleich in Italien gewöhnlich/gelauffen/ daß sich darüber in allweg zu verwundern/ wie er nur diese Thier alle verkösten und unterhalten können; Der Adel und die Gemeine hielte ihn für einen trefflichen Meister/ daher er viel Contrafät machen muste. Er mahlte unter andern eine Tafel vom Fall Lucifers, in derselben machte er viel nackende Bilder/ welche aus dem Himmel gestürzt worden/ und war solche sehr schön in die Verkürzung zu sehen; aber diese Tafel wurde nicht ausgemacht/ noch dahin gestellt/ wohin sie gewidmet war; sondern er machte eine andere/ die bey den Carmeliten stehet. In dieser ist oben Gott mit den Unterhält allerhand Thiere. Mahlet den Fall Lucifers.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 120]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/150>, abgerufen am 08.05.2024.