Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

S. Peters Gefängnis in einem Nacht-Stuck. Gegenüber hat er gebildet die Gefängnis Petri/ der schläffet/ gebunden mit eisernen Ketten/ in einem sehr schrecklichen Kercker/ zwischen zweyen bewaffneten Kriegs-Knechten/ deren Waffen die Klarheit des hineinkommenden Engels so hell bestrahlet/ daß sie blicken nicht als gemahlet; sondern als recht poliret/ womit zugleich das ganze Gefängnis beleuchtet wird: Auserhalb desselben gehet S. Petrus mit dem Engel gleichsam noch traumend/ die Wächter entdecken in Gesichtern den Schrecken des Herzens/ wegen eröfneter eiserner Thüren/ unter andern wecket eine Schildwacht/ eine Fackel in der Hand haltend/ einen seiner Spießgesellen auf/ und werden von dem Glanz seiner Fackel ihrer aller Waffen beleuchtet/ auch ist der Rauch dieser Fackel und blinkende Mondschein überaus künstlich gemahlet/ so/ daß alle Mahler hieraus ein exempel guter Nacht-Stucke nehmen/ und die reflexiones recht zu mahlen lernen können.

Heliodori Kirchen-Raub. In eben dieser Cammer ist der Kirchen-Raub des Heliodori gebildet/ Papst Julius wird von den Palferniers getragen/ den Geitz aus der Kirchen zu jagen; ein Hauffen Volk/ Mann/ und Weiblichen Geschlechts machet Platz/ der zu Pferd sitzende Ritter rennet/ zwischen zweyen zu Fuß gehenden/ den Kirchen-Räuber mit großem Grimm an/ und schlagen ihn sehr hart/ übrige Räuber nehmen mit Schrecken die Flucht und werffen das geraubte hie und da nider: Der Priester Onias, mit Levitischen Kleidern angethan/ hebt Augen und Hände gen Himmel: Etliche Zuschauer stehen auf Piedestallen, andere halten sich an den Colonnen, und sehen diese Errettung mit großer Verwunderung an. An das Gewölb dieser Cammer hat er gleichfalls unterschiedliche Biblische Historien/ als wie GOtt dem Abraham die Vermehrung seines Samens verspricht: Die Opferung Isaacs/ den brennenden Busch Moysis/ alle mit großer Lieblichkeit und Geistreichen inventionen, gemahlet.

Damals starbe Papst Julius II. und folgte ihm auf dem Päpstlichen Stul nach Papst Leo X. welcher/ als ein Kunst-liebender Herr/ den Raphael in seiner Arbeit fortfahren ließ: Also contrafätete er den Papst/ und mahlte die Historie Attilae Flucht. dabey/ wie er mit seiner benediction den grausamen Attila bey Monte Mario von Rom verjaget/ dieser Tyrann sitzet auf einem schwarzgeschwänzten Pferd/ bereit die Flucht zu geben. Unter andern/ in diesem Stuck befindlichen schönen Pferden ziehet ein Spanisch geflecktes aller anschauenden Augen auf sich/ beritten von einem mit Schuppen über den ganzen Leib bewafneten/ und aus der Trojanischen Colonne zierlich nachgebildeten Reiter/ welche Kriegs-Rüstung man für Crocodils-Häute halten will/ und weil zum öftern bey Abzug der Soldaten die Häuser angesteckt werden/ also steht auch hie Monte Mario in hellem Brand/ und sind in diesem Stuck sehr viel Contrafäte. Seine Werke nach Neapolis. Um diese Zeit machte er auch nach Neapolis eine Tafel/ und darein die Jungfrau Maria/ S. Hieronymum in Cardinals-habit, und den Engel Raphael, wie er den jungen Tobiam begleitet:[Spaltenumbruch] Eben dorthin mahlte er für Leonello da Carpi, Herrn von Meldola, ein Marien-Bild/ in sittsamer Demut/ mit zusammen gelegten Händen/ ihren Sohn anbetend/ welches auch thun die dabey gebildete Elisabeth und Joseph, neben einem jungen S. Johannes, dem das Christ-Kindlein liebkoset.

Für den Cardinal S. Quadro, mahlte er Seine Caecilia zu Bononien. nach Bolognia, eine Caecilia, deren schon oben gedacht worden/ in der Beschreibung des Francesco Francia: Sie wird beschienen von einem in der Höhe musicirenden Engel-Chor/ dessen lieblicher harmonia die Caecilia, wie entzucket zuhöret/ unten ligen allerhand Musicalische instrument, welche nicht gemahlet/ sondern natürlich scheinen/ eben wie auch ihr seidiner Flor und das anhabende Kleid aus einem Goldstuck: Die neben zu gebildete Maria Magdalena/ und andere/ geben in ihren Gebärden die Freude/ so sie in ihrem Herzen über der Caecilia Bekehrung befinden/ an Tag/ alles ist so lebhaft und natürlich gemahlet/ daß dieses Stuck alle darneben gehaltene Mahlerey gleichsam tödtet/ weil man in Ansehung desselben fast glauben muß/ daß sich alles darinn rege und bewege/ dannenhero ist es auch mit vielen Gedichten beehret worden/ und unter andern auch mit dieser Beyschrift:

Pingant sola alii referantque coloribus ora:
Caeciliae os Raphael atque animum ex-
plicuit.

So also gedolmetschet worden:

Es mahl ein jeder nur so gut er kan und weist/
In Raphaels Caecil ist Leben/ Fleisch und
Geist.

Zu Florenz eine Altar-Tafel.In der Herzoglichen Capell zu Florenz ist zu sehen von seiner Hand die Altar-Tafel/ in welcher die alte S. Anna der Jungfer Maria das Christ-Kindlein darreichet/ das so holdselig gebildet/ daß es alle Anschauende erfreuet/ so ist auch in dem Marien-Bild die Jungfräuliche Zucht und Erbarkeit/ mit einer anmuhtigen Lieblichkeit so wol vorgestellet/ daß man aus dem ganzen Gesicht diese Andere seine Werke. Tugenden abnehmen kan. In Rom machte er noch eine große Tafel/ und in dieselbe unterschiedliche Cardinäle und des Papsts Leonis Contrafät/ darinn sind alle Figuren ganz rund und erhoben; die Kleidungen scheinen wie natürlicher Sammet/ Belzwerk und Damast/ so daß man meinen solte/ es müße rauschen und glänzen; Auf einem braunen Stul dabey ist eine güldine Kugel gemahlt/ in welcher man den Widerschein siehet von des Papsts aus Gold und Seiden gewirkter Kleidung; Das Liecht der Fenster/ das Gebäu der Kammer/ und alles übrige ist so gebildet/ daß sich kein Mahler etwas bäßers zu machen unterfangen kan. Nach Palermo mahlte er einen Creutztragenden Christum/ mit vielen schönen Eigenschaften ausgezieret/ dieses Stuck verunglückte zwar auf der See/ kam aber doch endlich zu Genua allein in seinem Kasten unbeschädiget an/ von dannen es nach Palermo auf Monte Oliveto gebracht/ und jederzeit in hohem Wehrt gehalten worden.

[Spaltenumbruch]

S. Peters Gefängnis in einem Nacht-Stuck. Gegenüber hat er gebildet die Gefängnis Petri/ der schläffet/ gebunden mit eisernen Ketten/ in einem sehr schrecklichen Kercker/ zwischen zweyen bewaffneten Kriegs-Knechten/ deren Waffen die Klarheit des hineinkommenden Engels so hell bestrahlet/ daß sie blicken nicht als gemahlet; sondern als recht poliret/ womit zugleich das ganze Gefängnis beleuchtet wird: Auserhalb desselben gehet S. Petrus mit dem Engel gleichsam noch traumend/ die Wächter entdecken in Gesichtern den Schrecken des Herzens/ wegen eröfneter eiserner Thüren/ unter andern wecket eine Schildwacht/ eine Fackel in der Hand haltend/ einen seiner Spießgesellen auf/ und werden von dem Glanz seiner Fackel ihrer aller Waffen beleuchtet/ auch ist der Rauch dieser Fackel und blinkende Mondschein überaus künstlich gemahlet/ so/ daß alle Mahler hieraus ein exempel guter Nacht-Stucke nehmen/ und die reflexiones recht zu mahlen lernen können.

Heliodori Kirchen-Raub. In eben dieser Cammer ist der Kirchen-Raub des Heliodori gebildet/ Papst Julius wird von den Palferniers getragen/ den Geitz aus der Kirchen zu jagen; ein Hauffen Volk/ Mann/ und Weiblichen Geschlechts machet Platz/ der zu Pferd sitzende Ritter rennet/ zwischen zweyen zu Fuß gehenden/ den Kirchen-Räuber mit großem Grimm an/ und schlagen ihn sehr hart/ übrige Räuber nehmen mit Schrecken die Flucht und werffen das geraubte hie und da nider: Der Priester Onias, mit Levitischen Kleidern angethan/ hebt Augen und Hände gen Himmel: Etliche Zuschauer stehen auf Piedestallen, andere halten sich an den Colonnen, und sehen diese Errettung mit großer Verwunderung an. An das Gewölb dieser Cammer hat er gleichfalls unterschiedliche Biblische Historien/ als wie GOtt dem Abraham die Vermehrung seines Samens verspricht: Die Opferung Isaacs/ den brennenden Busch Moysis/ alle mit großer Lieblichkeit und Geistreichen inventionen, gemahlet.

Damals starbe Papst Julius II. und folgte ihm auf dem Päpstlichen Stul nach Papst Leo X. welcher/ als ein Kunst-liebender Herr/ den Raphael in seiner Arbeit fortfahren ließ: Also contrafätete er den Papst/ und mahlte die Historie Attilae Flucht. dabey/ wie er mit seiner benediction den grausamen Attila bey Monte Mario von Rom verjaget/ dieser Tyrann sitzet auf einem schwarzgeschwänzten Pferd/ bereit die Flucht zu geben. Unter andern/ in diesem Stuck befindlichen schönen Pferden ziehet ein Spanisch geflecktes aller anschauenden Augen auf sich/ beritten von einem mit Schuppen über den ganzen Leib bewafneten/ und aus der Trojanischen Colonne zierlich nachgebildeten Reiter/ welche Kriegs-Rüstung man für Crocodils-Häute halten will/ und weil zum öftern bey Abzug der Soldaten die Häuser angesteckt werden/ also steht auch hie Monte Mario in hellem Brand/ und sind in diesem Stuck sehr viel Contrafäte. Seine Werke nach Neapolis. Um diese Zeit machte er auch nach Neapolis eine Tafel/ und darein die Jungfrau Maria/ S. Hieronymum in Cardinals-habit, und den Engel Raphael, wie er den jungen Tobiam begleitet:[Spaltenumbruch] Eben dorthin mahlte er für Leonello da Carpi, Herrn von Meldola, ein Marien-Bild/ in sittsamer Demut/ mit zusammen gelegten Händen/ ihren Sohn anbetend/ welches auch thun die dabey gebildete Elisabeth und Joseph, neben einem jungen S. Johannes, dem das Christ-Kindlein liebkoset.

Für den Cardinal S. Quadro, mahlte er Seine Caecilia zu Bononien. nach Bolognia, eine Caecilia, deren schon oben gedacht worden/ in der Beschreibung des Francesco Francia: Sie wird beschienen von einem in der Höhe musicirenden Engel-Chor/ dessen lieblicher harmonia die Caecilia, wie entzucket zuhöret/ unten ligen allerhand Musicalische instrument, welche nicht gemahlet/ sondern natürlich scheinen/ eben wie auch ihr seidiner Flor und das anhabende Kleid aus einem Goldstuck: Die neben zu gebildete Maria Magdalena/ und andere/ geben in ihren Gebärden die Freude/ so sie in ihrem Herzen über der Caecilia Bekehrung befinden/ an Tag/ alles ist so lebhaft und natürlich gemahlet/ daß dieses Stuck alle darneben gehaltene Mahlerey gleichsam tödtet/ weil man in Ansehung desselben fast glauben muß/ daß sich alles darinn rege und bewege/ dannenhero ist es auch mit vielen Gedichten beehret worden/ und unter andern auch mit dieser Beyschrift:

Pingant sola alii referantque coloribus ora:
Caeciliae os Raphaël atque animum ex-
plicuit.

So also gedolmetschet worden:

Es mahl ein jeder nur so gut er kan und weist/
In Raphaëls Caecil ist Leben/ Fleisch und
Geist.

Zu Florenz eine Altar-Tafel.In der Herzoglichen Capell zu Florenz ist zu sehen von seiner Hand die Altar-Tafel/ in welcher die alte S. Anna der Jungfer Maria das Christ-Kindlein darreichet/ das so holdselig gebildet/ daß es alle Anschauende erfreuet/ so ist auch in dem Marien-Bild die Jungfräuliche Zucht und Erbarkeit/ mit einer anmuhtigen Lieblichkeit so wol vorgestellet/ daß man aus dem ganzen Gesicht diese Andere seine Werke. Tugenden abnehmen kan. In Rom machte er noch eine große Tafel/ und in dieselbe unterschiedliche Cardinäle und des Papsts Leonis Contrafät/ darinn sind alle Figuren ganz rund und erhoben; die Kleidungen scheinen wie natürlicher Sammet/ Belzwerk und Damast/ so daß man meinen solte/ es müße rauschen und glänzen; Auf einem braunen Stul dabey ist eine güldine Kugel gemahlt/ in welcher man den Widerschein siehet von des Papsts aus Gold und Seiden gewirkter Kleidung; Das Liecht der Fenster/ das Gebäu der Kammer/ und alles übrige ist so gebildet/ daß sich kein Mahler etwas bäßers zu machen unterfangen kan. Nach Palermo mahlte er einen Creutztragenden Christum/ mit vielen schönen Eigenschaften ausgezieret/ dieses Stuck verunglückte zwar auf der See/ kam aber doch endlich zu Genua allein in seinem Kasten unbeschädiget an/ von dannen es nach Palermo auf Monte Oliveto gebracht/ und jederzeit in hohem Wehrt gehalten worden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <pb facs="#f0123" xml:id="pb-305" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 95]"/>
          <cb/>
          <p><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-355 http://d-nb.info/gnd/118593323 http://viaf.org/viaf/54940864">S. Peters</persName> Gefängnis in einem Nacht-Stuck.</note>  Gegenüber hat er gebildet die Gefängnis <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-355 http://d-nb.info/gnd/118593323 http://viaf.org/viaf/54940864">Petri</persName>/ der schläffet/ gebunden mit eisernen Ketten/ in einem sehr schrecklichen Kercker/ zwischen zweyen bewaffneten Kriegs-Knechten/ deren Waffen die Klarheit des hineinkommenden Engels so hell bestrahlet/ daß sie blicken nicht als gemahlet; sondern als recht <hi rendition="#aq">poli</hi>ret/ womit zugleich das ganze Gefängnis beleuchtet wird: Auserhalb desselben gehet <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-355 http://d-nb.info/gnd/118593323 http://viaf.org/viaf/54940864">S. Petrus</persName></hi> mit dem Engel gleichsam noch traumend/ die Wächter entdecken in Gesichtern den Schrecken des Herzens/ wegen eröfneter eiserner Thüren/ unter andern wecket eine Schildwacht/ eine Fackel in der Hand haltend/ einen seiner Spießgesellen auf/ und werden von dem Glanz seiner Fackel ihrer aller Waffen beleuchtet/ auch ist der Rauch dieser Fackel und blinkende Mondschein überaus künstlich gemahlet/ so/ daß alle Mahler hieraus ein <hi rendition="#aq">exempel</hi> guter Nacht-Stucke nehmen/ und die <hi rendition="#aq">reflexiones</hi> recht zu mahlen lernen können.</p>
          <p><note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-709 http://d-nb.info/gnd/13384045X http://viaf.org/viaf/62748316">Heliodori</persName></hi> Kirchen-Raub.</note> In eben dieser Cammer ist der Kirchen-Raub des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-709 http://d-nb.info/gnd/13384045X http://viaf.org/viaf/62748316">Heliodori</persName></hi> gebildet/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-352 http://d-nb.info/gnd/118714090 http://viaf.org/viaf/51697938">Papst <hi rendition="#aq">Julius</hi></persName> wird von den Palferniers getragen/ den Geitz aus der Kirchen zu jagen; ein Hauffen Volk/ Mann/ und Weiblichen Geschlechts machet Platz/ der zu Pferd sitzende Ritter rennet/ zwischen zweyen zu Fuß gehenden/ den Kirchen-Räuber mit großem Grimm an/ und schlagen ihn sehr hart/ übrige Räuber nehmen mit Schrecken die Flucht und werffen das geraubte hie und da nider: Der Priester <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Onias</persName>,</hi> mit Levitischen Kleidern angethan/ hebt Augen und Hände gen Himmel: Etliche Zuschauer stehen auf <hi rendition="#aq">Piedestallen,</hi> andere halten sich an den <hi rendition="#aq">Colonnen,</hi> und sehen diese Errettung mit großer Verwunderung an. An das Gewölb dieser Cammer hat er gleichfalls unterschiedliche Biblische Historien/ als wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">GOtt</persName> dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-919 http://d-nb.info/gnd/118500201 http://viaf.org/viaf/89660956">Abraham</persName> die Vermehrung seines Samens verspricht: Die Opferung <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1422 http://d-nb.info/gnd/118555898 http://viaf.org/viaf/50568341">Isaacs</persName>/ den brennenden Busch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-16 http://d-nb.info/gnd/118641190 http://viaf.org/viaf/805492">Moysis</persName>/ alle mit großer Lieblichkeit und Geistreichen <hi rendition="#aq">inventionen,</hi> gemahlet.</p>
          <p>Damals starbe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-352 http://d-nb.info/gnd/118714090 http://viaf.org/viaf/51697938">Papst <hi rendition="#aq"><choice><sic>Julius III.</sic><corr>Julius II.</corr></choice></hi></persName> und folgte ihm auf dem Päpstlichen Stul nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-249 http://d-nb.info/gnd/118640437 http://viaf.org/viaf/96579640">Papst <hi rendition="#aq">Leo X</hi>.</persName> welcher/ als ein Kunst-liebender Herr/ den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphael</persName></hi> in seiner Arbeit fortfahren ließ: Also <hi rendition="#aq">contraf</hi>ätete er den Papst/ und mahlte die Historie <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1371 http://d-nb.info/gnd/118504959 http://viaf.org/viaf/27862417">Attilae</persName></hi> Flucht.</note> dabey/ wie er mit seiner <hi rendition="#aq">benediction</hi> den grausamen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1371 http://d-nb.info/gnd/118504959 http://viaf.org/viaf/27862417">Attila</persName></hi> bey <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-287 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1108117">Monte Mario</placeName></hi> von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> verjaget/ dieser Tyrann sitzet auf einem schwarzgeschwänzten Pferd/ bereit die Flucht zu geben. Unter andern/ in diesem Stuck befindlichen schönen Pferden ziehet ein Spanisch geflecktes aller anschauenden Augen auf sich/ beritten von einem mit Schuppen über den ganzen Leib bewafneten/ und aus der Trojanischen Colonne zierlich nachgebildeten Reiter/ welche Kriegs-Rüstung man für Crocodils-Häute halten will/ und weil zum öftern bey Abzug der Soldaten die Häuser angesteckt werden/ also steht auch hie <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-287 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1108117">Monte Mario</placeName></hi> in hellem Brand/ und sind in diesem Stuck sehr viel <hi rendition="#aq">Contraf</hi>äte. <note place="right">Seine Werke nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004474">Neapolis</placeName></hi>.</note> Um diese Zeit machte er auch nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004474">Neapolis</placeName></hi> eine Tafel/ und darein die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Jungfrau Maria</persName>/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-208 http://d-nb.info/gnd/118550853 http://viaf.org/viaf/95147024">S. Hieronymum</persName></hi> in <hi rendition="#aq">Cardinals-habit,</hi> und den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1424 http://d-nb.info/gnd/119520761 http://viaf.org/viaf/37728471">Engel <hi rendition="#aq">Raphael</hi></persName>, wie er den jungen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-808 http://d-nb.info/gnd/118623028 http://viaf.org/viaf/63084415">Tobiam</persName> begleitet:<cb/>
Eben dorthin mahlte er für <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1853">Leonello da Carpi</persName>,</hi> Herrn von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-575 http://www.geonames.org/3173635/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1045329">Meldola</placeName>,</hi> ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild/ in sittsamer Demut/ mit zusammen gelegten Händen/ ihren Sohn anbetend/ welches auch thun die dabey gebildete <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2115 http://d-nb.info/gnd/118529862 http://viaf.org/viaf/42629178">Elisabeth</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-807 http://d-nb.info/gnd/118558382 http://viaf.org/viaf/48050874">Joseph</persName>,</hi> neben einem jungen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">S. Johannes</persName>,</hi> dem das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christ-Kindlein</persName> liebkoset.</p>
          <p>Für den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1258 http://d-nb.info/gnd/122966945 http://viaf.org/viaf/37813554">Cardinal S. Quadro</persName>,</hi> mahlte er <note place="right">Seine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-201 http://d-nb.info/gnd/118666479 http://viaf.org/viaf/88768223">Caecilia</persName></hi> zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847">Bononien</placeName></hi>.</note> nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847">Bolognia</placeName>,</hi> eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-201 http://d-nb.info/gnd/118666479 http://viaf.org/viaf/88768223">Caecilia</persName>,</hi> deren schon oben gedacht worden/ in der Beschreibung des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1243 http://d-nb.info/gnd/102458979 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115527">Francesco Francia</persName></hi>: Sie wird beschienen von einem in der Höhe <hi rendition="#aq">musici</hi>renden Engel-Chor/ dessen lieblicher <hi rendition="#aq">harmonia</hi> die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-201 http://d-nb.info/gnd/118666479 http://viaf.org/viaf/88768223">Caecilia</persName>,</hi> wie entzucket zuhöret/ unten ligen allerhand <hi rendition="#aq">Musicali</hi>sche <hi rendition="#aq">instrument,</hi> welche nicht gemahlet/ sondern natürlich scheinen/ eben wie auch ihr seidiner Flor und das anhabende Kleid aus einem Goldstuck: Die neben zu gebildete <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-386 http://d-nb.info/gnd/118577840 http://viaf.org/viaf/25394709">Maria Magdalena</persName>/ und andere/ geben in ihren Gebärden die Freude/ so sie in ihrem Herzen über der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-201 http://d-nb.info/gnd/118666479 http://viaf.org/viaf/88768223">Caecilia</persName></hi> Bekehrung befinden/ an Tag/ alles ist so lebhaft und natürlich gemahlet/ daß dieses Stuck alle darneben gehaltene Mahlerey gleichsam tödtet/ weil man in Ansehung desselben fast glauben muß/ daß sich alles darinn rege und bewege/ dannenhero ist es auch mit vielen Gedichten beehret worden/ und unter andern auch mit dieser Beyschrift:</p>
          <lg rendition="#aq #c" type="poem">
            <l>
              <foreign xml:lang="lat">Pingant sola alii <reg>referantque</reg> coloribus ora:</foreign>
            </l><lb/>
            <l>
              <foreign xml:lang="lat"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-201 http://d-nb.info/gnd/118666479 http://viaf.org/viaf/88768223">Caeciliae</persName> os <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaël</persName> atque animum ex-<lb/>
plicuit.</foreign>
            </l><lb/>
          </lg>
          <p rendition="#c">So also gedolmetschet worden:</p>
          <lg rendition="#c" type="poem">
            <l>Es mahl ein jeder nur so gut er kan und weist/</l><lb/>
            <l>In <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaëls</persName><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-201 http://d-nb.info/gnd/118666479 http://viaf.org/viaf/88768223">Caecil</persName></hi> ist Leben/ Fleisch und<lb/>
Geist.</l><lb/>
          </lg>
          <p><note place="right">Zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> eine Altar-Tafel.</note>In der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2074">Herzoglichen Capell</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> ist zu sehen von seiner Hand die Altar-Tafel/ in welcher die alte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-964 http://d-nb.info/gnd/118649418 http://viaf.org/viaf/120155150"><hi rendition="#aq">S</hi>. Anna</persName> der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Jungfer Maria</persName> das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christ-Kindlein</persName> darreichet/ das so holdselig gebildet/ daß es alle Anschauende erfreuet/ so ist auch in dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild die Jungfräuliche Zucht und Erbarkeit/ mit einer anmuhtigen Lieblichkeit so wol vorgestellet/ daß man aus dem ganzen Gesicht diese <note place="right">Andere seine Werke.</note> Tugenden abnehmen kan. In <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> machte er noch eine große Tafel/ und in dieselbe unterschiedliche Cardinäle und des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-249 http://d-nb.info/gnd/118640437 http://viaf.org/viaf/96579640">Papsts <hi rendition="#aq">Leonis</hi></persName> <hi rendition="#aq">Contraf</hi>ät/ darinn sind alle Figuren ganz rund und erhoben; die Kleidungen scheinen wie natürlicher Sammet/ Belzwerk und Damast/ so daß man meinen solte/ es müße rauschen und glänzen; Auf einem braunen Stul dabey ist eine güldine Kugel gemahlt/ in welcher man den Widerschein siehet von des Papsts aus Gold und Seiden gewirkter Kleidung; Das Liecht der Fenster/ das Gebäu der Kammer/ und alles übrige ist so gebildet/ daß sich kein Mahler etwas bäßers zu machen unterfangen kan. Nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-577 http://www.geonames.org/2523920/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003928">Palermo</placeName></hi> mahlte er einen Creutztragenden <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christum</persName>/ mit vielen schönen Eigenschaften ausgezieret/ dieses Stuck verunglückte zwar auf der See/ kam aber doch endlich zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-156 http://www.geonames.org/3176219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7008546">Genua</placeName></hi> allein in seinem Kasten unbeschädiget an/ von dannen es nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-577 http://www.geonames.org/2523920/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003928">Palermo</placeName></hi> auf <hi rendition="#aq">Monte Oliveto</hi> gebracht/ und jederzeit in hohem Wehrt gehalten worden.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 95]/0123] Gegenüber hat er gebildet die Gefängnis Petri/ der schläffet/ gebunden mit eisernen Ketten/ in einem sehr schrecklichen Kercker/ zwischen zweyen bewaffneten Kriegs-Knechten/ deren Waffen die Klarheit des hineinkommenden Engels so hell bestrahlet/ daß sie blicken nicht als gemahlet; sondern als recht poliret/ womit zugleich das ganze Gefängnis beleuchtet wird: Auserhalb desselben gehet S. Petrus mit dem Engel gleichsam noch traumend/ die Wächter entdecken in Gesichtern den Schrecken des Herzens/ wegen eröfneter eiserner Thüren/ unter andern wecket eine Schildwacht/ eine Fackel in der Hand haltend/ einen seiner Spießgesellen auf/ und werden von dem Glanz seiner Fackel ihrer aller Waffen beleuchtet/ auch ist der Rauch dieser Fackel und blinkende Mondschein überaus künstlich gemahlet/ so/ daß alle Mahler hieraus ein exempel guter Nacht-Stucke nehmen/ und die reflexiones recht zu mahlen lernen können. S. Peters Gefängnis in einem Nacht-Stuck. In eben dieser Cammer ist der Kirchen-Raub des Heliodori gebildet/ Papst Julius wird von den Palferniers getragen/ den Geitz aus der Kirchen zu jagen; ein Hauffen Volk/ Mann/ und Weiblichen Geschlechts machet Platz/ der zu Pferd sitzende Ritter rennet/ zwischen zweyen zu Fuß gehenden/ den Kirchen-Räuber mit großem Grimm an/ und schlagen ihn sehr hart/ übrige Räuber nehmen mit Schrecken die Flucht und werffen das geraubte hie und da nider: Der Priester Onias, mit Levitischen Kleidern angethan/ hebt Augen und Hände gen Himmel: Etliche Zuschauer stehen auf Piedestallen, andere halten sich an den Colonnen, und sehen diese Errettung mit großer Verwunderung an. An das Gewölb dieser Cammer hat er gleichfalls unterschiedliche Biblische Historien/ als wie GOtt dem Abraham die Vermehrung seines Samens verspricht: Die Opferung Isaacs/ den brennenden Busch Moysis/ alle mit großer Lieblichkeit und Geistreichen inventionen, gemahlet. Heliodori Kirchen-Raub. Damals starbe Papst Julius II. und folgte ihm auf dem Päpstlichen Stul nach Papst Leo X. welcher/ als ein Kunst-liebender Herr/ den Raphael in seiner Arbeit fortfahren ließ: Also contrafätete er den Papst/ und mahlte die Historie dabey/ wie er mit seiner benediction den grausamen Attila bey Monte Mario von Rom verjaget/ dieser Tyrann sitzet auf einem schwarzgeschwänzten Pferd/ bereit die Flucht zu geben. Unter andern/ in diesem Stuck befindlichen schönen Pferden ziehet ein Spanisch geflecktes aller anschauenden Augen auf sich/ beritten von einem mit Schuppen über den ganzen Leib bewafneten/ und aus der Trojanischen Colonne zierlich nachgebildeten Reiter/ welche Kriegs-Rüstung man für Crocodils-Häute halten will/ und weil zum öftern bey Abzug der Soldaten die Häuser angesteckt werden/ also steht auch hie Monte Mario in hellem Brand/ und sind in diesem Stuck sehr viel Contrafäte. Um diese Zeit machte er auch nach Neapolis eine Tafel/ und darein die Jungfrau Maria/ S. Hieronymum in Cardinals-habit, und den Engel Raphael, wie er den jungen Tobiam begleitet: Eben dorthin mahlte er für Leonello da Carpi, Herrn von Meldola, ein Marien-Bild/ in sittsamer Demut/ mit zusammen gelegten Händen/ ihren Sohn anbetend/ welches auch thun die dabey gebildete Elisabeth und Joseph, neben einem jungen S. Johannes, dem das Christ-Kindlein liebkoset. Attilae Flucht. Seine Werke nach Neapolis. Für den Cardinal S. Quadro, mahlte er nach Bolognia, eine Caecilia, deren schon oben gedacht worden/ in der Beschreibung des Francesco Francia: Sie wird beschienen von einem in der Höhe musicirenden Engel-Chor/ dessen lieblicher harmonia die Caecilia, wie entzucket zuhöret/ unten ligen allerhand Musicalische instrument, welche nicht gemahlet/ sondern natürlich scheinen/ eben wie auch ihr seidiner Flor und das anhabende Kleid aus einem Goldstuck: Die neben zu gebildete Maria Magdalena/ und andere/ geben in ihren Gebärden die Freude/ so sie in ihrem Herzen über der Caecilia Bekehrung befinden/ an Tag/ alles ist so lebhaft und natürlich gemahlet/ daß dieses Stuck alle darneben gehaltene Mahlerey gleichsam tödtet/ weil man in Ansehung desselben fast glauben muß/ daß sich alles darinn rege und bewege/ dannenhero ist es auch mit vielen Gedichten beehret worden/ und unter andern auch mit dieser Beyschrift: Seine Caecilia zu Bononien. Pingant sola alii referantque coloribus ora: Caeciliae os Raphaël atque animum ex- plicuit. So also gedolmetschet worden: Es mahl ein jeder nur so gut er kan und weist/ In Raphaëls Caecil ist Leben/ Fleisch und Geist. In der Herzoglichen Capell zu Florenz ist zu sehen von seiner Hand die Altar-Tafel/ in welcher die alte S. Anna der Jungfer Maria das Christ-Kindlein darreichet/ das so holdselig gebildet/ daß es alle Anschauende erfreuet/ so ist auch in dem Marien-Bild die Jungfräuliche Zucht und Erbarkeit/ mit einer anmuhtigen Lieblichkeit so wol vorgestellet/ daß man aus dem ganzen Gesicht diese Tugenden abnehmen kan. In Rom machte er noch eine große Tafel/ und in dieselbe unterschiedliche Cardinäle und des Papsts Leonis Contrafät/ darinn sind alle Figuren ganz rund und erhoben; die Kleidungen scheinen wie natürlicher Sammet/ Belzwerk und Damast/ so daß man meinen solte/ es müße rauschen und glänzen; Auf einem braunen Stul dabey ist eine güldine Kugel gemahlt/ in welcher man den Widerschein siehet von des Papsts aus Gold und Seiden gewirkter Kleidung; Das Liecht der Fenster/ das Gebäu der Kammer/ und alles übrige ist so gebildet/ daß sich kein Mahler etwas bäßers zu machen unterfangen kan. Nach Palermo mahlte er einen Creutztragenden Christum/ mit vielen schönen Eigenschaften ausgezieret/ dieses Stuck verunglückte zwar auf der See/ kam aber doch endlich zu Genua allein in seinem Kasten unbeschädiget an/ von dannen es nach Palermo auf Monte Oliveto gebracht/ und jederzeit in hohem Wehrt gehalten worden. Zu Florenz eine Altar-Tafel. Andere seine Werke.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/123
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 95]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/123>, abgerufen am 24.11.2024.