Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] furchtsame Natur zurück gehalten/ aus seinem Lande gereiset/ so daß er alles/ was er wuste/ nur aus eignem Verstand und steter Ubung nehmen muste/ dannenhero man billich glauben kan/ daß er unvergleichlich worden wäre/ wann jetztgemeldter Abgang ihn nicht daran verhindert hätte.

Seine Werke. In die Dommkirche zu Parma hat er unterschiedliche große Bilder gemacht/ so von unten auf zu sehen treflich wol verkürzt waren: Auf gleiche weise hat er zu S. Johann in ermeldter Stadt einen runden Thurn/ und eine Marien-Himmelfahrt/ mit vielen Engeln und anderer Heiligen Bildern gemahlt: Ferner 2. Altar-Tafeln mit Oelfarben/ darinn ein treflich berühmter todter Christus/ und ist sich mehr zu verwundern/ wie er die schöne Gebärden/ und noch vielmehr die mancherley Arten der fliegenden Gewänder ersinnen/ als wie er dieselbe so wol mahlen können. In eben dieser Stadt ist bey den Capucinern / von seiner Hand/ der Englische Gruß in fresco so wol gemacht zu sehen/ daß man mit gröstem Fleiß das Stuck ausgehoben/ und an einen andern Ort versetzt/ als man die Mauer/ darauf es gebildet ware/ hat müssen abbrechen: Noch ein Marien-Bild auf einem Stadtthor/ das die Durchreisende mit Verwunderung anschauen: Ingleichen in S. Antonii Kirche ein Gemähl/ darinnen Maria und Maria Magdalena/ samt einem Engel/ so lieblich gebildet/ daß mans ohne Freude nicht anschauen kan/ noch ein Hieronymus-Bild/ über dessen fürtreflicher Colorirung die Mahler sich nicht genug verwundern können.

Ein Liebes-Stuck. Für Herzog Friedrich den andern/ hat er zwey herrliche Stuck verfärtiget/ die dem Käyser solten verehret werden/ und der großen Kunst halber eines so großen Monarchen zu seyn wol würdig gewesen: Es ware eine nackende Leda, und eine Venus, von so linder coloratur, und so fleischigen Tieffungen/ daß es nicht gemahlt/ sondern lebendig Fleisch zu seyn schiene; in einer jeden dieser Tafel ware eine artliche Landschaft gebildet/ und floße aus einem bey der Venus gemahlten Felsen ein klares Wasser/ das ihr über die Füße gienge/ und gleichwol das nackende nicht verhinderte/ sondern derselben Zärtlichkeit durch das glänzende Wasser nur mehr entdeckte: Neben ihr stunden zween Cupidines, deren einer seinen güldnen/ der andere seinen bleyernen Pfeil aus einem Stein probirte: Als diese zwey Stuck Julius Romanus betrachtet/ hat er bekandt/ daß er dergleichen colorirung die Zeit seines Lebens nicht gesehen habe. Gewiß ist es/ daß kein Mahler bäßer mit den Farben umgehen können/ oder mit so frölichem Wolstand/ so glatt und vertrieben/ lind/ fleischig/ und mit solcher Lieblichkeit/ ja auch/ daß keiner jemals so erhebt ohne Schatten/ gemahlet/ als eben dieser Antonio, und man also von ihm wol sagen kan/ daß er das eine Haupt-Stuck der Mahlerey/ Versteht das Wol-Mahlen aus dem Grund. nämlich das wol mahlen/ mehr als alle andere verstanden/ ob er dann schon im andern Haupt-Stuck/ nämlich im Zeichnen/ nicht so gut/ als im wol mahlen gewesen/ so wird doch nichts sein großes Lob hindern/ indem das wol mahlen einen Mahler nicht weniger/ als das wol zeichnen/ zieret/ und also dieses [Spaltenumbruch] jenem nachgeben/ folglich auch also unserm Antonio der Ruhm/ wo nicht höchster/ doch sonderbarer Vollkommenheit verbleiben muß.

Ferner ist das bäste Marien-Bild in Modena seiner Hände Werk: Ingleichen Christus am Oelberg/ und im Garten bey Maria Magdalena Mahlet die Christnacht. zu Bologna: Dann auch zu Reggio die Christ-Nacht/ in welchem Gemähl von Christo ein Schein ausgehet/ der die Hirten und alle Umstehende beleuchtet/ welchen Glanz eine Frau nicht wol vertragen kan/ und demnach ihre Augen mit der Hand sehr artlich bedecket/ der in der Luft schwebende Engel-Chor scheinet mehr warhaft/ als mit Menschen-Händen gemacht/ und hat dieses dem Herzog von Modena so wol gefallen/ daß er es copiren und das original in seine residenz bringen lassen/ als eines der allerfürtreflichsten Werke/ so zu finden Den HErrn Christus am Oelberg. seyn mögen: So ist in dieser Stadt auch noch ein Nacht-Stücklein eines Schuchs hoch/ darinn der HErr Christus am Oelberg gebildet/ der ihm erscheinende Engel wirft einen hellen Glanz von sich/ die Aposteln aber ligen unten/ überschatter von einem Eck des Bergs/ von ferne komt Judas mit den Kriegs-Knechten/ und in der dabey gemahlten verschiessenden Landschaft/ siehet man aus einer Seite die Morgenröhte anbrechen.

Zu Parma lag er auf eine Zeit gefährlich krank/ und weil er von einer Frauen/ Namens Catharina, wol bedienet worden/ mahlte er ihr S. Catharina. zur Vergeltung die H. Catharina/ welche das auf der Jungfer Marien Schoß sitzende Christkindlein/ vermittelst Ansteckung eines Ringes/ sich vermählet/ neben einem S. Sebastian und andern halben Bildern/ Lebensgröße: Dieses Stuck hat nachmals eine Gräfin nach Rom gebracht/ und neben der fürnehmsten Künstler/ Raphaels d' Urbino, Lucas von Leyden/ Andrea del Sarto und anderer Werke gestellet/ die es doch alle an Kunst übertroffen/ dannnenhero der Cardinal Scipio Borghesio solches theuer an sich erkauft/ bey dem ich es Anno 1634. selbst gesehen/ und sind ihm zwar unterschiedlichmal 6000. Gold-Cronen darauf gebotten worden/ um welche er doch das Gemähl nicht hinweg geben wollen.

Sein humor. Er ware sonst ein erbarer/ beständiger und demütiger Mann/ der sich seiner Wissenschaft nicht übernahme/ wenigers/ daß er viel verstünde/ von sich ausgabe/ und bekandte gerne/ daß es sehr schwer seye/ der Natur Vollkommenheit nachzukommen: Er war mit wenigen vergnügt/ und lebte/ wegen großer habender Haushaltung/ sehr sparsam: Dahero/ als er für eine Arbeit 60. Gold-Cronen/ an lauter quadrinen, so eine schwere Kupfer-Münz ist/empfangen/ und solche selbst/ in großer Hitz/ nach Corregio getragen/ unterwegs aber/ sich zu kühlen/ viel Wassers getrunken/ ist er in ein schweres Fieber gefallen/ und daran ohngefähr im 40. Jahr seines Alters gestorben: Seine meiste und bäste Werke hat er um das Jahr Christi 1512. verfärtiget/ und haben ihm alle Kunstverwandten für viele Sachen zu danken/ die sie aus seiner Arbeit/ mit geringerer Mühe zu machen/ erlernet/ absonderlich aber die Artlichkeit der Haar/ als welche er auf eine sehr natürlich fliessende Manier zu mahlen/ erfunden/dannenhero

[Spaltenumbruch] furchtsame Natur zurück gehalten/ aus seinem Lande gereiset/ so daß er alles/ was er wuste/ nur aus eignem Verstand und steter Ubung nehmen muste/ dannenhero man billich glauben kan/ daß er unvergleichlich worden wäre/ wann jetztgemeldter Abgang ihn nicht daran verhindert hätte.

Seine Werke. In die Dommkirche zu Parma hat er unterschiedliche große Bilder gemacht/ so von unten auf zu sehen treflich wol verkürzt waren: Auf gleiche weise hat er zu S. Johann in ermeldter Stadt einen runden Thurn/ und eine Marien-Himmelfahrt/ mit vielen Engeln und anderer Heiligen Bildern gemahlt: Ferner 2. Altar-Tafeln mit Oelfarben/ darinn ein treflich berühmter todter Christus/ und ist sich mehr zu verwundern/ wie er die schöne Gebärden/ und noch vielmehr die mancherley Arten der fliegenden Gewänder ersinnen/ als wie er dieselbe so wol mahlen können. In eben dieser Stadt ist bey den Capucinern / von seiner Hand/ der Englische Gruß in fresco so wol gemacht zu sehen/ daß man mit gröstem Fleiß das Stuck ausgehoben/ und an einen andern Ort versetzt/ als man die Mauer/ darauf es gebildet ware/ hat müssen abbrechen: Noch ein Marien-Bild auf einem Stadtthor/ das die Durchreisende mit Verwunderung anschauen: Ingleichen in S. Antonii Kirche ein Gemähl/ darinnen Maria und Maria Magdalena/ samt einem Engel/ so lieblich gebildet/ daß mans ohne Freude nicht anschauen kan/ noch ein Hieronymus-Bild/ über dessen fürtreflicher Colorirung die Mahler sich nicht genug verwundern können.

Ein Liebes-Stuck. Für Herzog Friedrich den andern/ hat er zwey herrliche Stuck verfärtiget/ die dem Käyser solten verehret werden/ und der großen Kunst halber eines so großen Monarchen zu seyn wol würdig gewesen: Es ware eine nackende Leda, und eine Venus, von so linder coloratur, und so fleischigen Tieffungen/ daß es nicht gemahlt/ sondern lebendig Fleisch zu seyn schiene; in einer jeden dieser Tafel ware eine artliche Landschaft gebildet/ und floße aus einem bey der Venus gemahlten Felsen ein klares Wasser/ das ihr über die Füße gienge/ und gleichwol das nackende nicht verhinderte/ sondern derselben Zärtlichkeit durch das glänzende Wasser nur mehr entdeckte: Neben ihr stunden zween Cupidines, deren einer seinen güldnen/ der andere seinen bleyernen Pfeil aus einem Stein probirte: Als diese zwey Stuck Julius Romanus betrachtet/ hat er bekandt/ daß er dergleichen colorirung die Zeit seines Lebens nicht gesehen habe. Gewiß ist es/ daß kein Mahler bäßer mit den Farben umgehen können/ oder mit so frölichem Wolstand/ so glatt und vertrieben/ lind/ fleischig/ und mit solcher Lieblichkeit/ ja auch/ daß keiner jemals so erhebt ohne Schatten/ gemahlet/ als eben dieser Antonio, und man also von ihm wol sagen kan/ daß er das eine Haupt-Stuck der Mahlerey/ Versteht das Wol-Mahlen aus dem Grund. nämlich das wol mahlen/ mehr als alle andere verstanden/ ob er dann schon im andern Haupt-Stuck/ nämlich im Zeichnen/ nicht so gut/ als im wol mahlen gewesen/ so wird doch nichts sein großes Lob hindern/ indem das wol mahlen einen Mahler nicht weniger/ als das wol zeichnen/ zieret/ und also dieses [Spaltenumbruch] jenem nachgeben/ folglich auch also unserm Antonio der Ruhm/ wo nicht höchster/ doch sonderbarer Vollkommenheit verbleiben muß.

Ferner ist das bäste Marien-Bild in Modena seiner Hände Werk: Ingleichen Christus am Oelberg/ und im Garten bey Maria Magdalena Mahlet die Christnacht. zu Bologna: Dann auch zu Reggio die Christ-Nacht/ in welchem Gemähl von Christo ein Schein ausgehet/ der die Hirten und alle Umstehende beleuchtet/ welchen Glanz eine Frau nicht wol vertragen kan/ und demnach ihre Augen mit der Hand sehr artlich bedecket/ der in der Luft schwebende Engel-Chor scheinet mehr warhaft/ als mit Menschen-Händen gemacht/ und hat dieses dem Herzog von Modena so wol gefallen/ daß er es copiren und das original in seine residenz bringen lassen/ als eines der allerfürtreflichsten Werke/ so zu finden Den HErrn Christus am Oelberg. seyn mögen: So ist in dieser Stadt auch noch ein Nacht-Stücklein eines Schuchs hoch/ darinn der HErr Christus am Oelberg gebildet/ der ihm erscheinende Engel wirft einen hellen Glanz von sich/ die Aposteln aber ligen unten/ überschatter von einem Eck des Bergs/ von ferne komt Judas mit den Kriegs-Knechten/ und in der dabey gemahlten verschiessenden Landschaft/ siehet man aus einer Seite die Morgenröhte anbrechen.

Zu Parma lag er auf eine Zeit gefährlich krank/ und weil er von einer Frauen/ Namens Catharina, wol bedienet worden/ mahlte er ihr S. Catharina. zur Vergeltung die H. Catharina/ welche das auf der Jungfer Marien Schoß sitzende Christkindlein/ vermittelst Ansteckung eines Ringes/ sich vermählet/ neben einem S. Sebastian und andern halben Bildern/ Lebensgröße: Dieses Stuck hat nachmals eine Gräfin nach Rom gebracht/ und neben der fürnehmsten Künstler/ Raphaels d’ Urbino, Lucas von Leyden/ Andrea del Sarto und anderer Werke gestellet/ die es doch alle an Kunst übertroffen/ dannnenhero der Cardinal Scipio Borghesio solches theuer an sich erkauft/ bey dem ich es Anno 1634. selbst gesehen/ und sind ihm zwar unterschiedlichmal 6000. Gold-Cronen darauf gebotten worden/ um welche er doch das Gemähl nicht hinweg geben wollen.

Sein humor. Er ware sonst ein erbarer/ beständiger und demütiger Mann/ der sich seiner Wissenschaft nicht übernahme/ wenigers/ daß er viel verstünde/ von sich ausgabe/ und bekandte gerne/ daß es sehr schwer seye/ der Natur Vollkommenheit nachzukommen: Er war mit wenigen vergnügt/ und lebte/ wegen großer habender Haushaltung/ sehr sparsam: Dahero/ als er für eine Arbeit 60. Gold-Cronen/ an lauter quadrinen, so eine schwere Kupfer-Münz ist/empfangen/ und solche selbst/ in großer Hitz/ nach Corregio getragen/ unterwegs aber/ sich zu kühlen/ viel Wassers getrunken/ ist er in ein schweres Fieber gefallen/ und daran ohngefähr im 40. Jahr seines Alters gestorben: Seine meiste und bäste Werke hat er um das Jahr Christi 1512. verfärtiget/ und haben ihm alle Kunstverwandten für viele Sachen zu danken/ die sie aus seiner Arbeit/ mit geringerer Mühe zu machen/ erlernet/ absonderlich aber die Artlichkeit der Haar/ als welche er auf eine sehr natürlich fliessende Manier zu mahlen/ erfunden/dannenhero

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p xml:id="p299.4"><pb facs="#f0117" xml:id="pb-300" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 91]"/><cb/>
furchtsame Natur zurück gehalten/ aus seinem Lande gereiset/ so daß er alles/ was er wuste/ nur aus eignem Verstand und steter Ubung nehmen muste/ dannenhero man billich glauben kan/ daß er unvergleichlich worden wäre/ wann jetztgemeldter Abgang ihn nicht daran verhindert hätte.</p>
          <p><note place="right">Seine Werke.</note> In die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-559">Dommkirche</placeName> zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-530 http://www.geonames.org/3171457/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004942">Parma</placeName></hi> hat er unterschiedliche große Bilder gemacht/ so von unten auf zu sehen treflich wol verkürzt waren: Auf gleiche weise hat er zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-528">S. Johann</placeName></hi> in ermeldter Stadt einen runden Thurn/ und eine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Himmelfahrt/ mit vielen Engeln und anderer Heiligen Bildern gemahlt: Ferner 2. Altar-Tafeln mit Oelfarben/ darinn ein treflich berühmter todter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName>/ und ist sich mehr zu verwundern/ wie er die schöne Gebärden/ und noch vielmehr die mancherley Arten der fliegenden Gewänder ersinnen/ als wie er dieselbe so wol mahlen können. In eben dieser Stadt ist <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2136">bey den Capucinern</placeName> / von seiner Hand/ der Englische Gruß <hi rendition="#aq">in fresco</hi> so wol gemacht zu sehen/ daß man mit gröstem Fleiß das Stuck ausgehoben/ und an einen andern Ort versetzt/ als man die Mauer/ darauf es gebildet ware/ hat müssen abbrechen: Noch ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild auf einem Stadtthor/ das die Durchreisende mit Verwunderung anschauen: Ingleichen in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-560"><hi rendition="#aq">S. Antonii</hi> Kirche</placeName> ein Gemähl/ darinnen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Maria</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-386 http://d-nb.info/gnd/118577840 http://viaf.org/viaf/25394709">Maria Magdalena</persName>/ samt einem Engel/ so lieblich gebildet/ daß mans ohne Freude nicht anschauen kan/ noch ein <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-208 http://d-nb.info/gnd/118550853 http://viaf.org/viaf/95147024">Hieronymus</persName></hi>-Bild/ über dessen fürtreflicher <hi rendition="#aq">Colori</hi>rung die Mahler sich nicht genug verwundern können.</p>
          <p><note place="right">Ein Liebes-Stuck.</note> Für <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1381 http://d-nb.info/gnd/119228130 http://viaf.org/viaf/59186552">Herzog Friedrich den andern</persName>/ hat er zwey herrliche Stuck verfärtiget/ die dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-576 http://d-nb.info/gnd/118560093 http://viaf.org/viaf/88598818">Käyser</persName> solten verehret werden/ und der großen Kunst halber eines so großen Monarchen zu seyn wol würdig gewesen: Es ware eine nackende <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-476 http://d-nb.info/gnd/118832611 http://viaf.org/viaf/25399567">Leda</persName>,</hi> und eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>,</hi> von so linder <hi rendition="#aq">coloratur,</hi> und so fleischigen Tieffungen/ daß es nicht gemahlt/ sondern lebendig Fleisch zu seyn schiene; in einer jeden dieser Tafel ware eine artliche Landschaft gebildet/ und floße aus einem bey der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName></hi> gemahlten Felsen ein klares Wasser/ das ihr über die Füße gienge/ und gleichwol das nackende nicht verhinderte/ sondern derselben Zärtlichkeit durch das glänzende Wasser nur mehr entdeckte: Neben ihr stunden zween <hi rendition="#aq">Cupidines,</hi> deren einer seinen güldnen/ der andere seinen bleyernen Pfeil aus einem Stein <hi rendition="#aq">probi</hi>rte: Als diese zwey Stuck <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1366 http://d-nb.info/gnd/118639242 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115304 http://viaf.org/viaf/74007636">Julius Romanus</persName></hi> betrachtet/ hat er bekandt/ daß er dergleichen <hi rendition="#aq">colori</hi>rung die Zeit seines Lebens nicht gesehen habe. Gewiß ist es/ daß kein Mahler bäßer mit den Farben umgehen können/ oder mit so frölichem Wolstand/ so glatt und vertrieben/ lind/ fleischig/ und mit solcher Lieblichkeit/ ja auch/ daß keiner jemals so erhebt ohne Schatten/ gemahlet/ als eben dieser <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-835 http://d-nb.info/gnd/11867692X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500006208 http://viaf.org/viaf/100171932">Antonio</persName>,</hi> und man also von ihm wol sagen kan/ daß er das eine Haupt-Stuck der Mahlerey/ <note place="right">Versteht das Wol-Mahlen aus dem Grund.</note> nämlich das wol mahlen/ mehr als alle andere verstanden/ ob er dann schon im andern Haupt-Stuck/ nämlich im Zeichnen/ nicht so gut/ als im wol mahlen gewesen/ so wird doch nichts sein großes Lob hindern/ indem das wol mahlen einen Mahler nicht weniger/ als das wol zeichnen/ zieret/ und also dieses <cb/>
jenem nachgeben/ folglich auch also unserm <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-835 http://d-nb.info/gnd/11867692X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500006208 http://viaf.org/viaf/100171932">Antonio</persName></hi> der Ruhm/ wo nicht höchster/ doch sonderbarer Vollkommenheit verbleiben muß.</p>
          <p>Ferner ist das bäste <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-59 http://www.geonames.org/3173331/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7009565">Modena</placeName></hi> seiner Hände Werk: Ingleichen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> am Oelberg/ und im Garten bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-386 http://d-nb.info/gnd/118577840 http://viaf.org/viaf/25394709">Maria Magdalena</persName> <note place="right">Mahlet die Christnacht.</note> zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847">Bologna</placeName></hi>: Dann auch zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-529 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005020">Reggio</placeName></hi> die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christ</persName>-Nacht/ in welchem Gemähl von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christo</persName> ein Schein ausgehet/ der die Hirten und alle Umstehende beleuchtet/ welchen Glanz eine Frau nicht wol vertragen kan/ und demnach ihre Augen mit der Hand sehr artlich bedecket/ der in der Luft schwebende Engel-Chor scheinet mehr warhaft/ als mit Menschen-Händen gemacht/ und hat dieses dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5148 http://d-nb.info/gnd/119104385 http://viaf.org/viaf/52492012">Herzog von <hi rendition="#aq">Modena</hi></persName> so wol gefallen/ daß er es <hi rendition="#aq">copi</hi>ren und das <hi rendition="#aq">original</hi> in seine <hi rendition="#aq">residenz</hi> bringen lassen/ als eines der allerfürtreflichsten Werke/ so zu finden <note place="right">Den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">HErrn Christus</persName> am Oelberg.</note> seyn mögen: So ist in dieser Stadt auch noch ein Nacht-Stücklein eines Schuchs hoch/ darinn der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">HErr Christus</persName> am Oelberg gebildet/ der ihm erscheinende Engel wirft einen hellen Glanz von sich/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1340">Aposteln</persName> aber ligen unten/ überschatter von einem Eck des Bergs/ von ferne komt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1294 http://d-nb.info/gnd/118558536 http://viaf.org/viaf/26079879">Judas</persName> mit den Kriegs-Knechten/ und in der dabey gemahlten verschiessenden Landschaft/ siehet man aus einer Seite die Morgenröhte anbrechen.</p>
          <p>Zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-530 http://www.geonames.org/3171457/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004942">Parma</placeName></hi> lag er auf eine Zeit gefährlich krank/ und weil er von einer Frauen/ Namens <hi rendition="#aq">Catharina,</hi> wol bedienet worden/ mahlte er ihr <note place="right"><hi rendition="#aq"><name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3332"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-796 http://d-nb.info/gnd/118560573 http://viaf.org/viaf/42629735">S. Catharina</persName></name></hi>.</note> zur Vergeltung <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3332">die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-796 http://d-nb.info/gnd/118560573 http://viaf.org/viaf/42629735">H. Catharina</persName>/ welche das auf der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Jungfer Marien</persName> Schoß sitzende <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christkindlein</persName>/ vermittelst Ansteckung eines Ringes/ sich vermählet/ neben einem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-603 http://d-nb.info/gnd/118612492 http://viaf.org/viaf/37709315">S. Sebastian</persName></hi> und andern halben Bildern/ Lebensgröße</name>: Dieses Stuck hat nachmals eine Gräfin nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> gebracht/ und neben der fürnehmsten Künstler/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaels d&#x2019; Urbino</persName>,</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-657 http://d-nb.info/gnd/118729314 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500020789 http://viaf.org/viaf/88878180"><hi rendition="#aq">Lucas</hi> von Leyden</persName>/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea del Sarto</persName></hi> und anderer Werke gestellet/ die es doch alle an Kunst übertroffen/ dannnenhero der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1367 http://d-nb.info/gnd/118661809 http://viaf.org/viaf/54156396">Cardinal <hi rendition="#aq">Scipio Borghesio</hi></persName> solches theuer an sich erkauft/ bey dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> es <date when="1634">Anno 1634.</date> selbst gesehen/ und sind ihm zwar unterschiedlichmal 6000. Gold-Cronen darauf gebotten worden/ um welche er doch das Gemähl nicht hinweg geben wollen.</p>
          <p><note place="right">Sein <hi rendition="#aq">humor</hi>.</note>  Er ware sonst ein erbarer/ beständiger und demütiger Mann/ der sich seiner Wissenschaft nicht übernahme/ wenigers/ daß er viel verstünde/ von sich ausgabe/ und bekandte gerne/ daß es sehr schwer seye/ der Natur Vollkommenheit nachzukommen: Er war mit wenigen vergnügt/ und lebte/ wegen großer habender Haushaltung/ sehr sparsam: Dahero/ als er für eine Arbeit 60. Gold-Cronen/ an lauter <hi rendition="#aq">quadrinen,</hi> so eine schwere Kupfer-Münz ist/empfangen/ und solche selbst/ in großer Hitz/ nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-527 http://www.geonames.org/3178019/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005027">Corregio</placeName></hi> getragen/ unterwegs aber/ sich zu kühlen/ viel Wassers getrunken/ ist er in ein schweres Fieber gefallen/ und daran ohngefähr im 40. Jahr seines Alters gestorben: Seine meiste und bäste Werke hat er um das <date when="1512">Jahr Christi 1512.</date> verfärtiget/ und haben ihm alle Kunstverwandten für viele Sachen zu danken/ die sie aus seiner Arbeit/ mit geringerer Mühe zu machen/ erlernet/ absonderlich aber die Artlichkeit der Haar/ als welche er auf eine sehr natürlich fliessende Manier zu mahlen/ erfunden/dannenhero
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 91]/0117] furchtsame Natur zurück gehalten/ aus seinem Lande gereiset/ so daß er alles/ was er wuste/ nur aus eignem Verstand und steter Ubung nehmen muste/ dannenhero man billich glauben kan/ daß er unvergleichlich worden wäre/ wann jetztgemeldter Abgang ihn nicht daran verhindert hätte. In die Dommkirche zu Parma hat er unterschiedliche große Bilder gemacht/ so von unten auf zu sehen treflich wol verkürzt waren: Auf gleiche weise hat er zu S. Johann in ermeldter Stadt einen runden Thurn/ und eine Marien-Himmelfahrt/ mit vielen Engeln und anderer Heiligen Bildern gemahlt: Ferner 2. Altar-Tafeln mit Oelfarben/ darinn ein treflich berühmter todter Christus/ und ist sich mehr zu verwundern/ wie er die schöne Gebärden/ und noch vielmehr die mancherley Arten der fliegenden Gewänder ersinnen/ als wie er dieselbe so wol mahlen können. In eben dieser Stadt ist bey den Capucinern / von seiner Hand/ der Englische Gruß in fresco so wol gemacht zu sehen/ daß man mit gröstem Fleiß das Stuck ausgehoben/ und an einen andern Ort versetzt/ als man die Mauer/ darauf es gebildet ware/ hat müssen abbrechen: Noch ein Marien-Bild auf einem Stadtthor/ das die Durchreisende mit Verwunderung anschauen: Ingleichen in S. Antonii Kirche ein Gemähl/ darinnen Maria und Maria Magdalena/ samt einem Engel/ so lieblich gebildet/ daß mans ohne Freude nicht anschauen kan/ noch ein Hieronymus-Bild/ über dessen fürtreflicher Colorirung die Mahler sich nicht genug verwundern können. Seine Werke. Für Herzog Friedrich den andern/ hat er zwey herrliche Stuck verfärtiget/ die dem Käyser solten verehret werden/ und der großen Kunst halber eines so großen Monarchen zu seyn wol würdig gewesen: Es ware eine nackende Leda, und eine Venus, von so linder coloratur, und so fleischigen Tieffungen/ daß es nicht gemahlt/ sondern lebendig Fleisch zu seyn schiene; in einer jeden dieser Tafel ware eine artliche Landschaft gebildet/ und floße aus einem bey der Venus gemahlten Felsen ein klares Wasser/ das ihr über die Füße gienge/ und gleichwol das nackende nicht verhinderte/ sondern derselben Zärtlichkeit durch das glänzende Wasser nur mehr entdeckte: Neben ihr stunden zween Cupidines, deren einer seinen güldnen/ der andere seinen bleyernen Pfeil aus einem Stein probirte: Als diese zwey Stuck Julius Romanus betrachtet/ hat er bekandt/ daß er dergleichen colorirung die Zeit seines Lebens nicht gesehen habe. Gewiß ist es/ daß kein Mahler bäßer mit den Farben umgehen können/ oder mit so frölichem Wolstand/ so glatt und vertrieben/ lind/ fleischig/ und mit solcher Lieblichkeit/ ja auch/ daß keiner jemals so erhebt ohne Schatten/ gemahlet/ als eben dieser Antonio, und man also von ihm wol sagen kan/ daß er das eine Haupt-Stuck der Mahlerey/ nämlich das wol mahlen/ mehr als alle andere verstanden/ ob er dann schon im andern Haupt-Stuck/ nämlich im Zeichnen/ nicht so gut/ als im wol mahlen gewesen/ so wird doch nichts sein großes Lob hindern/ indem das wol mahlen einen Mahler nicht weniger/ als das wol zeichnen/ zieret/ und also dieses jenem nachgeben/ folglich auch also unserm Antonio der Ruhm/ wo nicht höchster/ doch sonderbarer Vollkommenheit verbleiben muß. Ein Liebes-Stuck. Versteht das Wol-Mahlen aus dem Grund. Ferner ist das bäste Marien-Bild in Modena seiner Hände Werk: Ingleichen Christus am Oelberg/ und im Garten bey Maria Magdalena zu Bologna: Dann auch zu Reggio die Christ-Nacht/ in welchem Gemähl von Christo ein Schein ausgehet/ der die Hirten und alle Umstehende beleuchtet/ welchen Glanz eine Frau nicht wol vertragen kan/ und demnach ihre Augen mit der Hand sehr artlich bedecket/ der in der Luft schwebende Engel-Chor scheinet mehr warhaft/ als mit Menschen-Händen gemacht/ und hat dieses dem Herzog von Modena so wol gefallen/ daß er es copiren und das original in seine residenz bringen lassen/ als eines der allerfürtreflichsten Werke/ so zu finden seyn mögen: So ist in dieser Stadt auch noch ein Nacht-Stücklein eines Schuchs hoch/ darinn der HErr Christus am Oelberg gebildet/ der ihm erscheinende Engel wirft einen hellen Glanz von sich/ die Aposteln aber ligen unten/ überschatter von einem Eck des Bergs/ von ferne komt Judas mit den Kriegs-Knechten/ und in der dabey gemahlten verschiessenden Landschaft/ siehet man aus einer Seite die Morgenröhte anbrechen. Mahlet die Christnacht. Den HErrn Christus am Oelberg. Zu Parma lag er auf eine Zeit gefährlich krank/ und weil er von einer Frauen/ Namens Catharina, wol bedienet worden/ mahlte er ihr zur Vergeltung die H. Catharina/ welche das auf der Jungfer Marien Schoß sitzende Christkindlein/ vermittelst Ansteckung eines Ringes/ sich vermählet/ neben einem S. Sebastian und andern halben Bildern/ Lebensgröße: Dieses Stuck hat nachmals eine Gräfin nach Rom gebracht/ und neben der fürnehmsten Künstler/ Raphaels d’ Urbino, Lucas von Leyden/ Andrea del Sarto und anderer Werke gestellet/ die es doch alle an Kunst übertroffen/ dannnenhero der Cardinal Scipio Borghesio solches theuer an sich erkauft/ bey dem ich es Anno 1634. selbst gesehen/ und sind ihm zwar unterschiedlichmal 6000. Gold-Cronen darauf gebotten worden/ um welche er doch das Gemähl nicht hinweg geben wollen. S. Catharina. Er ware sonst ein erbarer/ beständiger und demütiger Mann/ der sich seiner Wissenschaft nicht übernahme/ wenigers/ daß er viel verstünde/ von sich ausgabe/ und bekandte gerne/ daß es sehr schwer seye/ der Natur Vollkommenheit nachzukommen: Er war mit wenigen vergnügt/ und lebte/ wegen großer habender Haushaltung/ sehr sparsam: Dahero/ als er für eine Arbeit 60. Gold-Cronen/ an lauter quadrinen, so eine schwere Kupfer-Münz ist/empfangen/ und solche selbst/ in großer Hitz/ nach Corregio getragen/ unterwegs aber/ sich zu kühlen/ viel Wassers getrunken/ ist er in ein schweres Fieber gefallen/ und daran ohngefähr im 40. Jahr seines Alters gestorben: Seine meiste und bäste Werke hat er um das Jahr Christi 1512. verfärtiget/ und haben ihm alle Kunstverwandten für viele Sachen zu danken/ die sie aus seiner Arbeit/ mit geringerer Mühe zu machen/ erlernet/ absonderlich aber die Artlichkeit der Haar/ als welche er auf eine sehr natürlich fliessende Manier zu mahlen/ erfunden/dannenhero Sein humor.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/117
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 91]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/117>, abgerufen am 24.11.2024.