Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.
[Spaltenumbruch] vom Galgen ab/ anatomirte denselben/ zoge ihm die ganze Haut ab/ und über sein Hembd an/ als ein Mittel von fürtrefflichen Würkungen in allerhand Sachen/ worinn er sehr aberglaubisch war/ die er doch endlich/ auf Begehren seines Beichtvatters/ wieder aus gezogen und begraben hat. Seine Gewonheit ware/ nicht lang an einem Ort zu bleiben/ dannenhero zog er von Pisa nach Carrara, und bald wieder nach Genua, wo er den Prinzen Doria, samt dessen Fürstlichen Wappen und andern Zierrahten in Marmor gebildet/ und auf die Porte seines Palasts gestellet hat. Von dannen wolte er in Frankreich/ als er aber den Berg Sanese erreicht/ kehrte er wieder um nach Meyland/ allwo er auch viel Arbeit verfärtiget. Er war von sehr guter Vernunft/ in der Arbeit färtig und ämsig/ und verharrete gar beständig in dem/ was er ihm vor genommen: Dabeneben übte er sich auch in musicalischen compositionen/ und wäre sonder Zweiffel unvergleichlich worden/ wofern er sich allein auf das Bildhauen geleget hätte/ starb endlich im 45. Jahr seines Alters. XXXVII. GIOANN BELLINI, Mahler von Venedig.WAs der lobwürdige Wett-Streit zwischen zweyen tugendhaften Gemühtern/ dern keines dem andern an Kunst und Tugend weichen will/ für eine Vollkommenheit gebähre/ zeiget das exempel des berühmten Mahlers GIOANN BELLINI und seines Bruders/ beyder bürtig von Venedig/ dann/ indem sie einander immer/ zu Erfindung neuer Sachen/ aufgemuntert/ brachte endlich dieser Gioann Bellini, gleichsam aus dem Grab der Vergessenheit/ wieder herfür die alte manier, gräll und trucken/ ganz liebreich und der Natur ähnlich zu mahlen/ wordurch er den Bildern der Heiligen eine sonderbare Andacht zuwegen gebracht/ sich aber selbsten in ein großes Ansehen gesetzet hat. Seine Werke/ Er mahlte anfangs alla tempera, welche Art er in Flandern von Johann di Bruggia erlernet/ begabe sich aber doch auch auf die Oelfarben/ nachdem sie Antonello da Messina nach Venedig gebracht: Seine erste Gemälde waren die Bildnis unser Frauen bey S. Giuliano, und der H. Catharina zu S. Geminiano, andere seine Stuck aber sind allenthalben in Antorf/ Vicenza, Bergamo, Wien/ Verona, Flandern und Engelland verstreuet worden: Zu Venedig sind von seiner Hand/ in dem Grimanischen Hauß/ bey S. Hermagora, zu sehen/ zwey sehr köstliche Land-Charten/ samt den Contrafäten Ptolomaei, Strabonis, Plinii, und Pomponii Melae. In der Loredanischen Wohnung aber das Bildnis des Leonardo Loredano, bey einem Tisch in einem Sessel sitzend/ um den seine zween Söhne und übriges Haußgesind stehen/ alle in Lebensgröße/ vieler anderer köstlichen Contrafäten/ als des Bartholomeo Lieriano, Pietro Bembo und mehrern zu geschweigen. Er hat ferner vor den Herzog von Ferrara angefangen ein großes Stuck/ in dem viele Weibsbilder in mascarn um ein Weinfaß herum tanzen/ Silenus aber voll und toll/ mit einer großen Anzahl Kinder begleitet/ auf seinem Esel herein reitet/ welches von ihme/ wegen darzwischen kommenden [Spaltenumbruch] Tods/ nicht geendiget/ nachmals aber von dem Titian, mit Beyfügung einer schönen Landschaft/ ausgemacht worden/ welches nachgehends Cardinal Aldobrandino bekommen/ iezo aber in des Königs in Spanien Kunst-Kammer in hohem Wehrt gehalten wird. Darunter zum Kennzeichen diese Schrift: JOHANNES BELLINUS. M.CCCCCXIV. Sein Bildnis ist zu finden in der Kupferblatte M. ist gestorben im 90. Jahr seines Alters/ und neben und gutes Lob. seinen Bruder/ in der Kirche Gioanni und Paul, begraben worden; geliebt von allen Burgern/ und geehrt von inn- und ausländischen/ so/ daß die schöne Blume seines guten Namens und hoher Ehren/ (merklich dardurch befördert/ daß er des großen Titians Lehrmeister gewesen) bey der Nach-Welt nimmer verwelken wird: Sein vertrauter Freund/ der fürtreffliche Poet Ariostus, hat/ in seinem furioso, ihn mit folgenden Versen geehret: So diesen Verstand haben möchte: XXXIIX. DOSSO, Mahler von Ferrara.ZU den Zeiten des fürtrefflichen Poeten Ariosti, wurde auch Ferrara mit dem künstlichen Mahler DOSSO beglükseliget/ welchen/ wegen seiner guten qualitäten und annehmlichen Sitten/ Alphonsus, der Herzog daselbst/ sehr lieb hatte: Er nahme diesen Namen in Lombardi an/ und wuste die Landschaften bäßer/ als andere/ in nassen Kalk oder mit Oel zu machen/ sonderlich/ nachdem er die Seine Werke zu Ferrara. Teutsche manier darinn besehen: Er hat dessen herrliche Proben in der Domus-Kirche zu Ferrara, und vielen Zimmern des herzoglichen Palasts gethan/ worzu ihm sein Bruder Baptista geholfen: In dem kleinern Hof des Herzogs machte er die Geschicht des Hercules, und eine Anzahl anderer nackender Bilder in fresco, wie auch an andern Orten der Stadt und in dem Trientischen Palast des Cardinals/ viele schöne Kunst-Stücke. Damals verfärtigte der berühmte Mahler und Baumeister Hieronymus Genga, für den Zu Urbino. Herzog Francesco Maria von Urbino, viele Zierrahten/ solche bäßer zu beschleunigen/ wurde Dosso mit seinem Bruder Battista beruffen/ welchen der obgedachte Baumeister ein eignes Zimmer zu mahlen übergabe: Nun wandten sie zwar ihre äuserste Müh und Fleiß daran/ und wurde dannoch ihre Arbeit so schlecht/ daß sie niemals was heillosers gemacht/ wie es je zuweilen geschieht/ daß das jenige/ worauf man den grösten Fleiß wendet/ am wenigsten geräht/ weil der Verstand zu sehr abgemattet wird/ dannenhero der Herzog alles von ihnen gemachte wieder verderbet/ und nach des Genga Zeichnung anderst mahlen lassen/ so/ daß leicht zu erachten/ daß sie mit schlechter Ehr/ und noch geringerm contento, darvon haben müssen ziehen. Zulezt hat Dosso, in dem Hauß Falenza, für den Cavalier Johann Battista Buosi, die disputation [Spaltenumbruch] vom Galgen ab/ anatomirte denselben/ zoge ihm die ganze Haut ab/ und über sein Hembd an/ als ein Mittel von fürtrefflichen Würkungen in allerhand Sachen/ worinn er sehr aberglaubisch war/ die er doch endlich/ auf Begehren seines Beichtvatters/ wieder aus gezogen und begraben hat. Seine Gewonheit ware/ nicht lang an einem Ort zu bleiben/ dannenhero zog er von Pisa nach Carrara, und bald wieder nach Genua, wo er den Prinzen Doria, samt dessen Fürstlichen Wappen und andern Zierrahten in Marmor gebildet/ und auf die Porte seines Palasts gestellet hat. Von dannen wolte er in Frankreich/ als er aber den Berg Sanese erreicht/ kehrte er wieder um nach Meyland/ allwo er auch viel Arbeit verfärtiget. Er war von sehr guter Vernunft/ in der Arbeit färtig und ämsig/ und verharrete gar beständig in dem/ was er ihm vor genommen: Dabeneben übte er sich auch in musicalischen compositionen/ und wäre sonder Zweiffel unvergleichlich worden/ wofern er sich allein auf das Bildhauen geleget hätte/ starb endlich im 45. Jahr seines Alters. XXXVII. GIOANN BELLINI, Mahler von Venedig.WAs der lobwürdige Wett-Streit zwischen zweyen tugendhaften Gemühtern/ dern keines dem andern an Kunst und Tugend weichen will/ für eine Vollkommenheit gebähre/ zeiget das exempel des berühmten Mahlers GIOANN BELLINI und seines Bruders/ beyder bürtig von Venedig/ dann/ indem sie einander immer/ zu Erfindung neuer Sachen/ aufgemuntert/ brachte endlich dieser Gioann Bellini, gleichsam aus dem Grab der Vergessenheit/ wieder herfür die alte manier, gräll und trucken/ ganz liebreich und der Natur ähnlich zu mahlen/ wordurch er den Bildern der Heiligen eine sonderbare Andacht zuwegen gebracht/ sich aber selbsten in ein großes Ansehen gesetzet hat. Seine Werke/ Er mahlte anfangs alla tempera, welche Art er in Flandern von Johann di Bruggia erlernet/ begabe sich aber doch auch auf die Oelfarben/ nachdem sie Antonello da Messina nach Venedig gebracht: Seine erste Gemälde waren die Bildnis unser Frauen bey S. Giuliano, und der H. Catharina zu S. Geminiano, andere seine Stuck aber sind allenthalben in Antorf/ Vicenza, Bergamo, Wien/ Verona, Flandern und Engelland verstreuet worden: Zu Venedig sind von seiner Hand/ in dem Grimanischen Hauß/ bey S. Hermagora, zu sehen/ zwey sehr köstliche Land-Charten/ samt den Contrafäten Ptolomaei, Strabonis, Plinii, und Pomponii Melae. In der Loredanischen Wohnung aber das Bildnis des Leonardo Loredano, bey einem Tisch in einem Sessel sitzend/ um den seine zween Söhne und übriges Haußgesind stehen/ alle in Lebensgröße/ vieler anderer köstlichen Contrafäten/ als des Bartholomeo Lieriano, Pietro Bembo und mehrern zu geschweigen. Er hat ferner vor den Herzog von Ferrara angefangen ein großes Stuck/ in dem viele Weibsbilder in mascarn um ein Weinfaß herum tanzen/ Silenus aber voll und toll/ mit einer großen Anzahl Kinder begleitet/ auf seinem Esel herein reitet/ welches von ihme/ wegen darzwischen kommenden [Spaltenumbruch] Tods/ nicht geendiget/ nachmals aber von dem Titian, mit Beyfügung einer schönen Landschaft/ ausgemacht worden/ welches nachgehends Cardinal Aldobrandino bekommen/ iezo aber in des Königs in Spanien Kunst-Kammer in hohem Wehrt gehalten wird. Darunter zum Kennzeichen diese Schrift: JOHANNES BELLINUS. M.CCCCCXIV. Sein Bildnis ist zu finden in der Kupferblatte M. ist gestorben im 90. Jahr seines Alters/ und neben und gutes Lob. seinen Bruder/ in der Kirche Gioanni und Paul, begraben worden; geliebt von allen Burgern/ und geehrt von inn- und ausländischen/ so/ daß die schöne Blume seines guten Namens und hoher Ehren/ (merklich dardurch befördert/ daß er des großen Titians Lehrmeister gewesen) bey der Nach-Welt nimmer verwelken wird: Sein vertrauter Freund/ der fürtreffliche Poët Ariostus, hat/ in seinem furioso, ihn mit folgenden Versen geehret: So diesen Verstand haben möchte: XXXIIX. DOSSO, Mahler von Ferrara.ZU den Zeiten des fürtrefflichen Poëten Ariosti, wurde auch Ferrara mit dem künstlichen Mahler DOSSO beglükseliget/ welchen/ wegen seiner guten qualitäten und annehmlichen Sitten/ Alphonsus, der Herzog daselbst/ sehr lieb hatte: Er nahme diesen Namen in Lombardi an/ und wuste die Landschaften bäßer/ als andere/ in nassen Kalk oder mit Oel zu machen/ sonderlich/ nachdem er die Seine Werke zu Ferrara. Teutsche manier darinn besehen: Er hat dessen herrliche Proben in der Domus-Kirche zu Ferrara, und vielen Zimmern des herzoglichen Palasts gethan/ worzu ihm sein Bruder Baptista geholfen: In dem kleinern Hof des Herzogs machte er die Geschicht des Hercules, und eine Anzahl anderer nackender Bilder in fresco, wie auch an andern Orten der Stadt und in dem Trientischen Palast des Cardinals/ viele schöne Kunst-Stücke. Damals verfärtigte der berühmte Mahler und Baumeister Hieronymus Genga, für den Zu Urbino. Herzog Francesco Maria von Urbino, viele Zierrahten/ solche bäßer zu beschleunigen/ wurde Dosso mit seinem Bruder Battista beruffen/ welchen der obgedachte Baumeister ein eignes Zimmer zu mahlen übergabe: Nun wandten sie zwar ihre äuserste Müh und Fleiß daran/ und wurde dannoch ihre Arbeit so schlecht/ daß sie niemals was heillosers gemacht/ wie es je zuweilen geschieht/ daß das jenige/ worauf man den grösten Fleiß wendet/ am wenigsten geräht/ weil der Verstand zu sehr abgemattet wird/ dannenhero der Herzog alles von ihnen gemachte wieder verderbet/ und nach des Genga Zeichnung anderst mahlen lassen/ so/ daß leicht zu erachten/ daß sie mit schlechter Ehr/ und noch geringerm contento, darvon haben müssen ziehen. 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Jahr seines Alters/ und neben <note place="right">und gutes Lob.</note> seinen Bruder/ in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-514">Kirche <hi rendition="#aq">Gioanni</hi> und <hi rendition="#aq">Paul</hi></placeName>, begraben worden; geliebt von allen Burgern/ und geehrt von inn- und ausländischen/ so/ daß die schöne Blume seines guten Namens und hoher Ehren/ (merklich dardurch befördert/ daß er des großen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-19 http://d-nb.info/gnd/118622994 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500031075 http://viaf.org/viaf/61533439">Titians</persName></hi> Lehrmeister gewesen) bey der Nach-Welt nimmer verwelken wird: Sein vertrauter Freund/ der fürtreffliche <hi rendition="#aq">Poët <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-577 http://d-nb.info/gnd/118503952 http://viaf.org/viaf/71386455">Ariostus</persName>,</hi> hat/ in seinem <hi rendition="#aq">furioso,</hi> ihn mit folgenden <hi 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ref="http://ta.sandrart.net/-person-195 http://d-nb.info/gnd/118640445 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500010879 http://viaf.org/viaf/24604287">Leonard</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-398 http://d-nb.info/gnd/118577336 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500004218 http://viaf.org/viaf/27084155">Mantegna</persName></hi> und<hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1212 http://d-nb.info/gnd/118508679 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500019244 http://viaf.org/viaf/100161245">Bellin</persName>,</hi></l><lb/> <l>Ergötzen/ durch ihr Kunst/ Herz/ Augen/<lb/> Geist und Sinn.</l><lb/> </lg> <p xml:id="p297.4"><note place="right"><hi rendition="#aq">XXXIIX. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1311 http://d-nb.info/gnd/118973436 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500114963">DOSSO</persName>,</hi> Mahler von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-505 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004264">Ferrara</placeName></hi>.</note>ZU den Zeiten des fürtrefflichen <hi rendition="#aq">Poëten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-577 http://d-nb.info/gnd/118503952 http://viaf.org/viaf/71386455">Ariosti</persName>,</hi> wurde auch <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-505 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004264">Ferrara</placeName></hi> mit dem künstlichen Mahler <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1311 http://d-nb.info/gnd/118973436 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500114963">DOSSO</persName></hi> beglükseliget/ welchen/ wegen seiner guten <hi rendition="#aq">qualit</hi>äten und annehmlichen Sitten/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1351 http://d-nb.info/gnd/122484045 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500116566 http://viaf.org/viaf/13192005">Alphonsus</persName>,</hi> der Herzog daselbst/ sehr lieb hatte: Er nahme diesen Namen in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2 http://www.geonames.org/3174618/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7003237">Lombardi</placeName></hi> an/ und wuste die Landschaften bäßer/ als andere/ in nassen Kalk oder mit Oel zu machen/ sonderlich/ nachdem er die <note place="right">Seine Werke zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-505 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004264">Ferrara</placeName></hi>.</note> Teutsche <hi rendition="#aq">manier</hi> darinn besehen: Er hat dessen herrliche Proben in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-557">Domus-Kirche</placeName> zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-505 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004264">Ferrara</placeName>,</hi> und vielen Zimmern des herzoglichen Palasts gethan/ worzu ihm sein Bruder <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1352 http://d-nb.info/gnd/118973444 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500020071">Baptista</persName></hi> geholfen: In dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">kleinern Hof des Herzogs</placeName> machte er die Geschicht des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName>,</hi> und eine Anzahl anderer nackender Bilder in <hi rendition="#aq">fresco,</hi> wie auch an andern Orten der Stadt und in dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-558">Trientischen Palast</placeName> des Cardinals/ viele schöne Kunst-Stücke.</p> <p xml:id="p297.5">Damals verfärtigte der berühmte Mahler und Baumeister <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1353 http://d-nb.info/gnd/118716808 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500005411">Hieronymus Genga</persName>,</hi> für den <note place="right">Zu Urbino.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1354 http://d-nb.info/gnd/118859927 http://viaf.org/viaf/57412164">Herzog <hi rendition="#aq">Francesco Maria</hi> von <hi rendition="#aq">Urbino</hi></persName>, viele Zierrahten/ solche bäßer zu beschleunigen/ wurde <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1311 http://d-nb.info/gnd/118973436 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500114963">Dosso</persName></hi> mit seinem Bruder <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1352 http://d-nb.info/gnd/118973444 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500020071">Battista</persName></hi> beruffen/ welchen der obgedachte Baumeister ein eignes Zimmer zu mahlen übergabe: Nun wandten sie zwar ihre äuserste Müh und Fleiß daran/ und wurde dannoch ihre Arbeit so schlecht/ daß sie niemals was heillosers gemacht/ wie es je zuweilen geschieht/ daß das jenige/ worauf man den grösten Fleiß wendet/ am wenigsten geräht/ weil der Verstand zu sehr abgemattet wird/ dannenhero der Herzog alles von ihnen gemachte wieder verderbet/ und nach des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1353 http://d-nb.info/gnd/118716808 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500005411">Genga</persName></hi> Zeichnung anderst mahlen lassen/ so/ daß leicht zu erachten/ daß sie mit schlechter Ehr/ und noch geringerm <hi rendition="#aq">contento,</hi> darvon haben müssen ziehen. Zulezt hat <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1311 http://d-nb.info/gnd/118973436 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500114963">Dosso</persName>,</hi> in dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2135">Hauß <hi rendition="#aq">Falenza</hi></placeName>, für den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1468">Cavalier Johann Battista Buosi</persName>,</hi> die <hi rendition="#aq">disputation</hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 88]/0114]
vom Galgen ab/ anatomirte denselben/ zoge ihm die ganze Haut ab/ und über sein Hembd an/ als ein Mittel von fürtrefflichen Würkungen in allerhand Sachen/ worinn er sehr aberglaubisch war/ die er doch endlich/ auf Begehren seines Beichtvatters/ wieder aus gezogen und begraben hat. Seine Gewonheit ware/ nicht lang an einem Ort zu bleiben/ dannenhero zog er von Pisa nach Carrara, und bald wieder nach Genua, wo er den Prinzen Doria, samt dessen Fürstlichen Wappen und andern Zierrahten in Marmor gebildet/ und auf die Porte seines Palasts gestellet hat. Von dannen wolte er in Frankreich/ als er aber den Berg Sanese erreicht/ kehrte er wieder um nach Meyland/ allwo er auch viel Arbeit verfärtiget. Er war von sehr guter Vernunft/ in der Arbeit färtig und ämsig/ und verharrete gar beständig in dem/ was er ihm vor genommen: Dabeneben übte er sich auch in musicalischen compositionen/ und wäre sonder Zweiffel unvergleichlich worden/ wofern er sich allein auf das Bildhauen geleget hätte/ starb endlich im 45. Jahr seines Alters.
WAs der lobwürdige Wett-Streit zwischen zweyen tugendhaften Gemühtern/ dern keines dem andern an Kunst und Tugend weichen will/ für eine Vollkommenheit gebähre/ zeiget das exempel des berühmten Mahlers GIOANN BELLINI und seines Bruders/ beyder bürtig von Venedig/ dann/ indem sie einander immer/ zu Erfindung neuer Sachen/ aufgemuntert/ brachte endlich dieser Gioann Bellini, gleichsam aus dem Grab der Vergessenheit/ wieder herfür die alte manier, gräll und trucken/ ganz liebreich und der Natur ähnlich zu mahlen/ wordurch er den Bildern der Heiligen eine sonderbare Andacht zuwegen gebracht/ sich aber selbsten in ein großes Ansehen gesetzet hat.
XXXVII. GIOANN BELLINI, Mahler von Venedig. Er mahlte anfangs alla tempera, welche Art er in Flandern von Johann di Bruggia erlernet/ begabe sich aber doch auch auf die Oelfarben/ nachdem sie Antonello da Messina nach Venedig gebracht: Seine erste Gemälde waren die Bildnis unser Frauen bey S. Giuliano, und der H. Catharina zu S. Geminiano, andere seine Stuck aber sind allenthalben in Antorf/ Vicenza, Bergamo, Wien/ Verona, Flandern und Engelland verstreuet worden: Zu Venedig sind von seiner Hand/ in dem Grimanischen Hauß/ bey S. Hermagora, zu sehen/ zwey sehr köstliche Land-Charten/ samt den Contrafäten Ptolomaei, Strabonis, Plinii, und Pomponii Melae. In der Loredanischen Wohnung aber das Bildnis des Leonardo Loredano, bey einem Tisch in einem Sessel sitzend/ um den seine zween Söhne und übriges Haußgesind stehen/ alle in Lebensgröße/ vieler anderer köstlichen Contrafäten/ als des Bartholomeo Lieriano, Pietro Bembo und mehrern zu geschweigen.
Seine Werke/ Er hat ferner vor den Herzog von Ferrara angefangen ein großes Stuck/ in dem viele Weibsbilder in mascarn um ein Weinfaß herum tanzen/ Silenus aber voll und toll/ mit einer großen Anzahl Kinder begleitet/ auf seinem Esel herein reitet/ welches von ihme/ wegen darzwischen kommenden
Tods/ nicht geendiget/ nachmals aber von dem Titian, mit Beyfügung einer schönen Landschaft/ ausgemacht worden/ welches nachgehends Cardinal Aldobrandino bekommen/ iezo aber in des Königs in Spanien Kunst-Kammer in hohem Wehrt gehalten wird. Darunter zum Kennzeichen diese Schrift: JOHANNES BELLINUS. M.CCCCCXIV. Sein Bildnis ist zu finden in der Kupferblatte M. ist gestorben im 90. Jahr seines Alters/ und neben seinen Bruder/ in der Kirche Gioanni und Paul, begraben worden; geliebt von allen Burgern/ und geehrt von inn- und ausländischen/ so/ daß die schöne Blume seines guten Namens und hoher Ehren/ (merklich dardurch befördert/ daß er des großen Titians Lehrmeister gewesen) bey der Nach-Welt nimmer verwelken wird: Sein vertrauter Freund/ der fürtreffliche Poët Ariostus, hat/ in seinem furioso, ihn mit folgenden Versen geehret:
und gutes Lob. Equei, che furo à nostri di, e son hora
Leonardo, Andrea Mantegna e Gian Bel-
lino.
So diesen Verstand haben möchte:
Die KünstlerLeonard, Mantegna undBellin,
Ergötzen/ durch ihr Kunst/ Herz/ Augen/
Geist und Sinn.
ZU den Zeiten des fürtrefflichen Poëten Ariosti, wurde auch Ferrara mit dem künstlichen Mahler DOSSO beglükseliget/ welchen/ wegen seiner guten qualitäten und annehmlichen Sitten/ Alphonsus, der Herzog daselbst/ sehr lieb hatte: Er nahme diesen Namen in Lombardi an/ und wuste die Landschaften bäßer/ als andere/ in nassen Kalk oder mit Oel zu machen/ sonderlich/ nachdem er die Teutsche manier darinn besehen: Er hat dessen herrliche Proben in der Domus-Kirche zu Ferrara, und vielen Zimmern des herzoglichen Palasts gethan/ worzu ihm sein Bruder Baptista geholfen: In dem kleinern Hof des Herzogs machte er die Geschicht des Hercules, und eine Anzahl anderer nackender Bilder in fresco, wie auch an andern Orten der Stadt und in dem Trientischen Palast des Cardinals/ viele schöne Kunst-Stücke.
XXXIIX. DOSSO, Mahler von Ferrara.
Seine Werke zu Ferrara. Damals verfärtigte der berühmte Mahler und Baumeister Hieronymus Genga, für den Herzog Francesco Maria von Urbino, viele Zierrahten/ solche bäßer zu beschleunigen/ wurde Dosso mit seinem Bruder Battista beruffen/ welchen der obgedachte Baumeister ein eignes Zimmer zu mahlen übergabe: Nun wandten sie zwar ihre äuserste Müh und Fleiß daran/ und wurde dannoch ihre Arbeit so schlecht/ daß sie niemals was heillosers gemacht/ wie es je zuweilen geschieht/ daß das jenige/ worauf man den grösten Fleiß wendet/ am wenigsten geräht/ weil der Verstand zu sehr abgemattet wird/ dannenhero der Herzog alles von ihnen gemachte wieder verderbet/ und nach des Genga Zeichnung anderst mahlen lassen/ so/ daß leicht zu erachten/ daß sie mit schlechter Ehr/ und noch geringerm contento, darvon haben müssen ziehen. Zulezt hat Dosso, in dem Hauß Falenza, für den Cavalier Johann Battista Buosi, die disputation
Zu Urbino.
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| Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 88]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/114>, abgerufen am 27.11.2024. |
