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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] halber wenig Fleiß angewendet/ machten auch auf ihn allerhand spöttliche Sonnette/ so/ daß er dardurch veranlasset/ in seinem Alter wieder nach Perugia umkehrte/ daselbst auch nochmals in einem Closter anfienge zu arbeiten mit Beyhülff seines Lehrlings/ des Raphael d' Urbino, der unterschiedliche Bilder darein gemacht hat/ wiewol er noch sehr jung war.

Er hatte zu Perugia viel Häuser/ auch daselbst und zu Pieva, auserhalb der Stadt viel liegende Gütter/ wann er dann derselben halben oft aus- und eingehen muste/ und gleichwol niemand seine Seine Manier/ das Geld zu verwahren. baare Mittel vertrauen wolte/ als trug er solche jederzeit auch mit sich hin und her. Da nun solches endlich ausgekundschaftet worden/ passten ihm einmals etliche Personen auf/ erledigten ihn/ durch Abnehmung des Geldes/ dieser Müh/ und liesen ihme kaum/ wegen seines erbärmlichen Flehens/ das Leben. Der geitzige Pietro starbe dieses Unglücks halber fast für Herzens-Kummer/ bekame aber doch/ durch Vermitlung guter Freunde/ den grösten Theil des Abgenomnen wieder. Weil dann alle seine Hofnung nur aufs Zeitliche gegründet war/ und wie er/ auch so gar ungeachtet seines Gewissens/ viel gewinnen möchte/ erlangte er zwar großen Reichtum/ nahme aber im Gegentheil an Ist von gar schlechter Religion. dem Schatz seiner Seelen so stark ab/ daß man in seinen Porphyrinen Kopf/ und verstokte Vernunft/ die Unsterblichkeit der Seelen/ auch mit gröster Mühwaltung/ nicht eingraben oder einbilden können/ daß er also in Glaubens- und Religions-Sachen ja so schlecht/ als in der Mahlerey sehr fürtrefflich war. Zu seinem Ehgatten nahme er eine sehr schöne Jungfrau/ und hatte seine höchste Ergötzlichkeit daran/ wann sie köstlich und nett in Kleidern aufzoge/ so gar/ daß er oft die Mängel mit eigner Hand abgethan/ und sie aufgebutzet haben solle. Aus seiner Schul kamen viele gute Meister herfür/ Sein Lehrjünger Raphael d' Urbino. sonderlich der Welt-berühmte Raphael d' Urbino, welcher/ neben seinem Vatter Gioanni de Sandy, lang bey ihme gearbeitet. Er ist gestorben im 78. Jahr seines Alters/ im 1524. nach Christi Geburt/ und ligt begraben zu Pieva.

XXX. LUCA SIGNORELLI, Mahler von Cortona.WEr auf die Jugend der Kinder/ und derselben Sitten/ Geberden/ und übungen fleißige Achtung haben mag/ wird leichtlich von ihrem künftigen Lebens-Lauf ein Urtheil fällen können: Also siehet man/ daß die jenige Kinder/ welche in ihrer Jugend gern sauber in Kleidern gehen/ und auf gute Sitten ihre Gedanken schlagen/ gemeiniglich/ wie schon in der Kindheit von ihres gleichen ehrlicher geachtet/ also in fernerm Alter/ freundlich und bescheidenlich/ und ein Ansehen bekommen werden: So gieng es dem LUCA SIGNORELLI, von Cortona bürtig/ welcher in seiner Jugend gar annehmlich/ in seinem Alter auch gar freundlich war/ so daß/ wegen seines aufrichtigen/ offenherzigen/ redlichen Wandels/ und zierlicher Conversationen/ jedermann gerne um ihn gewesen/ zumal da er allen denen/ so er behülflich seyn können/ sehr dienst- und förderlich begegnet/ dannenhero er auch/ in und auser seinem Vatterland/ von jedermann lieb[Spaltenumbruch] und wehrt gehalten/ und zu großen Ehren erhoben worden.

Er war ein Lehrling des Pietro von S. Sepolchro, Seine Wissenschaft. dessen Manier er so wol ergriffen/ daß man nicht leicht eine Arbeit aus der andern erkennen und einen Unterscheid darinnen finden mögen: Wie dann auch seine Werke in Italien/ ja so hoch als einige andere gehalten/ und absonderlich hernach von dem berühmten Michael Angelo sehr gelobet worden sind. Er bewiese darinn meisterhaft/ daß man nackende Bilder/ durch angewandte Kunst und Fleiß/ den lebendigen fast ähnlich machen/ und überaus schöne Verkürzungen darinn zuwegen bringen könne.

Seine Werke zu Orvietto, das jüngste Gericht. Unter andern seinen Werken/ so er in einer Capelle/ der großen Kirche zu Orvietto, gemahlet/ findet man den lezten Untergang der Welt/ welches Stuck allein seine große Vernunft/ und absonderlich seinen hohen Geist/ in Ausbildung der Historien/ bezeugen kan. Man siehet darinn böse und gute Engel/ grausame Erdbeben/ und daher verursachte seltsame ruinen/ die von Christo verkündigte Wunderwerke des Anti-Christs/ den großen Schrecken/ der an diesem jüngsten Tag die noch lebende Menschen überfallen wird/ alles in sehr schönen/ und guten Theils/ nach dem Leben/ gebildeten Angesichtern und figuren/ mit merkwürdigen ordinanzien und wolersonnenen nackenden Verkürzungen/ welche obgerühmter Michael Angelo, in seinem zu Rom gemahltem jüngsten Gericht/ wol entlehnet/ und damit zu erkennen gegeben/ wie hoch er dieses Werk achte. Von seiner Hand sind Zu Loretto. auch/ zu S. Maria in Loretto die vier Evangelisten/ vier Kirchenlehrere und andere Bilder/ sehr schön gebildet zu sehen/ welchen angewandten Fleiß ihm Papst Sixtus wol belohnet.

Zu Cortona. Als zu Cortona sein Sohn/ ein schöner und wolgestalter Jüngling/ ermordet worden/ ließ er ihn ganz nackend ausziehen/ und contrafätete ihn also zwar mit großer Herzensbetrübnis/ jedoch mit herzhaftem Gemüht und ohne Thränen/ damit er also/ was die Natur gegeben/ durch ein unverhoftes Unglück aber wieder genommen/ wo nicht lebhaft/ doch durch seine Kunst haben möchte. Bald darnach und zu Rom wurde er von Papst Sixto nach Rom erfordert/ um seine Arbeit gegen anderer Künstlere ihre zu halten/ und welcher der bäste seyn möchte/ zu sehen: Daselbst mahlte er/ wie Moses sein Testament machet/ und bey dem Volck Israel Abschied nimmt/ nachdem ihm GOtt/ auf dem Berge/ das gelobte Land gezeiget hat/ neben seinem Absterben. Da er nun für die meiste Italienische Fürsten und Herrn gearbeitet/ und nicht allein groß Lob; sondern auch viel Geld erworben hatte/ begab er sich wieder in sein Vatterland Cortona, arbeitete daselbst nur für Lust/ und starb endlich im 82. seines Alters/ und nach Christi Geburt im 1521. Jahr.

XXXI.LEONARDO DA VINCE, Florentinischer Mahler und Bildschneider.DEs Adelichen Stammes Hoheit und Großschätzung/ bestehet in nichts anders/ als in selbsteigner Einbildung/ welche also keinen Unterscheid unter den Menschen/ für sich allein/ würken kan: Wann aber diese Einbildung begleitet ist mit sonderbaren schönen Gaben/ und/ durch überirrdische

[Spaltenumbruch] halber wenig Fleiß angewendet/ machten auch auf ihn allerhand spöttliche Sonnette/ so/ daß er dardurch veranlasset/ in seinem Alter wieder nach Perugia umkehrte/ daselbst auch nochmals in einem Closter anfienge zu arbeiten mit Beyhülff seines Lehrlings/ des Raphael d’ Urbino, der unterschiedliche Bilder darein gemacht hat/ wiewol er noch sehr jung war.

Er hatte zu Perugia viel Häuser/ auch daselbst und zu Pieva, auserhalb der Stadt viel liegende Gütter/ wann er dann derselben halben oft aus- und eingehen muste/ und gleichwol niemand seine Seine Manier/ das Geld zu verwahren. baare Mittel vertrauen wolte/ als trug er solche jederzeit auch mit sich hin und her. Da nun solches endlich ausgekundschaftet worden/ passten ihm einmals etliche Personen auf/ erledigten ihn/ durch Abnehmung des Geldes/ dieser Müh/ und liesen ihme kaum/ wegen seines erbärmlichen Flehens/ das Leben. Der geitzige Pietro starbe dieses Unglücks halber fast für Herzens-Kummer/ bekame aber doch/ durch Vermitlung guter Freunde/ den grösten Theil des Abgenomnen wieder. Weil dann alle seine Hofnung nur aufs Zeitliche gegründet war/ und wie er/ auch so gar ungeachtet seines Gewissens/ viel gewinnen möchte/ erlangte er zwar großen Reichtum/ nahme aber im Gegentheil an Ist von gar schlechter Religion. dem Schatz seiner Seelen so stark ab/ daß man in seinen Porphyrinen Kopf/ und verstokte Vernunft/ die Unsterblichkeit der Seelen/ auch mit gröster Mühwaltung/ nicht eingraben oder einbilden können/ daß er also in Glaubens- und Religions-Sachen ja so schlecht/ als in der Mahlerey sehr fürtrefflich war. Zu seinem Ehgatten nahme er eine sehr schöne Jungfrau/ und hatte seine höchste Ergötzlichkeit daran/ wann sie köstlich und nett in Kleidern aufzoge/ so gar/ daß er oft die Mängel mit eigner Hand abgethan/ und sie aufgebutzet haben solle. Aus seiner Schul kamen viele gute Meister herfür/ Sein Lehrjünger Raphael d’ Urbino. sonderlich der Welt-berühmte Raphaël d’ Urbino, welcher/ neben seinem Vatter Gioanni de Sandy, lang bey ihme gearbeitet. Er ist gestorben im 78. Jahr seines Alters/ im 1524. nach Christi Geburt/ und ligt begraben zu Pieva.

XXX. LUCA SIGNORELLI, Mahler von Cortona.WEr auf die Jugend der Kinder/ und derselben Sitten/ Geberden/ und übungen fleißige Achtung haben mag/ wird leichtlich von ihrem künftigen Lebens-Lauf ein Urtheil fällen können: Also siehet man/ daß die jenige Kinder/ welche in ihrer Jugend gern sauber in Kleidern gehen/ und auf gute Sitten ihre Gedanken schlagen/ gemeiniglich/ wie schon in der Kindheit von ihres gleichen ehrlicher geachtet/ also in fernerm Alter/ freundlich und bescheidenlich/ und ein Ansehen bekommen werden: So gieng es dem LUCA SIGNORELLI, von Cortona bürtig/ welcher in seiner Jugend gar annehmlich/ in seinem Alter auch gar freundlich war/ so daß/ wegen seines aufrichtigen/ offenherzigen/ redlichen Wandels/ und zierlicher Conversationen/ jedermann gerne um ihn gewesen/ zumal da er allen denen/ so er behülflich seyn können/ sehr dienst- und förderlich begegnet/ dannenhero er auch/ in und auser seinem Vatterland/ von jedermann lieb[Spaltenumbruch] und wehrt gehalten/ und zu großen Ehren erhoben worden.

Er war ein Lehrling des Pietro von S. Sepolchro, Seine Wissenschaft. dessen Manier er so wol ergriffen/ daß man nicht leicht eine Arbeit aus der andern erkennen und einen Unterscheid darinnen finden mögen: Wie dann auch seine Werke in Italien/ ja so hoch als einige andere gehalten/ und absonderlich hernach von dem berühmten Michaël Angelo sehr gelobet worden sind. Er bewiese darinn meisterhaft/ daß man nackende Bilder/ durch angewandte Kunst und Fleiß/ den lebendigen fast ähnlich machen/ und überaus schöne Verkürzungen darinn zuwegen bringen könne.

Seine Werke zu Orvietto, das jüngste Gericht. Unter andern seinen Werken/ so er in einer Capelle/ der großen Kirche zu Orvietto, gemahlet/ findet man den lezten Untergang der Welt/ welches Stuck allein seine große Vernunft/ und absonderlich seinen hohen Geist/ in Ausbildung der Historien/ bezeugen kan. Man siehet darinn böse und gute Engel/ grausame Erdbeben/ und daher verursachte seltsame ruinen/ die von Christo verkündigte Wunderwerke des Anti-Christs/ den großen Schrecken/ der an diesem jüngsten Tag die noch lebende Menschen überfallen wird/ alles in sehr schönen/ und guten Theils/ nach dem Leben/ gebildeten Angesichtern und figuren/ mit merkwürdigen ordinanzien und wolersonnenen nackenden Verkürzungen/ welche obgerühmter Michaël Angelo, in seinem zu Rom gemahltem jüngsten Gericht/ wol entlehnet/ und damit zu erkennen gegeben/ wie hoch er dieses Werk achte. Von seiner Hand sind Zu Loretto. auch/ zu S. Maria in Loretto die vier Evangelisten/ vier Kirchenlehrere und andere Bilder/ sehr schön gebildet zu sehen/ welchen angewandten Fleiß ihm Papst Sixtus wol belohnet.

Zu Cortona. Als zu Cortona sein Sohn/ ein schöner und wolgestalter Jüngling/ ermordet worden/ ließ er ihn ganz nackend ausziehen/ und contrafätete ihn also zwar mit großer Herzensbetrübnis/ jedoch mit herzhaftem Gemüht und ohne Thränen/ damit er also/ was die Natur gegeben/ durch ein unverhoftes Unglück aber wieder genommen/ wo nicht lebhaft/ doch durch seine Kunst haben möchte. Bald darnach und zu Rom wurde er von Papst Sixto nach Rom erfordert/ um seine Arbeit gegen anderer Künstlere ihre zu halten/ und welcher der bäste seyn möchte/ zu sehen: Daselbst mahlte er/ wie Moses sein Testament machet/ und bey dem Volck Israel Abschied nimmt/ nachdem ihm GOtt/ auf dem Berge/ das gelobte Land gezeiget hat/ neben seinem Absterben. Da er nun für die meiste Italienische Fürsten und Herrn gearbeitet/ und nicht allein groß Lob; sondern auch viel Geld erworben hatte/ begab er sich wieder in sein Vatterland Cortona, arbeitete daselbst nur für Lust/ und starb endlich im 82. seines Alters/ und nach Christi Geburt im 1521. Jahr.

XXXI.LEONARDO DA VINCE, Florentinischer Mahler und Bildschneider.DEs Adelichen Stammes Hoheit und Großschätzung/ bestehet in nichts anders/ als in selbsteigner Einbildung/ welche also keinen Unterscheid unter den Menschen/ für sich allein/ würken kan: Wann aber diese Einbildung begleitet ist mit sonderbaren schönen Gaben/ und/ durch überirrdische

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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 81]/0105] halber wenig Fleiß angewendet/ machten auch auf ihn allerhand spöttliche Sonnette/ so/ daß er dardurch veranlasset/ in seinem Alter wieder nach Perugia umkehrte/ daselbst auch nochmals in einem Closter anfienge zu arbeiten mit Beyhülff seines Lehrlings/ des Raphael d’ Urbino, der unterschiedliche Bilder darein gemacht hat/ wiewol er noch sehr jung war. Er hatte zu Perugia viel Häuser/ auch daselbst und zu Pieva, auserhalb der Stadt viel liegende Gütter/ wann er dann derselben halben oft aus- und eingehen muste/ und gleichwol niemand seine baare Mittel vertrauen wolte/ als trug er solche jederzeit auch mit sich hin und her. Da nun solches endlich ausgekundschaftet worden/ passten ihm einmals etliche Personen auf/ erledigten ihn/ durch Abnehmung des Geldes/ dieser Müh/ und liesen ihme kaum/ wegen seines erbärmlichen Flehens/ das Leben. Der geitzige Pietro starbe dieses Unglücks halber fast für Herzens-Kummer/ bekame aber doch/ durch Vermitlung guter Freunde/ den grösten Theil des Abgenomnen wieder. Weil dann alle seine Hofnung nur aufs Zeitliche gegründet war/ und wie er/ auch so gar ungeachtet seines Gewissens/ viel gewinnen möchte/ erlangte er zwar großen Reichtum/ nahme aber im Gegentheil an dem Schatz seiner Seelen so stark ab/ daß man in seinen Porphyrinen Kopf/ und verstokte Vernunft/ die Unsterblichkeit der Seelen/ auch mit gröster Mühwaltung/ nicht eingraben oder einbilden können/ daß er also in Glaubens- und Religions-Sachen ja so schlecht/ als in der Mahlerey sehr fürtrefflich war. Zu seinem Ehgatten nahme er eine sehr schöne Jungfrau/ und hatte seine höchste Ergötzlichkeit daran/ wann sie köstlich und nett in Kleidern aufzoge/ so gar/ daß er oft die Mängel mit eigner Hand abgethan/ und sie aufgebutzet haben solle. Aus seiner Schul kamen viele gute Meister herfür/ sonderlich der Welt-berühmte Raphaël d’ Urbino, welcher/ neben seinem Vatter Gioanni de Sandy, lang bey ihme gearbeitet. Er ist gestorben im 78. Jahr seines Alters/ im 1524. nach Christi Geburt/ und ligt begraben zu Pieva. Seine Manier/ das Geld zu verwahren. Ist von gar schlechter Religion. Sein Lehrjünger Raphael d’ Urbino. WEr auf die Jugend der Kinder/ und derselben Sitten/ Geberden/ und übungen fleißige Achtung haben mag/ wird leichtlich von ihrem künftigen Lebens-Lauf ein Urtheil fällen können: Also siehet man/ daß die jenige Kinder/ welche in ihrer Jugend gern sauber in Kleidern gehen/ und auf gute Sitten ihre Gedanken schlagen/ gemeiniglich/ wie schon in der Kindheit von ihres gleichen ehrlicher geachtet/ also in fernerm Alter/ freundlich und bescheidenlich/ und ein Ansehen bekommen werden: So gieng es dem LUCA SIGNORELLI, von Cortona bürtig/ welcher in seiner Jugend gar annehmlich/ in seinem Alter auch gar freundlich war/ so daß/ wegen seines aufrichtigen/ offenherzigen/ redlichen Wandels/ und zierlicher Conversationen/ jedermann gerne um ihn gewesen/ zumal da er allen denen/ so er behülflich seyn können/ sehr dienst- und förderlich begegnet/ dannenhero er auch/ in und auser seinem Vatterland/ von jedermann lieb und wehrt gehalten/ und zu großen Ehren erhoben worden. XXX. LUCA SIGNORELLI, Mahler von Cortona. Er war ein Lehrling des Pietro von S. Sepolchro, dessen Manier er so wol ergriffen/ daß man nicht leicht eine Arbeit aus der andern erkennen und einen Unterscheid darinnen finden mögen: Wie dann auch seine Werke in Italien/ ja so hoch als einige andere gehalten/ und absonderlich hernach von dem berühmten Michaël Angelo sehr gelobet worden sind. Er bewiese darinn meisterhaft/ daß man nackende Bilder/ durch angewandte Kunst und Fleiß/ den lebendigen fast ähnlich machen/ und überaus schöne Verkürzungen darinn zuwegen bringen könne. Seine Wissenschaft. Unter andern seinen Werken/ so er in einer Capelle/ der großen Kirche zu Orvietto, gemahlet/ findet man den lezten Untergang der Welt/ welches Stuck allein seine große Vernunft/ und absonderlich seinen hohen Geist/ in Ausbildung der Historien/ bezeugen kan. Man siehet darinn böse und gute Engel/ grausame Erdbeben/ und daher verursachte seltsame ruinen/ die von Christo verkündigte Wunderwerke des Anti-Christs/ den großen Schrecken/ der an diesem jüngsten Tag die noch lebende Menschen überfallen wird/ alles in sehr schönen/ und guten Theils/ nach dem Leben/ gebildeten Angesichtern und figuren/ mit merkwürdigen ordinanzien und wolersonnenen nackenden Verkürzungen/ welche obgerühmter Michaël Angelo, in seinem zu Rom gemahltem jüngsten Gericht/ wol entlehnet/ und damit zu erkennen gegeben/ wie hoch er dieses Werk achte. Von seiner Hand sind auch/ zu S. Maria in Loretto die vier Evangelisten/ vier Kirchenlehrere und andere Bilder/ sehr schön gebildet zu sehen/ welchen angewandten Fleiß ihm Papst Sixtus wol belohnet. Seine Werke zu Orvietto, das jüngste Gericht. Zu Loretto. Als zu Cortona sein Sohn/ ein schöner und wolgestalter Jüngling/ ermordet worden/ ließ er ihn ganz nackend ausziehen/ und contrafätete ihn also zwar mit großer Herzensbetrübnis/ jedoch mit herzhaftem Gemüht und ohne Thränen/ damit er also/ was die Natur gegeben/ durch ein unverhoftes Unglück aber wieder genommen/ wo nicht lebhaft/ doch durch seine Kunst haben möchte. Bald darnach wurde er von Papst Sixto nach Rom erfordert/ um seine Arbeit gegen anderer Künstlere ihre zu halten/ und welcher der bäste seyn möchte/ zu sehen: Daselbst mahlte er/ wie Moses sein Testament machet/ und bey dem Volck Israel Abschied nimmt/ nachdem ihm GOtt/ auf dem Berge/ das gelobte Land gezeiget hat/ neben seinem Absterben. Da er nun für die meiste Italienische Fürsten und Herrn gearbeitet/ und nicht allein groß Lob; sondern auch viel Geld erworben hatte/ begab er sich wieder in sein Vatterland Cortona, arbeitete daselbst nur für Lust/ und starb endlich im 82. seines Alters/ und nach Christi Geburt im 1521. Jahr. Zu Cortona. und zu Rom DEs Adelichen Stammes Hoheit und Großschätzung/ bestehet in nichts anders/ als in selbsteigner Einbildung/ welche also keinen Unterscheid unter den Menschen/ für sich allein/ würken kan: Wann aber diese Einbildung begleitet ist mit sonderbaren schönen Gaben/ und/ durch überirrdische XXXI.LEONARDO DA VINCE, Florentinischer Mahler und Bildschneider.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 81]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/105>, abgerufen am 24.11.2024.