Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Das V. Capitel.
PHILIPPO LIPPI, FRANCESCO
FRANCIA
,
und noch drey andere Mah-
lere und Künstlere.

Innhalt.

XXVII. PHILIPPO LIPPI, Florentinischer Mahler. Bringet unterschiedliche alte Maniren wieder auf die Bahn. Seine Werke zu Rom. S. Johannes in Oel gesotten. Die Historie von S. Philippo. Die Creutzigung S. Philippi. Sein guter Wandel. XXVIII. FRANCESCO FRANCIA, Mahler von Bologna, stirbt aus Betrübnis/ daß er Raphaels Arbeit bäßer/ als die Seinige/ befindet. Die Beyschrift/ über diesen Tod gemacht. XXIX. PIETRO PERUGINO, Mahler/ wird durch Armut zum Fleiß angetrieben. Komt nach Florenz. Seine Werke daselbst. Ein Hieronymus-Bild. Ein todter Christus. Macht einen mißtrauenden Prior artlich zu schanden. Seine Werke zu Rom. Wird wegen seines Geitzes sehr veracht. Seine Manier/ das Geld zu verwahren. Ist von gar schlechter Religion. Sein Lehrijünger Raphael d' Urbino. XXX. LUCA SIGNORELLI, Mahler von Cortona. Seine Wissenschaft/ und Werke zu Orvietto, das Jüngste Gericht/ zu Loretto, Cortona und zu Rom. XXXI. LEONARDO DA VINCE, Florentinischer Mahler und Bildschneider/ übet sich in allerley Künsten/ in Bildereyen/ Architectur, Mahler-Kunst: übertrift seinen Meister/ mahlt einen Vorhang. Eine Art Schilde und schreckliche Sachen zu bilden. Sein humor. Er mahlet den Neptunus. Seine unausgemachte Werke: Das H. Abendmahl. Er beschämet einen/ der unverständig viel Arbeit von ihme forderte: Muß eine Metalline Statue, der Größe halben/ unausgemacht lassen: Ist ein guter Anatomicus: Schreibet Bücher von der Mahl-Kunst: Mahlt etwas seltsames/ eine hohe Altar-Tafel. Begibt sich aufs contrafäten: Mahlet eine Schlacht. Treibt artliche Possen. Probiret allerley Oele und Fürniße. Michael Angalo eifert mit ihm. Seine Grab-Schrift. Seine Stärke.

[Spaltenumbruch]

XXVII. PHILIPPO LIPPI, Florentinischer Mahler.IN dem 20. paragrapho hab ich gemeldt/ daß der Mahler Philippus einen Sohn/ gleichfals PHILIPPUS genant/hinterlassen/ von dem jezo Zeit zu reden. Er erlernete die Kunst bey Sandro Botticello, und ererbte dieselbe gleichsam/ samt dem Namen/ von seinem Vatter. Er ware mit einem herrlichen Geist begabt/ und so inventiv, daß er zu erst den modernen/ die Veränderung der Kleider/ auf eine neue Manier zeigte/ Bringet unterschiedliche alte Manieren wieder auf die Bahn. auch wie man die Bilder mit schönen Zierrahten/ auf der Antichen Weiß/ umhängen und gürten solle: Auf eben solche alte Art gab er auch den Groteschken wieder ihr Liecht/ und machte dieselbe von grau/ und von Farben in den Friesen/ mit viel bäßerer Zeichnung/ als andere vor ihm gethan.

Seine Werke zu Rom. Für den Ungarischen König Matthias machte er zwo schöne Tafeln/ und reisete hernach/ auf Abfordern des Cardinals Caraffa, nach Rom/ woselbst er in der Kirche alla Maria della Minerva eine Capell/ mit allerhand schönen inventionen/ bemahlte. In einem derselben Gemälden hielte der Glaub den Unglauben und andere Ketzereyen gefangen/ eben wie auch die Hofnung die Verzweiflung/ andere Tugenden aber die ihnen entgegenstehende Laster bezwingen. Ferner mahlte er/ mit einer unverbäßerlichen Manier/ wie der so genante Englische Lehrer Thomas Aquinas, in einer [Spaltenumbruch] disputation, die Ketzere Arium und Sabellicum, neben noch mehr andern/ überwindet und unter sich bringet. Er mahlte auch/ wie die der S. Johannes im Oel gesotten. Heil. Evangelist und Apostel Johannes in Oel gesotten wird/ wobey/ auser den zierlichen und sehr natürlich-gebildeten Geberden/ so er auf alle dabey befindliche Personen gerichtet/ absonderlich wol zu mercken ist der Zorn/ welcher aus des Richters Angesicht herfürleuchtet/ indem er siehet/ daß das Feuer nicht brennen will/ welches jedoch einen geringen Gegenschein gibt in des Soldaten Gesicht/ der es anblasen will; Es solte einer meinen/ der Richter befehle eben/ daß man mehr Holz anlegen solle.

Die Historie von S. Philippo. In den Tempel Martis hat er gemahlet die Historie von S. Philippo, wie er/ durch seinen Glauben und Gebät/ eine Schlange unter dem Altar herfürbringet/ welche mit ihrem Gestank des Königs Sohn ertödet. Hieran verdienen die gröste Verwunderung das Loch/ woraus die Schlange gekrochen/ und die Schlange selbst; Jenes darum/ weil es so natürlich in eine Staffel des Altars gemahlt; als ob es ein Bruch oder Riß desselben seye/ wie dann einsmals auf den Abend einer seiner discipeln selbsten sich daran betrogen/ indem er/ auf vermerktes Anklopffen für der Thür/ eilend etwas darein verbergen wollen: Die Schlange aber speyet so wol Feuer/ und ist derselben Vergiftung und Athmen so fürtreflich gemacht/ daß es nicht gemahlt/ sondern natürlich scheinet. Ingleichem ist auch lobwürdig

Das V. Capitel.
PHILIPPO LIPPI, FRANCESCO
FRANCIA
,
und noch drey andere Mah-
lere und Künstlere.

Innhalt.

XXVII. PHILIPPO LIPPI, Florentinischer Mahler. Bringet unterschiedliche alte Maniren wieder auf die Bahn. Seine Werke zu Rom. S. Johannes in Oel gesotten. Die Historie von S. Philippo. Die Creutzigung S. Philippi. Sein guter Wandel. XXVIII. FRANCESCO FRANCIA, Mahler von Bologna, stirbt aus Betrübnis/ daß er Raphaels Arbeit bäßer/ als die Seinige/ befindet. Die Beyschrift/ über diesen Tod gemacht. XXIX. PIETRO PERUGINO, Mahler/ wird durch Armut zum Fleiß angetrieben. Komt nach Florenz. Seine Werke daselbst. Ein Hieronymus-Bild. Ein todter Christus. Macht einen mißtrauenden Prior artlich zu schanden. Seine Werke zu Rom. Wird wegen seines Geitzes sehr veracht. Seine Manier/ das Geld zu verwahren. Ist von gar schlechter Religion. Sein Lehrijünger Raphaël d’ Urbino. XXX. LUCA SIGNORELLI, Mahler von Cortona. Seine Wissenschaft/ und Werke zu Orvietto, das Jüngste Gericht/ zu Loretto, Cortona und zu Rom. XXXI. LEONARDO DA VINCE, Florentinischer Mahler und Bildschneider/ übet sich in allerley Künsten/ in Bildereyen/ Architectur, Mahler-Kunst: übertrift seinen Meister/ mahlt einen Vorhang. Eine Art Schilde und schreckliche Sachen zu bilden. Sein humor. Er mahlet den Neptunus. Seine unausgemachte Werke: Das H. Abendmahl. Er beschämet einen/ der unverständig viel Arbeit von ihme forderte: Muß eine Metalline Statue, der Größe halben/ unausgemacht lassen: Ist ein guter Anatomicus: Schreibet Bücher von der Mahl-Kunst: Mahlt etwas seltsames/ eine hohe Altar-Tafel. Begibt sich aufs contrafäten: Mahlet eine Schlacht. Treibt artliche Possen. Probiret allerley Oele und Fürniße. Michaël Angalo eifert mit ihm. Seine Grab-Schrift. Seine Stärke.

[Spaltenumbruch]

XXVII. PHILIPPO LIPPI, Florentinischer Mahler.IN dem 20. paragrapho hab ich gemeldt/ daß der Mahler Philippus einen Sohn/ gleichfals PHILIPPUS genant/hinterlassen/ von dem jezo Zeit zu reden. Er erlernete die Kunst bey Sandro Botticello, und ererbte dieselbe gleichsam/ samt dem Namen/ von seinem Vatter. Er ware mit einem herrlichen Geist begabt/ und so inventiv, daß er zu erst den modernen/ die Veränderung der Kleider/ auf eine neue Manier zeigte/ Bringet unterschiedliche alte Manieren wieder auf die Bahn. auch wie man die Bilder mit schönen Zierrahten/ auf der Antichen Weiß/ umhängen und gürten solle: Auf eben solche alte Art gab er auch den Groteschken wieder ihr Liecht/ und machte dieselbe von grau/ und von Farben in den Friesen/ mit viel bäßerer Zeichnung/ als andere vor ihm gethan.

Seine Werke zu Rom. Für den Ungarischen König Matthias machte er zwo schöne Tafeln/ und reisete hernach/ auf Abfordern des Cardinals Caraffa, nach Rom/ woselbst er in der Kirche alla Maria della Minerva eine Capell/ mit allerhand schönen inventionen/ bemahlte. In einem derselben Gemälden hielte der Glaub den Unglauben und andere Ketzereyen gefangen/ eben wie auch die Hofnung die Verzweiflung/ andere Tugenden aber die ihnen entgegenstehende Laster bezwingen. Ferner mahlte er/ mit einer unverbäßerlichen Manier/ wie der so genante Englische Lehrer Thomas Aquinas, in einer [Spaltenumbruch] disputation, die Ketzere Arium und Sabellicum, neben noch mehr andern/ überwindet und unter sich bringet. Er mahlte auch/ wie die der S. Johannes im Oel gesotten. Heil. Evangelist und Apostel Johannes in Oel gesotten wird/ wobey/ auser den zierlichen und sehr natürlich-gebildeten Geberden/ so er auf alle dabey befindliche Personen gerichtet/ absonderlich wol zu mercken ist der Zorn/ welcher aus des Richters Angesicht herfürleuchtet/ indem er siehet/ daß das Feuer nicht brennen will/ welches jedoch einen geringen Gegenschein gibt in des Soldaten Gesicht/ der es anblasen will; Es solte einer meinen/ der Richter befehle eben/ daß man mehr Holz anlegen solle.

Die Historie von S. Philippo. In den Tempel Martis hat er gemahlet die Historie von S. Philippo, wie er/ durch seinen Glauben und Gebät/ eine Schlange unter dem Altar herfürbringet/ welche mit ihrem Gestank des Königs Sohn ertödet. Hieran verdienen die gröste Verwunderung das Loch/ woraus die Schlange gekrochen/ und die Schlange selbst; Jenes darum/ weil es so natürlich in eine Staffel des Altars gemahlt; als ob es ein Bruch oder Riß desselben seye/ wie dann einsmals auf den Abend einer seiner discipeln selbsten sich daran betrogen/ indem er/ auf vermerktes Anklopffen für der Thür/ eilend etwas darein verbergen wollen: Die Schlange aber speyet so wol Feuer/ und ist derselben Vergiftung und Athmen so fürtreflich gemacht/ daß es nicht gemahlt/ sondern natürlich scheinet. Ingleichem ist auch lobwürdig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0102" xml:id="pb-286" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 78]"/>
        <div>
          <head>Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel.<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1136 http://d-nb.info/gnd/118780123 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500018029 http://viaf.org/viaf/100260937">PHILIPPO LIPPI</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1243 http://d-nb.info/gnd/102458979 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115527">FRANCESCO<lb/>
FRANCIA</persName>,</hi> und noch drey andere Mah-<lb/>
lere und Künstlere.</head><lb/>
          <argument>
            <head>Innhalt.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">XXVII. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1136 http://d-nb.info/gnd/118780123 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500018029 http://viaf.org/viaf/100260937">PHILIPPO LIPPI</persName>,</hi> Florentinischer Mahler. Bringet unterschiedliche alte Maniren wieder auf die Bahn. Seine Werke zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-192 http://d-nb.info/gnd/118557815 http://viaf.org/viaf/82340113">S. Johannes</persName></hi> in Oel gesotten. Die Historie von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1289 http://d-nb.info/gnd/119067692 http://viaf.org/viaf/4149098">S. Philippo</persName></hi>. Die Creutzigung <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1289 http://d-nb.info/gnd/119067692 http://viaf.org/viaf/4149098">S. Philippi</persName></hi>. Sein guter Wandel. <hi rendition="#aq">XXVIII. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1243 http://d-nb.info/gnd/102458979 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115527">FRANCESCO FRANCIA</persName>,</hi> Mahler von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847">Bologna</placeName>,</hi> stirbt aus Betrübnis/ daß er <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaels</persName></hi> Arbeit bäßer/ als die Seinige/ befindet. Die Beyschrift/ über diesen Tod gemacht. <hi rendition="#aq">XXIX. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-389 http://d-nb.info/gnd/119091771 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500024544">PIETRO PERUGINO</persName>,</hi> Mahler/ wird durch Armut zum Fleiß angetrieben. Komt nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>. Seine Werke daselbst. Ein <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-208 http://d-nb.info/gnd/118550853 http://viaf.org/viaf/95147024">Hieronymus</persName></hi>-Bild. Ein todter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName>. Macht einen mißtrauenden <hi rendition="#aq">Prior</hi> artlich zu schanden. Seine Werke zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>. Wird wegen seines Geitzes sehr veracht. Seine Manier/ das Geld zu verwahren. Ist von gar schlechter <hi rendition="#aq">Religion</hi>. Sein Lehrijünger <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaël d&#x2019; Urbino</persName>. XXX. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1244 http://d-nb.info/gnd/118765361 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500003947 http://viaf.org/viaf/46769209">LUCA SIGNORELLI</persName>,</hi> Mahler von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-489 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006120">Cortona</placeName></hi>. Seine Wissenschaft/ und Werke zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-490 http://www.geonames.org/3171874/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005124">Orvietto</placeName>,</hi> das Jüngste Gericht/ zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-491 http://www.geonames.org/3174567/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003983">Loretto</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-489 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006120">Cortona</placeName></hi> und zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>. <hi rendition="#aq">XXXI. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-195 http://d-nb.info/gnd/118640445 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010879 http://viaf.org/viaf/24604287">LEONARDO DA VINCE</persName>,</hi> Florentinischer Mahler und Bildschneider/ übet sich in allerley Künsten/ in Bildereyen/ <hi rendition="#aq">Architectur,</hi> Mahler-Kunst: übertrift seinen Meister/ mahlt einen Vorhang. Eine Art Schilde und schreckliche Sachen zu bilden. Sein <hi rendition="#aq">humor</hi>. Er mahlet den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName></hi>. Seine unausgemachte Werke: Das H. Abendmahl. Er beschämet einen/ der unverständig viel Arbeit von ihme forderte: Muß eine Metalline <hi rendition="#aq">Statue,</hi> der Größe halben/ unausgemacht lassen: Ist ein guter <hi rendition="#aq">Anatomicus</hi>: Schreibet Bücher von der Mahl-Kunst: Mahlt etwas seltsames/ eine hohe Altar-Tafel. Begibt sich aufs <hi rendition="#aq">contraf</hi>äten: Mahlet eine Schlacht. Treibt artliche Possen. Probiret allerley Oele und Fürniße. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angalo</persName></hi> eifert mit ihm. Seine Grab-Schrift. Seine Stärke.</p>
          </argument>
          <cb/>
          <p xml:id="p286.1"><note place="right"><hi rendition="#aq">XXVII. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1136 http://d-nb.info/gnd/118780123 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500018029 http://viaf.org/viaf/100260937">PHILIPPO LIPPI</persName>,</hi> Florentinischer Mahler.</note><hi rendition="#in">I</hi>N dem <ref target="#p276.1">20. <hi rendition="#aq">paragrapho</hi></ref> hab <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> gemeldt/ daß der Mahler <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1084 http://d-nb.info/gnd/118728539 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500019158 http://viaf.org/viaf/88683746">Philippus</persName></hi> einen Sohn/ gleichfals <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1136 http://d-nb.info/gnd/118780123 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500018029 http://viaf.org/viaf/100260937">PHILIPPUS</persName></hi> genant/hinterlassen/ von dem jezo Zeit zu reden. Er erlernete die Kunst bey <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1145 http://d-nb.info/gnd/118514008 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500015254 http://viaf.org/viaf/19686406">Sandro Botticello</persName>,</hi> und ererbte dieselbe gleichsam/ samt dem Namen/ von seinem Vatter. Er ware mit einem herrlichen Geist begabt/ und so <hi rendition="#aq">inventiv,</hi> daß er zu erst den <hi rendition="#aq">modern</hi>en/ die Veränderung der Kleider/ auf eine neue Manier zeigte/ <note place="right">Bringet unterschiedliche alte Manieren wieder auf die Bahn.</note> auch wie man die Bilder mit schönen Zierrahten/ auf der <hi rendition="#aq">Antich</hi>en Weiß/ umhängen und gürten solle: Auf eben solche alte Art gab er auch den Groteschken wieder ihr Liecht/ und machte dieselbe von grau/ und von Farben in den Friesen/ mit viel bäßerer Zeichnung/ als andere vor ihm gethan.</p>
          <p><note place="right">Seine Werke zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>.</note> Für den Ungarischen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1245 http://d-nb.info/gnd/118579029 http://viaf.org/viaf/4938768">König <hi rendition="#aq">Matthias</hi></persName> machte er zwo schöne Tafeln/ und reisete hernach/ auf Abfordern des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1246 http://d-nb.info/gnd/123590531 http://viaf.org/viaf/5844578">Cardinals <hi rendition="#aq">Caraffa</hi></persName>, nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ woselbst er in der Kirche <hi rendition="#aq">alla <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-440">Maria della Minerva</placeName></hi> eine Capell/ mit allerhand schönen <hi rendition="#aq">invention</hi>en/ bemahlte. In einem derselben Gemälden hielte der Glaub den Unglauben und andere Ketzereyen gefangen/ eben wie auch die Hofnung die Verzweiflung/ andere Tugenden aber die ihnen entgegenstehende Laster bezwingen. Ferner mahlte er/ mit einer unverbäßerlichen Manier/ wie der so genante Englische Lehrer <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1248 http://d-nb.info/gnd/118622110 http://viaf.org/viaf/100910166">Thomas Aquinas</persName>,</hi> in einer <cb/> <hi rendition="#aq">disputation,</hi> die Ketzere <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1259 http://d-nb.info/gnd/118645781 http://viaf.org/viaf/12404999">Arium</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1290 http://d-nb.info/gnd/100960170 http://viaf.org/viaf/12414496">Sabellicum</persName>,</hi> neben noch mehr andern/ überwindet und unter sich bringet. Er mahlte auch/ wie die der <note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-192 http://d-nb.info/gnd/118557815 http://viaf.org/viaf/82340113">S. Johannes</persName> im Oel gesotten.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-192 http://d-nb.info/gnd/118557815 http://viaf.org/viaf/82340113">Heil. Evangelist und Apostel Johannes</persName> in Oel gesotten wird/ wobey/ auser den zierlichen und sehr natürlich-gebildeten Geberden/ so er auf alle dabey befindliche Personen gerichtet/ absonderlich wol zu mercken ist der Zorn/ welcher aus des Richters Angesicht herfürleuchtet/ indem er siehet/ daß das Feuer nicht brennen will/ welches jedoch einen geringen Gegenschein gibt in des Soldaten Gesicht/ der es anblasen will; Es solte einer meinen/ der Richter befehle eben/ daß man mehr Holz anlegen solle.</p>
          <p><note place="right">Die Historie von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1289 http://d-nb.info/gnd/119067692 http://viaf.org/viaf/4149098">S. Philippo</persName></hi>.</note> In den Tempel <hi rendition="#aq">Martis</hi> hat er gemahlet die Historie von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1289 http://d-nb.info/gnd/119067692 http://viaf.org/viaf/4149098">S. Philippo</persName>,</hi> wie er/ durch seinen Glauben und Gebät/ eine Schlange unter dem Altar herfürbringet/ welche mit ihrem Gestank des Königs Sohn ertödet. Hieran verdienen die gröste Verwunderung das Loch/ woraus die Schlange gekrochen/ und die Schlange selbst; Jenes darum/ weil es so natürlich in eine Staffel des Altars gemahlt; als ob es ein Bruch oder Riß desselben seye/ wie dann einsmals auf den Abend einer seiner <hi rendition="#aq">discip</hi>eln selbsten sich daran betrogen/ indem er/ auf vermerktes Anklopffen für der Thür/ eilend etwas darein verbergen wollen: Die Schlange aber speyet so wol Feuer/ und ist derselben Vergiftung und Athmen so fürtreflich gemacht/ daß es nicht gemahlt/ sondern natürlich scheinet. Ingleichem ist auch lobwürdig
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 78]/0102] Das V. Capitel. PHILIPPO LIPPI, FRANCESCO FRANCIA, und noch drey andere Mah- lere und Künstlere. Innhalt. XXVII. PHILIPPO LIPPI, Florentinischer Mahler. Bringet unterschiedliche alte Maniren wieder auf die Bahn. Seine Werke zu Rom. S. Johannes in Oel gesotten. Die Historie von S. Philippo. Die Creutzigung S. Philippi. Sein guter Wandel. XXVIII. FRANCESCO FRANCIA, Mahler von Bologna, stirbt aus Betrübnis/ daß er Raphaels Arbeit bäßer/ als die Seinige/ befindet. Die Beyschrift/ über diesen Tod gemacht. XXIX. PIETRO PERUGINO, Mahler/ wird durch Armut zum Fleiß angetrieben. Komt nach Florenz. Seine Werke daselbst. Ein Hieronymus-Bild. Ein todter Christus. Macht einen mißtrauenden Prior artlich zu schanden. Seine Werke zu Rom. Wird wegen seines Geitzes sehr veracht. Seine Manier/ das Geld zu verwahren. Ist von gar schlechter Religion. Sein Lehrijünger Raphaël d’ Urbino. XXX. LUCA SIGNORELLI, Mahler von Cortona. Seine Wissenschaft/ und Werke zu Orvietto, das Jüngste Gericht/ zu Loretto, Cortona und zu Rom. XXXI. LEONARDO DA VINCE, Florentinischer Mahler und Bildschneider/ übet sich in allerley Künsten/ in Bildereyen/ Architectur, Mahler-Kunst: übertrift seinen Meister/ mahlt einen Vorhang. Eine Art Schilde und schreckliche Sachen zu bilden. Sein humor. Er mahlet den Neptunus. Seine unausgemachte Werke: Das H. Abendmahl. Er beschämet einen/ der unverständig viel Arbeit von ihme forderte: Muß eine Metalline Statue, der Größe halben/ unausgemacht lassen: Ist ein guter Anatomicus: Schreibet Bücher von der Mahl-Kunst: Mahlt etwas seltsames/ eine hohe Altar-Tafel. Begibt sich aufs contrafäten: Mahlet eine Schlacht. Treibt artliche Possen. Probiret allerley Oele und Fürniße. Michaël Angalo eifert mit ihm. Seine Grab-Schrift. Seine Stärke. IN dem 20. paragrapho hab ich gemeldt/ daß der Mahler Philippus einen Sohn/ gleichfals PHILIPPUS genant/hinterlassen/ von dem jezo Zeit zu reden. Er erlernete die Kunst bey Sandro Botticello, und ererbte dieselbe gleichsam/ samt dem Namen/ von seinem Vatter. Er ware mit einem herrlichen Geist begabt/ und so inventiv, daß er zu erst den modernen/ die Veränderung der Kleider/ auf eine neue Manier zeigte/ auch wie man die Bilder mit schönen Zierrahten/ auf der Antichen Weiß/ umhängen und gürten solle: Auf eben solche alte Art gab er auch den Groteschken wieder ihr Liecht/ und machte dieselbe von grau/ und von Farben in den Friesen/ mit viel bäßerer Zeichnung/ als andere vor ihm gethan. XXVII. PHILIPPO LIPPI, Florentinischer Mahler. Bringet unterschiedliche alte Manieren wieder auf die Bahn. Für den Ungarischen König Matthias machte er zwo schöne Tafeln/ und reisete hernach/ auf Abfordern des Cardinals Caraffa, nach Rom/ woselbst er in der Kirche alla Maria della Minerva eine Capell/ mit allerhand schönen inventionen/ bemahlte. In einem derselben Gemälden hielte der Glaub den Unglauben und andere Ketzereyen gefangen/ eben wie auch die Hofnung die Verzweiflung/ andere Tugenden aber die ihnen entgegenstehende Laster bezwingen. Ferner mahlte er/ mit einer unverbäßerlichen Manier/ wie der so genante Englische Lehrer Thomas Aquinas, in einer disputation, die Ketzere Arium und Sabellicum, neben noch mehr andern/ überwindet und unter sich bringet. Er mahlte auch/ wie die der Heil. Evangelist und Apostel Johannes in Oel gesotten wird/ wobey/ auser den zierlichen und sehr natürlich-gebildeten Geberden/ so er auf alle dabey befindliche Personen gerichtet/ absonderlich wol zu mercken ist der Zorn/ welcher aus des Richters Angesicht herfürleuchtet/ indem er siehet/ daß das Feuer nicht brennen will/ welches jedoch einen geringen Gegenschein gibt in des Soldaten Gesicht/ der es anblasen will; Es solte einer meinen/ der Richter befehle eben/ daß man mehr Holz anlegen solle. Seine Werke zu Rom. S. Johannes im Oel gesotten. In den Tempel Martis hat er gemahlet die Historie von S. Philippo, wie er/ durch seinen Glauben und Gebät/ eine Schlange unter dem Altar herfürbringet/ welche mit ihrem Gestank des Königs Sohn ertödet. Hieran verdienen die gröste Verwunderung das Loch/ woraus die Schlange gekrochen/ und die Schlange selbst; Jenes darum/ weil es so natürlich in eine Staffel des Altars gemahlt; als ob es ein Bruch oder Riß desselben seye/ wie dann einsmals auf den Abend einer seiner discipeln selbsten sich daran betrogen/ indem er/ auf vermerktes Anklopffen für der Thür/ eilend etwas darein verbergen wollen: Die Schlange aber speyet so wol Feuer/ und ist derselben Vergiftung und Athmen so fürtreflich gemacht/ daß es nicht gemahlt/ sondern natürlich scheinet. Ingleichem ist auch lobwürdig Die Historie von S. Philippo.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/102
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 78]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/102>, abgerufen am 23.11.2024.