Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] der vördern Thür/ wie auch die Breite der Thür an der gegenüber stehenden Capelle/ correspondiren mit den spacien der jenigen/ die zwischen den Colonnen ist. Eben eine solche Beschaffenheit hat es auch/ mit den beyden großen Nichien. Die andere kleinere aber sind von sieben Palmen und fünf Minuten. Das Maaß des Portico, kan nach des Tempels Maaß genommen werden. Selbiger Portico ist gewölbet/ vor welchem der Vorhof im Oval geformet stehet. Dieser ware 588 Palmen lang/ und 140 Palmen breit/ auch/ wie die vestigien annoch andeuten/ mit vielen Seulen gezieret. Gleichwie in diesem Tempel die Opfer pflegten verrichtet zu werden/ also waren hingegen in diesem Hofe alle Gelegenheiten/ zu den dazumal üblichen Bacchanalien/ befindlich. Es Das Begräbnis Bacchi. stehet noch in diesem Tempel/ des Bacchi antiche Sepultur, von dem kostbaren harten Porfido-Stein/ mit Kindlein/ Trauben und Laubwerk aufs schönste ausgezieret/ in Mannshöhe und halb so breit/ wie auch von Marmorstein ein schöner großer Leuchter: dessen Abbildung/ bey der Vestalischen Jungfrau/ in der Platten bey lit. G zu finden. In dem Vorhof ist noch ein Merkmal vorhanden/ daß alda eine Statue gestanden: davon aber heut zu Tag nichts mehr zu sehen ist. Der Tempel Nervae Trajani.Bey und neben dem Ort/ wo zu Rom der Torre de Conti stehet/ welcher von Augusto erbauet worden/ befinden sich auch annoch die vestigia des Tempels Nervae Trajani. Dessen Ansehen ist Prostilos, und seine Manier von vielen Colonnen. Der Porticus oder Eingang/ samt der Cella, sind in ihrer Länge fast zwey Quart. Der Boden dieses Tempels/ erhebt sich von der Erden mit dem Basament, welches um den ganzen Bau herum gehet/ und auf den Staffeln spondiret/ auf welchen man zu dem porticu gehet. Auf dessen Eintheilung desselben. entlegensten Theilen stunden zwo Statuen/ als nämlich zu den Häupten jedes Basaments. Die Basis der Colonnen/ ist Attica, nach der Lehre Vitruvii, wie droben zu ersehen. Der Capitelen Zungen sind nach Art des Oliven-Laubs geformet/ und deren jedesmals fünf zu fünfen/ wie des Menschen Finger an der Hand. Wie ich dann auch sonst befunden und wargenommen/ daß bey allen antichen die Capitelen also geformet sind; und stehen selbige auf solche Weise am bästen/ ja weit schöner/ als wo vier zu vieren zu sehen. In den architraven/ sind sehr vernünftige Bildereyen/ die eine facciata von der andern abschneiden: sie stehen auch nur vorn im Tempel/ weil die facciata, architrave und der fregio in einer Höhe oder Ebne. In solcher findet sich eine Inscription, worvon/ was die Zeit nicht vertilget/ folgendes annoch zulesen: [Spaltenumbruch]Inscription. IMPERATOR NERVA CAESAR. AUG. PONT. Der Cornice ist vortrefflich gebildet/ und hat viel Erhebung oder Vorschuß. Der architrave, fregio und Cornice/ sind/ samt der Colonnen Länge/ ein vierter Theil. Die Mauren/ sind vom Stein Piperno, und mit weissem Marmel überkleidet. In der Cella, nach der Mauer Länge/ waren in allen Tabernakeln sonderbare Statuen gestellet: wie noch an dem Raum derselben zu ersehen/ daß dergleichen müsse alda gewesen seyn. Ritter Statua Nervae Trajani. Es ware vor diesem Tempel ein weiter und raumlicher Platz/ in dessen Mitte dieses Käysers Statua Equestris gestanden: und vermelden die Sribenten/ es seyen die Ornamenten daran so häuffig und verwunderlich gewesen/ daß der jenige/ so selbige in Augenschein genommen/ ganz erstaunet davor gestanden. Man urtheilet/ es seyen solche von keinen andern Menschen/ als von Riesen/ gemachet worden. Constantinus der Käyser selbst/ als er einsmals nach Rom kommen/ verwunderte sich über dieses Gebäues herrliche Form und auserlesne Kunst dermassen/ daß er sich zu seinem Architecto Ormisda kehrte und sagte: Er wolle in Constantinopel/ zu seinem stätswährenden Gedächtnis/ auch ein solches Pferd aufrichten/ wie dieses von Nerva. Deme antwortete Ormisda: Ein großes Pferd/ mus einen grossen Stall haben. Es würde dann zuvörderst nötig seyn/ daß demselben auch eine Stallung gemachet würde/ wie diese; da er zugleich auf diesen Platz gezeiget. Die herumstehende Colonnen haben keine Piedestalen/ sondern entstehen aus der Erden. Es war auch sehr vernünftig und wol ausgesonnen/ daß der Tempel höher stunde/ als die andern Theile: welche gleichfals von der ordine Corinthio waren. Gerad über dem Cornice, waren kleine Pilastern/ auf welchen wiederum sonderbare Pilastern gestanden. Man verwundere sich nicht/ daß so viel Statuen und Bilder in diesem Bau zu sehen: weil wir lesen/ es seyen derselben in Rom so viel gewesen/ daß sie gleichsam ein anderes Volk praesentiret. In den hierzu gehörigen dreyen Platten/ ist Hiervon die sechs und dreissigste/ Erstlich dieses Tempels facciata halben Theils vorwarts vorgestellt; lit. T zeiget den Eingang zur Seiten. sieben und dreissigste Die andere weiset des Tempels innerliche Erhebung/ samt dessen Geometralischer Grundlegung/ mit dem umligenden Platz. Lit. S ist der Ort/ wo die Statua Nervae Trajani gestanden. und acht und dreyssigste Platte. Die dritte/ weiset des Porticaus Länge und geraden Gang zur Seiten/ samt deren Intercolonnen: wodurch erhellet die geführte Ordnung der Colonnen/ die den ganzen Platz umfiengen. [Abbildung]
[Spaltenumbruch] der vördern Thür/ wie auch die Breite der Thür an der gegenüber stehenden Capelle/ correspondiren mit den spacien der jenigen/ die zwischen den Colonnen ist. Eben eine solche Beschaffenheit hat es auch/ mit den beyden großen Nichien. Die andere kleinere aber sind von sieben Palmen und fünf Minuten. Das Maaß des Portico, kan nach des Tempels Maaß genommen werden. Selbiger Portico ist gewölbet/ vor welchem der Vorhof im Oval geformet stehet. Dieser ware 588 Palmen lang/ und 140 Palmen breit/ auch/ wie die vestigien annoch andeuten/ mit vielen Seulen gezieret. Gleichwie in diesem Tempel die Opfer pflegten verrichtet zu werden/ also waren hingegen in diesem Hofe alle Gelegenheiten/ zu den dazumal üblichen Bacchanalien/ befindlich. Es Das Begräbnis Bacchi. stehet noch in diesem Tempel/ des Bacchi antiche Sepultur, von dem kostbaren harten Porfido-Stein/ mit Kindlein/ Trauben und Laubwerk aufs schönste ausgezieret/ in Mannshöhe und halb so breit/ wie auch von Marmorstein ein schöner großer Leuchter: dessen Abbildung/ bey der Vestalischen Jungfrau/ in der Platten bey lit. G zu finden. In dem Vorhof ist noch ein Merkmal vorhanden/ daß alda eine Statue gestanden: davon aber heut zu Tag nichts mehr zu sehen ist. Der Tempel Nervae Trajani.Bey und neben dem Ort/ wo zu Rom der Torre de Conti stehet/ welcher von Augusto erbauet worden/ befinden sich auch annoch die vestigia des Tempels Nervae Trajani. Dessen Ansehen ist Prostilos, und seine Manier von vielen Colonnen. Der Porticus oder Eingang/ samt der Cella, sind in ihrer Länge fast zwey Quart. Der Boden dieses Tempels/ erhebt sich von der Erden mit dem Basament, welches um den ganzen Bau herum gehet/ und auf den Staffeln spondiret/ auf welchen man zu dem porticu gehet. Auf dessen Eintheilung desselben. entlegensten Theilen stunden zwo Statuen/ als nämlich zu den Häupten jedes Basaments. Die Basis der Colonnen/ ist Attica, nach der Lehre Vitruvii, wie droben zu ersehen. Der Capitelen Zungen sind nach Art des Oliven-Laubs geformet/ und deren jedesmals fünf zu fünfen/ wie des Menschen Finger an der Hand. Wie ich dann auch sonst befunden und wargenommen/ daß bey allen antichen die Capitelen also geformet sind; und stehen selbige auf solche Weise am bästen/ ja weit schöner/ als wo vier zu vieren zu sehen. In den architraven/ sind sehr vernünftige Bildereyen/ die eine facciata von der andern abschneiden: sie stehen auch nur vorn im Tempel/ weil die facciata, architrave und der fregio in einer Höhe oder Ebne. In solcher findet sich eine Inscription, worvon/ was die Zeit nicht vertilget/ folgendes annoch zulesen: [Spaltenumbruch]Inscription. IMPERATOR NERVA CAESAR. AUG. PONT. Der Cornice ist vortrefflich gebildet/ und hat viel Erhebung oder Vorschuß. Der architrave, fregio und Cornice/ sind/ samt der Colonnen Länge/ ein vierter Theil. Die Mauren/ sind vom Stein Piperno, und mit weissem Marmel überkleidet. In der Cella, nach der Mauer Länge/ waren in allen Tabernakeln sonderbare Statuen gestellet: wie noch an dem Raum derselben zu ersehen/ daß dergleichen müsse alda gewesen seyn. Ritter Statua Nervae Trajani. Es ware vor diesem Tempel ein weiter und raumlicher Platz/ in dessen Mitte dieses Käysers Statua Equestris gestanden: und vermelden die Sribenten/ es seyen die Ornamenten daran so häuffig und verwunderlich gewesen/ daß der jenige/ so selbige in Augenschein genommen/ ganz erstaunet davor gestanden. Man urtheilet/ es seyen solche von keinen andern Menschen/ als von Riesen/ gemachet worden. Constantinus der Käyser selbst/ als er einsmals nach Rom kommen/ verwunderte sich über dieses Gebäues herrliche Form und auserlesne Kunst dermassen/ daß er sich zu seinem Architecto Ormisda kehrte und sagte: Er wolle in Constantinopel/ zu seinem stätswährenden Gedächtnis/ auch ein solches Pferd aufrichten/ wie dieses von Nerva. Deme antwortete Ormisda: Ein großes Pferd/ mus einen grossen Stall haben. Es würde dann zuvörderst nötig seyn/ daß demselben auch eine Stallung gemachet würde/ wie diese; da er zugleich auf diesen Platz gezeiget. Die herumstehende Colonnen haben keine Piedestalen/ sondern entstehen aus der Erden. Es war auch sehr vernünftig und wol ausgesonnen/ daß der Tempel höher stunde/ als die andern Theile: welche gleichfals von der ordine Corinthio waren. Gerad über dem Cornice, waren kleine Pilastern/ auf welchen wiederum sonderbare Pilastern gestanden. Man verwundere sich nicht/ daß so viel Statuen und Bilder in diesem Bau zu sehen: weil wir lesen/ es seyen derselben in Rom so viel gewesen/ daß sie gleichsam ein anderes Volk praesentiret. In den hierzu gehörigen dreyen Platten/ ist Hiervon die sechs und dreissigste/ Erstlich dieses Tempels facciata halben Theils vorwarts vorgestellt; lit. T zeiget den Eingang zur Seiten. sieben und dreissigste Die andere weiset des Tempels innerliche Erhebung/ samt dessen Geometralischer Grundlegung/ mit dem umligenden Platz. Lit. S ist der Ort/ wo die Statua Nervae Trajani gestanden. und acht und dreyssigste Platte. Die dritte/ weiset des Porticûs Länge und geraden Gang zur Seiten/ samt deren Intercolonnen: wodurch erhellet die geführte Ordnung der Colonnen/ die den ganzen Platz umfiengen. [Abbildung]
<TEI> <text xml:id="ta1675"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p xml:id="p73.5"><pb facs="#f0124" xml:id="pb-74" n="[I, Buch 1 (Architektur), S. 25]"/><cb/> der vördern Thür/ wie auch die Breite der Thür an der gegenüber stehenden Capelle/ <hi rendition="#aq">correspond</hi>iren mit den <hi rendition="#aq">spaci</hi>en der jenigen/ die zwischen den <hi rendition="#aq">Colonn</hi>en ist. Eben eine solche Beschaffenheit hat es auch/ mit den beyden großen <hi rendition="#aq">Nichi</hi>en. Die andere kleinere aber sind von sieben Palmen und fünf Minuten. Das Maaß des <hi rendition="#aq">Portico,</hi> kan nach des Tempels Maaß genommen werden. Selbiger <hi rendition="#aq">Portico</hi> ist gewölbet/ vor welchem der Vorhof im Oval geformet stehet. Dieser ware 588 Palmen lang/ und 140 Palmen breit/ auch/ wie die <hi rendition="#aq">vestigi</hi>en annoch andeuten/ mit vielen Seulen gezieret. Gleichwie in diesem Tempel die Opfer pflegten verrichtet zu werden/ also waren hingegen in diesem Hofe alle Gelegenheiten/ zu den dazumal üblichen <hi rendition="#aq">Bacchanali</hi>en/ befindlich. Es <note place="right"><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-525 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=154419" type="artificialWork">Das Begräbnis <hi rendition="#aq">Bacchi</hi></name>.</note> stehet noch in diesem Tempel/ <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-525 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=154419" type="artificialWork">des <hi rendition="#aq">Bacchi antiche Sepultur</hi>, von dem kostbaren harten <hi rendition="#aq">Porfido</hi>-Stein/ mit Kindlein/ Trauben und Laubwerk aufs schönste ausgezieret/ in Mannshöhe und halb so breit</name>/ wie auch von Marmorstein <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-951 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=155847" type="artificialWork">ein schöner großer Leuchter</name>: <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1120" type="artificialWork">dessen Abbildung/ bey der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4578">Vestalischen Jungfrau</persName>/ in der Platten bey <ref rendition="#aq" target="#figure-0251.1">lit. G</ref> zu finden</name>. In dem Vorhof ist noch ein Merkmal vorhanden/ daß alda eine <hi rendition="#aq">Statue</hi> gestanden: davon aber heut zu Tag nichts mehr zu sehen ist.</p> <p xml:id="p74.1"><note place="right">Der <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-849 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=151930" type="artificialWork"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-488 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=151930">Tempel <hi rendition="#aq">Nervae Trajani</hi></placeName></name>.</note>Bey und neben dem Ort/ wo zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-411"><hi rendition="#aq">Torre de Conti</hi></placeName> stehet/ welcher von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086"><hi rendition="#aq">Augusto</hi></persName> erbauet worden/ befinden sich auch annoch <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-849 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=151930" type="artificialWork">die <hi rendition="#aq">vestigia</hi> des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-488 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=151930">Tempels <hi rendition="#aq">Nervae Trajani</hi></placeName></name>. Dessen Ansehen ist <hi rendition="#aq">Prostilos,</hi> und seine Manier von vielen <hi rendition="#aq">Colonn</hi>en. Der <hi rendition="#aq">Porticus</hi> oder Eingang/ samt der <hi rendition="#aq">Cella,</hi> sind in ihrer Länge fast zwey Quart. Der Boden dieses Tempels/ erhebt sich von der Erden mit dem <hi rendition="#aq">Basament,</hi> welches um den ganzen Bau herum gehet/ und auf den Staffeln <hi rendition="#aq">spondi</hi>ret/ auf welchen man zu dem <hi rendition="#aq">porticu</hi> gehet. Auf dessen <note place="right">Eintheilung desselben.</note> entlegensten Theilen stunden zwo <hi rendition="#aq">Statu</hi>en/ als nämlich zu den Häupten jedes <hi rendition="#aq">Basaments</hi>. Die <hi rendition="#aq">Basis</hi> der <hi rendition="#aq">Colonn</hi>en/ ist <hi rendition="#aq">Attica,</hi> nach der Lehre <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-317 http://d-nb.info/gnd/118627252 http://viaf.org/viaf/46768430"><hi rendition="#aq">Vitruvii</hi></persName>, wie droben zu ersehen. Der Capitelen Zungen sind nach Art des Oliven-Laubs geformet/ und deren jedesmals fünf zu fünfen/ wie des Menschen Finger an der Hand. Wie ich dann auch sonst befunden und wargenommen/ daß bey allen <hi rendition="#aq">antich</hi>en die Capitelen also geformet sind; und stehen selbige auf solche Weise am bästen/ ja weit schöner/ als wo vier zu vieren zu sehen. In den <hi rendition="#aq">architrav</hi>en/ sind sehr vernünftige Bildereyen/ die eine <hi rendition="#aq">facciata</hi> von der andern abschneiden: sie stehen auch nur vorn im Tempel/ weil die <hi rendition="#aq">facciata, architrave</hi> und der <hi rendition="#aq">fregio</hi> in einer Höhe oder Ebne. In solcher findet sich eine <hi rendition="#aq">Inscription,</hi> worvon/ was die Zeit nicht vertilget/ folgendes annoch zulesen:</p> <cb/> <p> <hi rendition="#aq"> <foreign xml:lang="lat"> <note> <hi rendition="#aq">Inscription.</hi> </note> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-863 http://d-nb.info/gnd/118785931 http://viaf.org/viaf/69725573">IMPERATOR NERVA CAESAR. AUG. PONT.<lb/> MAX.</persName> TRIB. POT. II. IMPERATOR II. PROCOS.</hi> </foreign> </hi> </p> <p>Der <hi rendition="#aq">Cornice</hi> ist vortrefflich gebildet/ und hat viel Erhebung oder Vorschuß. Der <hi rendition="#aq">architrave, fregio</hi> und <hi rendition="#aq">Cornice</hi>/ sind/ samt der <hi rendition="#aq">Colonn</hi>en Länge/ ein vierter Theil. Die Mauren/ sind vom Stein <hi rendition="#aq">Piperno,</hi> und mit weissem Marmel überkleidet. In der <hi rendition="#aq">Cella,</hi> nach der Mauer Länge/ waren in allen Tabernakeln sonderbare <hi rendition="#aq">Statu</hi>en gestellet: wie noch an dem Raum derselben zu ersehen/ daß dergleichen müsse alda gewesen seyn.</p> <p xml:id="p74.2"><note place="right">Ritter <hi rendition="#aq">Statua <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-137 http://d-nb.info/gnd/118623567 http://viaf.org/viaf/9984337">Nervae Trajani</persName></hi>.</note> Es ware vor diesem Tempel ein weiter und raumlicher Platz/ in dessen Mitte dieses Käysers <hi rendition="#aq">Statua Equestris</hi> gestanden: und vermelden die <hi rendition="#aq">Sribent</hi>en/ es seyen die <hi rendition="#aq">Ornament</hi>en daran so häuffig und verwunderlich gewesen/ daß der jenige/ so selbige in Augenschein genommen/ ganz erstaunet davor gestanden. Man urtheilet/ es seyen solche von keinen andern Menschen/ als von Riesen/ gemachet worden. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1377 http://d-nb.info/gnd/118521969 http://viaf.org/viaf/35247811"><hi rendition="#aq">Constantinus</hi></persName> der Käyser selbst/ als er einsmals nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> kommen/ verwunderte sich über dieses Gebäues herrliche Form und auserlesne Kunst dermassen/ daß er sich zu seinem <hi rendition="#aq">Architecto <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4651">Ormisda</persName></hi> kehrte und sagte: Er wolle in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-54 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7002473">Constantinopel</placeName>/ zu seinem stätswährenden Gedächtnis/ auch ein solches Pferd aufrichten/ wie dieses von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-863 http://d-nb.info/gnd/118785931 http://viaf.org/viaf/69725573"><hi rendition="#aq">Nerva</hi></persName>. Deme antwortete <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4651"><hi rendition="#aq">Ormisda</hi></persName>: <note place="right">Ein großes Pferd/ mus einen grossen Stall haben.</note> Es würde dann zuvörderst nötig seyn/ daß demselben auch eine Stallung gemachet würde/ wie diese; da er zugleich auf diesen Platz gezeiget. Die herumstehende <hi rendition="#aq">Colonn</hi>en haben keine <hi rendition="#aq">Piedestal</hi>en/ sondern entstehen aus der Erden. Es war auch sehr vernünftig und wol ausgesonnen/ daß der Tempel höher stunde/ als die andern Theile: welche gleichfals von der <hi rendition="#aq">ordine Corinthio</hi> waren. Gerad über dem <hi rendition="#aq">Cornice,</hi> waren kleine <hi rendition="#aq">Pilaste</hi>rn/ auf welchen wiederum sonderbare <hi rendition="#aq">Pilaste</hi>rn gestanden. Man verwundere sich nicht/ daß so viel <hi rendition="#aq">Statu</hi>en und Bilder in diesem Bau zu sehen: weil wir lesen/ es seyen derselben in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> so viel gewesen/ daß sie gleichsam ein anderes Volk <hi rendition="#aq">praesenti</hi>ret. In den hierzu gehörigen dreyen Platten/ ist</p> <p> <note place="right">Hiervon die <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/053#figure-0053.1">sechs und dreissigste</ref>/</note> <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-445" type="artificialWork">Erstlich dieses Tempels <hi rendition="#aq">facciata</hi> halben Theils vorwarts vorgestellt; <hi rendition="#aq">lit. T</hi> zeiget den Eingang zur Seiten.</name> </p> <p><note place="right"><ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/054#figure-0054.1">sieben und dreissigste</ref></note><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-446" type="artificialWork">Die andere weiset des Tempels innerliche Erhebung/ samt dessen <hi rendition="#aq">Geometrali</hi>scher Grundlegung/ mit dem umligenden Platz</name>. <hi rendition="#aq">Lit. S</hi> ist der Ort/ wo die <hi rendition="#aq">Statua <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-137 http://d-nb.info/gnd/118623567 http://viaf.org/viaf/9984337">Nervae Trajani</persName></hi> gestanden.</p> <p> <note place="right">und <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/055#figure-0055.1">acht und dreyssigste Platte</ref>.</note> <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-447" type="artificialWork">Die dritte/ weiset des <hi rendition="#aq">Porticûs</hi> Länge und geraden Gang zur Seiten/ samt deren <hi rendition="#aq">Intercolonn</hi>en: wodurch erhellet die geführte Ordnung der <hi rendition="#aq">Colonn</hi>en/ die den ganzen Platz umfiengen.</name> </p> <figure rendition="#c" xml:id="figure-0074.1"> <figure facs="figure-0074-1.jpg"/> </figure> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[I, Buch 1 (Architektur), S. 25]/0124]
der vördern Thür/ wie auch die Breite der Thür an der gegenüber stehenden Capelle/ correspondiren mit den spacien der jenigen/ die zwischen den Colonnen ist. Eben eine solche Beschaffenheit hat es auch/ mit den beyden großen Nichien. Die andere kleinere aber sind von sieben Palmen und fünf Minuten. Das Maaß des Portico, kan nach des Tempels Maaß genommen werden. Selbiger Portico ist gewölbet/ vor welchem der Vorhof im Oval geformet stehet. Dieser ware 588 Palmen lang/ und 140 Palmen breit/ auch/ wie die vestigien annoch andeuten/ mit vielen Seulen gezieret. Gleichwie in diesem Tempel die Opfer pflegten verrichtet zu werden/ also waren hingegen in diesem Hofe alle Gelegenheiten/ zu den dazumal üblichen Bacchanalien/ befindlich. Es stehet noch in diesem Tempel/ des Bacchi antiche Sepultur, von dem kostbaren harten Porfido-Stein/ mit Kindlein/ Trauben und Laubwerk aufs schönste ausgezieret/ in Mannshöhe und halb so breit/ wie auch von Marmorstein ein schöner großer Leuchter: dessen Abbildung/ bey der Vestalischen Jungfrau/ in der Platten bey lit. G zu finden. In dem Vorhof ist noch ein Merkmal vorhanden/ daß alda eine Statue gestanden: davon aber heut zu Tag nichts mehr zu sehen ist.
Das Begräbnis Bacchi.Bey und neben dem Ort/ wo zu Rom der Torre de Conti stehet/ welcher von Augusto erbauet worden/ befinden sich auch annoch die vestigia des Tempels Nervae Trajani. Dessen Ansehen ist Prostilos, und seine Manier von vielen Colonnen. Der Porticus oder Eingang/ samt der Cella, sind in ihrer Länge fast zwey Quart. Der Boden dieses Tempels/ erhebt sich von der Erden mit dem Basament, welches um den ganzen Bau herum gehet/ und auf den Staffeln spondiret/ auf welchen man zu dem porticu gehet. Auf dessen entlegensten Theilen stunden zwo Statuen/ als nämlich zu den Häupten jedes Basaments. Die Basis der Colonnen/ ist Attica, nach der Lehre Vitruvii, wie droben zu ersehen. Der Capitelen Zungen sind nach Art des Oliven-Laubs geformet/ und deren jedesmals fünf zu fünfen/ wie des Menschen Finger an der Hand. Wie ich dann auch sonst befunden und wargenommen/ daß bey allen antichen die Capitelen also geformet sind; und stehen selbige auf solche Weise am bästen/ ja weit schöner/ als wo vier zu vieren zu sehen. In den architraven/ sind sehr vernünftige Bildereyen/ die eine facciata von der andern abschneiden: sie stehen auch nur vorn im Tempel/ weil die facciata, architrave und der fregio in einer Höhe oder Ebne. In solcher findet sich eine Inscription, worvon/ was die Zeit nicht vertilget/ folgendes annoch zulesen:
Der Tempel Nervae Trajani.
Eintheilung desselben.
Inscription. IMPERATOR NERVA CAESAR. AUG. PONT.
MAX. TRIB. POT. II. IMPERATOR II. PROCOS.
Der Cornice ist vortrefflich gebildet/ und hat viel Erhebung oder Vorschuß. Der architrave, fregio und Cornice/ sind/ samt der Colonnen Länge/ ein vierter Theil. Die Mauren/ sind vom Stein Piperno, und mit weissem Marmel überkleidet. In der Cella, nach der Mauer Länge/ waren in allen Tabernakeln sonderbare Statuen gestellet: wie noch an dem Raum derselben zu ersehen/ daß dergleichen müsse alda gewesen seyn.
Es ware vor diesem Tempel ein weiter und raumlicher Platz/ in dessen Mitte dieses Käysers Statua Equestris gestanden: und vermelden die Sribenten/ es seyen die Ornamenten daran so häuffig und verwunderlich gewesen/ daß der jenige/ so selbige in Augenschein genommen/ ganz erstaunet davor gestanden. Man urtheilet/ es seyen solche von keinen andern Menschen/ als von Riesen/ gemachet worden. Constantinus der Käyser selbst/ als er einsmals nach Rom kommen/ verwunderte sich über dieses Gebäues herrliche Form und auserlesne Kunst dermassen/ daß er sich zu seinem Architecto Ormisda kehrte und sagte: Er wolle in Constantinopel/ zu seinem stätswährenden Gedächtnis/ auch ein solches Pferd aufrichten/ wie dieses von Nerva. Deme antwortete Ormisda: Es würde dann zuvörderst nötig seyn/ daß demselben auch eine Stallung gemachet würde/ wie diese; da er zugleich auf diesen Platz gezeiget. Die herumstehende Colonnen haben keine Piedestalen/ sondern entstehen aus der Erden. Es war auch sehr vernünftig und wol ausgesonnen/ daß der Tempel höher stunde/ als die andern Theile: welche gleichfals von der ordine Corinthio waren. Gerad über dem Cornice, waren kleine Pilastern/ auf welchen wiederum sonderbare Pilastern gestanden. Man verwundere sich nicht/ daß so viel Statuen und Bilder in diesem Bau zu sehen: weil wir lesen/ es seyen derselben in Rom so viel gewesen/ daß sie gleichsam ein anderes Volk praesentiret. In den hierzu gehörigen dreyen Platten/ ist
Ritter Statua Nervae Trajani.
Ein großes Pferd/ mus einen grossen Stall haben. Erstlich dieses Tempels facciata halben Theils vorwarts vorgestellt; lit. T zeiget den Eingang zur Seiten.
Hiervon die sechs und dreissigste/ Die andere weiset des Tempels innerliche Erhebung/ samt dessen Geometralischer Grundlegung/ mit dem umligenden Platz. Lit. S ist der Ort/ wo die Statua Nervae Trajani gestanden.
sieben und dreissigste Die dritte/ weiset des Porticûs Länge und geraden Gang zur Seiten/ samt deren Intercolonnen: wodurch erhellet die geführte Ordnung der Colonnen/ die den ganzen Platz umfiengen.
und acht und dreyssigste Platte.
[Abbildung
[Abbildung]
]
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |