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Sanders, Daniel: Brief an Ernst Ziel. Altstrelitz, 4. Februar 1883.

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Mein lieber, guter Freund,

Herzlichen Dank für Ihren lieben Brief, der mir und den Meinigen
eine bange Last vom Herzen gewälzt hat. Wir hatten (Rostock liegt ja noch immer
ziemlich weit von Strelitz ab) gehört, daß Krankheit in Ihrem Hause herrsche, aber nichts Nähe[-]
res und Sicheres über Wer? und Wie? Ich kann mir sehr lebhaft vorstellen, was Sie und Ihre liebe
Frau gelitten. Gott Lob, dass Sie das Schwere übherstanden! Hoffentlich bewährt sich der
alte Spruch: Post nubila Phoebus. - Daß Ihnen mein Aufsatz gefällt, freut mich sehr.
Oll. ist (namentlich im Punkt der Ausprache) weit überholt. Doch gebe ich Ihrem Bedenken voll-
kommen Recht. Wenn mir etwa ein Fahnenabzug zugeht, werde ich gern am geeigneten
Ort einige kurze Zeilen über Oll. hinzufügen. Und nun gleich noch eine Frage Ew
Königlich preußischer Major Herr von Pfister (in Darmstadt) hat jüngst eine kleine Schrift: "Deutsches
Wort, Volkes Hort!" einen "Mahnruf zum Widerstande gegen planmäßige Zerrütung deutscher
Sprache"
veröffentlicht und auch mir zugeschickt. Wäre Ihnen ein daran anknüpfender kurzer
Aufsatz über "Sprachreinheit" von mir willkommen? Ich hoffe es, da ich mich mit der
Gartenlaube sachlich vollständig einverstanden weiß, die Fremdwörter nach Möglichkeit zu ver-
meiden, aber ohne die nicht durch allgemein anerkannten Ersatz wiederzugebenden mit einem
Schlage verdrängen zu wollen.

Ich bitte um eine Zeile Antwort und nun zum Schluß mit den besten und
herzlichsten Grüßen und Wünschen von Haus zu Haus Ihr aufrichtig treuergebener

Daniel Sanders
Mein lieber, guter Freund,

Herzlichen Dank für Ihren lieben Brief, der mir und den Meinigen
eine bange Last vom Herzen gewälzt hat. Wir hatten (Rostock liegt ja noch im̃er
ziemlich weit von Strelitz ab) gehört, daß Krankheit in Ihrem Hause herrsche, aber nichts Nähe[-]
res und Sicheres über Wer? und Wie? Ich kañ mir sehr lebhaft vorstellen, was Sie und Ihre liebe
Frau gelitten. Gott Lob, dass Sie das Schwere übherstanden! Hoffentlich bewährt sich der
alte Spruch: Post nubila Phoebus. – Daß Ihnen mein Aufsatz gefällt, freut mich sehr.
Oll. ist (namentlich im Punkt der Ausprache) weit überholt. Doch gebe ich Ihrem Bedenken voll-
kom̃en Recht. Weñ mir etwa ein Fahnenabzug zugeht, werde ich gern am geeigneten
Ort einige kurze Zeilen über Oll. hinzufügen. Und nun gleich noch eine Frage Ew
Königlich preußischer Major Herr von Pfister (in Darmstadt) hat jüngst eine kleine Schrift: „Deutsches
Wort, Volkes Hort!“ einen „Mahnruf zum Widerstande gegen planmäßige Zerrütung deutscher
Sprache“
veröffentlicht und auch mir zugeschickt. Wäre Ihnen ein daran anknüpfender kurzer
Aufsatz über „Sprachreinheit“ von mir willkom̃en? Ich hoffe es, da ich mich mit der
Gartenlaube sachlich vollständig einverstanden weiß, die Fremdwörter nach Möglichkeit zu ver-
meiden, aber ohne die nicht durch allgemein anerkãnten Ersatz wiederzugebenden mit einem
Schlage verdrängen zu wollen.

Ich bitte um eine Zeile Antwort und nun zum Schluß mit den besten und
herzlichsten Grüßen und Wünschen von Haus zu Haus Ihr aufrichtig treuergebener

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Ernst Ziel. Altstrelitz, 4. Februar 1883, S. 1v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_ziel_1883/2>, abgerufen am 29.03.2024.