Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889.danken in wohlgeordneter Fassung ausgesprochen, son- Damit ist auch der Titel des von dem Dichter danken in wohlgeordneter Faſſung ausgeſprochen, ſon- Damit iſt auch der Titel des von dem Dichter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="32"/> danken in wohlgeordneter Faſſung ausgeſprochen, ſon-<lb/> dern, von ſeinen Gefühlen leidenſchaftlich erregt und<lb/> überwältigt, ſie, ſeiner kaum ſelbſt vollbewuſſt, gleich-<lb/> ſam ſtammelnd hervorgeſtoßen; und darum nahm ſich<lb/> ſchon das einzelne Lied, wie es ſchriftlich aufgezeichnet<lb/> worden, ſeltſam und befremdlich genug aus. Das<lb/> Befremden muſs ſich aber noch in hohem Grade ſtei-<lb/> gern, wenn die bei den verſchiedenſten, zeitlich weit<lb/> aus einander liegenden Gelegenheiten und unter den<lb/> widerſprechendſten und wechſelndſten Stimmungen ent-<lb/> ſtandenen Lieder, zu einem Buche vereinigt, unver-<lb/> mittelt neben einander —, als ſtänden ſie, eine hinter<lb/> einander fortlaufende Reihe bildend, in unmittelbarem<lb/> Zuſammenhange, — wenn ſie, ſag’ ich, ſo mit all<lb/> ihren Widerſprüchen dem Leſer vor die Augen kom-<lb/> men; aber der Dichter weiß ſich über die ihm auf-<lb/> ſteigenden Zweifel hinwegzuhelfen und ermannt ſich zu<lb/> dem Entſchluſſe, ohne langes Bedenken ſein kleines<lb/> Buch fertig zu ſtellen. Sei doch, ſagt er, die ganze<lb/> Welt in ſich voller Widerſprüche: warum ſolle denn<lb/> nicht auch ſein Büchlein ſich widerſprechen dürfen?</p><lb/> <p>Damit iſt auch der Titel des von dem Dichter<lb/> ſeinem Liederbuch voraufgeſchickten Gedichtes erklärt,<lb/> in welchem er Das, was die Leſer ſeinem Buche vor-<lb/> werfen können, es ſelbſt beklagend, bereitwillig zugeſteht,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0060]
danken in wohlgeordneter Faſſung ausgeſprochen, ſon-
dern, von ſeinen Gefühlen leidenſchaftlich erregt und
überwältigt, ſie, ſeiner kaum ſelbſt vollbewuſſt, gleich-
ſam ſtammelnd hervorgeſtoßen; und darum nahm ſich
ſchon das einzelne Lied, wie es ſchriftlich aufgezeichnet
worden, ſeltſam und befremdlich genug aus. Das
Befremden muſs ſich aber noch in hohem Grade ſtei-
gern, wenn die bei den verſchiedenſten, zeitlich weit
aus einander liegenden Gelegenheiten und unter den
widerſprechendſten und wechſelndſten Stimmungen ent-
ſtandenen Lieder, zu einem Buche vereinigt, unver-
mittelt neben einander —, als ſtänden ſie, eine hinter
einander fortlaufende Reihe bildend, in unmittelbarem
Zuſammenhange, — wenn ſie, ſag’ ich, ſo mit all
ihren Widerſprüchen dem Leſer vor die Augen kom-
men; aber der Dichter weiß ſich über die ihm auf-
ſteigenden Zweifel hinwegzuhelfen und ermannt ſich zu
dem Entſchluſſe, ohne langes Bedenken ſein kleines
Buch fertig zu ſtellen. Sei doch, ſagt er, die ganze
Welt in ſich voller Widerſprüche: warum ſolle denn
nicht auch ſein Büchlein ſich widerſprechen dürfen?
Damit iſt auch der Titel des von dem Dichter
ſeinem Liederbuch voraufgeſchickten Gedichtes erklärt,
in welchem er Das, was die Leſer ſeinem Buche vor-
werfen können, es ſelbſt beklagend, bereitwillig zugeſteht,
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