Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889.rühmen dürfe, vielleicht die beiden letzten Versgebinde "Von all dem rauschenden Geleite Wer harrte liebend bei mir aus? Wer steht mir tröstend noch zur Seite Und folgt mir bis zum finstern Haus? Du, die du alle Wunden heilest, Der Freundschaft leise, zarte Hand, Des Lebens Bürde liebend theileft, Du, die ich frühe sucht' und fand, Und du, die gern mit ihr sich gattet, Wie sie, der Seele Sturm beschwört, Beschäftigung, die nie ermattet, Die langsam schafft, doch nie zerstört, Die zu dem Bau der Ewigkeiten Zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht, Doch von der großen Schuld der Zeiten Minuten, Tage, Jahre streicht." Doch alle diese sich mir aufdrängenden und doch rühmen dürfe, vielleicht die beiden letzten Versgebinde „Von all dem rauſchenden Geleite Wer harrte liebend bei mir aus? Wer ſteht mir tröſtend noch zur Seite Und folgt mir bis zum finſtern Haus? Du, die du alle Wunden heileſt, Der Freundſchaft leiſe, zarte Hand, Des Lebens Bürde liebend theileft, Du, die ich frühe ſucht’ und fand, Und du, die gern mit ihr ſich gattet, Wie ſie, der Seele Sturm beſchwört, Beſchäftigung, die nie ermattet, Die langſam ſchafft, doch nie zerſtört, Die zu dem Bau der Ewigkeiten Zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht, Doch von der großen Schuld der Zeiten Minuten, Tage, Jahre ſtreicht.“ Doch alle dieſe ſich mir aufdrängenden und doch <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="XVI"/> rühmen dürfe, vielleicht die beiden letzten Versgebinde<lb/> aus Schiller’s „Idealen“ wählen dürfen:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„Von all dem rauſchenden Geleite</l><lb/> <l>Wer harrte liebend bei mir aus?</l><lb/> <l>Wer ſteht mir tröſtend noch zur Seite</l><lb/> <l>Und folgt mir bis zum finſtern Haus?</l><lb/> <l>Du, die du alle Wunden heileſt,</l><lb/> <l>Der Freundſchaft leiſe, zarte Hand,</l><lb/> <l>Des Lebens Bürde liebend theileft,</l><lb/> <l>Du, die ich frühe ſucht’ und fand,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und du, die gern mit ihr ſich gattet,</l><lb/> <l>Wie ſie, der Seele Sturm beſchwört,</l><lb/> <l>Beſchäftigung, die nie ermattet,</l><lb/> <l>Die langſam ſchafft, doch nie zerſtört,</l><lb/> <l>Die zu dem Bau der Ewigkeiten</l><lb/> <l>Zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht,</l><lb/> <l>Doch von der großen Schuld der Zeiten</l><lb/> <l>Minuten, Tage, Jahre ſtreicht.“</l> </lg> </lg><lb/> <p>Doch alle dieſe ſich mir aufdrängenden und doch<lb/> ſchon aus Rückſicht auf den Raum unausführbaren<lb/> Erwägungen waren unnöthig, da vor faſt 24 Jahren,<lb/> in demſelben Augenblicke, wo ich das letzte Wort meines<lb/> großen „Wörterbuches der deutſchen Sprache“ nieder-<lb/> geſchrieben, ich im Rückblick auf die abgeſchloſſene<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XVI/0024]
rühmen dürfe, vielleicht die beiden letzten Versgebinde
aus Schiller’s „Idealen“ wählen dürfen:
„Von all dem rauſchenden Geleite
Wer harrte liebend bei mir aus?
Wer ſteht mir tröſtend noch zur Seite
Und folgt mir bis zum finſtern Haus?
Du, die du alle Wunden heileſt,
Der Freundſchaft leiſe, zarte Hand,
Des Lebens Bürde liebend theileft,
Du, die ich frühe ſucht’ und fand,
Und du, die gern mit ihr ſich gattet,
Wie ſie, der Seele Sturm beſchwört,
Beſchäftigung, die nie ermattet,
Die langſam ſchafft, doch nie zerſtört,
Die zu dem Bau der Ewigkeiten
Zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht,
Doch von der großen Schuld der Zeiten
Minuten, Tage, Jahre ſtreicht.“
Doch alle dieſe ſich mir aufdrängenden und doch
ſchon aus Rückſicht auf den Raum unausführbaren
Erwägungen waren unnöthig, da vor faſt 24 Jahren,
in demſelben Augenblicke, wo ich das letzte Wort meines
großen „Wörterbuches der deutſchen Sprache“ nieder-
geſchrieben, ich im Rückblick auf die abgeſchloſſene
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