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Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889.

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Der Herausgeber einer neu zu begründenden
Zeitschrift hatte mich um einen Beitrag ersucht und
dazu hatte ich die im raschen Zuge unmittelbar hinter
einander niedergeschriebenen beiden ersten Plaudereien
bestimmt. Ich rechnete auf sofortigen Abdruck und
meine Absicht war, unmittelbar nachdem mir die ge-
druckten Bogen zugegangen sein würden, die im Kopf
ziemlich fertige Fortsetzung ununterbrochen hinter ein-
ander niederzuschreiben; aber Woche auf Woche und
nachher Monat auf Monat verging, ohne dass mir
die Aushängebogen zugesandt wurden. Auf meine
Mahnung empfing ich die Mittheilung, dass unvorher-
zusehende Hindernisse, namentlich eine schwere Erkran-
kung des Herausgebers, das Erscheinen der neuen
Zeitschrift um ein viertel Jahr hinausgeschoben hätten,
und daran schloss sich die Bitte, mich demgemäß zu
gedulden. Das wiederholte sich mehrmals, da die
Krankheit des Herausgebers sich sehr in die Länge
zog. Endlich aber wurde sie doch gehoben und nun
erfolgte die öffentliche Ankündigung der neuen Zeit-
schrift und namentlich auch meines dabei in erster
Stelle genannten Aufsatzes.

"Endlich!" -- dachte ich bei mir -- und: "Was
lange währt, wird gut". Die angekündigte Zeit des
Erscheinens rückt näher und näher; da erhalte ich

Der Herausgeber einer neu zu begründenden
Zeitſchrift hatte mich um einen Beitrag erſucht und
dazu hatte ich die im raſchen Zuge unmittelbar hinter
einander niedergeſchriebenen beiden erſten Plaudereien
beſtimmt. Ich rechnete auf ſofortigen Abdruck und
meine Abſicht war, unmittelbar nachdem mir die ge-
druckten Bogen zugegangen ſein würden, die im Kopf
ziemlich fertige Fortſetzung ununterbrochen hinter ein-
ander niederzuſchreiben; aber Woche auf Woche und
nachher Monat auf Monat verging, ohne daſs mir
die Aushängebogen zugeſandt wurden. Auf meine
Mahnung empfing ich die Mittheilung, daſs unvorher-
zuſehende Hinderniſſe, namentlich eine ſchwere Erkran-
kung des Herausgebers, das Erſcheinen der neuen
Zeitſchrift um ein viertel Jahr hinausgeſchoben hätten,
und daran ſchloſs ſich die Bitte, mich demgemäß zu
gedulden. Das wiederholte ſich mehrmals, da die
Krankheit des Herausgebers ſich ſehr in die Länge
zog. Endlich aber wurde ſie doch gehoben und nun
erfolgte die öffentliche Ankündigung der neuen Zeit-
ſchrift und namentlich auch meines dabei in erſter
Stelle genannten Aufſatzes.

„Endlich!“ — dachte ich bei mir — und: „Was
lange währt, wird gut“. Die angekündigte Zeit des
Erſcheinens rückt näher und näher; da erhalte ich

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[XI/0019] Der Herausgeber einer neu zu begründenden Zeitſchrift hatte mich um einen Beitrag erſucht und dazu hatte ich die im raſchen Zuge unmittelbar hinter einander niedergeſchriebenen beiden erſten Plaudereien beſtimmt. Ich rechnete auf ſofortigen Abdruck und meine Abſicht war, unmittelbar nachdem mir die ge- druckten Bogen zugegangen ſein würden, die im Kopf ziemlich fertige Fortſetzung ununterbrochen hinter ein- ander niederzuſchreiben; aber Woche auf Woche und nachher Monat auf Monat verging, ohne daſs mir die Aushängebogen zugeſandt wurden. Auf meine Mahnung empfing ich die Mittheilung, daſs unvorher- zuſehende Hinderniſſe, namentlich eine ſchwere Erkran- kung des Herausgebers, das Erſcheinen der neuen Zeitſchrift um ein viertel Jahr hinausgeſchoben hätten, und daran ſchloſs ſich die Bitte, mich demgemäß zu gedulden. Das wiederholte ſich mehrmals, da die Krankheit des Herausgebers ſich ſehr in die Länge zog. Endlich aber wurde ſie doch gehoben und nun erfolgte die öffentliche Ankündigung der neuen Zeit- ſchrift und namentlich auch meines dabei in erſter Stelle genannten Aufſatzes. „Endlich!“ — dachte ich bei mir — und: „Was lange währt, wird gut“. Die angekündigte Zeit des Erſcheinens rückt näher und näher; da erhalte ich

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_woerterbuchschreiber_1889/19>, abgerufen am 23.11.2024.