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Sanders, Daniel: Brief an Berthold Auerbach. Altstrelitz, 27. Oktober 1876.

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im deutschen Volke nennen - daß diese Ansicht, sage ich, grade auch in Berlin zum
entsprechenden öffentlichen Ausdruck gelange, damit nicht, das Schweigen als Ge[-]
stimmung von den Gegnern gemißdeutet werden könne. Sie, höchst verehrter Freund,
- zumal im Verein mit Männern wie Lasker, Bamberger, Oppenheim (denen
ich sämmtlich die besten Grüße von mir zu bestellen und mich bestens zu
empfehlen bitte) - werden leicht ermessen, wann, wo und wie der richtige An-
stoß zu einer Bewegung in unserm Sinn zu geben ist. Ich bin aber über-
zeugt, daß es eben nur des richtigen Anstoßes bedarf, um zur an[-]
schaulichen Erkennung zu bringen, in welcher Weise das deutsche Volk
eine einheitliche Feststellung der - in manchen Punkten schwankenden -
Rechtschreibung auf das dringendste und sehnlichste wünscht. Über das
Nähere des Wie pp. kann ich natürlich überhaupt nicht so gut urtheilen,
wie Sie, und namentlich nicht von hier aus, fern dem Mittelpunkt
der Bewegung; nur daß in Berlin auch unsere Anschauung öffentlich
das Wort nehmen muß, ist mir klar und ich glaube keine Ent-
schuldigung zu bedürfen, daß ich mich in einer Angelegenheit, die
mich so ungemein berühre und für mich so zu sagen eine Lebens-
frage ist, so offen, unumwunden und rückhaltlos an Sie gewendet,
dessen freundschaftliche Gesinnung für mich und sachliche Übereinstim-
mung ich kenne. Wahrscheinlich könnten Sie mir auch mittheilen,
welche Stellung der Unterrichtsminister zu dieser Frage einnimmt,
der früher ja erklärt hat, daß er Nichts in die Schulen einführen könne und
wolle, was nicht der Zusimmung des Volkes gewiß sei, und Sie finden
wohl auch Gelegenheit, unsere damit übereinstimmende Anschau-
ung bei ihm zu vertreten. In der Hoffnung, bald Erfreuliches
von Ihnen zu hören, mit dem wärmsten Dank für jede Förderung

im deutschen Volke neñen – daß diese Ansicht, sage ich, grade auch in Berlin zum
entsprechenden öffentlichen Ausdruck gelange, damit nicht, das Schweigen als Ge[-]
stimmung von den Gegnern gemißdeutet werden köñe. Sie, höchst verehrter Freund,
– zumal im Verein mit Mäñern wie Lasker, Bamberger, Oppenheim (denen
ich säm̃tlich die besten Grüße von mir zu bestellen und mich bestens zu
empfehlen bitte) – werden leicht ermessen, wañ, wo und wie der richtige An-
stoß zu einer Bewegung in unserm Siñ zu geben ist. Ich bin aber über-
zeugt, daß es eben nur des richtigen Anstoßes bedarf, um zur an[-]
schaulichen Erkeñung zu bringen, in welcher Weise das deutsche Volk
eine einheitliche Feststellung der – in manchen Punkten schwankenden –
Rechtschreibung auf das dringendste und sehnlichste wünscht. Über das
Nähere des Wie pp. kañ ich natürlich überhaupt nicht so gut urtheilen,
wie Sie, und namentlich nicht von hier aus, fern dem Mittelpunkt
der Bewegung; nur daß in Berlin auch unsere Anschauung öffentlich
das Wort nehmen muß, ist mir klar und ich glaube keine Ent-
schuldigung zu bedürfen, daß ich mich in einer Angelegenheit, die
mich so ungemein berühre und für mich so zu sagen eine Lebens-
frage ist, so offen, unumwunden und rückhaltlos an Sie gewendet,
dessen freundschaftliche Gesiñung für mich und sachliche Übereinstim-
mung ich keñe. Wahrscheinlich köñten Sie mir auch mittheilen,
welche Stellung der Unterrichtsminister zu dieser Frage einnim̃t,
der früher ja erklärt hat, daß er Nichts in die Schulen einführen köñe und
wolle, was nicht der Zusim̃ung des Volkes gewiß sei, und Sie finden
wohl auch Gelegenheit, unsere damit übereinstim̃ende Anschau-
ung bei ihm zu vertreten. In der Hoffnung, bald Erfreuliches
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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Berthold Auerbach. Altstrelitz, 27. Oktober 1876, S. [1v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_auerbach2_1876/2>, abgerufen am 26.04.2024.