Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 24. September 1890oder diesen Zeilen an Sie gekommen wäre, wenn nicht grade d in diesen letzten Tagen das Andenken an unseren theuren, unvergesslichem und unvergesslichen Adolf, der vor 14 Jahren von uns dahin geschieden, mit ganz besonderer Stärke mich zum Schreiben an Sie gemahnt hätte. Ich ver- fehle mich nicht, daß ich, indem ich Dies ausspreche, in Ihnen schmerzliche und trauervolle Gefühle wecke; aber ich sage mir zugleich, daß das treue Freundesgedenken Sie wohl wehmüthig, aber zugleich auch tröstlich berühren umso und daß Sie in der Gemeinsamkeit unser Gefühl wohl auch einen Anstoß erblicken werden, uns einmal wieder ein Lebenszeichen von Sich zu- kommen zu lassen. Ich sage: ein Lebenszeichen, um Ihnen aus- zusprechen, daß wir auch mit wenigen Worten von Ihnen zufrie- den sein werden, wenn Sie zu einem ausführlichen Brief nicht die Stimmung und die Lust in Sich finden. Brauche ich ausdrück- lich hinzuzufügen, daß dabei doch das "Je länger je lieber" bei vollem Bestand bleibt? Ehe ich schließe will ich Ihnen noch von unserem Ergehen das Hauptsächlichste mittheilen. Wir bewegen uns in dem gewohn- ten oder vielmehr allmählich gewohnten[str] gewordenen Gleise gleich- mäßig fort und nehmen so auch die tage, von denen es bei den Meisten heißt, daß sie ihnen nicht gefallen, ruhig, ergeben und - namentlich kann ich das von mir sagen - auch [unleserliches Material - 1 Wort fehlt] oder diesen Zeilen an Sie gekom̃en wäre, weñ nicht grade d in diesen letzten Tagen das Andenken an unseren theuren, unvergesslichem und unvergesslichen Adolf, der vor 14 Jahren von uns dahin geschieden, mit ganz besonderer Stärke mich zum Schreiben an Sie gemahnt hätte. Ich ver- fehle mich nicht, daß ich, indem ich Dies ausspreche, in Ihnen schmerzliche und trauervolle Gefühle wecke; aber ich sage mir zugleich, daß das treue Freundesgedenken Sie wohl wehmüthig, aber zugleich auch tröstlich berühren umso und daß Sie in der Gemeinsamkeit unser Gefühl wohl auch einen Anstoß erblicken werden, uns einmal wieder ein Lebenszeichen von Sich zu- kom̃en zu lassen. Ich sage: ein Lebenszeichen, um Ihnen aus- zusprechen, daß wir auch mit wenigen Worten von Ihnen zufrie- den sein werden, weñ Sie zu einem ausführlichen Brief nicht die Stim̃ung und die Lust in Sich finden. Brauche ich ausdrück- lich hinzuzufügen, daß dabei doch das „Je länger je lieber“ bei vollem Bestand bleibt? Ehe ich schließe will ich Ihnen noch von unserem Ergehen das Hauptsächlichste mittheilen. Wir bewegen uns in dem gewohn- ten oder vielmehr allmählich gewohnten[str] gewordenen Gleise gleich- mäßig fort und nehmen so auch die tage, von denen es bei den Meisten heißt, daß sie ihnen nicht gefallen, ruhig, ergeben und – namentlich kañ ich das von mir sagen – auch [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0002" n="[1v]"/> oder diesen Zeilen an Sie gekom̃en wäre, weñ nicht grade <del rendition="#s">d</del> in diesen letzten Tagen das Andenken an unseren theuren, unvergesslichem und unvergesslichen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118539698">Adolf</persName>, der vor 14 Jahren von uns dahin geschieden, mit ganz besonderer Stärke mich zum Schreiben an Sie gemahnt hätte. Ich ver- fehle mich nicht, daß ich, indem ich Dies ausspreche, in Ihnen schmerzliche und trauervolle Gefühle wecke; aber ich sage mir zugleich, daß das treue Freundesgedenken Sie wohl wehmüthig, aber zugleich auch tröstlich berühren umso und daß Sie in der Gemeinsamkeit unser Gefühl wohl auch einen Anstoß erblicken werden, uns einmal wieder ein Lebenszeichen von Sich zu- kom̃en zu lassen. Ich sage: ein Lebenszeichen, um Ihnen aus- zusprechen, daß wir auch mit wenigen Worten von Ihnen zufrie- den sein werden, weñ Sie zu einem ausführlichen Brief nicht die Stim̃ung und die Lust in Sich finden. Brauche ich ausdrück- lich hinzuzufügen, daß dabei doch das „Je länger je lieber“ bei vollem Bestand bleibt?</p> <p>Ehe ich schließe will ich Ihnen noch von unserem Ergehen das Hauptsächlichste mittheilen. Wir bewegen uns in dem gewohn- ten oder vielmehr allmählich gewohnten[str] gewordenen Gleise gleich- mäßig fort und nehmen so auch die tage, von denen es bei den Meisten heißt, daß sie ihnen nicht gefallen, ruhig, ergeben und – namentlich kañ ich das von mir sagen – auch <gap reason="illegible" unit="words" quantity="1"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [[1v]/0002]
oder diesen Zeilen an Sie gekom̃en wäre, weñ nicht grade d in diesen letzten Tagen das Andenken an unseren theuren, unvergesslichem und unvergesslichen Adolf, der vor 14 Jahren von uns dahin geschieden, mit ganz besonderer Stärke mich zum Schreiben an Sie gemahnt hätte. Ich ver- fehle mich nicht, daß ich, indem ich Dies ausspreche, in Ihnen schmerzliche und trauervolle Gefühle wecke; aber ich sage mir zugleich, daß das treue Freundesgedenken Sie wohl wehmüthig, aber zugleich auch tröstlich berühren umso und daß Sie in der Gemeinsamkeit unser Gefühl wohl auch einen Anstoß erblicken werden, uns einmal wieder ein Lebenszeichen von Sich zu- kom̃en zu lassen. Ich sage: ein Lebenszeichen, um Ihnen aus- zusprechen, daß wir auch mit wenigen Worten von Ihnen zufrie- den sein werden, weñ Sie zu einem ausführlichen Brief nicht die Stim̃ung und die Lust in Sich finden. Brauche ich ausdrück- lich hinzuzufügen, daß dabei doch das „Je länger je lieber“ bei vollem Bestand bleibt?
Ehe ich schließe will ich Ihnen noch von unserem Ergehen das Hauptsächlichste mittheilen. Wir bewegen uns in dem gewohn- ten oder vielmehr allmählich gewohnten[str] gewordenen Gleise gleich- mäßig fort und nehmen so auch die tage, von denen es bei den Meisten heißt, daß sie ihnen nicht gefallen, ruhig, ergeben und – namentlich kañ ich das von mir sagen – auch _
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Zitationshilfe: | Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 24. September 1890, S. [1v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_aglassbrenner_1890/2>, abgerufen am 07.07.2024. |