Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 25. September 1887.Meine liebe, verehrte theure Freundin, Es ist heute ein Tag, an dem sich, wie ich sicher weiß, unsere Gedanken wir
Meine liebe, verehrte theure Freundin, Es ist heute ein Tag, an dem sich, wie ich sicher weiß, unsere Gedanken wir
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0001" n="[1r]"/> <div type="letter" n="1"> <opener rendition="#et"> <salute>Meine liebe, verehrte theure Freundin,</salute> </opener><lb/> <space dim="vertical"/> <p>Es ist heute ein Tag, an dem sich, wie ich sicher weiß, unsere Gedanken<lb/> begegnen. Ich brauchte Ihnen das nicht auszusprechen, da Sie es auch unausge-<lb/> sprochen wissen werden, wie Sie auch gewiss davon überzeugt sind, daß wir<lb/> auch sonst in wehmüthig gehobener Eriñerung oft an die schönen vergangenen<lb/> Zeiten zurückdenken und ganz besonders <add place="superlinear">gern</add> von dem traulichen und iñigen Ver-<lb/> ein der „Glaßbrennerei“ sprechen. Leider! hat der Tod uns Theures entrissen;<lb/> aber um so mehr, denke ich, sollen wir Zurückgebliebenen uns wenigstens<lb/> von Zeit zu Zeit gegenseitig Mittheilung von unserem Ergehen machen und<lb/> dem Gefühl des iñigen Verbundenseins Ausdruck geben und so bitte ich<lb/> Sie deñ, obgleich ich weiß, wie schwer Sie Sich zum Briefschreiben entschließen,<lb/> uns – weñ auch nur ganz kurz – Etwas über Sich und Ihr Ergehen mitzu-<lb/> theilen. Früher erfuhr ich wenigstens von Zeit zu Zeit etwas Näheres<lb/> über Sie durch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116442700">Richard <choice><abbr>Schmidt</abbr><expan>Schmidt-Cabanis</expan></choice></persName></hi>, der mir jetzt auch nur höchst<lb/> selten schreibt und, wie ich glaube, nur wenig auskom̃t. Da sehnen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wir</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[1r]/0001]
Meine liebe, verehrte theure Freundin,
Es ist heute ein Tag, an dem sich, wie ich sicher weiß, unsere Gedanken
begegnen. Ich brauchte Ihnen das nicht auszusprechen, da Sie es auch unausge-
sprochen wissen werden, wie Sie auch gewiss davon überzeugt sind, daß wir
auch sonst in wehmüthig gehobener Eriñerung oft an die schönen vergangenen
Zeiten zurückdenken und ganz besonders gern von dem traulichen und iñigen Ver-
ein der „Glaßbrennerei“ sprechen. Leider! hat der Tod uns Theures entrissen;
aber um so mehr, denke ich, sollen wir Zurückgebliebenen uns wenigstens
von Zeit zu Zeit gegenseitig Mittheilung von unserem Ergehen machen und
dem Gefühl des iñigen Verbundenseins Ausdruck geben und so bitte ich
Sie deñ, obgleich ich weiß, wie schwer Sie Sich zum Briefschreiben entschließen,
uns – weñ auch nur ganz kurz – Etwas über Sich und Ihr Ergehen mitzu-
theilen. Früher erfuhr ich wenigstens von Zeit zu Zeit etwas Näheres
über Sie durch Richard Schmidt, der mir jetzt auch nur höchst
selten schreibt und, wie ich glaube, nur wenig auskom̃t. Da sehnen
wir
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