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Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 4. Januar 1885.

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Meine liebe, verehrte, treffliche Freundin,


Aufs herzlichste erwiedern wir Alle Ihren und durch den Draht übermittelten Glückwunsch
zum neuen Jahr. Möge das eben begonnene nach allen Beziehungen und Richtungen hin sich
als ein gutes und segenreiches für Sie erweisen!

Ich weiß zu gut aus eigenster Erfahrung, wie leicht vielbeschäftigte Personen
gerade da, wo sie nur Selbstverständliches oder als selbstverständlich Vorausgesetztes mitzutheilen
haben, das Briefsschreiben unterlassen. Sie haben vollkommen Recht vorauszusetzen, daß wenn
Sie auch nicht schreiben, wir von Ihren treuen und liebevollen Gedenken eben so sehr und
fest überzeugt sind, wie Sie es von dem unseren überzeugt sein werden und können, wenn
wir statt wirkliche Briefe auch nur (nach meinem Ausdruck) Gedankenbriefe, daß heißt unge-
schriebene an Sie richten. Sie haben nur darin Unrecht, nicht zu bedenken, wie sehr
uns jede unmittelbare Nachricht von Ihrem Wohlergehen erfreut. Je mehr man in unserer
Zeit der Drahtverbindung das Briefschreiben verlernt, desto mehr sollte man
es sich zur Regel machen, bei irgend bestimmten Gelegenheiten und Gedenk-
tagen einander ein unmittelbares Lebenszeichen zukommen zu lassen, und hätte
man sich auch kaum etwas mehr zu sagen als das eigentlich (weil selbst-
verständlich) überflüssige: Wir gedenken mit Freude und getreulich der

gemeinsam
Meine liebe, verehrte, treffliche Freundin,


Aufs herzlichste erwiedern wir Alle Ihren und durch den Draht übermittelten Glückwunsch
zum neuen Jahr. Möge das eben begonnene nach allen Beziehungen und Richtungen hin sich
als ein gutes und segenreiches für Sie erweisen!

Ich weiß zu gut aus eigenster Erfahrung, wie leicht vielbeschäftigte Personen
gerade da, wo sie nur Selbstverständliches oder als selbstverständlich Vorausgesetztes mitzutheilen
haben, das Briefsschreiben unterlassen. Sie haben vollkom̃en Recht vorauszusetzen, daß weñ
Sie auch nicht schreiben, wir von Ihren treuen und liebevollen Gedenken eben so sehr und
fest überzeugt sind, wie Sie es von dem unseren überzeugt sein werden und köñen, weñ
wir statt wirkliche Briefe auch nur (nach meinem Ausdruck) Gedankenbriefe, daß heißt unge-
schriebene an Sie richten. Sie haben nur darin Unrecht, nicht zu bedenken, wie sehr
uns jede unmittelbare Nachricht von Ihrem Wohlergehen erfreut. Je mehr man in unserer
Zeit der Drahtverbindung das Briefschreiben verlernt, desto mehr sollte man
es sich zur Regel machen, bei irgend bestim̃ten Gelegenheiten und Gedenk-
tagen einander ein unmittelbares Lebenszeichen zukom̃en zu lassen, und hätte
man sich auch kaum etwas mehr zu sagen als das eigentlich (weil selbst-
verständlich) überflüssige: Wir gedenken mit Freude und getreulich der

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 4. Januar 1885, S. [1r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_aglassbrenner_1885/1>, abgerufen am 29.03.2024.