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Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 24. September 1878.

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Meine verehrte theure Freundin,


Es ist schöne alte Sitte, den Sterbetag theurer Verstorbe-
ner als einen Gedächtnistag zu begehen. Sie giebt mir, der
ich ohne besonderen Anlass kaum mehr zum Brief schreiben gelange, den
Anstoß, einmal wieder einige Zeile an Sie zu richten, um im ge-
meinsamen Gedächtnis an unsern verewigten Adolf Zeugnis
abzulegen für die treue Anhänglichkeit, mit der wir ihm und Ihnen
verbunden waren und bleiben. Es ist ja so natürlich und selbst-
verständlich, daß ein so inniges aufs Geister- und Seelengemeinschaft
gesponnenes Band ein dauerndes und unauflösliches ist, dessen Fäden
sich unsichtbar fort- und weiterspinnen. Freilich es wäre schön, wenn es
uns vergönnt wäre, neue Einschlagsfäden in die Kette hinzuzu-
schlingen und bei persönlichem Zusammensein lebhafteren Austausch
des gemeinsamen Denkens und Fühlens zu gewinnen, und lassen
Sie mich gestehen, daß wir wenigstens auf die Möglichkeit ge-
hofft, Ihr Weg in die Sommerfrische oder zurück könnte Sie uns
zuführen; aber freilich es war das nur ein zaghaftes Hoffen, da
wir selbst sehr wohl wissen, wie wenig Lockendes sonst


Meine verehrte theure Freundin,


Es ist schöne alte Sitte, den Sterbetag theurer Verstorbe-
ner als einen Gedächtnistag zu begehen. Sie giebt mir, der
ich ohne besonderen Anlass kaum mehr zum Brief schreiben gelange, den
Anstoß, einmal wieder einige Zeile an Sie zu richten, um im ge-
meinsamen Gedächtnis an unsern verewigten Adolf Zeugnis
abzulegen für die treue Anhänglichkeit, mit der wir ihm und Ihnen
verbunden waren und bleiben. Es ist ja so natürlich und selbst-
verständlich, daß ein so iñiges aufs Geister- und Seelengemeinschaft
gespoñenes Band ein dauerndes und unauflösliches ist, dessen Fäden
sich unsichtbar fort- und weiterspiñen. Freilich es wäre schön, weñ es
uns vergönnt wäre, neue Einschlagsfäden in die Kette hinzuzu-
schlingen und bei persönlichem Zusammensein lebhafteren Austausch
des gemeinsamen Denkens und Fühlens zu gewiñen, und lassen
Sie mich gestehen, daß wir wenigstens auf die Möglichkeit ge-
hofft, Ihr Weg in die Som̃erfrische oder zurück könnte Sie uns
zuführen; aber freilich es war das nur ein zaghaftes Hoffen, da
wir selbst sehr wohl wissen, wie wenig Lockendes sonst

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 24. September 1878, S. [1r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_aglassbrenner2_1878/1>, abgerufen am 21.11.2024.