Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 14. Dezember 1876.Meine liebe, gute, theure Freundin, Ihr Schmerzens- und Klagebrief ist so natürlich, so gerecht- Ich besaß es doch einmal, Was so köstlich ist! Daß man doch zu seiner Qual Nimmer es vergisst! Und doch, wenn es in unser Wohl gegeben wurde, es ver- doch
Meine liebe, gute, theure Freundin, Ihr Schmerzens- und Klagebrief ist so natürlich, so gerecht- Ich besaß es doch einmal, Was so köstlich ist! Daß man doch zu seiner Qual Nim̃er es vergisst! Und doch, weñ es in unser Wohl gegeben wurde, es ver- doch
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Meine liebe, gute, theure Freundin,
Ihr Schmerzens- und Klagebrief ist so natürlich, so gerecht-
fertigt gewiß in den Augen eines Jeden, doppelt aber in un-
sern Augen, die wir so genau wissen und so tief und iñig
mit Ihnen fühlen, was Sie an dem goldenen Gemüth, an dem
liebereichen Herzen und an dem gleichmäßig ernst-heiterem
Siñ unsers herrlichen Adolf für einen köstlichen, unersetz-
lichen Schatz besessen und nun verloren haben
Ich besaß es doch einmal,
Was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nim̃er es vergisst!
Und doch, weñ es in unser Wohl gegeben wurde, es ver-
gessen und somit unserer Qual verschmerzen zu köñen, wür-
den wir es wollen, verzichten wollen auf das trotz alles
darin liegende Werkes doch beglückend und beseligend Ge-
fühl, daß wir es einmal besessen, daß ein solcher
Schatz unser eigensts Eigen gewesen? Nein, rufe ich, und
ich weiß und fühle, daß Sie aus vollem Herzen es mit
uns rufen und daß in den Klage-und Schmerzruf sich
doch
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Zitationshilfe: | Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 14. Dezember 1876, S. [1r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_aglassbrenner2_1876/1>, abgerufen am 08.07.2024. |