schen, in andre Verbindungen, in eine andre Welt. Laß mich so lange geduldig warten, leiden, arbeiten, sammlen, erfahren, weinen und beten, bis ich zu diesem Glück reif worden bin. Gewöhne mich, von Menschen wenig, von dir alles zu erwarten. Bewahre mich vor dem schwar- zen Undank, um Einer Trübsal willen alle Gutthaten von dir zu vergessen. Erinnre mich daran, daß ich ge- gen dich nie mit Recht murren kann.
Deine Natur ist schön -- ach, daß mein Leben nicht mit häßlichen Flecken beschmuzt sey! Sie ist har- monisch, melodisch -- Ach, ordne du selber alle meine Gedanken, Empfindungen und Begierden, und gieb mei- ner Seele die allerseligste Stimmung zu großen und edeln Bestrebungen. Deine Natur ist mannichfaltig -- Ach, daß ich auch als Mensch, als Bürger, als Christ, als Glied der Familie, in allen Verhältnissen rechtschaffen handeln könnte! Deine Natur ist unermüdet fleißig -- Ach, laß auch mich eilen, und warten auf die Zukunft des Herrn; laß mich recht viele gute Werke üben, und nicht müde werden, zu laufen auf der Bahn, die mir vorgezeichnet ist.
Erhöre gnädig die, die dich aus Furcht, noch ärmer und elender zu werden, ängstlich flehen, daß du sie bald aus der Welt nehmest.
Laß den Tod des Sünders abscheulich und gräßlich seyn, damit die Rohen merken, daß du Herr und König aller Menschen bist. Aber deine ermüdete Frommen laß, wenn sie am Ziel angekommen sind, still und ruhig hinüber schlummern, und durch ihr heitres Lächeln deinem Sohn noch Ehre machen.
Laß
Unterredungen mit Gott.
ſchen, in andre Verbindungen, in eine andre Welt. Laß mich ſo lange geduldig warten, leiden, arbeiten, ſammlen, erfahren, weinen und beten, bis ich zu dieſem Glück reif worden bin. Gewöhne mich, von Menſchen wenig, von dir alles zu erwarten. Bewahre mich vor dem ſchwar- zen Undank, um Einer Trübſal willen alle Gutthaten von dir zu vergeſſen. Erinnre mich daran, daß ich ge- gen dich nie mit Recht murren kann.
Deine Natur iſt ſchön — ach, daß mein Leben nicht mit häßlichen Flecken beſchmuzt ſey! Sie iſt har- moniſch, melodiſch — Ach, ordne du ſelber alle meine Gedanken, Empfindungen und Begierden, und gieb mei- ner Seele die allerſeligſte Stimmung zu großen und edeln Beſtrebungen. Deine Natur iſt mannichfaltig — Ach, daß ich auch als Menſch, als Bürger, als Chriſt, als Glied der Familie, in allen Verhältniſſen rechtſchaffen handeln könnte! Deine Natur iſt unermüdet fleißig — Ach, laß auch mich eilen, und warten auf die Zukunft des Herrn; laß mich recht viele gute Werke üben, und nicht müde werden, zu laufen auf der Bahn, die mir vorgezeichnet iſt.
Erhöre gnädig die, die dich aus Furcht, noch ärmer und elender zu werden, ängſtlich flehen, daß du ſie bald aus der Welt nehmeſt.
Laß den Tod des Sünders abſcheulich und gräßlich ſeyn, damit die Rohen merken, daß du Herr und König aller Menſchen biſt. Aber deine ermüdete Frommen laß, wenn ſie am Ziel angekommen ſind, ſtill und ruhig hinüber ſchlummern, und durch ihr heitres Lächeln deinem Sohn noch Ehre machen.
Laß
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Unterredungen mit Gott.
ſchen, in andre Verbindungen, in eine andre Welt. Laß
mich ſo lange geduldig warten, leiden, arbeiten, ſammlen,
erfahren, weinen und beten, bis ich zu dieſem Glück reif
worden bin. Gewöhne mich, von Menſchen wenig, von
dir alles zu erwarten. Bewahre mich vor dem ſchwar-
zen Undank, um Einer Trübſal willen alle Gutthaten
von dir zu vergeſſen. Erinnre mich daran, daß ich ge-
gen dich nie mit Recht murren kann.
Deine Natur iſt ſchön — ach, daß mein Leben
nicht mit häßlichen Flecken beſchmuzt ſey! Sie iſt har-
moniſch, melodiſch — Ach, ordne du ſelber alle meine
Gedanken, Empfindungen und Begierden, und gieb mei-
ner Seele die allerſeligſte Stimmung zu großen und edeln
Beſtrebungen. Deine Natur iſt mannichfaltig — Ach,
daß ich auch als Menſch, als Bürger, als Chriſt, als
Glied der Familie, in allen Verhältniſſen rechtſchaffen
handeln könnte! Deine Natur iſt unermüdet fleißig —
Ach, laß auch mich eilen, und warten auf die Zukunft
des Herrn; laß mich recht viele gute Werke üben, und
nicht müde werden, zu laufen auf der Bahn, die mir
vorgezeichnet iſt.
Erhöre gnädig die, die dich aus Furcht, noch ärmer
und elender zu werden, ängſtlich flehen, daß du ſie bald
aus der Welt nehmeſt.
Laß den Tod des Sünders abſcheulich und gräßlich
ſeyn, damit die Rohen merken, daß du Herr und König
aller Menſchen biſt. Aber deine ermüdete Frommen
laß, wenn ſie am Ziel angekommen ſind, ſtill und ruhig
hinüber ſchlummern, und durch ihr heitres Lächeln deinem
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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/34>, abgerufen am 23.06.2024.
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