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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Unterredungen mit Gott.

Vor deinem Angesicht bereu ich manche Uebereilung,
manche Heftigkeit, und manche Unterlassung. Aber zu-
erst hilf mir vom größten Elend, vom Unglauben, und
vom Ungehorsam gegen dich.

Die wahre Religion deines Sohnes laß mir, und
allen Menschen, im ganzen Leben heilig und ehrwürdig
seyn. Aber rotte du selber alle Menschensatzungen, alle
Wortkriege, alle Spitzfindigkeiten, alle Zusätze, alles
das immer mehr aus, was der göttlichen Simplicität
deiner allein durch Wahrheit und kräftige Ueberzeugung
bessernden Religion leider! so lange im Weg gestanden
ist. Schulwitz und Menschenwort laß, wenn es, gleich
dem Staub, der das Gold beschmuzt, mit deiner herr-
lichen Lehre gleichen Rang haben will, untergehen, und
vergieb denen, die in der Meynung, sie thun dir einen
Dienst daran, den sinnlosen Kram, den fruchtbaren
Saamen der Uneinigkeit und der schädlichsten Trennun-
gen, festhalten, und ihn mit dem köstlichsten Weizen
vermischen. Bahne du selber jedem redlichen Jüngling,
der deinen Weinberg bauen will, den Weg zu gesundem
Unterricht, zum Schöpfen aus der Quelle, zu brauchba-
ren und zweckmäßigen Vorbereitungen, zu wirklichen
Aufklärung des Verstandes, und zur Bildung des Her-
zens. Erbarme dich über deine Kirche, die du mit aus-
gestrecktem Arm aus der Nacht der Unwissenheit und des
Aberglaubens herausgeführt hast. Laß alle unsre Un-
tersuchungen, Aufklärungen und Verbesserungen am
Ende Gutes bewirken, und zur Verherrlichung deines
Sohnes beytragen. Laß den feurigen, thätigen, uner-
schrockenen, dir, und nicht der Welt, ganz ergebenen

Geist
B 5
Unterredungen mit Gott.

Vor deinem Angeſicht bereu ich manche Uebereilung,
manche Heftigkeit, und manche Unterlaſſung. Aber zu-
erſt hilf mir vom größten Elend, vom Unglauben, und
vom Ungehorſam gegen dich.

Die wahre Religion deines Sohnes laß mir, und
allen Menſchen, im ganzen Leben heilig und ehrwürdig
ſeyn. Aber rotte du ſelber alle Menſchenſatzungen, alle
Wortkriege, alle Spitzfindigkeiten, alle Zuſätze, alles
das immer mehr aus, was der göttlichen Simplicität
deiner allein durch Wahrheit und kräftige Ueberzeugung
beſſernden Religion leider! ſo lange im Weg geſtanden
iſt. Schulwitz und Menſchenwort laß, wenn es, gleich
dem Staub, der das Gold beſchmuzt, mit deiner herr-
lichen Lehre gleichen Rang haben will, untergehen, und
vergieb denen, die in der Meynung, ſie thun dir einen
Dienſt daran, den ſinnloſen Kram, den fruchtbaren
Saamen der Uneinigkeit und der ſchädlichſten Trennun-
gen, feſthalten, und ihn mit dem köſtlichſten Weizen
vermiſchen. Bahne du ſelber jedem redlichen Jüngling,
der deinen Weinberg bauen will, den Weg zu geſundem
Unterricht, zum Schöpfen aus der Quelle, zu brauchba-
ren und zweckmäßigen Vorbereitungen, zu wirklichen
Aufklärung des Verſtandes, und zur Bildung des Her-
zens. Erbarme dich über deine Kirche, die du mit aus-
geſtrecktem Arm aus der Nacht der Unwiſſenheit und des
Aberglaubens herausgeführt haſt. Laß alle unſre Un-
terſuchungen, Aufklärungen und Verbeſſerungen am
Ende Gutes bewirken, und zur Verherrlichung deines
Sohnes beytragen. Laß den feurigen, thätigen, uner-
ſchrockenen, dir, und nicht der Welt, ganz ergebenen

Geiſt
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[25/0031] Unterredungen mit Gott. Vor deinem Angeſicht bereu ich manche Uebereilung, manche Heftigkeit, und manche Unterlaſſung. Aber zu- erſt hilf mir vom größten Elend, vom Unglauben, und vom Ungehorſam gegen dich. Die wahre Religion deines Sohnes laß mir, und allen Menſchen, im ganzen Leben heilig und ehrwürdig ſeyn. Aber rotte du ſelber alle Menſchenſatzungen, alle Wortkriege, alle Spitzfindigkeiten, alle Zuſätze, alles das immer mehr aus, was der göttlichen Simplicität deiner allein durch Wahrheit und kräftige Ueberzeugung beſſernden Religion leider! ſo lange im Weg geſtanden iſt. Schulwitz und Menſchenwort laß, wenn es, gleich dem Staub, der das Gold beſchmuzt, mit deiner herr- lichen Lehre gleichen Rang haben will, untergehen, und vergieb denen, die in der Meynung, ſie thun dir einen Dienſt daran, den ſinnloſen Kram, den fruchtbaren Saamen der Uneinigkeit und der ſchädlichſten Trennun- gen, feſthalten, und ihn mit dem köſtlichſten Weizen vermiſchen. Bahne du ſelber jedem redlichen Jüngling, der deinen Weinberg bauen will, den Weg zu geſundem Unterricht, zum Schöpfen aus der Quelle, zu brauchba- ren und zweckmäßigen Vorbereitungen, zu wirklichen Aufklärung des Verſtandes, und zur Bildung des Her- zens. Erbarme dich über deine Kirche, die du mit aus- geſtrecktem Arm aus der Nacht der Unwiſſenheit und des Aberglaubens herausgeführt haſt. Laß alle unſre Un- terſuchungen, Aufklärungen und Verbeſſerungen am Ende Gutes bewirken, und zur Verherrlichung deines Sohnes beytragen. Laß den feurigen, thätigen, uner- ſchrockenen, dir, und nicht der Welt, ganz ergebenen Geiſt B 5

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/31>, abgerufen am 06.06.2024.