Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Unterwerfung unter Gott ist unsre Pflicht. seyn müssen, den Verlust, oder den gänzlichen Umsturzunsrer Glückseligkeit zu tragen. Aber wie viel würde unsre Ruhe und Zufriedenheit gewinnen, wenn wir nicht selbst die Welt regieren, unser Leben anordnen, und der Regierung des Höchsten Gesetze vorschreiben wollten! wenn wir mit der heiligen, frommen, dankbaren Unter- werfung Jesu Christi den Willen Gottes annehmen, und verehren wollten! Jeder weiß, daß die Glückseligkeit in der Welt nicht sein eigenes Werk ist. Die mächtig- sten, die reichsten, die verständigsten Menschen müssen ihren Wohlstand vom allgemeinen Vater des Lebens er- warten. Wir können etwas dazu beytragen, uns vor andern glücklicher zu machen. Wir können den Ver- stand anstrengen, um Mittel zu ersinnen, durch die wir ein ruhiges und glückliches Leben führen mögen. Wir können daran arbeiten, unsre Absichten auszuführen, und unsre Wünsche zu erreichen: aber überall sind wir durch unsre eigene Schwäche, durch die Einrichtungen der Welt, durch die Bemühungen andrer eingeschränkt, und werden oft ganz einen andern Weg geführt, als wir wünschen. Die Gottheit lenkt die Schicksale ihrer Ge- schöpfe. Der Herr bestimmt mit höchster Weisheit, und mit souverainer Freyheit für jeden Menschen das Loos, das ihm zufallen soll. Er zeichnet für jede Person, die er auf dem großen Schauplatz der Welt auftreten läßt, eine eigene Bahn. Er richtet das Maas der Kräfte des Geistes, der Stärke des Körpers, die Gesundheit, die Familie, die Zeit, die Dauer des Lebens, jede Ver- bindung, die auf uns Einfluß haben kann, nach dem Zweck ein, den er durch uns erreichen will. Wir glei- chen uns alle in den Jahren der Kindheit, und doch ist eben R 2
Unterwerfung unter Gott iſt unſre Pflicht. ſeyn müſſen, den Verluſt, oder den gänzlichen Umſturzunſrer Glückſeligkeit zu tragen. Aber wie viel würde unſre Ruhe und Zufriedenheit gewinnen, wenn wir nicht ſelbſt die Welt regieren, unſer Leben anordnen, und der Regierung des Höchſten Geſetze vorſchreiben wollten! wenn wir mit der heiligen, frommen, dankbaren Unter- werfung Jeſu Chriſti den Willen Gottes annehmen, und verehren wollten! Jeder weiß, daß die Glückſeligkeit in der Welt nicht ſein eigenes Werk iſt. Die mächtig- ſten, die reichſten, die verſtändigſten Menſchen müſſen ihren Wohlſtand vom allgemeinen Vater des Lebens er- warten. Wir können etwas dazu beytragen, uns vor andern glücklicher zu machen. Wir können den Ver- ſtand anſtrengen, um Mittel zu erſinnen, durch die wir ein ruhiges und glückliches Leben führen mögen. Wir können daran arbeiten, unſre Abſichten auszuführen, und unſre Wünſche zu erreichen: aber überall ſind wir durch unſre eigene Schwäche, durch die Einrichtungen der Welt, durch die Bemühungen andrer eingeſchränkt, und werden oft ganz einen andern Weg geführt, als wir wünſchen. Die Gottheit lenkt die Schickſale ihrer Ge- ſchöpfe. Der Herr beſtimmt mit höchſter Weisheit, und mit ſouverainer Freyheit für jeden Menſchen das Loos, das ihm zufallen ſoll. Er zeichnet für jede Perſon, die er auf dem großen Schauplatz der Welt auftreten läßt, eine eigene Bahn. Er richtet das Maas der Kräfte des Geiſtes, der Stärke des Körpers, die Geſundheit, die Familie, die Zeit, die Dauer des Lebens, jede Ver- bindung, die auf uns Einfluß haben kann, nach dem Zweck ein, den er durch uns erreichen will. Wir glei- chen uns alle in den Jahren der Kindheit, und doch iſt eben R 2
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Unterwerfung unter Gott iſt unſre Pflicht.
ſeyn müſſen, den Verluſt, oder den gänzlichen Umſturz
unſrer Glückſeligkeit zu tragen. Aber wie viel würde
unſre Ruhe und Zufriedenheit gewinnen, wenn wir nicht
ſelbſt die Welt regieren, unſer Leben anordnen, und der
Regierung des Höchſten Geſetze vorſchreiben wollten!
wenn wir mit der heiligen, frommen, dankbaren Unter-
werfung Jeſu Chriſti den Willen Gottes annehmen, und
verehren wollten! Jeder weiß, daß die Glückſeligkeit in
der Welt nicht ſein eigenes Werk iſt. Die mächtig-
ſten, die reichſten, die verſtändigſten Menſchen müſſen
ihren Wohlſtand vom allgemeinen Vater des Lebens er-
warten. Wir können etwas dazu beytragen, uns vor
andern glücklicher zu machen. Wir können den Ver-
ſtand anſtrengen, um Mittel zu erſinnen, durch die wir
ein ruhiges und glückliches Leben führen mögen. Wir
können daran arbeiten, unſre Abſichten auszuführen, und
unſre Wünſche zu erreichen: aber überall ſind wir durch
unſre eigene Schwäche, durch die Einrichtungen der
Welt, durch die Bemühungen andrer eingeſchränkt, und
werden oft ganz einen andern Weg geführt, als wir
wünſchen. Die Gottheit lenkt die Schickſale ihrer Ge-
ſchöpfe. Der Herr beſtimmt mit höchſter Weisheit, und
mit ſouverainer Freyheit für jeden Menſchen das Loos,
das ihm zufallen ſoll. Er zeichnet für jede Perſon, die
er auf dem großen Schauplatz der Welt auftreten läßt,
eine eigene Bahn. Er richtet das Maas der Kräfte
des Geiſtes, der Stärke des Körpers, die Geſundheit,
die Familie, die Zeit, die Dauer des Lebens, jede Ver-
bindung, die auf uns Einfluß haben kann, nach dem
Zweck ein, den er durch uns erreichen will. Wir glei-
chen uns alle in den Jahren der Kindheit, und doch iſt
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