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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Arbeitsamkeit des Erlösers.
wir überweben alles mit Gesundheit, und meynen, es
habe keine Gefahr mit uns, wir streicheln unserm aus-
gearteten Jahrhundert wo Zwerge die Riesen verdrängt
haben, die Wangen, aber das Geschwür, das immer
mehr ins Fleisch frißt, und endlich die Knochen angreift,
berühren wir nicht, die schöne Schale des Baums ge-
fällt uns, die Wurzel fault, und das Mark verdorrt --

Die Kenner der Menschen haben es längst bemerkt,
daß jeder sein eigenes Maas von Kräften, seine beson-
dre Neigungen, seine gewisse Richtungen und Bestre-
bungen hat, und in eigenthümlichen Verhältnissen und
Beziehungen steht, die ihn zu dem Menschen machen,
der er ist, und wodurch er sich von allen andern mit und
nach ihm Lebenden unterscheidet. Und Gottes Wort sagt,
daß jeder von uns von der bestimmten Summe der ihm
anvertrauten Güter, und von dem Gebrauch, den er da-
von gemacht hat, Rechenschaft geben, und den Zins,
den sie ihm und der Welt getragen haben, werde vorzei-
gen müssen. Nichts in allen Reichen der Natur ist
blos um sein selbst willen vorhanden. Die Weisheit
des Schöpfers bestimmte jedem Wesen seine Geschäfte,
stellte jedes an seinen Platz, gab ihm dazu Kräfte, Fä-
higkeiten und Talente, und flocht die Kette der äusser-
lichen Umstände so weise so vortheilhaft und zweckmäs-
sig zusammen, daß es jedem folgsamen und auf Gottes
Anordnung aufmerksamen Geschöpf möglich und leicht
wird, etwas Gutes auszurichten, und dadurch für die
Befriedigung seiner, und zugleich fremder Bedürfnisse
zu sorgen. Das ist das, was die heilige Schrift die
jedem Menschen eigene Zeit nennt, die vortheilhafte

Lage,

Arbeitſamkeit des Erlöſers.
wir überweben alles mit Geſundheit, und meynen, es
habe keine Gefahr mit uns, wir ſtreicheln unſerm aus-
gearteten Jahrhundert wo Zwerge die Rieſen verdrängt
haben, die Wangen, aber das Geſchwür, das immer
mehr ins Fleiſch frißt, und endlich die Knochen angreift,
berühren wir nicht, die ſchöne Schale des Baums ge-
fällt uns, die Wurzel fault, und das Mark verdorrt —

Die Kenner der Menſchen haben es längſt bemerkt,
daß jeder ſein eigenes Maas von Kräften, ſeine beſon-
dre Neigungen, ſeine gewiſſe Richtungen und Beſtre-
bungen hat, und in eigenthümlichen Verhältniſſen und
Beziehungen ſteht, die ihn zu dem Menſchen machen,
der er iſt, und wodurch er ſich von allen andern mit und
nach ihm Lebenden unterſcheidet. Und Gottes Wort ſagt,
daß jeder von uns von der beſtimmten Summe der ihm
anvertrauten Güter, und von dem Gebrauch, den er da-
von gemacht hat, Rechenſchaft geben, und den Zins,
den ſie ihm und der Welt getragen haben, werde vorzei-
gen müſſen. Nichts in allen Reichen der Natur iſt
blos um ſein ſelbſt willen vorhanden. Die Weisheit
des Schöpfers beſtimmte jedem Weſen ſeine Geſchäfte,
ſtellte jedes an ſeinen Platz, gab ihm dazu Kräfte, Fä-
higkeiten und Talente, und flocht die Kette der äuſſer-
lichen Umſtände ſo weiſe ſo vortheilhaft und zweckmäſ-
ſig zuſammen, daß es jedem folgſamen und auf Gottes
Anordnung aufmerkſamen Geſchöpf möglich und leicht
wird, etwas Gutes auszurichten, und dadurch für die
Befriedigung ſeiner, und zugleich fremder Bedürfniſſe
zu ſorgen. Das iſt das, was die heilige Schrift die
jedem Menſchen eigene Zeit nennt, die vortheilhafte

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[236/0242] Arbeitſamkeit des Erlöſers. wir überweben alles mit Geſundheit, und meynen, es habe keine Gefahr mit uns, wir ſtreicheln unſerm aus- gearteten Jahrhundert wo Zwerge die Rieſen verdrängt haben, die Wangen, aber das Geſchwür, das immer mehr ins Fleiſch frißt, und endlich die Knochen angreift, berühren wir nicht, die ſchöne Schale des Baums ge- fällt uns, die Wurzel fault, und das Mark verdorrt — Die Kenner der Menſchen haben es längſt bemerkt, daß jeder ſein eigenes Maas von Kräften, ſeine beſon- dre Neigungen, ſeine gewiſſe Richtungen und Beſtre- bungen hat, und in eigenthümlichen Verhältniſſen und Beziehungen ſteht, die ihn zu dem Menſchen machen, der er iſt, und wodurch er ſich von allen andern mit und nach ihm Lebenden unterſcheidet. Und Gottes Wort ſagt, daß jeder von uns von der beſtimmten Summe der ihm anvertrauten Güter, und von dem Gebrauch, den er da- von gemacht hat, Rechenſchaft geben, und den Zins, den ſie ihm und der Welt getragen haben, werde vorzei- gen müſſen. Nichts in allen Reichen der Natur iſt blos um ſein ſelbſt willen vorhanden. Die Weisheit des Schöpfers beſtimmte jedem Weſen ſeine Geſchäfte, ſtellte jedes an ſeinen Platz, gab ihm dazu Kräfte, Fä- higkeiten und Talente, und flocht die Kette der äuſſer- lichen Umſtände ſo weiſe ſo vortheilhaft und zweckmäſ- ſig zuſammen, daß es jedem folgſamen und auf Gottes Anordnung aufmerkſamen Geſchöpf möglich und leicht wird, etwas Gutes auszurichten, und dadurch für die Befriedigung ſeiner, und zugleich fremder Bedürfniſſe zu ſorgen. Das iſt das, was die heilige Schrift die jedem Menſchen eigene Zeit nennt, die vortheilhafte Lage,

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/242>, abgerufen am 22.11.2024.