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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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den. 21) Scanderbegs Rüstung, sehr leicht, nied-
lich, nicht so deutsch schwer. 22) Ein ganzer Hof voll
grosser und kleiner Kugeln, haufenweise aufgesetzt. 23)
Ein Schoppen voll Lavetten. 24) Ein Magazin für
das Holz von der Insel Kandia. 25) Schiffe, an
welchen man eben baute. 26) Das Gerippe einer
Galeere. 27) Zuletzt rühte ich auf dem Bucentauro
aus; eine schöne grosse Maschine, unten sind die Ruder-
bänke, 41. auf jeder Seite; 4. Mann gehören zu jedem
Ruder. Oben sind die Plätze für 300. Nobili, und
am Ende des Schiffs ein erhabener Platz für den Doge.
Innen und aussen ist alles am Schiffe mit vieler Kunst
in Holz gearbeitet und vergoldet. Der Admiral steht
bei der Feierlichkeit oben auf dem Schiffe und komman-
dirt durch eine Pfeife, wie die Ruderer das Schiff wen-
den sollen. Die Maschine geht aber nicht tief, daher
ists bei stürmischen Wetter nicht rathsam. Beim Pla-
tze des Doge sieht man den Ort, wo er den Ring durch
die Insignien des Schiffs hinunterwirft.

Die Italiäner, die das alles zeigen, sind wortrei-
che Praler, schreien wie Zahnbrecher, und gestikuliren
gleich dabei, als wenn sie eine Rede halten müssen, über
einen blossen Zimmerplatz, und sind dabei die unverschäm-
testen Bettler.

Bemerkungen.

Zu meiner grossen Verwunderung wird man hier,
auch in der Sonne, nicht sehr von Insekten, Mücken,
Fliegen etc. geplagt. Im Hause merkte ich fast gar kei-
ne, aber in der Stadt, freilich bei Fleisch- und Obstlä-

den

den. 21) Scanderbegs Ruͤſtung, ſehr leicht, nied-
lich, nicht ſo deutſch ſchwer. 22) Ein ganzer Hof voll
groſſer und kleiner Kugeln, haufenweiſe aufgeſetzt. 23)
Ein Schoppen voll Lavetten. 24) Ein Magazin fuͤr
das Holz von der Inſel Kandia. 25) Schiffe, an
welchen man eben baute. 26) Das Gerippe einer
Galeere. 27) Zuletzt ruͤhte ich auf dem Bucentauro
aus; eine ſchoͤne groſſe Maſchine, unten ſind die Ruder-
baͤnke, 41. auf jeder Seite; 4. Mann gehoͤren zu jedem
Ruder. Oben ſind die Plaͤtze fuͤr 300. Nobili, und
am Ende des Schiffs ein erhabener Platz fuͤr den Doge.
Innen und auſſen iſt alles am Schiffe mit vieler Kunſt
in Holz gearbeitet und vergoldet. Der Admiral ſteht
bei der Feierlichkeit oben auf dem Schiffe und komman-
dirt durch eine Pfeife, wie die Ruderer das Schiff wen-
den ſollen. Die Maſchine geht aber nicht tief, daher
iſts bei ſtuͤrmiſchen Wetter nicht rathſam. Beim Pla-
tze des Doge ſieht man den Ort, wo er den Ring durch
die Inſignien des Schiffs hinunterwirft.

Die Italiaͤner, die das alles zeigen, ſind wortrei-
che Praler, ſchreien wie Zahnbrecher, und geſtikuliren
gleich dabei, als wenn ſie eine Rede halten muͤſſen, uͤber
einen bloſſen Zimmerplatz, und ſind dabei die unverſchaͤm-
teſten Bettler.

Bemerkungen.

Zu meiner groſſen Verwunderung wird man hier,
auch in der Sonne, nicht ſehr von Inſekten, Muͤcken,
Fliegen ꝛc. geplagt. Im Hauſe merkte ich faſt gar kei-
ne, aber in der Stadt, freilich bei Fleiſch- und Obſtlaͤ-

den
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[637/0675] den. 21) Scanderbegs Ruͤſtung, ſehr leicht, nied- lich, nicht ſo deutſch ſchwer. 22) Ein ganzer Hof voll groſſer und kleiner Kugeln, haufenweiſe aufgeſetzt. 23) Ein Schoppen voll Lavetten. 24) Ein Magazin fuͤr das Holz von der Inſel Kandia. 25) Schiffe, an welchen man eben baute. 26) Das Gerippe einer Galeere. 27) Zuletzt ruͤhte ich auf dem Bucentauro aus; eine ſchoͤne groſſe Maſchine, unten ſind die Ruder- baͤnke, 41. auf jeder Seite; 4. Mann gehoͤren zu jedem Ruder. Oben ſind die Plaͤtze fuͤr 300. Nobili, und am Ende des Schiffs ein erhabener Platz fuͤr den Doge. Innen und auſſen iſt alles am Schiffe mit vieler Kunſt in Holz gearbeitet und vergoldet. Der Admiral ſteht bei der Feierlichkeit oben auf dem Schiffe und komman- dirt durch eine Pfeife, wie die Ruderer das Schiff wen- den ſollen. Die Maſchine geht aber nicht tief, daher iſts bei ſtuͤrmiſchen Wetter nicht rathſam. Beim Pla- tze des Doge ſieht man den Ort, wo er den Ring durch die Inſignien des Schiffs hinunterwirft. Die Italiaͤner, die das alles zeigen, ſind wortrei- che Praler, ſchreien wie Zahnbrecher, und geſtikuliren gleich dabei, als wenn ſie eine Rede halten muͤſſen, uͤber einen bloſſen Zimmerplatz, und ſind dabei die unverſchaͤm- teſten Bettler. Bemerkungen. Zu meiner groſſen Verwunderung wird man hier, auch in der Sonne, nicht ſehr von Inſekten, Muͤcken, Fliegen ꝛc. geplagt. Im Hauſe merkte ich faſt gar kei- ne, aber in der Stadt, freilich bei Fleiſch- und Obſtlaͤ- den

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/675>, abgerufen am 22.11.2024.