19) Ein reizendes Gemälde von der Erzherzogin Chri- stine, jetzigen Gouvernantin in Brüssel.
20) In des Fürsten Wohnzimmern Figuren von Ala- baster und kleine Vasen, vom König in Neapel dem vorigen Fürsten geschenkt. Köstlich ist insbesondre ein auf dem Arme liegendes nacktes Mädchen.
21) Der Toisonorden lag da gerüstet zum Anziehen des Fürsten, den konnten wir also in der Nähe sehen. -- Sechs Ringe lagen auch dabei.
22) Eine Uhr mit einem Glockenspiel, wo hintennach ein Kanarienvogel, der oben steht, pfeift.
23) Im Schlafzimmer stehen auch überall vortrefliche Büsten und Figuren herum.
24) Eine Uhr, die den französischen Musquetiermarsch spielt.
25) Im Kabinet sind die Wände mit Schwarz und geschlagenem Golde überzogen, -- Stücke, die man jetzt gar nicht mehr macht.
26) Ein kohlschwarzer Gimpel ward der Sonderbar- keit wegen in einem Käfig gefüttert.
Das Opern und Komödienhaus war abgebrannt, da baute es der Fürst noch schöner auf; es ist niedlich, nicht klein, wenn alles illuminirt ist, glänzt und schim- mert alles. An den Wänden sind noch viele Meublen, Porzellan etc. angebracht.
Ich sprach da auch den Mann, der fürstlicher Auf- seher über den Neusiedler See ist, und im Dorfe Baumhagen wohnt, und erfuhr folgendes, diesen See betreffendes, von ihm: Im vorigen Jahre trug er dem Fürsten 6000. Gulden an Hechten, Karpfen, Krebsen, an Federwildpret, als Schnepfen, Rebhünern etc. ein.
Man
19) Ein reizendes Gemaͤlde von der Erzherzogin Chri- ſtine, jetzigen Gouvernantin in Bruͤſſel.
20) In des Fuͤrſten Wohnzimmern Figuren von Ala- baſter und kleine Vaſen, vom Koͤnig in Neapel dem vorigen Fuͤrſten geſchenkt. Koͤſtlich iſt insbeſondre ein auf dem Arme liegendes nacktes Maͤdchen.
21) Der Toiſonorden lag da geruͤſtet zum Anziehen des Fuͤrſten, den konnten wir alſo in der Naͤhe ſehen. — Sechs Ringe lagen auch dabei.
22) Eine Uhr mit einem Glockenſpiel, wo hintennach ein Kanarienvogel, der oben ſteht, pfeift.
23) Im Schlafzimmer ſtehen auch uͤberall vortrefliche Buͤſten und Figuren herum.
24) Eine Uhr, die den franzoͤſiſchen Musquetiermarſch ſpielt.
25) Im Kabinet ſind die Waͤnde mit Schwarz und geſchlagenem Golde uͤberzogen, — Stuͤcke, die man jetzt gar nicht mehr macht.
26) Ein kohlſchwarzer Gimpel ward der Sonderbar- keit wegen in einem Kaͤfig gefuͤttert.
Das Opern und Komoͤdienhaus war abgebrannt, da baute es der Fuͤrſt noch ſchoͤner auf; es iſt niedlich, nicht klein, wenn alles illuminirt iſt, glaͤnzt und ſchim- mert alles. An den Waͤnden ſind noch viele Meublen, Porzellan ꝛc. angebracht.
Ich ſprach da auch den Mann, der fuͤrſtlicher Auf- ſeher uͤber den Neuſiedler See iſt, und im Dorfe Baumhagen wohnt, und erfuhr folgendes, dieſen See betreffendes, von ihm: Im vorigen Jahre trug er dem Fuͤrſten 6000. Gulden an Hechten, Karpfen, Krebſen, an Federwildpret, als Schnepfen, Rebhuͤnern ꝛc. ein.
Man
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19) Ein reizendes Gemaͤlde von der Erzherzogin Chri-
ſtine, jetzigen Gouvernantin in Bruͤſſel.
20) In des Fuͤrſten Wohnzimmern Figuren von Ala-
baſter und kleine Vaſen, vom Koͤnig in Neapel dem
vorigen Fuͤrſten geſchenkt. Koͤſtlich iſt insbeſondre
ein auf dem Arme liegendes nacktes Maͤdchen.
21) Der Toiſonorden lag da geruͤſtet zum Anziehen des
Fuͤrſten, den konnten wir alſo in der Naͤhe ſehen. —
Sechs Ringe lagen auch dabei.
22) Eine Uhr mit einem Glockenſpiel, wo hintennach
ein Kanarienvogel, der oben ſteht, pfeift.
23) Im Schlafzimmer ſtehen auch uͤberall vortrefliche
Buͤſten und Figuren herum.
24) Eine Uhr, die den franzoͤſiſchen Musquetiermarſch
ſpielt.
25) Im Kabinet ſind die Waͤnde mit Schwarz und
geſchlagenem Golde uͤberzogen, — Stuͤcke, die man
jetzt gar nicht mehr macht.
26) Ein kohlſchwarzer Gimpel ward der Sonderbar-
keit wegen in einem Kaͤfig gefuͤttert.
Das Opern und Komoͤdienhaus war abgebrannt,
da baute es der Fuͤrſt noch ſchoͤner auf; es iſt niedlich,
nicht klein, wenn alles illuminirt iſt, glaͤnzt und ſchim-
mert alles. An den Waͤnden ſind noch viele Meublen,
Porzellan ꝛc. angebracht.
Ich ſprach da auch den Mann, der fuͤrſtlicher Auf-
ſeher uͤber den Neuſiedler See iſt, und im Dorfe
Baumhagen wohnt, und erfuhr folgendes, dieſen See
betreffendes, von ihm: Im vorigen Jahre trug er dem
Fuͤrſten 6000. Gulden an Hechten, Karpfen, Krebſen,
an Federwildpret, als Schnepfen, Rebhuͤnern ꝛc. ein.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/604>, abgerufen am 03.02.2025.
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