Nürnberg in dünngeschlagenen Plättchen. Man braucht alle Monat 40. Mark. Die Stücke werden dreimahl überlegt, einmahl kalt, und zweimahl nach- dem sie im Feuer gewesen sind. Damit die ersten Sil- berplättchen auf den kalten Stücken haften, wird das Stück Kupfer mit einer scharfen Feile auf der ganzen Oberfläche aufgeraucht. Die davon abfallenden Ku- pferspäne sammeln sich unten in einem Becken, und werden nachher wieder eingeschmolzen, wo aller Schmutz verbrennt. Wenn das Silber aufgetragen wird, so wird das Stück von 2. Männern, die gegen einander stehen, mit flachen oder plattgedruckten Eisen geglättet. Das geschieht auch mit dem Stück, so oft es aus dem Feuer kömmt. Alsdann wird es unter die Zangen ge- bracht. Man hat mehr als 50. Nummern, die ersten 14. oder 15mahl geht es durch Zangen, und so weit ist auch alles fast blos Männerarbeit. Nachher geht der Drat durch die Ziehlöcher, wobei schon Weiber und Kin- der arbeiten können. Unter diesen sind freilich einige Oefnungen feiner, als ein Seidennadelöhr. Man macht hier vorzüglich viel platten Drat. Denn davon ist ein starker Absatz nach der Türkei zu ihren Bunden etc. Der Drat wird platt gedrückt, indem er zwischen 2. auf einander gesetzten Scheiben von blanken Stahl, die her- um getrieben werden, langsam durchgezogen wird. Die- se Scheiben kommen aus Frankreich, und sind vorzüg- lich schön. Man macht auch gelben Drat in Menge, aber es ist kein Messing, das Kupfer wird immer nur rein geschmolzen. Arsenik und Spiauter wird dazu ge- nommen, und soll nur oben darauf liegen. Gesehen ha- be ich diese Operation nicht, sie nennens eine blosse Cä- mentation. Der Arsenik und der Spiauter sollen
Ost-
Nuͤrnberg in duͤnngeſchlagenen Plaͤttchen. Man braucht alle Monat 40. Mark. Die Stuͤcke werden dreimahl uͤberlegt, einmahl kalt, und zweimahl nach- dem ſie im Feuer geweſen ſind. Damit die erſten Sil- berplaͤttchen auf den kalten Stuͤcken haften, wird das Stuͤck Kupfer mit einer ſcharfen Feile auf der ganzen Oberflaͤche aufgeraucht. Die davon abfallenden Ku- pferſpaͤne ſammeln ſich unten in einem Becken, und werden nachher wieder eingeſchmolzen, wo aller Schmutz verbrennt. Wenn das Silber aufgetragen wird, ſo wird das Stuͤck von 2. Maͤnnern, die gegen einander ſtehen, mit flachen oder plattgedruckten Eiſen geglaͤttet. Das geſchieht auch mit dem Stuͤck, ſo oft es aus dem Feuer koͤmmt. Alsdann wird es unter die Zangen ge- bracht. Man hat mehr als 50. Nummern, die erſten 14. oder 15mahl geht es durch Zangen, und ſo weit iſt auch alles faſt blos Maͤnnerarbeit. Nachher geht der Drat durch die Ziehloͤcher, wobei ſchon Weiber und Kin- der arbeiten koͤnnen. Unter dieſen ſind freilich einige Oefnungen feiner, als ein Seidennadeloͤhr. Man macht hier vorzuͤglich viel platten Drat. Denn davon iſt ein ſtarker Abſatz nach der Tuͤrkei zu ihren Bunden ꝛc. Der Drat wird platt gedruͤckt, indem er zwiſchen 2. auf einander geſetzten Scheiben von blanken Stahl, die her- um getrieben werden, langſam durchgezogen wird. Die- ſe Scheiben kommen aus Frankreich, und ſind vorzuͤg- lich ſchoͤn. Man macht auch gelben Drat in Menge, aber es iſt kein Meſſing, das Kupfer wird immer nur rein geſchmolzen. Arſenik und Spiauter wird dazu ge- nommen, und ſoll nur oben darauf liegen. Geſehen ha- be ich dieſe Operation nicht, ſie nennens eine bloſſe Caͤ- mentation. Der Arſenik und der Spiauter ſollen
Oſt-
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Nuͤrnberg in duͤnngeſchlagenen Plaͤttchen. Man
braucht alle Monat 40. Mark. Die Stuͤcke werden
dreimahl uͤberlegt, einmahl kalt, und zweimahl nach-
dem ſie im Feuer geweſen ſind. Damit die erſten Sil-
berplaͤttchen auf den kalten Stuͤcken haften, wird das
Stuͤck Kupfer mit einer ſcharfen Feile auf der ganzen
Oberflaͤche aufgeraucht. Die davon abfallenden Ku-
pferſpaͤne ſammeln ſich unten in einem Becken, und
werden nachher wieder eingeſchmolzen, wo aller Schmutz
verbrennt. Wenn das Silber aufgetragen wird, ſo
wird das Stuͤck von 2. Maͤnnern, die gegen einander
ſtehen, mit flachen oder plattgedruckten Eiſen geglaͤttet.
Das geſchieht auch mit dem Stuͤck, ſo oft es aus dem
Feuer koͤmmt. Alsdann wird es unter die Zangen ge-
bracht. Man hat mehr als 50. Nummern, die erſten
14. oder 15mahl geht es durch Zangen, und ſo weit iſt
auch alles faſt blos Maͤnnerarbeit. Nachher geht der
Drat durch die Ziehloͤcher, wobei ſchon Weiber und Kin-
der arbeiten koͤnnen. Unter dieſen ſind freilich einige
Oefnungen feiner, als ein Seidennadeloͤhr. Man macht
hier vorzuͤglich viel platten Drat. Denn davon iſt
ein ſtarker Abſatz nach der Tuͤrkei zu ihren Bunden ꝛc.
Der Drat wird platt gedruͤckt, indem er zwiſchen 2. auf
einander geſetzten Scheiben von blanken Stahl, die her-
um getrieben werden, langſam durchgezogen wird. Die-
ſe Scheiben kommen aus Frankreich, und ſind vorzuͤg-
lich ſchoͤn. Man macht auch gelben Drat in Menge,
aber es iſt kein Meſſing, das Kupfer wird immer nur
rein geſchmolzen. Arſenik und Spiauter wird dazu ge-
nommen, und ſoll nur oben darauf liegen. Geſehen ha-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/568>, abgerufen am 21.11.2024.
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