et Tusculum boni viri. Das Stift hält ihm Wa- gen und Pferde.
Abends aß ich im Stifte in Gesellschaft der Hälf- te der jungen Zöglinge. Es waren Grafen, Barone etc. meist aus Norden, und meist Majoratsherren, oder einzige Söhne -- die Hofnung vieler Familien! Sie gehen blau gekleidet mit schwarz sammtnen Aufschlägen; Doch waren viele im Surtout da. *)
Ich erkundigte mich beim Hrn. Abt Schiffermüller nach seinem Werke über die Wiener Schmetterlinge. Er sagte mir, er und Hr. Rath Denis hättens umsonst geschrieben, und vom Buchhändler 12. Exemplare da- für erhalten. Von Hr. Schiffermüllers Hand illumi- nirte Exemplare kan man nicht mehr haben, Hr. Rath Denis hat ihm die Fortsetzung ganz überlassen, und kreibt immer daran, aber der brave Mann hat keine Zeit, und wirds nicht fortsetzen. Sein Verdienst dabei ist die Bezeichnung der Raupenfamilien zu den darzu gehörigen Schmetterlingen. Wo diese Karakterisirung nicht ist, da ist das Kapitel von Denis. Seine Sammlung konn- te ich, weil es Nacht war, nicht sehen. --
In
*) Fernere Nachrichten von der Stadt Linz -- und von dem Nordischen Stifte -- liefert Hr. Niko- lai im 2ten B. seiner vortreflichen Reisebeschr. von S. 496.-592. Die Betrachtungen, welche dieser auf- merksame Beobachter und denkende Kopf bei Gelegen- heit des gedachten Stifts anstellt, verdienen doch ge- wis die ganze Beherzigung des vernünftigen Prote- stanten, ohne deswegen menschenfreundliche und to- lerante Gesinnungen zu unterdrücken. Herausgeber.
et Tuſculum boni viri. Das Stift haͤlt ihm Wa- gen und Pferde.
Abends aß ich im Stifte in Geſellſchaft der Haͤlf- te der jungen Zoͤglinge. Es waren Grafen, Barone ꝛc. meiſt aus Norden, und meiſt Majoratsherren, oder einzige Soͤhne — die Hofnung vieler Familien! Sie gehen blau gekleidet mit ſchwarz ſammtnen Aufſchlaͤgen; Doch waren viele im Surtout da. *)
Ich erkundigte mich beim Hrn. Abt Schiffermuͤller nach ſeinem Werke uͤber die Wiener Schmetterlinge. Er ſagte mir, er und Hr. Rath Denis haͤttens umſonſt geſchrieben, und vom Buchhaͤndler 12. Exemplare da- fuͤr erhalten. Von Hr. Schiffermuͤllers Hand illumi- nirte Exemplare kan man nicht mehr haben, Hr. Rath Denis hat ihm die Fortſetzung ganz uͤberlaſſen, und kreibt immer daran, aber der brave Mann hat keine Zeit, und wirds nicht fortſetzen. Sein Verdienſt dabei iſt die Bezeichnung der Raupenfamilien zu den darzu gehoͤrigen Schmetterlingen. Wo dieſe Karakteriſirung nicht iſt, da iſt das Kapitel von Denis. Seine Sammlung konn- te ich, weil es Nacht war, nicht ſehen. —
In
*) Fernere Nachrichten von der Stadt Linz — und von dem Nordiſchen Stifte — liefert Hr. Niko- lai im 2ten B. ſeiner vortreflichen Reiſebeſchr. von S. 496.-592. Die Betrachtungen, welche dieſer auf- merkſame Beobachter und denkende Kopf bei Gelegen- heit des gedachten Stifts anſtellt, verdienen doch ge- wis die ganze Beherzigung des vernuͤnftigen Prote- ſtanten, ohne deswegen menſchenfreundliche und to- lerante Geſinnungen zu unterdruͤcken. Herausgeber.
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et Tuſculum boni viri. Das Stift haͤlt ihm Wa-
gen und Pferde.
Abends aß ich im Stifte in Geſellſchaft der Haͤlf-
te der jungen Zoͤglinge. Es waren Grafen, Barone ꝛc.
meiſt aus Norden, und meiſt Majoratsherren, oder
einzige Soͤhne — die Hofnung vieler Familien! Sie
gehen blau gekleidet mit ſchwarz ſammtnen Aufſchlaͤgen;
Doch waren viele im Surtout da. *)
Ich erkundigte mich beim Hrn. Abt Schiffermuͤller
nach ſeinem Werke uͤber die Wiener Schmetterlinge.
Er ſagte mir, er und Hr. Rath Denis haͤttens umſonſt
geſchrieben, und vom Buchhaͤndler 12. Exemplare da-
fuͤr erhalten. Von Hr. Schiffermuͤllers Hand illumi-
nirte Exemplare kan man nicht mehr haben, Hr. Rath
Denis hat ihm die Fortſetzung ganz uͤberlaſſen, und
kreibt immer daran, aber der brave Mann hat keine Zeit,
und wirds nicht fortſetzen. Sein Verdienſt dabei iſt die
Bezeichnung der Raupenfamilien zu den darzu gehoͤrigen
Schmetterlingen. Wo dieſe Karakteriſirung nicht iſt,
da iſt das Kapitel von Denis. Seine Sammlung konn-
te ich, weil es Nacht war, nicht ſehen. —
In
*) Fernere Nachrichten von der Stadt Linz — und
von dem Nordiſchen Stifte — liefert Hr. Niko-
lai im 2ten B. ſeiner vortreflichen Reiſebeſchr. von S.
496.-592. Die Betrachtungen, welche dieſer auf-
merkſame Beobachter und denkende Kopf bei Gelegen-
heit des gedachten Stifts anſtellt, verdienen doch ge-
wis die ganze Beherzigung des vernuͤnftigen Prote-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/501>, abgerufen am 22.11.2024.
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