Heute kam ich über Huttenweiler nach Biberach. Man nennt diese Gegend die Zwyfalter Alp. Die Wege sind schrecklich, und doch trift man artige schöne Dörfer auf den Bergen und in den Thälern an.
Die Witterung war noch so rauh und hart, daß die Leute alle unter den Hüten noch Pelzkappen trugen. Sie sind gewaltig neugierig, trinken viel Bier und Korn- brandtewein, See- und Marggrafenwein, haben aber oft kein Brod, keine Butter und keinen Käse im Hause. Sie reden eine garstige Sprache, z. B. Clauster statt Kloster, drui statt drei, may statt mehr, bärig statt kaum etc.
Wegen Abschaffung der Aposteltage und des Oster- dienstags ist jetzt viel Gährung unter ihnen.
Marder gibts hier oben viele, ich sah eine Henne, der ein Marder den Hals verdreht hatte und sie war doch wieder erhalten worden.
Gegen Biberach hin erblickt man überall viele Seen und viele Sümpfe. etc.
Die alten Invaliden in Biberach machen doch Fronte vor den Fremden.
Den 3ten April.
Mein Weg brachte mich heute über verschiedene Fle- cken und das schöne Kloster Ochsenhausen und Klein- berga nach Memmingen.
Im Wirthshause nahm die Magd einen Haufen kleiner Kinder nach dem Mittagsessen in die Küche und lehrte sie lateinische Gebete erbärmlich herplärren.
Hr.
Den 2ten April.
Heute kam ich uͤber Huttenweiler nach Biberach. Man nennt dieſe Gegend die Zwyfalter Alp. Die Wege ſind ſchrecklich, und doch trift man artige ſchoͤne Doͤrfer auf den Bergen und in den Thaͤlern an.
Die Witterung war noch ſo rauh und hart, daß die Leute alle unter den Huͤten noch Pelzkappen trugen. Sie ſind gewaltig neugierig, trinken viel Bier und Korn- brandtewein, See- und Marggrafenwein, haben aber oft kein Brod, keine Butter und keinen Kaͤſe im Hauſe. Sie reden eine garſtige Sprache, z. B. Clauſter ſtatt Kloſter, drui ſtatt drei, may ſtatt mehr, baͤrig ſtatt kaum ꝛc.
Wegen Abſchaffung der Apoſteltage und des Oſter- dienſtags iſt jetzt viel Gaͤhrung unter ihnen.
Marder gibts hier oben viele, ich ſah eine Henne, der ein Marder den Hals verdreht hatte und ſie war doch wieder erhalten worden.
Gegen Biberach hin erblickt man uͤberall viele Seen und viele Suͤmpfe. ꝛc.
Die alten Invaliden in Biberach machen doch Fronte vor den Fremden.
Den 3ten April.
Mein Weg brachte mich heute uͤber verſchiedene Fle- cken und das ſchoͤne Kloſter Ochſenhauſen und Klein- berga nach Memmingen.
Im Wirthshauſe nahm die Magd einen Haufen kleiner Kinder nach dem Mittagseſſen in die Kuͤche und lehrte ſie lateiniſche Gebete erbaͤrmlich herplaͤrren.
Hr.
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Den 2ten April.
Heute kam ich uͤber Huttenweiler nach Biberach.
Man nennt dieſe Gegend die Zwyfalter Alp. Die
Wege ſind ſchrecklich, und doch trift man artige ſchoͤne
Doͤrfer auf den Bergen und in den Thaͤlern an.
Die Witterung war noch ſo rauh und hart, daß
die Leute alle unter den Huͤten noch Pelzkappen trugen.
Sie ſind gewaltig neugierig, trinken viel Bier und Korn-
brandtewein, See- und Marggrafenwein, haben aber
oft kein Brod, keine Butter und keinen Kaͤſe im Hauſe.
Sie reden eine garſtige Sprache, z. B. Clauſter ſtatt
Kloſter, drui ſtatt drei, may ſtatt mehr, baͤrig ſtatt
kaum ꝛc.
Wegen Abſchaffung der Apoſteltage und des Oſter-
dienſtags iſt jetzt viel Gaͤhrung unter ihnen.
Marder gibts hier oben viele, ich ſah eine Henne,
der ein Marder den Hals verdreht hatte und ſie war doch
wieder erhalten worden.
Gegen Biberach hin erblickt man uͤberall viele Seen
und viele Suͤmpfe. ꝛc.
Die alten Invaliden in Biberach machen doch
Fronte vor den Fremden.
Den 3ten April.
Mein Weg brachte mich heute uͤber verſchiedene Fle-
cken und das ſchoͤne Kloſter Ochſenhauſen und Klein-
berga nach Memmingen.
Im Wirthshauſe nahm die Magd einen Haufen
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lehrte ſie lateiniſche Gebete erbaͤrmlich herplaͤrren.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/468>, abgerufen am 23.11.2024.
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