worden wäre. Wir machten uns noch vor dem Nacht- essen ein Vergnügen mit den Kindern des Hrn. Oberforst- meisters, die ihre gute Erziehung der vortreflichen Mut- ter zu danken haben. Wir hörten mit Freuden ein Ge- dicht über Jägerei und Forstwesen, das Hr. von Adels- heim selber verfertigt, und mit manchen wahrlich neuen und schönen Bemerkungen über die Natur, über Wälder und Thiere bereichert hat. Zuletzt sahen wir noch den Königlich Preussischen Orden pour la Generosite, den der Vater des Hrn. Oberforstmeisters bereits getragen, und den der König dem Sohne zurückschickte, als er ihn nach dem Tode des Vaters Seiner Majestät wieder zu Füssen legte. Das eigenhändige Schreiben des Königs, womit diese Gnade begleitet war, ist so wie alle Hand- schreiben des Monarchen, ein vielsagendes Werk Seines Geistes, und ganz in Seinem Karakter geschrieben.
Den andern Morgen sassen wir sehr früh wieder zu Pferde, und ritten in den Wald hinaus, um einige sehr hohe, andre sehr wilde, oder auch angenehme und romantische Oerter zu besehen. Da wir zurückkamen, stieg ich auf meine R[osin]ante, und setzte meine Reise über lauter Baadische Dörfer, Schlechtenhausen, Wisleth etc. nach dem Städtchen Schopfen im Wiesenthal fort. Meine Freunde begleiteten mich dahin, wo ich etwas mir Neues und Lehrreiches sehen wollte, nämlich zu dem Dratzug, der hier in einer kleinen Entfernung von der Stadt angelegt ist. Grether heißt der jetzige Besitzer. Ob er auch derselbige ist, der das Werk angefangen hat, weis ich nicht. Das Eisen, das hier in Drat gezogen wird, ist lauter Stangeneisen, und kömmt Zentnerweise von Hausen, wo ein Eisenhammer und eine Baadische
Faktorei
A a 5
worden waͤre. Wir machten uns noch vor dem Nacht- eſſen ein Vergnuͤgen mit den Kindern des Hrn. Oberforſt- meiſters, die ihre gute Erziehung der vortreflichen Mut- ter zu danken haben. Wir hoͤrten mit Freuden ein Ge- dicht uͤber Jaͤgerei und Forſtweſen, das Hr. von Adels- heim ſelber verfertigt, und mit manchen wahrlich neuen und ſchoͤnen Bemerkungen uͤber die Natur, uͤber Waͤlder und Thiere bereichert hat. Zuletzt ſahen wir noch den Koͤniglich Preuſſiſchen Orden pour la Généroſité, den der Vater des Hrn. Oberforſtmeiſters bereits getragen, und den der Koͤnig dem Sohne zuruͤckſchickte, als er ihn nach dem Tode des Vaters Seiner Majeſtaͤt wieder zu Fuͤſſen legte. Das eigenhaͤndige Schreiben des Koͤnigs, womit dieſe Gnade begleitet war, iſt ſo wie alle Hand- ſchreiben des Monarchen, ein vielſagendes Werk Seines Geiſtes, und ganz in Seinem Karakter geſchrieben.
Den andern Morgen ſaſſen wir ſehr fruͤh wieder zu Pferde, und ritten in den Wald hinaus, um einige ſehr hohe, andre ſehr wilde, oder auch angenehme und romantiſche Oerter zu beſehen. Da wir zuruͤckkamen, ſtieg ich auf meine R[oſin]ante, und ſetzte meine Reiſe uͤber lauter Baadiſche Doͤrfer, Schlechtenhauſen, Wisleth ꝛc. nach dem Staͤdtchen Schopfen im Wieſenthal fort. Meine Freunde begleiteten mich dahin, wo ich etwas mir Neues und Lehrreiches ſehen wollte, naͤmlich zu dem Dratzug, der hier in einer kleinen Entfernung von der Stadt angelegt iſt. Grether heißt der jetzige Beſitzer. Ob er auch derſelbige iſt, der das Werk angefangen hat, weis ich nicht. Das Eiſen, das hier in Drat gezogen wird, iſt lauter Stangeneiſen, und koͤmmt Zentnerweiſe von Hauſen, wo ein Eiſenhammer und eine Baadiſche
Faktorei
A a 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0415"n="377"/>
worden waͤre. Wir machten uns noch vor dem Nacht-<lb/>
eſſen ein Vergnuͤgen mit den Kindern des Hrn. Oberforſt-<lb/>
meiſters, die ihre gute Erziehung der vortreflichen Mut-<lb/>
ter zu danken haben. Wir hoͤrten mit Freuden ein Ge-<lb/>
dicht uͤber Jaͤgerei und Forſtweſen, das Hr. <hirendition="#fr">von Adels-<lb/>
heim</hi>ſelber verfertigt, und mit manchen wahrlich neuen<lb/>
und ſchoͤnen Bemerkungen uͤber die Natur, uͤber Waͤlder<lb/>
und Thiere bereichert hat. Zuletzt ſahen wir noch den<lb/>
Koͤniglich Preuſſiſchen Orden <hirendition="#aq">pour la Généroſité,</hi> den<lb/>
der Vater des Hrn. Oberforſtmeiſters bereits getragen,<lb/>
und den der Koͤnig dem Sohne zuruͤckſchickte, als er ihn<lb/>
nach dem Tode des Vaters Seiner Majeſtaͤt wieder zu<lb/>
Fuͤſſen legte. Das eigenhaͤndige Schreiben des Koͤnigs,<lb/>
womit dieſe Gnade begleitet war, iſt ſo wie alle Hand-<lb/>ſchreiben des Monarchen, ein vielſagendes Werk Seines<lb/>
Geiſtes, und ganz in Seinem Karakter geſchrieben.</p><lb/><p>Den andern Morgen ſaſſen wir ſehr fruͤh wieder zu<lb/>
Pferde, und ritten in den Wald hinaus, um einige ſehr hohe,<lb/>
andre ſehr wilde, oder auch angenehme und romantiſche<lb/>
Oerter zu beſehen. Da wir zuruͤckkamen, ſtieg ich auf<lb/>
meine R<supplied>oſin</supplied>ante, und ſetzte meine Reiſe uͤber lauter<lb/><hirendition="#fr">Baad</hi>iſche Doͤrfer, <hirendition="#fr">Schlechtenhauſen, Wisleth</hi>ꝛc.<lb/>
nach dem Staͤdtchen <hirendition="#fr">Schopfen</hi> im Wieſenthal fort.<lb/>
Meine Freunde begleiteten mich dahin, wo ich etwas mir<lb/>
Neues und Lehrreiches ſehen wollte, naͤmlich zu dem<lb/><hirendition="#fr">Dratzug,</hi> der hier in einer kleinen Entfernung von der<lb/>
Stadt angelegt iſt. <hirendition="#fr">Grether</hi> heißt der jetzige Beſitzer.<lb/>
Ob er auch derſelbige iſt, der das Werk angefangen hat,<lb/>
weis ich nicht. Das Eiſen, das hier in Drat gezogen<lb/>
wird, iſt lauter Stangeneiſen, und koͤmmt Zentnerweiſe<lb/>
von <hirendition="#fr">Hauſen,</hi> wo ein Eiſenhammer und eine <hirendition="#fr">Baad</hi>iſche<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Faktorei</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[377/0415]
worden waͤre. Wir machten uns noch vor dem Nacht-
eſſen ein Vergnuͤgen mit den Kindern des Hrn. Oberforſt-
meiſters, die ihre gute Erziehung der vortreflichen Mut-
ter zu danken haben. Wir hoͤrten mit Freuden ein Ge-
dicht uͤber Jaͤgerei und Forſtweſen, das Hr. von Adels-
heim ſelber verfertigt, und mit manchen wahrlich neuen
und ſchoͤnen Bemerkungen uͤber die Natur, uͤber Waͤlder
und Thiere bereichert hat. Zuletzt ſahen wir noch den
Koͤniglich Preuſſiſchen Orden pour la Généroſité, den
der Vater des Hrn. Oberforſtmeiſters bereits getragen,
und den der Koͤnig dem Sohne zuruͤckſchickte, als er ihn
nach dem Tode des Vaters Seiner Majeſtaͤt wieder zu
Fuͤſſen legte. Das eigenhaͤndige Schreiben des Koͤnigs,
womit dieſe Gnade begleitet war, iſt ſo wie alle Hand-
ſchreiben des Monarchen, ein vielſagendes Werk Seines
Geiſtes, und ganz in Seinem Karakter geſchrieben.
Den andern Morgen ſaſſen wir ſehr fruͤh wieder zu
Pferde, und ritten in den Wald hinaus, um einige ſehr hohe,
andre ſehr wilde, oder auch angenehme und romantiſche
Oerter zu beſehen. Da wir zuruͤckkamen, ſtieg ich auf
meine Roſinante, und ſetzte meine Reiſe uͤber lauter
Baadiſche Doͤrfer, Schlechtenhauſen, Wisleth ꝛc.
nach dem Staͤdtchen Schopfen im Wieſenthal fort.
Meine Freunde begleiteten mich dahin, wo ich etwas mir
Neues und Lehrreiches ſehen wollte, naͤmlich zu dem
Dratzug, der hier in einer kleinen Entfernung von der
Stadt angelegt iſt. Grether heißt der jetzige Beſitzer.
Ob er auch derſelbige iſt, der das Werk angefangen hat,
weis ich nicht. Das Eiſen, das hier in Drat gezogen
wird, iſt lauter Stangeneiſen, und koͤmmt Zentnerweiſe
von Hauſen, wo ein Eiſenhammer und eine Baadiſche
Faktorei
A a 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/415>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.