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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Collin, und besonders auf den Gräflich Hatzfeldischen
Gütern gefunden werden. Die Leute, die sie zuweilen
selber bringen, wissen weiter nichts von ihrer Gewinnung
zu erzählen, als daß sie im Gestein steckten. Man gra-
be, sagen sie, diese Steine aus, lasse sie klein stossen
und zerklopfen, alsdann leite man Wasser über das Ge-
mengsel, dadurch würden die Granaten herausgewaschen,
und diese lasse man durch Kinder aufsuchen, und sam-
meln. Eben so brauche man kleine Kinder dazu, wenn
durch starken Regen oder grosses Wasser die Granaten im
Berge selber herausgeschwemmt werden. Bei Ueber-
sendung der rohen Granaten zahlen die Böhmischen Her-
ren Porto und Zoll. Wie das Bohren und Schleifen
der böhmischen Granaten nach Waldkirch gekommen
ist, ist unbekannt. So viel weis man, daß man hier
eher Achate und Krystalle geschliffen hat, als Granaten,
und auf die Anlegung jener Schleismühlen verfielen ver-
muthlich gescheidte Köpfe, welche die Armuth des Volks,
und die Dürftigkeit des Bodens hier einsahen. Unsre
Achatschleife im Sponheimischen ist ebenfalls in einer
rauhen Gegend angelegt. Doch werden jetzt hier keine
Achate mehr geschliffen, nur Granaten und Krystalle.
Wenn rohe Granaten ankommen, so werden sie Pfund-
und Lothweise gewogen, damit man ihren Werth bestim-
men kan. Gehen dreihundert Granaten auf ein Loth, so
gilt das Pfund nur zwei Reichs-Gulden. Es gilt aber
drei und einen halben Gulden, wenn nur 250 Gra-
naten auf ein Loth gehen. Braucht man gar nur zwei-
hundert Granaten auf ein Loth, so gilt das Pfund 6. bis
8. Gulden. Wenn sie aber so leicht sind, daß man vier-
hundert Granaten zu einem Loth haben muß, so ist das
Pfund nicht mehr als dreissig Kreuzer, auf das höchste,

wenn

Collin, und beſonders auf den Graͤflich Hatzfeldiſchen
Guͤtern gefunden werden. Die Leute, die ſie zuweilen
ſelber bringen, wiſſen weiter nichts von ihrer Gewinnung
zu erzaͤhlen, als daß ſie im Geſtein ſteckten. Man gra-
be, ſagen ſie, dieſe Steine aus, laſſe ſie klein ſtoſſen
und zerklopfen, alsdann leite man Waſſer uͤber das Ge-
mengſel, dadurch wuͤrden die Granaten herausgewaſchen,
und dieſe laſſe man durch Kinder aufſuchen, und ſam-
meln. Eben ſo brauche man kleine Kinder dazu, wenn
durch ſtarken Regen oder groſſes Waſſer die Granaten im
Berge ſelber herausgeſchwemmt werden. Bei Ueber-
ſendung der rohen Granaten zahlen die Boͤhmiſchen Her-
ren Porto und Zoll. Wie das Bohren und Schleifen
der boͤhmiſchen Granaten nach Waldkirch gekommen
iſt, iſt unbekannt. So viel weis man, daß man hier
eher Achate und Kryſtalle geſchliffen hat, als Granaten,
und auf die Anlegung jener Schleiſmuͤhlen verfielen ver-
muthlich geſcheidte Koͤpfe, welche die Armuth des Volks,
und die Duͤrftigkeit des Bodens hier einſahen. Unſre
Achatſchleife im Sponheimiſchen iſt ebenfalls in einer
rauhen Gegend angelegt. Doch werden jetzt hier keine
Achate mehr geſchliffen, nur Granaten und Kryſtalle.
Wenn rohe Granaten ankommen, ſo werden ſie Pfund-
und Lothweiſe gewogen, damit man ihren Werth beſtim-
men kan. Gehen dreihundert Granaten auf ein Loth, ſo
gilt das Pfund nur zwei Reichs-Gulden. Es gilt aber
drei und einen halben Gulden, wenn nur 250 Gra-
naten auf ein Loth gehen. Braucht man gar nur zwei-
hundert Granaten auf ein Loth, ſo gilt das Pfund 6. bis
8. Gulden. Wenn ſie aber ſo leicht ſind, daß man vier-
hundert Granaten zu einem Loth haben muß, ſo iſt das
Pfund nicht mehr als dreiſſig Kreuzer, auf das hoͤchſte,

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[363/0401] Collin, und beſonders auf den Graͤflich Hatzfeldiſchen Guͤtern gefunden werden. Die Leute, die ſie zuweilen ſelber bringen, wiſſen weiter nichts von ihrer Gewinnung zu erzaͤhlen, als daß ſie im Geſtein ſteckten. Man gra- be, ſagen ſie, dieſe Steine aus, laſſe ſie klein ſtoſſen und zerklopfen, alsdann leite man Waſſer uͤber das Ge- mengſel, dadurch wuͤrden die Granaten herausgewaſchen, und dieſe laſſe man durch Kinder aufſuchen, und ſam- meln. Eben ſo brauche man kleine Kinder dazu, wenn durch ſtarken Regen oder groſſes Waſſer die Granaten im Berge ſelber herausgeſchwemmt werden. Bei Ueber- ſendung der rohen Granaten zahlen die Boͤhmiſchen Her- ren Porto und Zoll. Wie das Bohren und Schleifen der boͤhmiſchen Granaten nach Waldkirch gekommen iſt, iſt unbekannt. So viel weis man, daß man hier eher Achate und Kryſtalle geſchliffen hat, als Granaten, und auf die Anlegung jener Schleiſmuͤhlen verfielen ver- muthlich geſcheidte Koͤpfe, welche die Armuth des Volks, und die Duͤrftigkeit des Bodens hier einſahen. Unſre Achatſchleife im Sponheimiſchen iſt ebenfalls in einer rauhen Gegend angelegt. Doch werden jetzt hier keine Achate mehr geſchliffen, nur Granaten und Kryſtalle. Wenn rohe Granaten ankommen, ſo werden ſie Pfund- und Lothweiſe gewogen, damit man ihren Werth beſtim- men kan. Gehen dreihundert Granaten auf ein Loth, ſo gilt das Pfund nur zwei Reichs-Gulden. Es gilt aber drei und einen halben Gulden, wenn nur 250 Gra- naten auf ein Loth gehen. Braucht man gar nur zwei- hundert Granaten auf ein Loth, ſo gilt das Pfund 6. bis 8. Gulden. Wenn ſie aber ſo leicht ſind, daß man vier- hundert Granaten zu einem Loth haben muß, ſo iſt das Pfund nicht mehr als dreiſſig Kreuzer, auf das hoͤchſte, wenn

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/401>, abgerufen am 22.11.2024.