Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.da wohnen, da an manchem Morgen Sonne, Morgen- Das Zeughaus der Stadt hat manches Stück ver- 1) Der Baldachin, unter welchem Kaiser Sigis- mund beim Konzilium gesessen. Es ist ein rothseidner geblümter Damast mit Schnüren und Quasten und Trod- deln, die ebenfalls von rother Seide und Knopfmacher- arbeit sind. Man bewahrt das hier in einer Schachtel zusammengelegt, und bringt es nur alle zwei Jahre ein- mahl an die Luft und in die Sonne. Ein merkwürdiges Stück für die Geschichte der Handwerker und Künste. Denn man muß daran nicht nur das feste Gewebe, die solide, starke Arbeit, und den guten Geschmack in der Zeichnung und im Blumenwerke bewundern; sondern das ist in meinen Augen noch merkwürdiger, daß sich die Farbe so vollkommen und so vortrefflich erhalten hat. Noch jetzt ist das Zeug so schön karmoisinroth, als wenn es eben aus der Fabrik oder aus dem Laden käme. Oh- ne Zweifel ist es italiänische Arbeit, mit deutscher oder pohlnischer Kochenille gefärbt. Und die Schnüre und Quasten sind so schön, und so fein gedreht, so gustös, als wenn sie in unsern Zeiten gemacht worden wären. Es sind auch noch die Stangen da, womit der Baldachin aufgeschlagen und unterstützt wurde. 2) Ein
da wohnen, da an manchem Morgen Sonne, Morgen- Das Zeughaus der Stadt hat manches Stuͤck ver- 1) Der Baldachin, unter welchem Kaiſer Sigis- mund beim Konzilium geſeſſen. Es iſt ein rothſeidner gebluͤmter Damaſt mit Schnuͤren und Quaſten und Trod- deln, die ebenfalls von rother Seide und Knopfmacher- arbeit ſind. Man bewahrt das hier in einer Schachtel zuſammengelegt, und bringt es nur alle zwei Jahre ein- mahl an die Luft und in die Sonne. Ein merkwuͤrdiges Stuͤck fuͤr die Geſchichte der Handwerker und Kuͤnſte. Denn man muß daran nicht nur das feſte Gewebe, die ſolide, ſtarke Arbeit, und den guten Geſchmack in der Zeichnung und im Blumenwerke bewundern; ſondern das iſt in meinen Augen noch merkwuͤrdiger, daß ſich die Farbe ſo vollkommen und ſo vortrefflich erhalten hat. Noch jetzt iſt das Zeug ſo ſchoͤn karmoiſinroth, als wenn es eben aus der Fabrik oder aus dem Laden kaͤme. Oh- ne Zweifel iſt es italiaͤniſche Arbeit, mit deutſcher oder pohlniſcher Kochenille gefaͤrbt. Und die Schnuͤre und Quaſten ſind ſo ſchoͤn, und ſo fein gedreht, ſo guſtoͤs, als wenn ſie in unſern Zeiten gemacht worden waͤren. Es ſind auch noch die Stangen da, womit der Baldachin aufgeſchlagen und unterſtuͤtzt wurde. 2) Ein
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da wohnen, da an manchem Morgen Sonne, Morgen-
roͤthe, Bodenſee, Schiffe, Schwaben, Schweiz,
Rhein, Berge, Schnee, Wolken, Heerden ſehen, —
das moͤchte ich, das ſaͤhe ich als eine groſſe Gluͤckſeligkeit
im Leben an!
Das Zeughaus der Stadt hat manches Stuͤck ver-
loren; doch iſt noch manches, das ich nicht erwartet haͤt-
te, darinnen. Mir waren, auſſer vielen Armaturen und
Panzern, folgende Stuͤcke merkwuͤrdig:
1) Der Baldachin, unter welchem Kaiſer Sigis-
mund beim Konzilium geſeſſen. Es iſt ein rothſeidner
gebluͤmter Damaſt mit Schnuͤren und Quaſten und Trod-
deln, die ebenfalls von rother Seide und Knopfmacher-
arbeit ſind. Man bewahrt das hier in einer Schachtel
zuſammengelegt, und bringt es nur alle zwei Jahre ein-
mahl an die Luft und in die Sonne. Ein merkwuͤrdiges
Stuͤck fuͤr die Geſchichte der Handwerker und Kuͤnſte.
Denn man muß daran nicht nur das feſte Gewebe, die
ſolide, ſtarke Arbeit, und den guten Geſchmack in der
Zeichnung und im Blumenwerke bewundern; ſondern
das iſt in meinen Augen noch merkwuͤrdiger, daß ſich die
Farbe ſo vollkommen und ſo vortrefflich erhalten hat.
Noch jetzt iſt das Zeug ſo ſchoͤn karmoiſinroth, als wenn
es eben aus der Fabrik oder aus dem Laden kaͤme. Oh-
ne Zweifel iſt es italiaͤniſche Arbeit, mit deutſcher oder
pohlniſcher Kochenille gefaͤrbt. Und die Schnuͤre und
Quaſten ſind ſo ſchoͤn, und ſo fein gedreht, ſo guſtoͤs, als
wenn ſie in unſern Zeiten gemacht worden waͤren. Es
ſind auch noch die Stangen da, womit der Baldachin
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