mann verkauft, kan 30.-36. Thaler gelten. Besonders wenn die See stürmt, wird viel ausgeworfen. Es ist ein Stück da, wo Balanus ansitzt.
Den 13ten Sept.
Zum Hrn. O. K. R. Teller ging ich heute zuerst. Unsre Unterredung betraf das neue Berliner Gesang- buch, das er und Hr. Spalding besorgen. Es kom- men ungefehr 20. Lieder, die ganz neu, und zum Theil von Hrn. Teller sind, hinein. Es wird mit dreierlei Schrift gedruckt. Der Buchhändler, Hr. Mylius, ist Verleger davon. Wegen des Deutschen ist viel Unge- wißheit, weil in jeder Provinz dieser Monarchie anders geredet wird. Adelung muß hierüber entscheiden. Tel- ler's Grundsatz dabei ist: Man müsse durch das Gesang- buch die Sprache des gemeinen Mannes bereichern und erheben. Matt ist an einigen Orten die Verbesserung von: O Gott, du frommer Gott. Die Verbesserung des Liedes: Wie schön leuchtet uns der Morgenstern etc. ist von Hrn. Teller. Ich gab noch einige an, die er gleich zur zweiten Auflage schrieb, als: Die müden Seelen Ruhe schaft, statt: Die Ruhe müden Seelen schaft.
Die Staatszimmer im Schlosse bekam ich heute auch zu sehen. Alle sind sehr reich meublirt, aber alt, und in schlechtem Geschmack. Manches ist altmodisch, die Tapeten sind verschossen, das Gold, Silber und die Stickerei ist angelaufen, die Fußböden sind auch ganz ge- mein. Eine Menge silberne Leuchter und Tische von schrecklicher Schwere und Werth sieht man allerwegen. Ich ward in den sogenannten Rittersaal geführt, wo die alten Churfürsten stehen, dann in die Kapelle, wo
ehemals
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mann verkauft, kan 30.-36. Thaler gelten. Beſonders wenn die See ſtuͤrmt, wird viel ausgeworfen. Es iſt ein Stuͤck da, wo Balanus anſitzt.
Den 13ten Sept.
Zum Hrn. O. K. R. Teller ging ich heute zuerſt. Unſre Unterredung betraf das neue Berliner Geſang- buch, das er und Hr. Spalding beſorgen. Es kom- men ungefehr 20. Lieder, die ganz neu, und zum Theil von Hrn. Teller ſind, hinein. Es wird mit dreierlei Schrift gedruckt. Der Buchhaͤndler, Hr. Mylius, iſt Verleger davon. Wegen des Deutſchen iſt viel Unge- wißheit, weil in jeder Provinz dieſer Monarchie anders geredet wird. Adelung muß hieruͤber entſcheiden. Tel- ler’s Grundſatz dabei iſt: Man muͤſſe durch das Geſang- buch die Sprache des gemeinen Mannes bereichern und erheben. Matt iſt an einigen Orten die Verbeſſerung von: O Gott, du frommer Gott. Die Verbeſſerung des Liedes: Wie ſchoͤn leuchtet uns der Morgenſtern ꝛc. iſt von Hrn. Teller. Ich gab noch einige an, die er gleich zur zweiten Auflage ſchrieb, als: Die muͤden Seelen Ruhe ſchaft, ſtatt: Die Ruhe muͤden Seelen ſchaft.
Die Staatszimmer im Schloſſe bekam ich heute auch zu ſehen. Alle ſind ſehr reich meublirt, aber alt, und in ſchlechtem Geſchmack. Manches iſt altmodiſch, die Tapeten ſind verſchoſſen, das Gold, Silber und die Stickerei iſt angelaufen, die Fußboͤden ſind auch ganz ge- mein. Eine Menge ſilberne Leuchter und Tiſche von ſchrecklicher Schwere und Werth ſieht man allerwegen. Ich ward in den ſogenannten Ritterſaal gefuͤhrt, wo die alten Churfuͤrſten ſtehen, dann in die Kapelle, wo
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mann verkauft, kan 30.-36. Thaler gelten. Beſonders
wenn die See ſtuͤrmt, wird viel ausgeworfen. Es iſt ein
Stuͤck da, wo Balanus anſitzt.
Den 13ten Sept.
Zum Hrn. O. K. R. Teller ging ich heute zuerſt.
Unſre Unterredung betraf das neue Berliner Geſang-
buch, das er und Hr. Spalding beſorgen. Es kom-
men ungefehr 20. Lieder, die ganz neu, und zum Theil
von Hrn. Teller ſind, hinein. Es wird mit dreierlei
Schrift gedruckt. Der Buchhaͤndler, Hr. Mylius, iſt
Verleger davon. Wegen des Deutſchen iſt viel Unge-
wißheit, weil in jeder Provinz dieſer Monarchie anders
geredet wird. Adelung muß hieruͤber entſcheiden. Tel-
ler’s Grundſatz dabei iſt: Man muͤſſe durch das Geſang-
buch die Sprache des gemeinen Mannes bereichern und
erheben. Matt iſt an einigen Orten die Verbeſſerung
von: O Gott, du frommer Gott. Die Verbeſſerung des
Liedes: Wie ſchoͤn leuchtet uns der Morgenſtern ꝛc. iſt
von Hrn. Teller. Ich gab noch einige an, die er gleich
zur zweiten Auflage ſchrieb, als: Die muͤden Seelen
Ruhe ſchaft, ſtatt: Die Ruhe muͤden Seelen ſchaft.
Die Staatszimmer im Schloſſe bekam ich heute
auch zu ſehen. Alle ſind ſehr reich meublirt, aber alt,
und in ſchlechtem Geſchmack. Manches iſt altmodiſch,
die Tapeten ſind verſchoſſen, das Gold, Silber und die
Stickerei iſt angelaufen, die Fußboͤden ſind auch ganz ge-
mein. Eine Menge ſilberne Leuchter und Tiſche von
ſchrecklicher Schwere und Werth ſieht man allerwegen.
Ich ward in den ſogenannten Ritterſaal gefuͤhrt, wo
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/237>, abgerufen am 25.11.2024.
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