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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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schweig etc. neben ihm, aber immer Er voran, Er die
Seele von Allem! Mit Einem Blicke übersah er und
zählte im Uebersehen seine Krieger, ritt an der Fronte
auf und nieder, und war mit seinem Heere zufrieden.
Gottlob! sagten viele Bürger und Offiziere laut; er sieht
so gesund aus! Der gute, liebe, alte König! Er sprach
mit vielen gemeinen Soldaten, lies, nachdem die Re-
gimenter abmarschirt waren, erst aus den Feldstücken,
dann aus den schweren Kanonen und aus Haubitzen feu-
ern; auch Bomben werfen etc. Mit den Kanonen ward
nach Scheiben geschossen, keine traf, aber die Linie hiel-
ten alle, einige flogen noch weiter. Es soll blos seyn,
den Feind zu etourdiren. Von da fuhr der König
wieder nach Potsdam zurück und arbeitete in seinem
stillen Sanssouci für das Glück seines Volks. Ein
jeder seiner Unterthanen darf an ihn schreiben. Wer
ihm heute schreibt, hat morgen schon Antwort. Ich ha-
be hier Gelegenheit gehabt, dergleichen eigenhändige Ant-
worten von ihm zu sehen. Sie sind immer ganz kurz
und nervös. Jemanden, der ihm einen Raphael an-
bot, den er aber nicht haben mochte, schrieb er unter an-
dern: "Gold kan ich nicht machen, und neue Imposten
"einführen, ist meine Sache nicht." --

Hierauf besuchte ich

Hrn. D. Krünitz Er zeigte mir sein Stamm-
buch, worein der Kronprinz schon vor 20. Jahren die
Stelle des Virgils, die so vortreflich auf ihn paßt, ge-
schrieben hat:

animo repetentem exempla meorum
Me pater Aeneas, et avunculus excitat Hector.

und
N 3

ſchweig ꝛc. neben ihm, aber immer Er voran, Er die
Seele von Allem! Mit Einem Blicke uͤberſah er und
zaͤhlte im Ueberſehen ſeine Krieger, ritt an der Fronte
auf und nieder, und war mit ſeinem Heere zufrieden.
Gottlob! ſagten viele Buͤrger und Offiziere laut; er ſieht
ſo geſund aus! Der gute, liebe, alte Koͤnig! Er ſprach
mit vielen gemeinen Soldaten, lies, nachdem die Re-
gimenter abmarſchirt waren, erſt aus den Feldſtuͤcken,
dann aus den ſchweren Kanonen und aus Haubitzen feu-
ern; auch Bomben werfen ꝛc. Mit den Kanonen ward
nach Scheiben geſchoſſen, keine traf, aber die Linie hiel-
ten alle, einige flogen noch weiter. Es ſoll blos ſeyn,
den Feind zu etourdiren. Von da fuhr der Koͤnig
wieder nach Potsdam zuruͤck und arbeitete in ſeinem
ſtillen Sansſouci fuͤr das Gluͤck ſeines Volks. Ein
jeder ſeiner Unterthanen darf an ihn ſchreiben. Wer
ihm heute ſchreibt, hat morgen ſchon Antwort. Ich ha-
be hier Gelegenheit gehabt, dergleichen eigenhaͤndige Ant-
worten von ihm zu ſehen. Sie ſind immer ganz kurz
und nervoͤs. Jemanden, der ihm einen Raphael an-
bot, den er aber nicht haben mochte, ſchrieb er unter an-
dern: „Gold kan ich nicht machen, und neue Impoſten
„einfuͤhren, iſt meine Sache nicht.“ —

Hierauf beſuchte ich

Hrn. D. Kruͤnitz Er zeigte mir ſein Stamm-
buch, worein der Kronprinz ſchon vor 20. Jahren die
Stelle des Virgils, die ſo vortreflich auf ihn paßt, ge-
ſchrieben hat:

animo repetentem exempla meorum
Me pater Aeneas, et avunculus excitat Hector.

und
N 3
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[197/0235] ſchweig ꝛc. neben ihm, aber immer Er voran, Er die Seele von Allem! Mit Einem Blicke uͤberſah er und zaͤhlte im Ueberſehen ſeine Krieger, ritt an der Fronte auf und nieder, und war mit ſeinem Heere zufrieden. Gottlob! ſagten viele Buͤrger und Offiziere laut; er ſieht ſo geſund aus! Der gute, liebe, alte Koͤnig! Er ſprach mit vielen gemeinen Soldaten, lies, nachdem die Re- gimenter abmarſchirt waren, erſt aus den Feldſtuͤcken, dann aus den ſchweren Kanonen und aus Haubitzen feu- ern; auch Bomben werfen ꝛc. Mit den Kanonen ward nach Scheiben geſchoſſen, keine traf, aber die Linie hiel- ten alle, einige flogen noch weiter. Es ſoll blos ſeyn, den Feind zu etourdiren. Von da fuhr der Koͤnig wieder nach Potsdam zuruͤck und arbeitete in ſeinem ſtillen Sansſouci fuͤr das Gluͤck ſeines Volks. Ein jeder ſeiner Unterthanen darf an ihn ſchreiben. Wer ihm heute ſchreibt, hat morgen ſchon Antwort. Ich ha- be hier Gelegenheit gehabt, dergleichen eigenhaͤndige Ant- worten von ihm zu ſehen. Sie ſind immer ganz kurz und nervoͤs. Jemanden, der ihm einen Raphael an- bot, den er aber nicht haben mochte, ſchrieb er unter an- dern: „Gold kan ich nicht machen, und neue Impoſten „einfuͤhren, iſt meine Sache nicht.“ — Hierauf beſuchte ich Hrn. D. Kruͤnitz Er zeigte mir ſein Stamm- buch, worein der Kronprinz ſchon vor 20. Jahren die Stelle des Virgils, die ſo vortreflich auf ihn paßt, ge- ſchrieben hat: animo repetentem exempla meorum Me pater Aeneas, et avunculus excitat Hector. und N 3

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/235>, abgerufen am 25.11.2024.