tetik las. Er sagte: "Das Fleischessen mache gesund "und stark; das sehe man an den Hottentotten, die "das gesündeste, schönste und stärkste Volk auf der Erde "wären. Man könne von ihnen weiter den Schluß "machen; denn diese Völkerschaft nehme ein Land ein, "grösser als Frankreich, Deutschland und noch halb "Deutschland. Auch Spirituosa prieß er sehr an, sag- "te, sie wären beim Fleischessen nöthig. Der Kaffee "habe ein Principium die Nerven zu beruhigen, daher "ermuntre er, und vertreibe oft den Schlaf. Er wun- "dre sich, warum man nicht mehr medizinschen Gebrauch "in gewissen Fiebern davon mache. Milchkaffee nütze "nichts, des Morgens früh sei er den meisten Körpern "gut, aber zum Ermuntern nicht nöthig. Weil die "Aerzte die Ursachen mancher Krankheiten nicht wüsten, "so schöben sie solche auf Kaffee und Thee etc." Er nahm es als ein Theorema an, daß durch langen Ge- brauch manches unschädlich werde. -- --
Nach der Stunde ging ich auf die Universitätsbi- bliothek. Sie steht auf dem Paulinum. Dies war vormals ein Kloster, auch siehts noch recht alt und mön- chisch, aber ehrwürdig aus, hat viele zum Theil dunkle Kreuzgänge, Spitzbögen, hohe Fenster etc. Zu ihrer Vermehrung ist kein Fond da, als von jeder Inskription eines Studenten, Promotion, Auktion etc. etliche Groschen und freiwillige Geschenke der Buchhändler und Gelehrten. Jetzt war Hr. Prof. Schwabe Bibliothekar. *) Die
zu
*) Seit des Hrn. Hofrath Bel's Tode ist Hr. Prof. Reiz Direktor der Universitäts- sowohl, als Böhmi- schen Bibliothek geworden. Herausgeber.
tetik las. Er ſagte: „Das Fleiſcheſſen mache geſund „und ſtark; das ſehe man an den Hottentotten, die „das geſuͤndeſte, ſchoͤnſte und ſtaͤrkſte Volk auf der Erde „waͤren. Man koͤnne von ihnen weiter den Schluß „machen; denn dieſe Voͤlkerſchaft nehme ein Land ein, „groͤſſer als Frankreich, Deutſchland und noch halb „Deutſchland. Auch Spirituoſa prieß er ſehr an, ſag- „te, ſie waͤren beim Fleiſcheſſen noͤthig. Der Kaffee „habe ein Principium die Nerven zu beruhigen, daher „ermuntre er, und vertreibe oft den Schlaf. Er wun- „dre ſich, warum man nicht mehr medizinſchen Gebrauch „in gewiſſen Fiebern davon mache. Milchkaffee nuͤtze „nichts, des Morgens fruͤh ſei er den meiſten Koͤrpern „gut, aber zum Ermuntern nicht noͤthig. Weil die „Aerzte die Urſachen mancher Krankheiten nicht wuͤſten, „ſo ſchoͤben ſie ſolche auf Kaffee und Thee ꝛc.“ Er nahm es als ein Theorema an, daß durch langen Ge- brauch manches unſchaͤdlich werde. — —
Nach der Stunde ging ich auf die Univerſitaͤtsbi- bliothek. Sie ſteht auf dem Paulinum. Dies war vormals ein Kloſter, auch ſiehts noch recht alt und moͤn- chiſch, aber ehrwuͤrdig aus, hat viele zum Theil dunkle Kreuzgaͤnge, Spitzboͤgen, hohe Fenſter ꝛc. Zu ihrer Vermehrung iſt kein Fond da, als von jeder Inſkription eines Studenten, Promotion, Auktion ꝛc. etliche Groſchen und freiwillige Geſchenke der Buchhaͤndler und Gelehrten. Jetzt war Hr. Prof. Schwabe Bibliothekar. *) Die
zu
*) Seit des Hrn. Hofrath Bel’s Tode iſt Hr. Prof. Reiz Direktor der Univerſitaͤts- ſowohl, als Boͤhmi- ſchen Bibliothek geworden. Herausgeber.
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tetik las. Er ſagte: „Das Fleiſcheſſen mache geſund
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„das geſuͤndeſte, ſchoͤnſte und ſtaͤrkſte Volk auf der Erde
„waͤren. Man koͤnne von ihnen weiter den Schluß
„machen; denn dieſe Voͤlkerſchaft nehme ein Land ein,
„groͤſſer als Frankreich, Deutſchland und noch halb
„Deutſchland. Auch Spirituoſa prieß er ſehr an, ſag-
„te, ſie waͤren beim Fleiſcheſſen noͤthig. Der Kaffee
„habe ein Principium die Nerven zu beruhigen, daher
„ermuntre er, und vertreibe oft den Schlaf. Er wun-
„dre ſich, warum man nicht mehr medizinſchen Gebrauch
„in gewiſſen Fiebern davon mache. Milchkaffee nuͤtze
„nichts, des Morgens fruͤh ſei er den meiſten Koͤrpern
„gut, aber zum Ermuntern nicht noͤthig. Weil die
„Aerzte die Urſachen mancher Krankheiten nicht wuͤſten,
„ſo ſchoͤben ſie ſolche auf Kaffee und Thee ꝛc.“ Er
nahm es als ein Theorema an, daß durch langen Ge-
brauch manches unſchaͤdlich werde. — —
Nach der Stunde ging ich auf die Univerſitaͤtsbi-
bliothek. Sie ſteht auf dem Paulinum. Dies war
vormals ein Kloſter, auch ſiehts noch recht alt und moͤn-
chiſch, aber ehrwuͤrdig aus, hat viele zum Theil dunkle
Kreuzgaͤnge, Spitzboͤgen, hohe Fenſter ꝛc. Zu ihrer
Vermehrung iſt kein Fond da, als von jeder Inſkription
eines Studenten, Promotion, Auktion ꝛc. etliche Groſchen
und freiwillige Geſchenke der Buchhaͤndler und Gelehrten.
Jetzt war Hr. Prof. Schwabe Bibliothekar. *) Die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/165>, abgerufen am 21.11.2024.
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