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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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59) Ueberhaupt herrliche Suiten aus allen Geschlech-
tern *)

Von Hrn. Diak. Schröter ging ich und machte den
Hrn. Generalsuperintendenten und Oberkonsistorialrath
Herder meinen Besuch. Ich fand ihn recht gesund und
munter. Ein Mann von unbescholtenem Karakter. Er
hat eine würdige Frau und 4. schöne Knaben und lebt
glücklich. Wir sprachen über Verschiedenes. Vom
Zenda-Vesta, und der ältesten Urkunde mag er jetzt gar
nichts mehr hören. Uebers Gekreisch der Ketzermacher
lacht er. Er sagte mir, er sei auf die Kabbala durch
Lightfoot gebracht worden, sei aber nun überzeugt, daß
kein Menschenverstand darin ist. Seinen Styl habe er
vom Rektor Haman in Preussen, -- denn Hr. Her-
der
ist aus Mohrungen in Preussen gebürtig; -- der
die Apologie des Buchstabens H geschrieben hat. Er
besitzt viel schöne Bücher, die zu den Alterthümern und
zur griechischen, englischen und spanischen Litteratur gehö-
ren. Leztere liebt er jetzt vorzüglich. Gegenwärtig
schreibt er Briefe, über die rechte Art, Theologie zu stu-
diren. Er braucht nur aller 4. Wochen einmal zu pre-
digen. Nachdem ich ihn verlassen, hatte ich die Gnade

Sr. Durchl. dem regierenden Herzoge aufzuwar-
ten. Ein noch junger, aber viel versprechender, men-

schen-
*) Weitere gute Nachrichten von diesem berühmten Na-
turforscher und dessen Kabinette findet man in der klei-
nen Reise ins Thüringische im J. 1782. die in den
10ten B. der bernoullischen Samml. kurzer Reisebeschr.
eingerückt ist. Seite 320. u. f.
Herausgeber.
59) Ueberhaupt herrliche Suiten aus allen Geſchlech-
tern *)

Von Hrn. Diak. Schroͤter ging ich und machte den
Hrn. Generalſuperintendenten und Oberkonſiſtorialrath
Herder meinen Beſuch. Ich fand ihn recht geſund und
munter. Ein Mann von unbeſcholtenem Karakter. Er
hat eine wuͤrdige Frau und 4. ſchoͤne Knaben und lebt
gluͤcklich. Wir ſprachen uͤber Verſchiedenes. Vom
Zenda-Veſta, und der aͤlteſten Urkunde mag er jetzt gar
nichts mehr hoͤren. Uebers Gekreiſch der Ketzermacher
lacht er. Er ſagte mir, er ſei auf die Kabbala durch
Lightfoot gebracht worden, ſei aber nun uͤberzeugt, daß
kein Menſchenverſtand darin iſt. Seinen Styl habe er
vom Rektor Haman in Preuſſen, — denn Hr. Her-
der
iſt aus Mohrungen in Preuſſen gebuͤrtig; — der
die Apologie des Buchſtabens H geſchrieben hat. Er
beſitzt viel ſchoͤne Buͤcher, die zu den Alterthuͤmern und
zur griechiſchen, engliſchen und ſpaniſchen Litteratur gehoͤ-
ren. Leztere liebt er jetzt vorzuͤglich. Gegenwaͤrtig
ſchreibt er Briefe, uͤber die rechte Art, Theologie zu ſtu-
diren. Er braucht nur aller 4. Wochen einmal zu pre-
digen. Nachdem ich ihn verlaſſen, hatte ich die Gnade

Sr. Durchl. dem regierenden Herzoge aufzuwar-
ten. Ein noch junger, aber viel verſprechender, men-

ſchen-
*) Weitere gute Nachrichten von dieſem beruͤhmten Na-
turforſcher und deſſen Kabinette findet man in der klei-
nen Reiſe ins Thuͤringiſche im J. 1782. die in den
10ten B. der bernoulliſchen Samml. kurzer Reiſebeſchr.
eingeruͤckt iſt. Seite 320. u. f.
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[104/0142] 59) Ueberhaupt herrliche Suiten aus allen Geſchlech- tern *) Von Hrn. Diak. Schroͤter ging ich und machte den Hrn. Generalſuperintendenten und Oberkonſiſtorialrath Herder meinen Beſuch. Ich fand ihn recht geſund und munter. Ein Mann von unbeſcholtenem Karakter. Er hat eine wuͤrdige Frau und 4. ſchoͤne Knaben und lebt gluͤcklich. Wir ſprachen uͤber Verſchiedenes. Vom Zenda-Veſta, und der aͤlteſten Urkunde mag er jetzt gar nichts mehr hoͤren. Uebers Gekreiſch der Ketzermacher lacht er. Er ſagte mir, er ſei auf die Kabbala durch Lightfoot gebracht worden, ſei aber nun uͤberzeugt, daß kein Menſchenverſtand darin iſt. Seinen Styl habe er vom Rektor Haman in Preuſſen, — denn Hr. Her- der iſt aus Mohrungen in Preuſſen gebuͤrtig; — der die Apologie des Buchſtabens H geſchrieben hat. Er beſitzt viel ſchoͤne Buͤcher, die zu den Alterthuͤmern und zur griechiſchen, engliſchen und ſpaniſchen Litteratur gehoͤ- ren. Leztere liebt er jetzt vorzuͤglich. Gegenwaͤrtig ſchreibt er Briefe, uͤber die rechte Art, Theologie zu ſtu- diren. Er braucht nur aller 4. Wochen einmal zu pre- digen. Nachdem ich ihn verlaſſen, hatte ich die Gnade Sr. Durchl. dem regierenden Herzoge aufzuwar- ten. Ein noch junger, aber viel verſprechender, men- ſchen- *) Weitere gute Nachrichten von dieſem beruͤhmten Na- turforſcher und deſſen Kabinette findet man in der klei- nen Reiſe ins Thuͤringiſche im J. 1782. die in den 10ten B. der bernoulliſchen Samml. kurzer Reiſebeſchr. eingeruͤckt iſt. Seite 320. u. f. Herausgeber.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/142>, abgerufen am 25.11.2024.