mehrere dortige Merkwürdigkeiten besehen hätte, hätt' ich nicht mit meiner Zeit so genau haushalten müssen, -- und begab mich auf die
Reise nach Erlangen.
Zwischen diesem Orte und Nürnberg gehen immer Landkutschen oder Universitätskutschen hin und her. Der Weg dahin ist meist Sand, zuletzt kömmt noch ein Tan- nenwäldchen bis nahe an die Stadt hin.
Den 2ten Aug.
Erlangen. Ich logirte im Wallfische, nahe bei der französischen Kirche. Die Stadt ist meistens neu und gröstentheils regelmässig gebaut, hat aber doch mit unter viel hölzerne Häuser und ein übles Pflaster, ist auch überall offen. Sie hat viel Aehnlichkeit mit Carls- ruhe. Hier und da trift man einige artige Plätze an. Das Schlos, wo die Frau Marggräsin, Wittwe des 1763. mit Tode abgegangenen Marggrafen Friedrich von Bayreuth residirt, scheint nichts mehr, als ein grosses Haus eines Partikuliers zu seyn. Sprache und Klei- dung kamen mir hier besonders vor.
Die Universität mochte jetzt etwan aus 300. Stu- denten bestehen. Sie betragen sich still, machen aber gewis soviel Staat, als in Göttingen. Viele sah ich mit ofnen Hemdkragen gehen *).
Mein
*) Vermuthlich haben einige diese Tracht übertrieben, und dadurch die 1781. ergangene Landesfürstliche Verord- nung wegen auständigerer und gesitteter Kleidung
der
mehrere dortige Merkwuͤrdigkeiten beſehen haͤtte, haͤtt’ ich nicht mit meiner Zeit ſo genau haushalten muͤſſen, — und begab mich auf die
Reiſe nach Erlangen.
Zwiſchen dieſem Orte und Nuͤrnberg gehen immer Landkutſchen oder Univerſitaͤtskutſchen hin und her. Der Weg dahin iſt meiſt Sand, zuletzt koͤmmt noch ein Tan- nenwaͤldchen bis nahe an die Stadt hin.
Den 2ten Aug.
Erlangen. Ich logirte im Wallfiſche, nahe bei der franzoͤſiſchen Kirche. Die Stadt iſt meiſtens neu und groͤſtentheils regelmaͤſſig gebaut, hat aber doch mit unter viel hoͤlzerne Haͤuſer und ein uͤbles Pflaſter, iſt auch uͤberall offen. Sie hat viel Aehnlichkeit mit Carls- ruhe. Hier und da trift man einige artige Plaͤtze an. Das Schlos, wo die Frau Marggraͤſin, Wittwe des 1763. mit Tode abgegangenen Marggrafen Friedrich von Bayreuth reſidirt, ſcheint nichts mehr, als ein groſſes Haus eines Partikuliers zu ſeyn. Sprache und Klei- dung kamen mir hier beſonders vor.
Die Univerſitaͤt mochte jetzt etwan aus 300. Stu- denten beſtehen. Sie betragen ſich ſtill, machen aber gewis ſoviel Staat, als in Goͤttingen. Viele ſah ich mit ofnen Hemdkragen gehen *).
Mein
*) Vermuthlich haben einige dieſe Tracht uͤbertrieben, und dadurch die 1781. ergangene Landesfuͤrſtliche Verord- nung wegen auſtaͤndigerer und geſitteter Kleidung
der
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mehrere dortige Merkwuͤrdigkeiten beſehen haͤtte, haͤtt’ ich
nicht mit meiner Zeit ſo genau haushalten muͤſſen, —
und begab mich auf die
Reiſe nach Erlangen.
Zwiſchen dieſem Orte und Nuͤrnberg gehen immer
Landkutſchen oder Univerſitaͤtskutſchen hin und her. Der
Weg dahin iſt meiſt Sand, zuletzt koͤmmt noch ein Tan-
nenwaͤldchen bis nahe an die Stadt hin.
Den 2ten Aug.
Erlangen. Ich logirte im Wallfiſche, nahe bei
der franzoͤſiſchen Kirche. Die Stadt iſt meiſtens neu
und groͤſtentheils regelmaͤſſig gebaut, hat aber doch mit
unter viel hoͤlzerne Haͤuſer und ein uͤbles Pflaſter, iſt
auch uͤberall offen. Sie hat viel Aehnlichkeit mit Carls-
ruhe. Hier und da trift man einige artige Plaͤtze an.
Das Schlos, wo die Frau Marggraͤſin, Wittwe des
1763. mit Tode abgegangenen Marggrafen Friedrich von
Bayreuth reſidirt, ſcheint nichts mehr, als ein groſſes
Haus eines Partikuliers zu ſeyn. Sprache und Klei-
dung kamen mir hier beſonders vor.
Die Univerſitaͤt mochte jetzt etwan aus 300. Stu-
denten beſtehen. Sie betragen ſich ſtill, machen aber
gewis ſoviel Staat, als in Goͤttingen. Viele ſah ich
mit ofnen Hemdkragen gehen *).
Mein
*) Vermuthlich haben einige dieſe Tracht uͤbertrieben, und
dadurch die 1781. ergangene Landesfuͤrſtliche Verord-
nung wegen auſtaͤndigerer und geſitteter Kleidung
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/122>, abgerufen am 26.11.2024.
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