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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Nürnberger, die jeden Strumpf dort flicken, jedes
Hemd dort waschen lassen, und den grösten Theil ihrer
Zeit da zubringen. Die 3. Professores Theolog.
sind zugleich Prediger, müssen Frühkirche halten und mit
zu jeder Leiche gehen. Das Rektorat ist jährig. Das
Kollegengebäude ist schön. Die Universität gibt viele
Stipendien und Freitische; daher trift man hier eine
Menge alter Kandidaten an. Nach einem Besuche bei
Hrn. D. Döderlein *) besah ich

Trew's Bibliothek und Naturalienkabinet.
Der Besitzer war zuletzt D. Med. in Nürnberg und An-
spach
scher Geheimerrath. Er hatte viel Praxis und
Patriotismus für Altorf, vermachte daher alles **) da-
hin, weil einer seiner Vorfahren da Professor gewesen
war. Bis zu seinem Tode sammelte er alle Schriften,
die in die Arzneiwissenschaft, Naturgeschichte, Chirurgie,
Physik, Mathematik einschlagen, und alle Journale und
akademische Schriften. Nach seinem Tode ward alles
aus Nürnberg auf das Kollegengebäude hierher gebracht,
aber in der grösten Unordnung, und so ists noch. ***)

Auf
*) Der nachher nach Jena berufen worden ist.
Herausgeber.
**) Ausser 2000. Bänden, die er der Universität Erlan-
gen
vermachte. S. Hrn. Nicolai's Beschreibung sei-
ner Reise durch Deutschland etc. 1. Band S. 171.
Herausgeber.
***) Dieser Unordnung ist ohne Zweifel nach der Zeit,
da der Verfasser hier war, abgeholfen worden, denn
Hr. Nicolai fand 1781. diese beinahe 24000. Bände
starke Bibliothek in 4. geräumigen Zimmern aufge-
stellt, und in deren Mitte einen Saal, für die Natu-
ralien,

Nuͤrnberger, die jeden Strumpf dort flicken, jedes
Hemd dort waſchen laſſen, und den groͤſten Theil ihrer
Zeit da zubringen. Die 3. Profeſſores Theolog.
ſind zugleich Prediger, muͤſſen Fruͤhkirche halten und mit
zu jeder Leiche gehen. Das Rektorat iſt jaͤhrig. Das
Kollegengebaͤude iſt ſchoͤn. Die Univerſitaͤt gibt viele
Stipendien und Freitiſche; daher trift man hier eine
Menge alter Kandidaten an. Nach einem Beſuche bei
Hrn. D. Doͤderlein *) beſah ich

Trew’s Bibliothek und Naturalienkabinet.
Der Beſitzer war zuletzt D. Med. in Nuͤrnberg und An-
ſpach
ſcher Geheimerrath. Er hatte viel Praxis und
Patriotismus fuͤr Altorf, vermachte daher alles **) da-
hin, weil einer ſeiner Vorfahren da Profeſſor geweſen
war. Bis zu ſeinem Tode ſammelte er alle Schriften,
die in die Arzneiwiſſenſchaft, Naturgeſchichte, Chirurgie,
Phyſik, Mathematik einſchlagen, und alle Journale und
akademiſche Schriften. Nach ſeinem Tode ward alles
aus Nuͤrnberg auf das Kollegengebaͤude hierher gebracht,
aber in der groͤſten Unordnung, und ſo iſts noch. ***)

Auf
*) Der nachher nach Jena berufen worden iſt.
Herausgeber.
**) Auſſer 2000. Baͤnden, die er der Univerſitaͤt Erlan-
gen
vermachte. S. Hrn. Nicolai’s Beſchreibung ſei-
ner Reiſe durch Deutſchland ꝛc. 1. Band S. 171.
Herausgeber.
***) Dieſer Unordnung iſt ohne Zweifel nach der Zeit,
da der Verfaſſer hier war, abgeholfen worden, denn
Hr. Nicolai fand 1781. dieſe beinahe 24000. Baͤnde
ſtarke Bibliothek in 4. geraͤumigen Zimmern aufge-
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[77/0115] Nuͤrnberger, die jeden Strumpf dort flicken, jedes Hemd dort waſchen laſſen, und den groͤſten Theil ihrer Zeit da zubringen. Die 3. Profeſſores Theolog. ſind zugleich Prediger, muͤſſen Fruͤhkirche halten und mit zu jeder Leiche gehen. Das Rektorat iſt jaͤhrig. Das Kollegengebaͤude iſt ſchoͤn. Die Univerſitaͤt gibt viele Stipendien und Freitiſche; daher trift man hier eine Menge alter Kandidaten an. Nach einem Beſuche bei Hrn. D. Doͤderlein *) beſah ich Trew’s Bibliothek und Naturalienkabinet. Der Beſitzer war zuletzt D. Med. in Nuͤrnberg und An- ſpachſcher Geheimerrath. Er hatte viel Praxis und Patriotismus fuͤr Altorf, vermachte daher alles **) da- hin, weil einer ſeiner Vorfahren da Profeſſor geweſen war. Bis zu ſeinem Tode ſammelte er alle Schriften, die in die Arzneiwiſſenſchaft, Naturgeſchichte, Chirurgie, Phyſik, Mathematik einſchlagen, und alle Journale und akademiſche Schriften. Nach ſeinem Tode ward alles aus Nuͤrnberg auf das Kollegengebaͤude hierher gebracht, aber in der groͤſten Unordnung, und ſo iſts noch. ***) Auf *) Der nachher nach Jena berufen worden iſt. Herausgeber. **) Auſſer 2000. Baͤnden, die er der Univerſitaͤt Erlan- gen vermachte. S. Hrn. Nicolai’s Beſchreibung ſei- ner Reiſe durch Deutſchland ꝛc. 1. Band S. 171. Herausgeber. ***) Dieſer Unordnung iſt ohne Zweifel nach der Zeit, da der Verfaſſer hier war, abgeholfen worden, denn Hr. Nicolai fand 1781. dieſe beinahe 24000. Baͤnde ſtarke Bibliothek in 4. geraͤumigen Zimmern aufge- ſtellt, und in deren Mitte einen Saal, fuͤr die Natu- ralien,

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/115>, abgerufen am 23.11.2024.